Montag, 1. September 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Herz aus Papier - Tristans Heimkehr von Isa Stahl


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Tristan und Caelis aus „Herz aus Papier – Tristans Heimkehr“ und deren Autorin Isa Stahl.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Tristan legt sacht den Arm um Caelis Schulter und richtet einen konzentrierten Blick auf dich. „Natürlich. Danke, dass wir die Gelegenheit bekommen.“
Caelis lächelt und nickt kurz.
Ich hatte ein langes Gespräch mit eurer Autorin, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
„Gerne. Ich bin Tristan. Ich war ziemlich lange Soldat. Länger als gut für mich war. Meine ganze Familie ist im Krieg umgekommen und außer der Armee schien es keine Heimat mehr für mich zu geben. Keinen Ort, wo ich hingehörte. Im Gegenzug habe ich der Armee fast alles geopfert, was mich zum Menschen gemacht hat. Ich habe aufgehört zu leben und habe es nicht einmal gemerkt. Bis ich Caelis getroffen habe. Und dann war ich dumm genug, ihn zu verlassen.“
Caelis wirkt plötzlich besorgt und greift nach Tristans Hand: „Du musst ihr das nicht erzählen. Die Erinnerung schmerzt dich zu sehr. Glaubst du, das sehe ich nicht?“
Tristan seufzt. „Aber es ist die Wahrheit.“
Caelis: „Mag sein. Aber ich hatte auch meinen Anteil daran.“ Er räuspert sich und schaut dir direkt in die Augen. „Ich bin Caelis. Persönlich tauche in der Geschichte nur ganz kurz auf. Das ändert nichts daran, dass ich eine sehr wichtige Rolle spiele. Tristan und ich hatten vor einer Weile das Pech in Kriegsgefangenschaft zu geraten. Im Kerker haben wir uns kennengelernt, uns gegenseitig Mut gemacht und uns am Leben erhalten. Wir konnten schließlich fliehen – aber das ist eine andere Geschichte.“
Tristan: „Er ist mein Held. Er hat mich geheilt. Nicht nur meinen Körper. Er hat mir einen Grund gegeben weiterzuleben.“
Caelis: „Was wir beide zu lange nicht verstanden haben, war, dass es umgekehrt genauso war.“
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Tristan: „Es ist die Geschichte, wie ich zu mir zurückfinde.“
Caelis: „Es ist ein langer Brief von Tristan an mich, den er nie geschrieben hat.“
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Isa: Ein bisschen Spannung muss sein und letztlich lernen und entwickeln sich unsere Helden ja nur, wenn sie auf ihrem Weg ein paar Schwierigkeit überwinden müssen. Als Autorin mag ich es, wenn sie zwischendurch das Gefühl haben, gescheitert zu sein und dieses dunkle Tal durchschreiten, und dann bemerken, dass sie an der Erfahrung gewachsen sind und es ganz neue Wege gibt.
Tristan: „Ja, sehe ich ein. Aber diesen Schwertkampf hätte sie mir echt ersparen können.“
Caelis: „Ich bin absolut nicht damit einverstanden, was sie Tristan antut. Das hat er nicht verdient. Er ist auch nur ein Opfer der Umstände.“
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Tristan: Meine Lieblingsstelle ist, als ich meinen ersten Brief an Caelis schreibe. Es war so unendlich befreiend, endlich Zugang zu meinen wahren Gefühlen für ihn zu bekommen.
Caelis: Ich mag diese Stelle auch sehr. Tristan erinnert sich dabei an einen Tag, den wir gemeinsam im Wald verbracht haben. An diesem Tag waren all unsere Sorgen unendlich weit fort. Wir waren zusammen und wir waren glücklich und Tristan hat zum ersten Mal wieder gemerkt, wieviel Fantasie in ihm steckt.
„Am Abend desselben Tages lag ich bäuchlings auf meinem engen Bett am Ende des Schlafsaals, einen leeren Bogen Papier vor mir auf dem Kissen. Ein Tintentropfen formte sich langsam an der angeschrägten Spitze des Federkiels in meiner Hand. Ich starrte auf die helle Fläche, mein Geist übervoll mit Worten und doch gelähmt und unfähig, die in meinem Kopf angestauten Gedanken niederzuschreiben.
Der Tropfen fiel und hinterließ eine fantastische Form in der Mitte des Blatts, wie ein Fabeltier mit einer Unzahl von Beinen und Köpfen. Der Anblick entführte mich jäh in jenen sonnigen Nachmittag im Wald, als ich mein Krankenbett zum ersten Mal verlassen durfte.
Wir hatten zusammen auf der Wurzel einer uralten Esche gesessen, du und ich, und hatten stundenlang nach Formen in den Wolken gesucht, Geschichten dazu erfunden und uns frei gefühlt, wie Kinder. Du hattest gelacht und ich hatte nicht mehr gewusst, wann mich das letzte Mal ein Anblick so glücklich gemacht hatte.
Die Erinnerung an dich, an das Strahlen in deinem Gesicht, deine Freude, deine Gegenwart, sie war so deutlich, dass sich mein Verstand auf einmal mühelos fokussierte. Ich tauchte die Feder erneut in das Tintenfass, atmete tief ein und begann zu schreiben.“
Wie viel echte Isa steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Tristan: „Ich schätze, sie empfindet das Schreiben genauso befreiend wie ich. Außerdem sind wir beide ziemlich gewissenhaft und hassen es, Leute zu enttäuschen.“
Caelis: „Sie ist sanft und schüchtern, genau wie ich. Und sie ist heimlich in Tristan verknallt.“
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Sie ist ziemlich besessen von uns. Aber wir können es ihr nicht übelnehmen. Jedenfalls sind wir ihr beide dankbar für das Ende, das sie für diesen Abschnitt unseres gemeinsamen Weges gefunden hat. Aber wir haben auch ein bisschen Angst davor, was sie sich noch alles für uns ausdenken wird.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?
Tristan: „Also genaugenommen habe ich den Titel erfunden. Während eines ziemlich denkwürdigen Rittes.“
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
„Wir lieben das Cover. Tristans Pferd ist darauf zu sehen und das Pferd ist schließlich der heimliche Held der ganzen Geschichte.“
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Caelis fängt an zu kichern. „Es gibt da eine unglaublich kitschige Szene, in der Tristan die Farbe meiner Augen mit der des Morgenhimmels vergleicht.“
Tristan räuspert sich und wird rot. „Wenn es schon kitschig sein soll, einigen wir uns doch auf die Szene, die der Geschichte ihren Titel verliehen hat:
„Ich presste die Hand auf meine Brust. Auf mein Herz aus Papier, aus unbeholfenen Worten und Phrasen, so zerbrechlich und vergänglich und doch so lebensnotwendig und wahr. Und mein Pferd lief weiter, unaufhaltsam wie die Zeit.“
Vielen Dank für das Gespräch

