Dienstag, 11. März 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen von Carina Warnstädt

 



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Dilara und Kater Frieder aus „Hilfe, meine Freundin ist ein Pferdemädchen“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Dilara macht es sich auf ihrem Bett bequem und Frieder springt neben sie, um sich einzurollen.
Dilara: Na klar. Ich habe gerade eh nichts Besseres zu tun.
Frieder: Und ich bin hier nur der Kater. Ich bin da, wo Dilara ist.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Dilara: Ich glaube, wir stellen uns mal gegenseitig vor, das ist nicht so komisch, wie über sich selbst zu reden. Also das da ist Frieder. Er ist mein Kater. Meine Eltern haben ihn mir geschenkt, als sie sich getrennt haben. Allerdings dachten wir damals noch, er sei eine Katze. Sorry fürs misgendern, Frieder!
Frieder: Tja, offensichtlich ist Dilara meine Angestellte. Mich hat ja niemand gefragt, ob ich hier leben will, aber wenn ich schon entführt werde, mache ich natürlich das Beste daraus. Dilara hält sich für eine wahnsinnig tolle Katzenversteherin, aber hat nicht mal gemerkt, dass ich ein Kater bin. Merkt ihr selbst, oder? Ansonsten … Keine Ahnung, sie quatscht viel über etwas, was sie Feminismus nennt und nervt mich extrem, seit sie Sommerferien hat und ständig in meinem Revier rumhängt.
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Dilara: Also das Buch verfolgt im Grunde mich und meine Freundschaft mit Rieke. Wobei das jetzt ziemlich langweilig klingt. Aber ihr müsst wissen, dass Rieke und ich einen ziemlich schwierigen Start hatten. Wir konnten uns wirklich gar nicht leiden! Tja, keine Ahnung, was dann schiefgegangen ist, aber irgendwie habe ich dann die Therapeutin für sie gespielt und bin sogar in ihrem Reitstall gelandet. Und der Rest ist Geschichte.
Frieder: Das waren jetzt aber sechs Sätze.
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Dilara: Pfft, garantiert! Ich meine, hast du das Buch gelesen? Sie quält uns geradezu emotional. Immerhin nicht körperlich. Also fast nicht.
Frieder: Sagt die, die im Müll gelandet ist und von mir massakriert wurde.
Dilara: Hey! Spoiler!
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Dilara: Auf jeden Fall das Ende! Leider hat unsere Autorin mir aber verboten euch zu sagen, was da passiert. Aber es ist ziemlich wholesome!
Frieder: Eine Lieblingsstelle? Nö. Ich finde nicht, dass ich so dargestellt wurde, dass es mir gerecht wird.
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Dilara: Einiges! Ich bin überzeugt, dass sie dieses Mal recht viel von sich selbst eingebracht hat. Ist ja auch nicht so schwer, wenn man zwei gegensätzliche weibliche Charaktere schreibt, die zusammengenommen auch noch einen Hund, eine Katze und ein Pferd haben. Da passt schon so einiges. Aber ich glaube, ich bekomme Ärger mit Carina, wenn ich zu viel darüber verrate, was sonst noch von ihr im Buch steckt.
Frieder niest mehrfach. Dazwischen murmelt er: Feminismus, Pferdemädchen, Charakter.
Dilara: Frieder! Du bist eine Katastrophe! Warum hat Carina eigentlich ausgerechnet dich ins Interview geschickt?
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?
Frieder: Ich würde sagen, sie hat keinen Blick dafür, wer der echte Star in ihren Büchern sein könnte. Und sie ist verdammt idealistisch. Ständig versucht sie, irgendwelche Werte oder Wissen über Tiere mit einzubauen. Als ob irgendjemand das lesen will. Meine Güte, wenn die Leute lernen wollten, würden sie ein Sachbuch kaufen!
Dilara: Na ja, also das kann ich so nicht unterschreiben. Ich finde es gut, dass sie ihre Werte vertritt. Sie hat nur manchmal einen seltsamen Humor. Eigentlich war ihr Plan ja, dass es nur ein lustiges Buch wird und dann hat sie irgendwo eine falsche Abbiegung genommen und wir sind bei diesem komischen Humor-Drama-Gemisch rausgekommen.
Frieder: Das wundert mich ja wieder gar nicht, dass du sie verteidigst. Merkst du eigentlich nicht, dass das, was du beschreibst, ziemlich sprunghaft ist?
Dilara: Und wenn schon!
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Frieder: Offenbar bekommen Kater kein Mitspracherecht, sonst wäre das ganze Buch vollkommen anders verlaufen.
Dilara: Tatsächlich stand der Titel im Vorfeld fest, aber er spricht mir aus der Seele. Ich meine, das ist ziemlich exakt das, was ich gedacht habe, als ich herausgefunden habe, dass Rieke Reiterin ist: Hilfe, meine neue Freundin ist ein Pferdemädchen!
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Dilara: Das Cover ist perfekt! Unsere Coverdesignerin hat uns optimal dargestellt.
Frieder: Ausnahmsweise keine Einsprüche. Ich werde sogar getragen, wie es mir gebührt!
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Dilara: »Was für einen Gottkomplex muss man haben, um sich auf ein Fluchttier zu setzen, das eine halbe Tonne wiegt?« – Dazu stehe ich übrigens immer noch! Reiten ist doch vollkommen bescheuert und selbstzerstörerisch!
Frieder: Das, bei dem Dilara endlich mal still ist. Oh, oder als sie ihre Mutter darum bat, mir einen Kumpel zu besorgen. Manchmal ist sie vielleicht doch nicht so dumm wie sie auf den ersten Blick wirkt.
Danke für das Gespräch
Dilara: Klaro! Schaut unbedingt mal auf meinem Blog vorbei! Dilara Dreams.
Frieder: Du weißt schon, dass der rein fiktiv ist und nicht wirklich existiert, oder?
Dilara: Du bist fiktiv!
Frieder: No shit, Sherlock! Jetzt schnallt sie es auch endlich.
Und wenn sie nicht gestorben sind, diskutieren sie auch noch, wenn du das Buch liest.

Montag, 10. März 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Tödliches Familienidyll von Anja Sietz

 



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Protagonistin Walburga und ihrer Autorin, um mit ihnen über das Buch „Tödliches Familienidyll“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Beide lächeln freundlich und nicken.
Da ich gerade lange mit deiner Autorin gesprochen habe, wäre es toll, wenn du dich meinen Lesern vorstellen würdest, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Natürlich, das mache ich gern. Ich bin Walburga Yeboah und studiere Medizin an der hiesigen Uni im ersten Semester. Ich bin die Schwester von Uwe, Sünjes Kollege. Und falls du dich fragst: Walburga ist althochdeutsch und bedeutet „Herrscherin einer Burg“ und hat nichts mit dem Land meiner Eltern zu tun. Unsere Eltern meinten es nur gut, als sie Uwe und mir typisch deutsche Vornamen gaben. (Walburga seufzt und schüttelt leicht den Kopf.) Wir freuen uns für Paul, dem Nachzügler. Namenstechnisch hat er Glück gehabt. Wirklich.
Beschreibt uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen.
Krass. Unglaublich. Ich bin voll am A… Also ich rutsche mit dem Oldtimer meines Bruders nicht nur in einen Graben, sondern auch gleich in Sünjes Alptraum hinein. Die ist ein paar Tage vorher verschwunden und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil meine Nerven gerade blank liegen und ich ihr gegenüber vielleicht nicht ganz fair war. Aber hey… im Vergleich zu Sünjes Problem ist meines regelrecht … anders.
Glaubst du macht es der Autorin mehr Spaß dich durch leichte, einfache oder schwierige, düstere Situationen zu führen? Hat er dich richtig eingeschätzt?
Anja? (Walburga wirft Anja einen vielsagenden Blick zu, die beschämt zu Boden blickt.) Definitiv dunkel, schwierig und richtig kranke Situationen. Und ohne jegliche Vorwarnung. Einfach so – schwups bin ich im Geschehen. Dabei ist mein Problem schon richtig heftig, aber nein, Anja nimmt darauf keine Rücksicht. Ich erlebe den blanken Horror und kann nichts dagegen machen.
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch?
Ja, die Stelle, wo ich nach Hause komme und Uwe und Paul beim Vier Gewinnt Spiel beobachte. Gosh, da war die Welt noch in Ordnung – im Vergleich zu dem, was noch passieren würde. (Blick auf Anja) Und das verzeihe ich dir nicht so schnell. Selbst deine Mutter hat dich gebeten den späteren Teil der Geschichte umzuschreiben. Aber du nur so – Nö.
Was glaubst du, wie viel Anja steckt in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter? Hat er alles gefunden oder gibt es da noch etwas verstecktes?
Oh, da steckt viel drin. Lass´ mich überlegen: Sie wohnt zur Miete, hatte sich während der Pandemie den Fuß gebrochen und brauchte Heparin-Spritzen. Rate mal, ob sie die Dinger …
Anja fällt ihr ins Wort: Ähm, das interessiert die Leute bestimmt nicht.
Walburga: Na ja, auf jeden Fall steckt sehr viel Anja im Buch. Ihr werdet staunen.
Wie würdest du deine Autorin beschreiben?
Uh… trotz der Dinge, die meiner Familie passieren… Sie ist engagiert, hartnäckig und korrekt. Anja nimmt die Sache ernst, verliert dabei zum Glück nicht ihren Humor.
Weißt du, wie es zu dem Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert? Hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht?
Nein, Mitspracherecht hatte ich nicht. Keiner von uns. Der Arbeitstitel lautete für lange Zeit „Die Heimsuchung“. Später stand fest, dass das Wort ´Familie´ drin vorkommen sollte. Krank, wenn du mich fragst, aber nun gut. Und ein zweites, dunkles Wort sollte im Kontrast dazu stehen. So kam der Titel zu Stande.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Walburga: Auf dem Foto sind nur weiße Menschen zu sehen, das hat mich am Anfang etwas gestört. Aber dann fiel mir ein, dass es kein Foto von Sünje und mir oder Uwe gibt und deshalb bin ich fein damit.
Anja: Auf dem Foto sind zwei Frauen und drei Männer, was leider nicht ganz deutlich wird. Aber das ist der Realität geschuldet. So ist das nun mal.
Was ist jeweils euer Lieblingszitat aus dem Buch?
Walburga: „Krümel sollte leben!“
Anja: Mein Lieblingszitat beginnt auf Seite 5 und endet auf Seite 295.
Walburga: Anja, das meint Claudia nicht. Sie möchte wissen…
Anja: Ich weiß, aber ich kann mich nicht entscheiden.
Danke für das Gespräch.

