Donnerstag, 21. November 2024

[Schnipseltime] Die Hexe vom Pompermoos von Martina Türschmann


 

Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Sebastian brüllte: „Wir müssen hier raus!“ Ohne noch länger zu zögern, sprang er in unbeholfenen Hopsern, so schnell es seine Rauchflossen zuließen, ins Freie. Felix wollte ihm hinterher, war aber unfähig, sich zu rühren. So sehr er sich auch bemühte, seine Beine versagten ihm den Dienst. Hilflos beobachtete er, wie sein Bruder Beine schwingend durch den Garten hüpfte, sich an dem intakten Gartentürchen zu schaffen machte und im Schilf verschwand. Auch Balduin und Benedikt mussten die Veränderung vor dem Haus bemerkt haben. Er hörte das Geräusch trampelnder Füße, dann schlugen zwei Türen zu. Die laut rufenden Stimmen der Kobolde und ein durch die Luft schwebender Rucksack entfernten sich, bis nichts mehr zu hören und zu sehen war.

Es blieb still. Felix war allein. Wie angewurzelt stand er am Fenster, unfähig zu reagieren. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er schaffte es gerade noch, seine Hand langsam zu dem Amethyst zu führen. Da traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Er war nackt! Der Stein seiner Großmutter befand sich in seiner Hose und seine Hose knautschte in dem Rucksack, der gerade im Schilf verschwunden war.
Keiner kann mich sehen, keiner kann mich sehen, schoss es ihm durch den Kopf. Aber der Gedanke beruhigte ihn kaum. Das Tier hatte ihn ja auch bemerkt. Er sah an sich herunter, die Katze war verschwunden.
Dafür hörte er hinter sich ein Geräusch, riss die Augen auf, drehte sich langsam um. Für einen Moment hörte sein Herz ganz auf, zu schlagen. Nun war er nicht mehr allein! Wie aus dem Nichts stand neben dem alten Küchenschrank eine alte Frau, leicht nach vorne gebeugt, und durchbohrte ihn mit stechendem Blick. Tiefe Runzeln und Falten zerfurchten ihr Gesicht. Das glatte schlohweiße Haar hing offen bis zu den Schultern herab. Ein langes helles Gewand umspielte ihre Knöchel.
Er konnte den Blick nicht abwenden. Behutsam hob er eine Hand, die er aus den Augenwinkeln nach wie vor nicht sehen konnte. Doch die Alte beobachtete ihn! Wie war das möglich? Für einen Moment sah es sogar so aus, als würde sie ihn spöttisch von oben bis unten mustern.
„Was habt ihr hier zu suchen?“, fragte sie. Jedes ihrer leise gezischten Worte war wie ein geschleuderter Pfeil, der sich in seine Brust bohrte. „Reicht es euch nicht, dass ihr mich vertrieben habt?“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Ihre nackten Füße verursachten beim Gehen kein einziges Geräusch.
Endlich kam wieder Leben in seine Beine. Er stieß einen durchdringenden Schrei aus, rannte an dem Tisch vorbei zur Tür. Doch dann strauchelte er, verlor das Gleichgewicht und schlug mit dem Kopf auf etwas Hartes. Ihm wurde schwarz vor Augen.

[Buchvorstellung einmal anders] Die Hexe vom Pompermoos von Martina Türschmann


 
Buchvorstellung einmal anders

Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Martina Türschmann, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe ein Buch dort liegen. Da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, nehme ich es zur Hand. 

Ich drehe das Buch hin und her und betrachte schließlich das Cover des Buches genauer. Es ist genau das, um das es heute gehen soll. „Die Hexe vom Pompermoos“ von Martina Türschmann. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊 Doch da klettert noch jemand aus dem Buch und setzt sich zu uns.