[Autoreninterview] Isa Stahl


Autoreninterview
Isa Stahl

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Hallo! Ich bin Isa, bin 47 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meiner Katze im schönen Baden-Württemberg.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Geschichten denke ich mir schon mein ganzes Leben lang aus. Ich habe immer viel und gern gelesen und ich liebe es, mich in fantastischen Welten zu verlieren und meine eigenen zu erfinden. Nachdem ich dieser Leidenschaft viele Jahre lang hauptsächlich im Rahmen des Pen&Paper Rollenspiels nachgegangen bin, habe ich vor etwa drei Jahren aus einer spontanen Eingebung heraus angefangen, meine Geschichten niederzuschreiben. Seitdem ist das Schreiben meine große Liebe und ich übertriebe nicht, wenn ich sage, dass es mein Leben von Grund auf verändert hat
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Die Fantasy Kurzgeschichte „Herz aus Papier – Tristans Heimkehr“ wir das erste Werk von mir sein, das öffentlich erscheint. Es ist die Geschichte des einsamen Soldaten Tristan, der verzweifelt nach eine Weg zurück zu seinem Freund sucht
2026 wird außerdem mein Debut-Roman (Arbeitstitel „Mondfinsternis“) beim Lovemoon-Verlag erscheinen. Das Buch erzählt in zwei Varianten die tragische Liebesgeschichte zweier Männer in einer zwischen Magie und Wahnsinn, gesellschaftlichen Zwängen und Krieg zerrissenen Welt. Im Zentrum steht die Frage, wie Leben und Liebe verlaufen können, wenn sich vom Schicksal füreinander Bestimmte unter ganz unterschiedlichen Lebensumständen begegnen.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ich arbeite schon länger an einer umfangreicheren Fantasy Romanreihe
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Schreiben
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich liebe die Werke von J.R.R. Tolkien, Terry Pratchett und Patricia McKillip.
Was aktuellere Werke und junge Autoren betrifft, bin ich großer Fan von Elya Adair und ihrem Debit „Melodie der Asche“, außerdem Eleanor Bardilac und Mika Jäger
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich kann fast überall schreiben. Gerne an meinem Schreibtisch, umgeben von meinen Lieblingsbüchern, oder auf dem Sofa, den Laptop auf den Knien bei leiser Musik (epische Soundtracks oder traurige Klaviermusik). Ich schreibe tatsächlich auch super gern während einer längeren Bahnfahrt, schaue dabei hin und wieder aus dem Fenster und lasse die Welt an mir vorüberziehen.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich stehe morgens um 7 Uhr auf, füttere die Katze und gehe meinem Brotjob nach, der leider immer noch die meiste Zeit meines Alltags auffrisst. Zweimal in der Woche muss ich dazu ins Büro fahren und nutze die Zeit entweder zum Lesen oder um über meine Geschichten nachzudenken. Abends, nach dem gemütlichen Essen mit meinem Mann nehme ich mir 1-2 Stunden für meine Schreibprojekte.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese am liebsten Fantasy in allen Varianten. Hin und wieder dazwischen eine (queere) Romance oder auch mal einen Krimi
Ich schreibe queere Fantasy
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
“All we have to decide is what to do with the time that is given us.” J.R.R. Tolkien – The Fellowship of the Ring
»Ich träume, dass eine Zeit kommen wird, in der die Menschen erkennen, dass Liebe und nicht deren Abwesenheit uns retten wird. Egal in welcher Form.« (aus Projekt Mondfinsternis)
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich mag Island. Weil es so verrückt und anders und ursprünglich ist
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kritik an meinen Werken nehme ich sehr ernst. Ich wachse daran, andererseits geht sie mir auch sehr zu Herzen.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich wollte den gesamten Prozess selbst in die Hand nehmen und alles selbst entscheiden. Außerdem gibt es nur wenige Verlage, die Kurzgeschichten separat rausbringen.