[Autoreninterview] Anja Sietz


Autoreninterview
Anja Sietz

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mein Name ist Anja Sietz und mein Lebensmittelpunkt ist in Hamburg. Ich bin Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und derzeit erschein mein erster Thriller, der dir das Blut in den Adern gefrieren lassen wird.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Eine Freundin in Dänemark, die selbst bereits mehrere Bücher geschrieben hat, hat mich motiviert mit dem Schreiben zu beginnen. DEN ausschlaggebenden Moment gab es nicht. Plötzlich war die Idee geboren. Ich wusste, wem etwas passiert. Das Warum kam erst später hinzu.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
„Tödliches Familienidyll“ in mein Debüt. In dem Thriller geht es um dunkle Gedanken und grausame Logik. Das Besondere: Ich zeige keine polizeiliche Ermittlungsarbeit. Die lesende Person erlebt das Geschehen aus Sicht der Opfer.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, aber noch nicht richtig intensiv. Es geht um eine Frau – Mitte vierzig – die sich um ihre demente und verwitwete Mutter kümmern muss. Plötzlich ist das Leben beider Frauen in Gefahr und die Vergangenheit der Eltern holt sie ein. Das ist die Grundidee. Gerade sammle ich jede Menge Ideen und Möglichkeiten.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie, höre beim Autofahren bevorzugt Hörbücher, lese Thriller und gehe mit Freunden ins Kino oder Theater. Eine Auszeit vom Alltag ist mein ehrenamtliches Engagement in der mobilen Hospizarbeit. Er schenke ich meine Zeit Menschen in der letzten Phase ihres Lebens.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Einen bestimmten Autor, den ich bevorzugt lese, habe ich nicht. Bücher müssen mich auf den ersten Seiten in ihren Bann ziehen, da ist mir der Name der schreibenden Person egal. Ich finde Krimis und Thriller, die in Skandinavien spielen meist recht düster – genau das ist mein Geschmack.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Meist schreibe ich an meinem Arbeitsplatz, bei dem das kreative Chaos durchweg die Oberhand behält. Kommt mir im Alltag eine Idee, schreibe ich sie ins Handy oder mein Notizbuch, welches mich eigentlich immer begleitet. Zum Glück habe ich es noch nie verlegt. Der Finder würde sich über die Inhalte sehr wundern, wenn er Einträge wie „Im Keller an die Heizung gefesselt“ lesen würde.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Tagsüber kümmere ich mich um herausfordernde Situationen Anderer und unterstütze sie diese Situation (hoffentlich) langfristig zu meistern. Nach Feierabend werden „die Anderen“ durch meine Familie ersetzt. Ablenkung erhalte ich beim Schreiben, bei Treffen mit Freunden und bei meiner ehrenamtlichen Hospizarbeit, die mir sehr am Herzen liegt.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
In beiden Fällen ist es der Thriller. Gute Thriller entführen mich aus meinem Alltag heraus und ich habe die Gewissheit, dass die Hauptperson immer heil aus der Geschichte kommt. Beim Schreiben versuche ich diesem Motto treu zu bleiben und es bricht mir das Herz, wenn eine liebgewonnene Person am Ende des Buches nicht mehr dabei ist.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Bevor du über die Brücke gehst, musst du wissen, woher du kommst.“ – Ich finde dieses Sprichwort auch sehr inspirierend und habe es für mich unter `türkisches Sprichwort´ abgespeichert. Allen türkischsprachigen Personen, denen ich davon erzählte, kannten es jedoch nicht. Vielleicht kommt es aus einer anderen Sprache, aber trotzdem… ich mag die Weisheit, die darin enthalten ist.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Landschaftlich bin ich nicht an ein bestimmtes Land gebunden. Bisher erlebte ich überall, wo ich bereits war, wunderschöne Momente, die sich mir im Herzen festgesetzt haben und Menschen, die meine positiven Einstellungen im Leben teilen.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Das kommt wohl ganz auf die Situation und die Art der Übermittlung an. Nehmen wir die Buchveröffentlichung als Beispiel: es gibt Menschen in meinem Umfeld, die nicht müde werden mich auf Rechtschreibfehler oder (vermeintliche) Denk-Fehler anzusprechen und sie alles anders gemacht hätten. Diese Menschen haben kaum oder nie positives Feedback gegeben. Gräme ich mich deswegen oder halte ich mein Projekt auf Grund ihrer Aussagen für gescheitert? Nein.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Zuerst wollte ich mir einen Verlag versuchen. Diesen Plan habe ich jedoch nie wirklich verfolgt. Ich sehe im Selfpublishing die Möglichkeit viel zu lernen, auch wenn ich alle Dienstleistungen (Lektorat, Coverdesign, Korrektorat) aus eigener Tasche bezahlen musste. Nun weiß ich, welche Aufgaben mir gefallen und welche ich beim nächsten Projekt definitiv (wieder) auslagern werde.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ich freue mich, wenn Euch „Tödliches Familienidyll“ gefällt.

Sonntag, 9. März 2025

[Schnipseltime] Bansi von Michael Karl


 

..Die Tür der Burgerbraterei stand einladend offen, und der Duft frisch zubereiteter Speisen empfing uns. Links zog sich die Bedienungstheke entlang, während an der Wand hohe Tische mit Barhockern aufgestellt waren. Zwei Gäste im hinteren Bereich genossen bereits ihre Mahlzeit, ihre auffällige Kleidung und Frisuren ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um Punks handelte. Nach einer kurzen Wartezeit wurden unsere Burger mit Pommes und Cola fertiggestellt, und wir nahmen auf den Hockern Platz. Der Geschmack der saftigen Burger und knusprigen Pommes erfüllte die Erwartungen, eine stille Freude, die uns für einen Moment aus dem Alltagstrott entrückte.

 

Aus den Augenwinkeln nahm ich Bewegungen wahr, als sich die Punks erhoben, doch bevor sie den Laden verlassen konnten, drang eine Stimme an mein Ohr, „Hi, sag mal, kann es sein, dass ich dich vor ein paar Tagen in Memmingen bei den Straßenjungs gesehen habe?“ Überrascht sah ich auf und fand mich den fragenden Augen eines der Punks gegenüber. Er lächelte unsicher, sein Blick suchte nach Bestätigung. Der Sprecher war etwa 1,75 m groß, seine violette, wild frisierte Haarpracht auf der einen Seite abrasiert. Betonte Augen mit Kajal und eine Lederjacke, die mit Stickern übersät war, erzählten von einer rebellischen, individualistischen Persönlichkeit. Darunter trug er ein pinkes Shirt, kombiniert mit karierten Hosen und schweren Springerstiefeln, ein Look, der auffiel und sich selbstbewusst zeigte. Sein Begleiter, mit stachelfrisierter Frisur und massiver Gliederkette um den Hals, trug verwaschene Jeans in die typischen Stiefel gesteckt. Die beiden wirkten wie ein Statement gegen die Norm.