Wer bist du denn? Willst du dich den Besuchern des Blogs vorstellen?
Felix: Ich bin der Felix, ich bin 9 Jahre alt und ich mag Fußball.
Buch: Gerade bist du aber ziemlich sauer.
F: Ja, was denkst du denn? Oma bekommt mein Zimmer!
B: Doch nur bis klar ist, wie es weiter geht. Du verstehst dich doch mit deinem älteren Bruder Sebastian.
F: Trotzdem!
Herzlich Willkommen, Felix. Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
F: Klar. Das Buch quatscht ja eh schon mit.
Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Felix grinst.
Das Buch flattert mit den Seiten.
Felix haben wir schon kennengelernt. Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
B: In mir schlummert ein Abenteuer, das es sich zu lesen lohnt. Tauche in mich ein, denn ich bin spannend, einfühlsam und auch witzig. Außerdem zeige ich dir eine magische Welt, die direkt vor deiner Haustür liegt.
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da ihr ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten müsst, könnt ihr uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Protagonist genauso?
F: Ich bin mir sicher, es fällt ihr leicht, mich in ein Hexenhaus zu schicken. Wie es mir dabei geht, ist ihr egal. Sie sagt: „Da musst du jetzt durch!“
B: Sie hat halt absolut keine Skrupel, wenn es für die Geschichte wichtig ist.
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
F: Jaaa! Die Nebelgeister im Pompermoos. Die sind soooo schön…
B: Mir gefällt die Lichtung der Ewigkeit besser. Und die Stelle, an der ihr unsichtbar werdet. Na, und Sebastian, als er mit den Rauchflossen durchs Pompermoos stapft, weil er die Tarntorte nicht essen will.
Wisst ihr wie viel Martina tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?
B: In jeder Figur steckt auch viel von ihren eigenen Gedanken und Gefühlen.
F: Jep, ist so! In jedem von uns steckt auch viel von ihr.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
B: Sie ist ganz nett, hat das Herz am rechten Fleck und arbeitet gern mit den Kindern. Sie liest vor und will Kinder emotional unterstützen, hin zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung.
F: Jetzt schwurbel nicht so rum. Ich mag sie, weil sie mir helfen kann. Sie versteht mich und findet, dass ich genau richtig bin, so wie ich bin. Außerdem sind ihre Bücher spannend.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
B: Die Martina wohnt in der Nähe des Ampermooses. Da war für sie klar, wie der Titel lauten muss.
F: Wir wurden nicht gefragt, sind aber zufrieden damit.
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
B: Das Cover ist prima, da es zu den anderen Büchern der Miesegrimm-Reihe passt. Die Ähnlichkeit in Schriftzug und Aufbau war wichtig.
F: Erst war schade, dass ich den Miesegrimm nicht treffe, aber Oxana ist auch cool.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
B: „Eine Welle der Erleichterung überflutete Felix. Kurz schluchzte er auf und verzog weinerlich den Mund. Dann schluckte er die aufkommenden Tränen hinunter. Seine Freunde hatten ihn nicht alleine gelassen!“
F: Als mir meine Oma den Amethyst geschenkt hat. Überhaupt, das ganze Gespräch mit ihr. Und jetzt lass mich wieder ins Buch, ich will noch mehr über sie wissen.
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz dem Buch und Felix »Danke, für eure Geduld und Antworten« zuzuflüstern.
F: „Klar.“ Er winkt und springt in die Seiten.
Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.

Mittwoch, 20. November 2024

[Schnipseltime] Blaue Augen 1 von N. Jakob

 


Am nächsten Morgen war er, als er die Augen aufschlug, allein. Aus dem Badezimmer hörte er das Wasser in der Dusche rauschen und leise Flüche. Irritiert zog er die Brauen zusammen und rappelte sich auf.

Er ächzte, als er auf die Füße kam. Zwar war ihm der befürchtete Kater erspart geblieben, doch seine Arme und Beine taten weh. Auch eine andere strapazierte Region seines Körpers machte sich bei mancher Bewegung erst einmal grimmig bemerkbar. Die Handgelenke waren zum Glück nur gerötet und aufgescheuert, aber nicht blutig. Sehen durfte sie trotzdem besser niemand.

Zögerlich stieg er in seine Unterwäsche und näherte sich im Anschluss der Badezimmertür. Fehlender Wasserdampf verriet ihm die Ursache des Fluchens. Das Wasser kam auch heute Morgen einmal mehr nur lau aus der Leitung. Schon bevor er die Tür öffnete, um hinein zu sehen, wusste er, wer dort duschte.

Morosow stand mit dem Gesicht zur Wand und verlagerte sein Gewicht immer wieder von einem Bein aufs andere. Er fühlte sich offensichtlich unbehaglich unter dem kalten Wasserstrahl.