 

Bejahend erwiderte ich den Gruß, und in seinem Gesicht zeigte sich eine Spur Erleichterung. „Auf dem Parkplatz nach dem Konzert, kann es sein, dass ihr da einen Joint geraucht habt?“, setzte er nach. Für einen Moment stutzte ich, ertappt. Bevor ich reagieren konnte, mischte sich Klaus ein, „Dann mal raus mit der Hundemarke“, witzelte er, wobei uns beiden der Gedanke kam, dass es sich um einen Zivilpolizisten handeln könnte. Doch der Punk schüttelte schnell den Kopf. „Nein, ich hab nichts mit den Bullen am Hut. Bin der Pit, und mein Kumpel hier heißt Ralf. Ich dachte nur, wenn du der aus Memmingen bist, dass du vielleicht etwas Dope übrig hast.“ Mit einer Mischung aus Vorsicht und Lockerheit antwortete ich ausweichend, und schließlich verabredeten wir, vor der Tür weiterzusprechen. Klaus, sichtlich amüsiert, kommentierte trocken, „So lernt man Kundschaft kennen!“ Nach dem Essen machten wir uns zu den beiden vor dem Laden wartenden Punks auf.

 

Pit nahm das Gespräch wieder auf und entschuldigte sich für seine vorangegangene Frage, die ihm offenbar etwas unangenehm war. Klaus reagierte gelassen, „Alles gut, kein Problem.“ Dann fügte er hinzu, „Wie können wir helfen?“ Pit schilderte seine Situation. „Wir sind auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty, nicht weit von hier. Alkohol haben wir mehr als genug, aber Dope fehlt uns komplett. Als ich dich gesehen habe, dachte ich, ich frag einfach.“ Dabei richtete er seinen Blick direkt auf mich. Ich fragte neugierig, „Können wir vielleicht mit zur Party kommen?“ Ein breites Lächeln erschien auf Pits Gesicht. „Klar, ihr seid jederzeit willkommen, vorausgesetzt, ihr bringt Dope mit.“ Seine direkte Art ließ uns schmunzeln, und da sowohl Klaus als auch ich einen guten kanten Hasch dabei hatten, stand dem spontanen Abenteuer nichts mehr im Weg. So machten wir uns zu viert auf in Richtung Marienplatz.

 

Wir gingen die Straße hoch, überquerten den Marienplatz und bogen in die Marktstraße ein. Schließlich blieben wir vor einem unscheinbaren Hauseingang stehen, und Pit drückte die Klingel. Kurz darauf summte die Tür, und wir traten ein. Im Treppenhaus war die Party bereits spürbar, laute Musik, Stimmengewirr und Gelächter drangen nach unten. Als wir den ersten Stock erreichten, begegneten uns ein paar Pärchen, die auf den Stufen saßen, Bier tranken oder sich intensiv unterhielten. Sie grüßten Pit und Ralf flüchtig, schauten Klaus und mich jedoch mit einem leicht irritierten Blick an. Höflich grüßten wir zurück und folgten den beiden weiter nach oben. Die Wohnung war geräumig, der Flur lang und gesäumt von Türen, hinter denen sich die Party ausgebreitet hatte. Links und rechts öffneten sich Räume, aus denen Lachen und Musik drangen. Bierkästen standen in den Ecken, und überall schien sich eine ausgelassene Stimmung breitgemacht zu haben. Pit und Ralf steuerten zielstrebig ein Zimmer an, aus dem besonders laute Musik und Partygetöse drangen.

 

Im Wohnzimmer angekommen, wurden Pit und Ralf sofort von einem großgewachsenen Punk begrüßt, der sie herzlich umarmte. Seine auffällige Erscheinung zog unweigerlich meinen Blick auf sich. Mit seiner beeindruckenden Größe von über 1,80 m und seiner wasserstoffblonden Stachelfrisur wirkte er wie eine Gestalt aus einer anderen Welt. Seine dunklen Augen, unterstrichen von schwarzem Kajal, hatten einen stechenden, fast magnetischen Ausdruck, der zugleich Selbstbewusstsein und Neugierde ausstrahlte. An seinen Ohrläppchen baumelten große Creolen, die seinem Look eine zusätzliche Note von Eigenwilligkeit verliehen. Sein Outfit unterstrich diesen Eindruck noch. Er trug ein ausgewaschenes weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Zombie Love“, verziert mit einer skurrilen Karikatur zweier Zombies im Bett. Dazu kamen schwarze Jeans, die lässig an seinen langen Beinen saßen, und die obligatorischen, abgewetzten Springerstiefel, die sein Erscheinungsbild abrundeten. Sein gesamtes Auftreten strahlte eine rebellische, zugleich aber auch charismatische Energie aus, die mich faszinierte.

 

Das vermeintliche Geburtstagskind, wie ich vermutete, schaute Dieter und mich mit einem schelmischen Lächeln an, fast so, als würde er uns für eine unerwartete Erscheinung halten. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich auf dieser Punk-Party mehr als fehl am Platz. Pit flüsterte dem anderen etwas ins Ohr, und dessen Gesichtsausdruck hellte sich auf. Dann kam er auf uns zu und sagte mit lauter Stimme, "Hi, ich bin Jürgen, und das hier ist meine Party." Klaus und ich stellten uns vor und gratulierten ihm zu seinem Ehrentag. Jürgen nickte dankbar und forderte uns auf, ihm zu folgen. Wir verließen das Wohnzimmer und bogen in den Flur nach rechts, wo die Küche lag.

 

Die Musik in der Küche war etwas gedämpfter, was eine normale Unterhaltung ermöglichte. Bis auf drei Mädels, welche auf einer Eckbank saßen, war der Raum leer. Auf der Arbeitsplatte türmten sich mehrere Kartons Korn, und neben dem Kühlschrank standen fünf Kästen Bier. Von Essen war kaum etwas zu sehen, abgesehen von einer großen Schüssel mit Salzstangen, die auf dem Tisch thronte. Offensichtlich handelte es sich hier um eine klassische Bottleparty. Jürgen nahm am Tisch Platz, während wir uns auf der Eckbank niederließen. „Pit meinte, ihr habt Dope dabei?“, fragte er direkt. Klaus grinste und erwiderte, „Für die ganze Party?“ Jürgen zuckte mit den Schultern. „Wenn das möglich ist, wäre das natürlich großartig.“ Klaus nickte und fügte hinzu, „Dann brauchen wir aber Zigaretten oder losen Tabak, beides geht.“

 

Während wir unsere Haschkanten aus den Taschen holten, verschwand Pit kurz und kehrte mit einem frischen Päckchen Tabak zurück. Alle Augen waren auf uns gerichtet, als Klaus und ich routiniert anfingen, das Hasch zu flocken und in Zigarettenpapier zu drehen. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir achtzehn Joints gebaut, die Klaus mit einem zufriedenen Nicken beiseitelegte. Zusätzlich baute ich zwei Haschtulpen, eine als Geschenk für Jürgen und die andere für die Mädels, die uns seit unserem Eintreten neugierig beobachtet hatten. Die Freude der drei war offensichtlich, und auch Jürgen schien sichtlich gerührt von der kleinen Geste.

 

Pit und Ralf nahmen die meisten der Joints und begannen, sie an die Gäste in den anderen Zimmern zu verteilen. Die Stimmung in der Küche wurde zunehmend lockerer. Jürgen stellte uns zwei offene Flaschen Bier hin, und schließlich wurden auch Schnapsgläser mit Korn herumgereicht. Ein süßlich-herber Duft breitete sich langsam in der gesamten Wohnung aus, und ich spürte, wie die letzten Reste von Anspannung von mir abfielen.

 

Jürgens Augen funkelten vor Begeisterung, als er uns mit einer einladenden Geste aufforderte, ihm zu folgen. Direkt neben der Wohnungstür blieb er vor einer verschlossenen Tür stehen und zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Mit einem leisen Klicken drehte er den Schlüssel im Schloss und öffnete die Tür. "Kommt rein," sagte er, und wir traten ein. Der Raum war in sanftes, indirektes Licht getaucht, das von einer dezenten Beleuchtung an den Wänden ausging. Ein Fenster, das sich mehrere Meter entfernt auf die Straße hinaus öffnete, bot einen Blick auf eine gegenüberliegende Häuserfassade, leicht erhellt von den Straßenlaternen. Davor stand ein schlichter Schreibtisch mit ein paar verstreuten Papieren. In der Mitte des Raumes dominierte ein runder Esstisch mit fünf Stühlen, über dem eine Lampe mit einem Gegengewicht hing, die sich auf die gewünschte Höhe einstellen ließ.

 

Doch es waren die beiden wuchtigen Holzunterschränke, die sich entlang der Wände erstreckten, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Was das Bild komplettierte, waren die durchsichtigen Boxen, die in makelloser Symmetrie auf den Unterschränken gestapelt waren. Sie bildeten zwei akkurate Reihen mit insgesamt fünfzig Behältern wie ich abzählte. Jede Box bot ein eigenes kleines Universum, und wir ahnten bereits, dass uns hier etwas Ungewöhnliches erwartete. Jürgen schloss die Tür hinter uns und schob den Lärm der Party damit in einen gedämpften Hintergrund. "Schaut euch ruhig um," sagte er, und wir traten näher. Als wir die Boxen genauer betrachteten, wurden die darin enthaltenen Geheimnisse offenbar, riesige, haarige Spinnen, die regungslos in Blättern, kleinen Höhlen oder kunstvoll gestalteten Behausungen saßen.

 

Mein Magen krampfte sich zusammen, während mein Puls schneller wurde. Vogelspinnen. Mein Blick blieb an einer der Boxen hängen, in der eine besonders große Spinne hockte, ihre langen Beine sorgfältig unter ihren Körper gefaltet. Eine kalte Gänsehaut kroch mir den Rücken hinauf, während ich versuchte, die starren Augen der Kreatur zu ignorieren, die uns durch die durchsichtigen Wände zu fixieren schienen. Ich dachte unwillkürlich zurück an meine Kindheit. Haustiere waren bei uns immer etwas Normales gewesen, Hunde, Katzen oder ein Wellensittich.

 

Namentlich "Hansi" genannt, den uns eine verstorbene Tante hinterlassen hatte. Er war schon recht alt, als er zu uns kam, und verbrachte nicht lange Zeit in der Familie. Eine Tragödie ereignete sich an einem Wochenende, als wir nach dem Frühstück die Küche verlassen hatten. Mein Onkel hatte eine halbvolle Kaffeetasse auf dem Tisch stehen lassen. Meine Tante erzählte uns später, was passiert war: Hansi hatte versucht, daraus zu trinken, und war bei dem Versuch ertrunken. Wir legten ihn in eine mit Stoff ausgekleidete Pralinenschachtel und beerdigten ihn hinter den Garagen im Hinterhof. Die Trauer war damals begrenzt, angesichts seiner kurzen Zeit bei uns.

Aber diese stillen, achtbeinigen Wesen waren mir so fremd, dass ich nicht wusste, ob mich die Faszination oder die Beklemmung mehr beherrschte. Jürgen durchbrach die Stille mit einem leisen Lachen. "Das sind meine Schützlinge," erklärte er, während er an einer der Boxen stehen blieb. "Ich habe 42 Exemplare, jede davon eine andere Art." Seine Stimme schien von Stolz durchdrungen, während er uns einlud, die Behälter genauer zu betrachten. Es war eine seltsame Mischung aus Neugier und Unbehagen, die mich erfasste. Das Alkohol- und Haschgemisch in meinem Körper schien die surrealen Eindrücke noch zu verstärken, und ich fand mich in einem tranceähnlichen Zustand wieder. Jede Box enthielt ein lebendes, achtbeiniges Puzzle aus Schwarz, Braun oder tiefem Rot. Die Details ihrer Behausungen waren ebenso faszinierend wie beängstigend.

 

Schließlich führte Jürgen uns an den Tisch und schaltete die Deckenlampe ein, die einen hellen Lichtkegel direkt auf die Tischmitte warf. Die plötzliche Helligkeit verstärkte die Spannung im Raum. Ohne große Vorwarnung öffnete Jürgen eine der Boxen und holte behutsam eine Spinne heraus. Sie war kleiner als die anderen, die ich zuvor gesehen hatte, aber dennoch beeindruckend. Er setzte sie vorsichtig in die Mitte des Tisches, und ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Ihre Beine, die sich mit fast schon eleganter Präzision bewegten, waren schwarz mit leuchtend rot-orangen Akzenten. Die Härchen auf ihrem Körper schienen im Licht zu schimmern, und ich konnte die winzigen Bewegungen ihrer Fresswerkzeuge erkennen.

 

"Das ist Waldburga," erklärte Jürgen mit einem Lächeln. "Sie kommt aus Mexiko und ist schon seit über zehn Jahren bei mir. Keine Sorge, sie hat heute schon gefressen." Er sprach mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass ich mich fast sicher fühlte, aber nur fast. Klaus lehnte sich vor, sein Kinn auf die Hände gestützt, und starrte die Spinne unverwandt an. Ich tat es ihm nach, obwohl mein Herz dabei unkontrolliert pochte. "Glaubst du, sie würde Eier in meinen Mund legen, wenn ich ihn offen lasse?" fragte Klaus plötzlich und brach damit die Spannung. Ich schnappte überrascht nach Luft, bevor ich lachend erwiderte, "Du hast eindeutig zu viele Alien-Filme gesehen." Jürgen erklärte uns belustigt, dass Vogelspinnen sich nicht auf diese Weise fortpflanzten. Trotzdem schaffte es die Bemerkung, die Atmosphäre zu lockern.

 

Klaus, mutiger als ich, fragte schließlich, ob er die Spinne einmal halten dürfe. Jürgen nickte und hob die Spinne vorsichtig auf, um sie Klaus auf die Hand zu setzen. "Sei einfach ruhig, und vermeide plötzliche Bewegungen," riet er, während die Spinne auf der Hand langsame Bewegungen machte. Der Gesichtsausdruck von Klaus war eine Mischung aus Ehrfurcht und Anspannung, und ich konnte nicht anders, als ihn bewundernd zu betrachten. Als Jürgen sich dann an mich wandte und fragte, ob ich es auch versuchen wolle, war ich zunächst unentschlossen. Schließlich wollte ich aber nicht als Spielverderber dastehen. "Okay, mach mal," stieß ich zögerlich hervor.

 

Die Spinne fühlte sich leichter an, als ich erwartet hatte, fast wie ein Wollknäuel, aber die Wärme ihres Körpers war spürbar. Ihre kleinen Schritte über meine Haut waren wie ein elektrisierendes Kribbeln. Ich wagte kaum zu atmen, aus Angst, sie zu erschrecken. Nach ein paar Sekunden hob Jürgen sie wieder von meiner Hand und setzte sie zurück in ihre Box. "Die alte Dame hat genug Aufregung für heute," sagte er mit einem Augenzwinkern. Klaus nickte anerkennend und erklärte, "Das war wirklich unglaublich!" Ich stimmte zu, noch immer von dem Erlebten überwältigt, "So etwas vergisst man sein Leben nicht."

 

Jürgen strahlte förmlich vor Freude über unsere Reaktionen. Sprachlos und beeindruckt von dieser unerwartet intensiven Erfahrung, standen wir schließlich von den Stühlen auf. Noch einmal betrachteten wir die faszinierenden Vogelspinnen, bevor Jürgen uns weiter in die Welt seiner Sammlung einführte. Seine Begeisterung für jedes Detail war ansteckend, und wir lauschten gebannt seinen Erklärungen, während unsere Neugier immer weiter wuchs. Schließlich fragte er verschmitzt ob wir Durst hätten. Das trockene Gefühl in meiner Kehle ließ keine Zweifel an meiner Antwort zu. Nachdem Jürgen die Tür des Spinnensaals geschlossen hatte, traten wir zurück in die Küche und ließen diesen kuriosen, beeindruckenden Raum hinter uns.

 

In der Küche war das Bild fast unverändert. Die drei Mädels saßen noch immer eng beieinander auf der Bank, doch sie wirkten jetzt merklich betrunkener und vernehmlich bekifft , ihre Lauten Stimmen und trägen Bewegungen deutlich wahrnehmbar. Pit und Ralf rauchten den letzten Joint, als wir wieder zur Tür hereinkamen, und begrüßten uns mit einem freundschaftlichen „Hallo.“ Klaus und ich nahmen unsere Plätze an der Gruppe wieder ein, während Jürgen mit frisch geöffneten Bieren zurückkehrte und sich zu uns gesellte. Pit erkundigte sich nach unserem Ausflug, und die begeisterten Antworten ließen ihn grinsen. Die Atmosphäre war von einer spürbaren Verbundenheit erfüllt, die durch das Teilen dieser außergewöhnlichen Erfahrung entstanden war.....

 

[Buchvorstellung einmal anders] Bansi von Michael Karl


 
Buchvorstellung einmal anders

Nach dem Autoreninterview drückt mir Michael seinen Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch des Autors „Bansi“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist er weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da klettert jemand aus dem Buch und setzt sich zu uns.