Alexei musterte Ivans breite Schultern, die klar definierten Muskeln und folgte ihnen mit dem Blick über Oberarme und den Rücken. Er selbst sah sich nicht als unsportlich, doch der Oberstleutnant war eben ein wenig athletischer als er. Ohne regelmäßiges Training waren diese Proportionen aber sicher nicht in dieser Form zu halten.

Ob er ein Fitnessstudio besucht, wenn er zuhause ist?, schoss es ihm durch den Kopf.

Ivan drehte das Wasser ab, wandte sich um und hielt in der Bewegung inne. »Oh, guten Morgen!«

Alexei konzentrierte sich darauf, ihm ins Gesicht zu sehen, und reichte ihm wortlos ein Handtuch.

Wie alle Soldaten trug der Dunkelblonde gerade nichts als seine Erkennungsmarken, die eigentlich niemand von ihnen jemals abnahm. Sie wurden mit den Jahren zu einem festen Bestandteil ihres Körpers, über den sie gar nicht mehr nachdachten.

»Danke.«

Blaugrüne Augen sahen ihn forschend an. »Geht es dir gut?«

»Soweit ja, warum?«, erwiderte er, da Ivan besorgt wirkte.

»Nun ja, du stehst da und sagst nichts«, gab der Größere zur Antwort und fing an, sich abzutrocknen.

»Ich habe morgens für gewöhnlich nie nackte Männer im Bad«, meinte Alexei leise und ohne jegliche Regung. »Mir fiel einfach nichts Eloquentes ein.«

Er verließ den viel zu kleinen Raum.

»Warum gibt es eigentlich im ganzen Quartier kein warmes Wasser?«

Alexei war eben dabei das Hemd seiner Uniform zu schließen, als der Oberstleutnant nur in Hosen bei ihm angelangte.

Er hatte keinen Blick dafür gehabt, wo die Kleidung des anderen Mannes am Abend gelandet war, doch er hatte den Eindruck, dass er sie ordentlich abgelegt hatte.

Sie war zumindest nicht zerknittert.

»Ein technisches Problem mit den Boilern«, erwiderte er leise. »Es betrifft das gesamte Lager. Wir warten schon seit Wochen auf Ersatz. Entweder funktionieren sie gar nicht oder sie halten das Wasser nicht lange warm, weil sie ausfallen. Die Stromausfälle, die wir immer wieder haben, machen es nicht besser. Das Warmwasser ist aus Gründen nicht an die Notstromversorgung gekoppelt. Ich bin vom Kapitan angewiesen worden, wöchentlich Ersatz anzufordern, damit endlich was passiert, aber bislang ist nichts angekommen.«

Er sprach so sachlich, als würde er einem Vorgesetzten Bericht erstatten. Letztlich machte er das wohl gerade tatsächlich.

Ivan kniff verärgert die Augen zusammen, packte Alexei dann ohne Vorwarnung am Arm und zog ihn näher an sich heran.

Er versuchte sich, zu befreien und zurückzuweichen, hatte damit jedoch wenig Erfolg.

»Du bist heute kalt wie ein Fisch«, meinte der Ältere und zog ihn dichter. »Was ist los? Ich hab dich ja schon oft so eiskalt und rational gesehen, aber bei ganz anderen Gelegenheiten und ich will wissen, was jetzt gerade los ist. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«

Erneut versuchte er, sich aus dem Griff zu winden. Ein unbestimmtes Gefühl der Panik schnürte ihm die Kehle zu. Zögernd öffnete er den Mund, um etwas zu erwidern, aber eigentlich wusste er nicht, was er sagen sollte.

Ivan sah ihn unnachgiebig an und als er dem Blick auswich, wurde er am Kinn gepackt, um Blickkontakt zu erzwingen. »Also?«

Er schluckte gegen den Kloß im Hals an und räusperte sich.

»Sie überfordern mich, Herr Oberstleutnant! Das hier geht gerade zu weit!«, sprach er mit belegter Stimme und nahm jetzt seine eigenen Hände zur Hilfe, um sich zu befreien.