Wer bist du denn? Willst du dich den Besuchern des Blogs vorstellen?
Ich bin Bansi, ein 24-jähriger junger Mann, geprägt von geringem Selbstbewusstsein, einem tiefen Urmisstrauen gegenüber allem und jedem, introvertiert und mit einer auffälligen Neigung zu allen Betäubungsmitteln, welche die Welt zu bieten hat.
Herzlich Willkommen, Bansi. Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
Das können wir gerne machen. Ich bin ja gerade erst aufgestanden und daher noch ziemlich frisch und klar im Kopf.
Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Es ist immer eine Freude, mit jemandem zu plaudern, der so begeistert und leidenschaftlich dafür kämpft, Büchern und ihren Inhalten ihren festen Platz in dieser Welt zu sichern.
Bansi haben wir schon kennengelernt. Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
In mir brodelt ein ganzes Universum, und es geht nicht nur um Bansi. Auf seiner Reise wird er von vielen einzigartigen Begleitern unterstützt, einer Königin und einem Granada sind nur zwei von ihnen.
In meinen Seiten finden sich tiefgründige Themen. der Sinn des Lebens, die Kraft der Freundschaft und das Streben nach Lebensmut, Geborgenheit, Zufriedenheit und Glück.
Es geht um das Spiel zwischen Dunkelheit und Licht, Schmerz und Liebe, Selbstzweifel und Vertrauen, und nicht zuletzt um den Zwiespalt zwischen Selbstzerstörung und der Entfaltung von Lebensfreude.
Ich glaube, dass all diese Aspekte in jedem von uns mehr oder weniger ausgeprägt sind, genauso wie sie in mir selbst zu finden sind.
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da ihr ja auch viel mit dem Autor zusammenarbeiten musst, könnt ihr uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Protagonist genau so?
Als junger Mann, der ich bin, geprägt von wenig Lebenserfahrung, Selbstzweifeln und vielen Ängsten, war der Weg, den er mich und die anderen Protagonisten beschreiten ließ, ein steiniger, von Dornen durchzogener Pfad, der uns immer wieder herausforderte und an unsere Grenzen brachte.
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Die ganze Mühe, der Stress und die Strapazen hatten sich ausgezahlt. Wir umarmten einander im Siegestaumel, beglückwünschten uns, tanzend, johlend wie kleine Kinder am Weihnachtstag. Dieter zog wie ein Magier die Packung Vanillekekse aus der Jackentasche, welche er seit dem Morgen wohl behütet hatte. Die perfekte Ergänzung für eine Dose Energy. Wir gingen in die Garage, setzten uns zusammen und noch mehr Dosen wurden geöffnet und damit feierlich Angestoßen. Ich lehnte mich zurück, eine angenehme Wärme breitete sich in mir aus.
Dieses Zuhause hatte keine Fenster. Keine Tapeten. Keine Blümchengardinen oder geschmückten Regale. Und doch war es das gemütlichste Wohnzimmer, welches ich mir vorstellen konnte. Denn hier saß meine Familie. Nicht durch Blut verbunden, sondern durch Vertrauen, Loyalität und die Gewissheit, dass wir füreinander einstehen würden. Ein Leben außerhalb der Normen. Ein Leben, das nicht auf Papier passte. Aber hier gab es keine Dunkelheit für mich, kein Verzagen, kein Zögern, keine düsteren Gedanken. Hier gab es nur uns. Und in diesem Moment gab es nichts, was ich mir mehr hätte wünschen können.
Wisst ihr wie viel Michael tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?
Ich bin er und er ist ich, nur das er inzwischen dreißig Jahre älter ist als ich.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller den Autor beschreiben?
Der heutige „Autor/Bansi“ ist ein ganz anderer als ich in den neunzigern. Mit einer unstillbaren Neugier, kreativen Ideen und einem Humor, welches alles in hohem Maße in ihm steckt, hat er inzwischen einen klareren Blick auf seine Vergangenheit entwickelt.
Das einst so ausgeprägte Selbstmisstrauen, die gewollte Zurückgezogenheit und das ständige Misstrauen hat er auf ein verträgliches Maß reduziert, das nun etwas mehr Frieden als Last bedeutet.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Da Bansi mein Name ist gab es da nicht viel zu überlegen ;-)
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Bansi, „Das Cover, dieses faszinierende Spiel aus Hell und Dunkel, stammt übrigens von unserem eigenen Schöpfer. Es ist inspiriert von der Ästhetik des ‚Film Noir‘ aus den Vierzigern, und da der Pessimismus in meiner Geschichte eine zentrale Rolle spielt, finde ich, dass es einfach perfekt passt.“
Bansi stupst das Buch an.
Buch, „Natürlich, alles Wichtige ist da, Mann, Auto, Baum. Klar, ein kleiner Hinweis auf mich. Baum, Papier, du verstehst schon!“ Es kichert verhalten. „Und düster... aber so düster bin ich ja gar nicht, wenn man genau reinschaut.“
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
„Die Königin hat das Koks mitgehen lassen.“
Nun betritt der Autor wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch und sein Hauptcharakter antworten. Leise flüstere ich den beiden noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«

Dann wende ich mich dem Autor zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«
„Jederzeit gerne wieder!“

[Autoreninterview] Michael Karl


Autoreninterview
Michael Karl

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Michael Karl, „Bansi“ ist mein Spitzname aus der Jugendzeit.
Geboren 1969 in Friedrichshafen am Bodensee, aufgewachsen in Ravensburg, hat es mich vor fast dreißig Jahren in die Nähe von Nürnberg verschlagen.
Mein beruflicher Weg war vielschichtig. Von einer abgeschlossenen Konditorenausbildung über ein Studium zum Handelsfachwirt bis hin zu einer längeren Selbstständigkeit in der Textilbranche.
Seit einigen Jahren widme ich mich dem sozialen Dienst (Betreuung), insbesondere der psycho- biografischen Arbeit von Menschen mit allen Arten von Demenz.
Neben meiner Tätigkeit in einer spezialisierten Abteilung begleite und berate ich auch im privaten Umfeld Betroffene sowie deren Angehörige.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Die Trennung von meiner Partnerin, die Pandemie und das daraus resultierende monatelange Berufsverbot stellten eine herausfordernde Zeit für mich dar.
Ich nutzte diese teils depressive Phase, nach längerem um mich beruflich umzuorientieren. Mit Fort- und Weiterbildungen in den Bereichen Soziales, Betreuung, Tiefenpsychologie und psycho-biografische Arbeit, die meinen beruflichen Weg nachhaltig beeinflusst haben.
Dabei begann ich, meine Vergangenheit niederzuschreiben, zu reflektieren und zu ordnen. Was zunächst ein persönlicher Prozess war, entwickelte sich schließlich, auch durch das bestärkende Zureden meines Freundeskreises, zu einem Buch.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Eines „Bansi“
Es ist ein Blick in meine Vergangenheit.
Mein Buch bietet einen unverfälschten Einblick in einige prägende Wochen meiner Drogenvergangenheit, eine Zeit, die untrennbar mit den Herausforderungen einer schwierigen Kindheit und dem Verlust eines geliebten Menschen verknüpft ist.
Die Orte, die Menschen und die Ereignisse sind real, jede Zeile basiert auf tatsächlichen Erlebnissen.
Jedes Wort, das ich niedergeschrieben habe, ist mehr als nur eine Erinnerung, es ist ein essenzieller Bestandteil meiner Geschichte und meines Weges.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, mein neues Werk trägt den Titel „Bansi II – Durchgebrannt“ und soll, wenn alles nach Plan läuft, in den kommenden Wochen als Manuskript abgeschlossen sein.
Diesmal nehme ich die Leser mit auf eine mehrmonatige Flucht ins Ausland (so passiert), ein Abenteuer, das ich gemeinsam mit einem Freund erlebte. Das Buch markiert das Ende meiner jugendlichen Reise, schließt offene Kapitel aus dem ersten Teil und liefert Antworten auf entscheidende Fragen.
Was wurde aus den Protagonisten? Wie verlief mein Abschied von den Rauschmitteln? Und was bewegte mich schließlich dazu, Ravensburg hinter mir zu lassen?
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Kreativität in all ihren Formen ausleben, sei es beim Schreiben, Malen, Backen, dem Gestalten von Tischlampen oder vielen anderen Projekten, die meiner Fantasie freien Lauf lassen.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Hörbücher und dies fast täglich.
Science Fiktion – Perry Rhodan
Thriller – Chris Carter, Cody McFadyen
Steven King
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Mein Arbeitsplatz ist einfach gehalten und funktional, ein bequemer Bürosessel, ein einfacher Schreibtisch und eine Tastatur. Nichts Extravagantes, aber genau das, was ich brauche. Am liebsten tippe ich meine Gedanken in ein schlichtes Word-Dokument, ohne Ablenkung, damit ich mich ganz auf den Inhalt konzentrieren kann.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Mein Tag beginnt meistens zwischen sieben und acht Uhr, wenn mein Kater „Kessler“ sich vor der Schlafzimmertür bemerkbar macht und mit lautem Meckern sicherstellt, dass ich nicht länger im Bett bleibe.
Nach meiner Morgenroutine und einem gemütlichen Frühstück, je nachdem, wie der Tag strukturiert ist, schreibe ich entweder eine neue Szene oder mache mich auf den Weg, um einen meiner betreuten Klienten zu besuchen. Dort unterstütze ich sie im Alltag, bei Terminen, Aktivierungen oder auch bei Übungen zur Koordination, Kraft, Gedächtnis und Gleichgewicht.
Ab und zu Pilates, und ab Mitte des Jahres steht Yoga auf meiner Liste der Dinge, die ich mal ausprobieren möchte.
Im Früh- oder Spätdienst plane und leite ich zudem Gruppenangebote oder Veranstaltungen in einer Senioreneinrichtung. Ein zentraler Bestandteil meines Alltags ist die psycho-biografische Arbeit, bei der ich mich mit den Bewohnern und deren Lebensgeschichten beschäftige. Dazu gehört auch die Einstufung der Bewohner nach dem Böhm-Konzept sowie die Sterbebegleitung. Nicht zuletzt berate und betreue ich Angehörige, die mit den Veränderungen ihrer Liebsten versuchen umzugehen.
Abends gönne ich mir eine Auszeit, indem ich mit Freunden chatte, Streams schaue, Musik höre oder mich kreativ beim Schreiben austobe. Natürlich darf auch der entspannte Teil des Abends nicht fehlen. Kessler und ich lümmeln uns auf dem Sofa und lassen den Tag ausklingen.
Bevor ich ins Bett gehe, lausche ich noch gern dem Radio, sei es aktuelle Nachrichten oder ein spannendes Hörbuch, das mich mit auf eine Reise nimmt, in die Welt der Kleinkunst, auf die Abenteuer von Perry Rhodan oder in einen packenden Thriller.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Lesen: Gerne Science Fiction oder Thriller
Schreiben: Meine Lebensgeschichte
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Bansi II Durchgebrannt“
Noch nicht veröffentlicht
Ich habe es nicht unbedingt weit gebracht, aber ich denke ich bin doch recht weit gekommen, in dieser jugendlichen Selbstfindungszeit und den Wegen danach. Die über zwei Jahre meines Lebens mit Tod, Leid, Schmerz, Selbstzweifel und Selbstzerstörungstrieb hatten auch in vielen Momenten Licht, Liebe, Vertrauen, Zugehörigkeit und Lebensfreunde. Dieser kleine Funke Lebensmut, der immer in mir glimmt, oft fackelt und zaudert aber bis heute nie erloschen ist, trägt mich bis heute.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Mein Lieblingsland ist Deutschland, da ich fest davon überzeugt bin, dass nur wenige Länder weltweit einen vergleichbar hohen Lebensstandard und eine so beeindruckende Lebensqualität bieten wie dieses. Ich habe das Glück, in einem malerischen Dorf in unmittelbarer Nähe zu einer lebendigen Großstadt zu leben. Diese Lage verschafft mir die perfekte Balance zwischen der Ruhe des ländlichen Raums und den unzähligen Möglichkeiten, die eine Großstadt zu bieten hat.
Deutschland ist nicht nur das Land meiner Kindheit, sondern auch der Ort, an dem viele regionale Einflüsse meine Entwicklung geprägt haben. Diese vertraute Umgebung, die mit Sicherheit und Beständigkeit einhergeht, hat für mich als jemand mit einem Bedürfnis nach stabilen Verhältnissen besonders viel Bedeutung.
Schon in jungen Jahren hatte ich die Gelegenheit, die Welt zu bereisen und viele wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Diese Reisen haben meinen Horizont erweitert und mir tiefe Einblicke in unterschiedlichste Kulturen und Lebensweisen verschafft, die mein Verständnis und meine Wertschätzung für die Welt in ihrer Vielfalt geprägt haben.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Konstruktive Kritik auf Augenhöhe schätze ich sehr und nehme sie offen an.
Was sinnfreie Beleidigungen, unaufgeforderte Belehrungen oder unnötiges Einmischen betrifft, kann ich dieses jedoch sehr gut ausblenden.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Mein erstes Buch stieß auf viel wohlwollendes, positives Feedback seitens der Verlage, doch leider fand sich keiner, der es letztlich in sein Programm aufnahm.
Für mein fast abgeschlossenes Manuskript „Bansi II Durchgebrannt“ plane ich nun erneut, einen Verlag zu finden, der das Projekt aufgreift und mit mir zusammenarbeitet.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Schaut nach dem was euch glücklich und zufrieden macht!

Samstag, 8. März 2025

[Schnipseltime] Just one touch too much - Lubbock Firefighters 4 von Laura Lee Johnes und Holly O'Rilley


 

Röte stieg im Gesicht unseres Lieutenants auf. Der Kerl war etwa dreimal so breit wie ich und fast zwei Köpfe größer. Die Hände auf den Schreibtisch gestützt, beugte er sich weit vor.

„Was zum Teufel fällt euch beiden eigentlich ein?“, brüllte er los und wir zuckten zurück.

Wir, zwei gestandene Officers mit mehrjähriger Berufserfahrung, die es tagtäglich mit den übelsten Verbrechern aufnahmen. Die jederzeit, ohne zu zögern, bewaffneten Gangstern gegenübertraten. Vor nichts zurückschreckten, sofern nicht gerade Eigenschutz angesagt war.

„Mein bestes Team!“, wütete er weiter und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?“

Ich rutschte im Stuhl tiefer. Dass unser Lieutenant uns dermaßen zusammenstauchte, lauthals anbrüllte, hätte ich niemals von ihm erwartet. So kannten wir ihn nicht. Normalerweise war er trotz seiner einschüchternden Präsenz einer der gutmütigsten, nettesten Menschen, die man sich als Vorgesetzten wünschen konnte.

„Lieutenant Hernandez, es …“ Mir blieben die Worte im Hals stecken. Eigentlich wollte ich sagen, dass es uns leid tat. Aber warum eigentlich? Wir hatten schließlich nichts verbrochen.

„Raus! Alle beide! Sofort!“ Er deutete unmissverständlich auf die Tür.

„Jawohl, Sir“, kam es wie aus einem Mund von uns, während wir uns eilig aufrappelten und mit gesenkten Köpfen zur Tür hasteten.

Gerade hatte ich die Klinke ergriffen, ertönte ein lautes „Halt!“ hinter uns. Verwundert hielt ich inne.

[Buchvorstellung einmal anders] Just one touch too much - Lubbock Firefighters 4 von Laure Lee Johnes und Holly O'Rilley


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Lucy und Maddox aus „Just one touch too much“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorinnen zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Lucy: Wir haben zu danken. Ich selbst war ja schon mal bei dir, aber für Maddox ist es eine Premiere.
Maddox: Na, zwischen den vielen Firefightern und unserem Chefchen gehe ich immer ein wenig unter. Daher lieben Dank an dich, Claudia, dass ich mit dabei sein darf.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Lucy: Ich bin Officer Luy Hall, etwa seit 5 Jahren beim Lubbock Police Department. Meine Hobbys sind Pferde und Lesen und ich finde, es sollte viel mehr Männer wie Maddox oder unser Chefchen geben. Dann sähe die Welt viel besser aus.
Maddox: Wow, das freut mich zu hören. Okay, ich bin Officer Maddox Thompson, seit 7 Jahren Cop und mindestens ebenso lange auf der Suche nach einer Frau, die nicht nur Muskeln und Blender mag, sondern eher zu introvertiert tendierende, schüchterne Männer.
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Lucy: Nun, wir sind beide lange umeinander herumgeschlichen, mochten uns schon lange viel zu sehr. Doch richtig klar wurde uns das erst, als ein Einsatz schief ging, bei dem ich verletzt wurde. Maddox musste dabei ordentlich über seinen Schatten springen, um mir da helfen zu können.
Maddox: Was Frauen und besonders Lucy angeht, bin ich einfach viel zu schüchtern, um da groß die Initiative zu ergreifen. Doch nach diesem Zwischenfall war mir klar, ich sollte in die Gänge kommen, da unser Job einfach viel zu gefährlich ist, um etwas lange vor sich her zu schieben.
Glaubt ihr, macht es den Autorinnen Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Maddox: Also Laura begleitet uns ja schon im Hauptstrang der Serie eine Weile und ich weiß definitiv, dass sie das absolut nicht mag. Vieles ist halt einfach reales Leben, und da gibt es nicht nur Sonnenschein.
Lucy: Bei Holly bin ich mir da weniger sicher. So weit ich weiß, hat die schon einigen Charakteren ganz schön heftig zugesetzt. In dem Fall also klares Ja bei ihr.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Lucy: Meine ist definitiv die unseres ersten Kusses. Das kam einfach so über mich und war vermutlich deshalb so unvergleichlich schön.
Maddox: Ich war begeistert, wie Lucy auf meine eher spärlichen Erfahrungen mit Frauen reagiert hatte. Das hatte ich zuvor nie bei Frauen erlebt.
Was glaubt ihr, wie viel von euren Autorinnen steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Maddox: Ich vermute mal, dass ich besonders die zurückhaltende Art beider abbekommen habe. Da sind sie sich ziemlich ähnlich. Insgesamt … puh, ich kann das nur schwer beurteilen, aber Herzblut haben beide hiergelassen.
Lucy: Ich bin ebenso klein wie Holly und frech wie Laura, meinte unser Chefchen mal. Den Hang dazu, Leute mal voll aufs Korn zu nehmen, hat Thiago wohl von Laura abbekommen.
Wie würdet ihr eure Autorinnen beschreiben?
Lucy: Holly als Autorin ist wohl eher die romantischere und ruhigere Seele der beiden. Insgesamt meist deutlich zaghafter, was ihre Storys betrifft.
Maddox: Stimmt, Laura ist da wenig zimperlich, die bürdet uns immer wieder ordentlich was auf. Auch kann sie ein echt hitziges Temperament entwickeln. Wenn ich das richtig überlege, schlage ich eher in Hollys Richtung, während Lucy mehr Laura verkörpert.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Maddox: Der Titel war diesmal echt lange unklar. Es sollte zwar in diese „Tausend mal berührt“-Richtung gehen, aber dazu gab es schon sehr viele Titel in verschiedenen Varianten.
Lucy: Mitspracherecht hatten wir zumindest beim Brainstorming für den endgültigen Namen. Der allerdings war ein Vorschlag von Thiago.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Lucy: Also mir gefällt es absolut, dafür dass es irgendwie auch zur Serie passen musste. Hätte nur nicht gerade sein müssen, als ich die Haare mal schwarz trug.
Maddox: Ich finde uns auch gut getroffen, besonders mit dem Dienstwagen im Hintergrund. Der ist ja so etwas wie unser zweites Wohnzimmer.
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Maddox: Das ist nicht schwer, es war, dass Lucy zu mir sagte: „Trau dich ruhig. Du kannst nichts falsch machen, Cutie.“ Sie weiß, dass ich manchmal ziemlich unsicher bin.
Lucy: Und ich war hin und weg, als Maddox sagte: „Ich liebe dich auch, Lucy Ellinor Hall.“ Das war einfach zauberhaft.
Danke für das Gespräch
Lucy: Wir haben dir zu danken, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Es war schön, wieder bei dir zu sein.
Maddox: Dem kann ich mich nur anschließen und ich hoffe sehr, dass ich vielleicht irgendwann wieder mal dabei sein darf.

Freitag, 7. März 2025

[Schnipseltime] Der Schicksalspreis - Erkenntnis von Ava Cooper

 

Schnipsel 1

Während wir es uns in der Loge gemütlich machen, schaue ich hinunter in den Hauptraum, in den die Leute weiter hin-einströmen. Eine beschwingte Stimmung liegt in der Luft, denn Ritters neue Show soll sein absolutes Meisterwerk sein. Mittlerweile sind die meisten Plätze besetzt. Ich blicke auf die Uhr. Fast acht; jeden Moment muss es beginnen. Aufregung erfasst mich und ich blicke hinüber zu Anna, die mir sanft zulächelt. Ich bin so froh, dass sie dieses herrliche Erlebnis mit uns teilt. Am Wochenende muss ich unbedingt et-was Schönes für sie besorgen, um mich zu bedanken.

Das Licht wird gedimmt und ich beuge mich automatisch weiter vor, um ja nichts zu verpassen. Dann reißt plötzlich jemand die Tür zu unserer Loge auf. Verwundert drehe ich mich um und sehe einen schwarz gekleideten Mann im Eingang. Das hagere Gesicht ist zu einer Maske blanken Hasses verzerrt. In der Hand hält er ein geriffeltes Messer, das halb so lang ist wie sein Arm.

Schreiend springe ich auf, stolpere so weit weg von ihm wie möglich, in die äußerste linke Seite der Loge. Mein Herz rast vor Panik. Was sollen wir nur machen? Ich sehe, wie Chiara und Emily ebenfalls in die Höhe schießen. Ängstlich drängen sie sich in der anderen Ecke aneinander.

Nur Anna, die am dichtesten an der Tür sitzt, rührt sich nicht vom Fleck. Wie das Kaninchen vor der Schlange starrt sie hoch zu dem Hageren. Auffordernd schaue ich zu ihr. Warum rührt sie sich nicht? Sie muss weg da, und zwar schnell! Da verriegelt der Mann die Loge mit einem tragbaren Locker. Wir sind gefangen. Ich keuche auf vor Entsetzen. Nein, das kann nicht sein! Panisch blicke ich mich um, aber es gibt kein Entkommen.

Der Messermann grinst bösartig, weidet sich an unserer Furcht. Dann geht er langsam auf Anna zu. Sie sitzt immer noch regungslos da und weint. Der Mann macht einen Schritt auf sie zu und noch einen, während Annas Schluchzen immer lauter wird.

Warum um alles in der Welt steht sie denn nicht endlich auf? Es ist doch klar, dass dieser Typ etwas Schreckliches vorhat. Ich will schreien, um sie wachzurütteln. Aber ich habe entsetzliche Angst, den Kerl dadurch auf mich aufmerksam zu machen. Wie sollen wir uns nur gegen einen bewaffneten Irren wehren? Hilfesuchend blicke ich zu Chiara und Emily, die ebenfalls wie versteinert sind.

Dann stürzt der Mann sich auf Anna. »Sterbt, ihr reichen Schweine! Ihr habt es nicht anders verdient!«

 

 

Schnipsel 2

Wie aufs Stichwort öffnet sich ein neues Fenster. Darauf ist das Bild einer Stahltür zu sehen. Nervös beuge ich mich vor und beobachte, wie Secret eine weitere Reihe an Symbolen und Zeichen eingibt. Es sieht aus, als mache sich ein Gespenst am Computer zu schaffen. Irgendwie unheimlich.

Ein lautes Knarzen erklingt; wie von einem Schlüssel, der im Schloss herumgedreht wird. Schon öffnet sich die Tür und damit die Internet-Seite. »Das Schicksal zu Ihren Diensten« steht dort in silbernen Lettern auf schwarzem Grund.

Ich stoße einen Freudenschrei aus und umarme Samuel impulsiv. Der drückt mich leicht an sich und grinst selbstzufrieden. »Wer ist hier nicht gut?«

Er schickt Secret ein »THX«.

»KD«, kommt zurück. Nach wenigen Sekunden ergänzt sie: »Seid ja vorsichtig!«

Was meint sie damit wohl? Samuel klickt jedoch schon, um zur nächsten Seite zu gelangen. Ich verschlucke mich fast, als ich sehe, dass hier Schicksalspreise gegen Geld feilgeboten werden. Gegen viel Geld. Wie Milch und Butter stehen hier Preise für verhinderte Tode, mehr Erfolg oder die große Liebe. Mir wird schlecht und ich zittere.

Hier manipuliert jemand Schicksale in großem Stil, ohne dass die Leidtragenden davon wissen. Die Nüchternheit, mit der diese Dienste beschrieben werden, macht mich sprachlos und unfassbar wütend. Aber ich reiße mich zusammen und mache mit der Uhr Screenshots.

Zumindest solange es geht. Denn Samuel wird auf einmal kreidebleich und schließt die Seite hastig. »Das … das ist ja eine regelrechte Lebenswegemafia. Wo habt ihr mich nur hereingezogen? Damit will ich nichts zu tun haben.« Er springt auf und nimmt sein Tablet an sich.

Ich versuche, ihn zurückzuhalten. »Warte doch. Das müssen wir der Schicksalspolizei sagen.«

»Ja klar.« Samuel lacht zynisch. »Schätzchen, da warst du schon zweimal. Und was hat es genutzt? Du hast diesen Ahrens auf den Plan gebracht; was auch immer der genau macht. Glaub mir: Helfen wird der uns nicht.«

»Wir können doch nicht aufgeben. Ahrens ist ein Polizist! Er muss ein Interesse daran haben, den Mörder zu finden.«

»Ganz sicher nicht. Erinnerst du dich noch an den Artikel? Er jagt Leute, die das Schicksalssystem unterwandern. Und ich glaube, das, was wir hier machen, könnte so aufgefasst werden.« Er wedelt entschlossen mit der Hand. »Das war’s für mich. Ich bin raus.« Mit einem Ruck reißt er sich von mir los, eilt zur Tür und schon ist er weg.

Traurig blicke ich ihm hinterher. Dann wende ich mich an Luke. »Gibst du auch auf? Soll ich gehen?«

Der schüttelt den Kopf. »Nein. Du kannst auf mich zählen. Ich will jetzt umso mehr wissen, wer hinter den schrecklichen Vorfällen steckt.«

 


[Buchvorstellung einmal anders] Der Schicksalspreis - Erkenntnis von Ava Cooper


 
Buchvorstellung einmal anders

Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Ava Cooper, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das, um das es heute gehen soll. „Der Schicksalspreis – Erkenntnis“ von Ava Cooper. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es, mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊


Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Ach, ich bin immer froh, wenn mal jemand mit mir spricht. Die meisten fliegen nur so durch meine virtuellen Seiten, da ist wenig Zeit zum Quatschen.
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Das Buch basiert auf der Idee, dass eine KI (der Determinator) die Lebenswege im Voraus berechnet. Und zwar so, dass es für jeden Menschen der bestmögliche Weg ist – gemessen an dem, was er/sie sich vom Leben wünscht. Und was er bereit ist zu opfern, um z.B. reicher zu sein als die Norm. Das ist der sogenannte Schicksalspreis. Meine Protagonistin Lina glaubt, dass dies das beste System ever ist. Aber dann wird ihre beste Freundin Anna grausam ermordet. Und jeder – Linas Vater, der Chef der Schicksalspolizei, eingeschlossen – glaubt, das gehöre zu Annas Lebensweg. Aber in Wirklichkeit stecken kriminelle Machenschaften dahinter. Das deckt Lina auf. Was sie in den Augen der Schicksalsmafia zu einer Bedrohung macht. Auf einmal wird sie von allen gejagt und sie muss in den Untergrund abtauchen.
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Haha, rate mal. (Der Ebook-Reader vibriert leicht, als würde das Buch lachen). Ava ist ja eher Typ fiese Autorinnensocke. Die geht richtig auf, wenn es düster und böse wird. Dann höre ich sie immer leise lachen und sich freuen. (Das Buch seufzt. Dann wird es etwas heller.) Aber es gibt auch ein paar schöne Szenen – so nett ist Ava dann doch zu ihren Protagonisten.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Das Buch schweigt eine ganze Weile, bis Claudia schon denkt, es hätte die Frage nicht verstanden. Gerade als sie nachfragen will, seufzt das Buch erneut. Ja, weißt du, das ist hierbei ganz schön schwierig. Einige sehr wichtige und spannende Themen sind etwas zu gewalttätig. Aber ich habe ein paar Stellen gefunden, die ich besonders gerne mag.
Das ist Linas erste Begegnung mit Simon Niehaus, dem Anführer der Ausgleicher – der Gruppe, der sie die Schuld an Annas Ermordung gibt: »Mit Ihnen und Ihrer Terroristentruppe wollen wir nichts zu tun haben. Sie bringen unschuldige Menschen um!« Wütend will ich mich auf Simon Niehaus stürzen. Doch die Frau, die Niehaus Milena genannt hat, fängt mich ab und hält mich mit eisernem Griff fest. Niehaus seufzt. »Ich verstehe deinen Zorn. Aber wir müssen die Menschen irgendwie aufrütteln!« […] Ernst sieht Niehaus mich an. »Wir sind keine Verbrecher. Wir wollen, dass das System gerechter wird.«
Das zeigt viel von Linas Konflikt: Ich betrachte Finn zweifelnd, denn die grenzenlose Freiheit im Untergrund jagt mir persönlich entsetzliche Angst ein. »Wir machen so viele Fehler, wenn wir nicht angeleitet werden. Sieh mich an – meine beste Freundin ist tot und zwei Freunde sind im Gefängnis. Das hätte ich doch verhindern müssen.« »Gib dir nicht die Schuld. Du kannst nichts dafür. Annas Tod war eine furchtbare Manipulation des Schicksals.« »Aber ... ich … ich habe nur zugeschaut, als der Killer auf sie eingestochen hat. Dabei hätte ich ihr helfen müssen!« All meine Schuldgefühle brechen auf einmal aus mir heraus.
Und hier wird es romantisch: Finn nimmt meine Hand und drückt sie sanft. Dann zieht er mich langsam an sich, bis meine Wange sich an seine Schulter schmiegt. Ich genieße diese Berührung, atme die leichte Zitrusnote seines Aftershaves ein und fühle mich angenehm eingehüllt davon. Genießerisch schließe ich die Augen und kuschele mich eng an ihn. Für eine gefühlte Ewigkeit sitzen wir einfach nur da, in einer festen Umarmung, aus der ich mich nicht lösen will. Auf einmal streicht Finn mit einer Hand über meine Wange. »Du bist so schön und weißt es gar nicht.« Sanft dreht er meinen Kopf zu sich. Ich kann seinen warmen, weichen Atem auf meiner Haut spüren. Kurz zögert er, wirft mir einen fragenden Blick zu. Als ich leicht nicke, legt er den Mund auf meinen und küsst mich.
Weißt du wie viel Ava tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Ein bisschen von sich selbst baut Ava immer in ihre Stories ein. Hier besonders, denn die Idee für das Buch kam ihr durch einen Krankheitsfall in der Familie. Damals hat sie sich gefragt, was sie opfern würde, wenn das der betroffenen Person helfen würde. Das Thema Gesundheit ließ sich nicht umsetzen, ohne ins Esoterische abzudriften, aber die Idee für gezielte Veränderungen von Schicksalen war geboren. Lina selbst ist anfangs recht naiv und folgsam, das ist nicht wirklich Ava. Aber im späteren Verlauf wird sie ihr immer ähnlicher. Vor allem, wenn sie auf den Mann stoßen, der die Veränderung des Lebenswegs in Auftrag gegeben hat. Da erkenne ich seeeeehr viel von ihr. (Das Buch lacht leise vor sich hin.)
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Ach, ich glaube, das ist schon okay, wenn ich das mache. Lina ist ja … (Auf einmal taucht eine junge Frau mit honigblonden Haaren auf und lächelt Claudia freundlich an.) Redet ihr gerade über mich? Dann darf ich vielleicht ein paar Worte zu mir sagen. Wie unser Freund, das Buch sagt, bin ich am Anfang etwas naiv. Aber hey – wachs du mal im Hause des Mannes auf, der als Architekt des heutigen Systems gilt. Natürlich dachte ich, das System ist super. Was es ja auch sein könnte. (Sie reckt trotzig das Kinn in die Höhe.)
(Ein auffallend muskulöser Mann mit kurzen Haaren und Tattoos stellt sich neben sie und schüttelt schnaubend den Kopf.) Klar, der Determinator meint es ja gut für alle. Und er kann auch gar nicht manipuliert werden, was, Lina? Glaub es mir – diese Superreichen müssten man all wegballern. Und die Scheißmaschine, die uns alle manipuliert gleich mit.
(Ein junger, deutlich schmalerer Mann mit blonden Haaren nimmt Lina sanft in den Arm.) Lass sie doch endlich mal in Ruhe, Miro. Du und Tony, für euch gibt es wohl immer nur eine Antwort: Draufhalten und ballern!
(Der Bullige grinst ihn an.) Finn, du rallst es auch noch – und Lina auch. Ihr bekommt keine Gerechtigkeit, wenn ihr nur nett darum bittet. (Lina sieht ihn mit zornigen Augen an.) Als ob es dir um Gerechtigkeit geht. Du willst doch nur Rache!
(Miro verschränkt die Arme vor der Brust, wodurch seine Oberarme sich anspannen. Und das sind gewaltige Oberarme …) Ist in dem Fall doch eh dasselbe …
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Der stand von Anfang an fest. Zwar in mehreren Varianten, aber immer war das Wort „Schicksalspreis“ dabei. Denn darum geht es in der Story –die Reichen bezahlen ihre Schicksalspreise nicht selbst, sondern lassen das System hacken, damit Unschuldige diesen Preis für sie tragen. Ohne es zu wissen. So wie Anna den Tod eines Reichen starb.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich bin zu 100, nein 1.000 Prozent zufrieden damit! Schau dir doch nur mal an, wie toll ich aussehe! (Das Ebook dreht und wendet sich stolz.) Und als Taschenbuch erst … Ein Farbschnitt zum Anbeten schön. Hach. Ich bin glücklich. (Der Hintergrund leuchtet auf.)
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Ich würde ein Zitat von dem Antagonisten verwenden – dem Milliardär Alexander Gröning, der eigentlich im Theater hätte sterben sollen: »Das ist halt unsere Nahrungskette. Die Schafe müssen sterben, damit die Wölfe weiterleben können.«
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.

Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.