Dass er nun auf den Rang auswich, ließ Ivan erkennbar stutzig werden. Dafür wurde sein Arm endlich losgelassen.

»Aljosha, sag mir, was los ist!«, forderte der andere ihn auf und es war nicht zu überhören, dass er besorgt war.

Er drehte dem Älteren den Rücken zu und griff nach den Zigaretten.

»Wenn ich Dinge nicht einordnen kann, schiebe ich sie vor mir her, bis ich bereit bin, mich damit auseinanderzusetzen«, murmelte er, öffnete das Fenster und steckte sich eine Kippe an. »Ich versuche dann, objektiv und rational zu sein. Emotional kann ich nicht gut.«

Arme umfassten ihn von hinten.

Er versteifte sich.

Ivan nahm ihm die Zigarette aus der Hand, um selbst daran zu ziehen.

»Ich hatte dir gesagt, du sollst hier nicht rauchen«, murrte er. »Ich wollte aufhören!«

Das erklärte zumindest den Widerspruch zwischen dem Rauchverbot, das Alexei nicht befolgt hatte, und Ivans Verhalten. Der hatte gestern immerhin selbst geraucht.

Mit seinem inneren Chaos kam er jedoch nicht weiter. Für gewöhnlich hasste er es, berührt zu werden. Einem anderen so nahe sein wollte er erst recht nicht, aber es war in diesem Fall nicht vergleichbar und trotz der Vergangenheit kam er nicht darum herum, die Gegenwart gerne neu betrachten zu wollen. Damit kam er nicht zurecht und deshalb wollte er lieber sachlich bleiben.

Ivan ließ ihm die Möglichkeit aber nicht, weil er ihn dazu zwang, sich jetzt mit der Sache auseinanderzusetzen. Lippen berührten federleicht seinen Nacken und ein Schauder lief ihm über den Rücken. Neben seiner Wange zog ausgeblasener, blauer Rauch vorbei und nach einem weiteren Zug bekam er die Zigarette zurück. Der Arm des anderen Mannes blieb jedoch um seinen Oberkörper geschlungen. Das war seltsam angenehm und er hoffte, dass sie niemand so am Fenster stehen sah.

»Und jetzt verrate mir, wie es dir geht!«, forderte Ivan ihn erneut auf. »Was ist mit dir los?«

»Sie überfordern mich, Herr Oberstleutnant«, wiederholte Alexei. »Ich… ich weiß nicht… was war das gestern?«

Ein Geräusch, das am ehesten ein unterdrücktes Lachen war, drang an sein Ohr. Der Arm drückte ihn fester gegen den nackten Oberkörper des Größeren. »Nun, ich würde behaupten, wir hatten verdammt heißen Sex, nachdem du dir irgendein Mittelchen eingeworfen hattest, mit dem du schlafen wolltest, dass sich aber offenbar nicht so gut mit Alkohol verträgt«, flüsterte der andere Mann ihm ins Ohr.

Die Worte und der lüsterne Tonfall trieben ihm die Röte ins Gesicht.

»Viel Überzeugungskraft habe ich ja nicht gebraucht und irgendwann warst du ziemlich geil auf mehr. Du hast zumindest nach mehr verlangt. Danach hattest du wohl eine kleine Panikattacke, aber zum Glück hast du dich ja schnell wieder beruhigt.«

Die freie Hand des Oberstleutnants strich über Alexeis Bauch.

»Und ich muss sagen, wenn ich nur an deine Stimme denke, mit der du mich gestern angebettelt hast, es dir richtig zu besorgen, werde ich schon hart und würde dich am liebsten gleich wieder…«

Er spürte, was er meinte, als die Hand ihn gegen den Unterleib hinter sich drückte und holte tief und stockend Luft.

»Nur wird das warten müssen«, äußerte der andere sein Bedauern. »Denn leider gibt es hier ja auch etwas Arbeit und in der Zeit, in der ich versuche herauszufinden, was mit den neuen Boilern ist, setzt du einen neuen Antrag auf. Dieses Mal mit deutlich mehr Nachdruck

 

[Buchvorstellung einmal anders] Blaue Augen 1 von N. Jakob


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Alexei, Ivan, Sanya, Nikita, Dimitri, Demyan, Boris und Nikolai aus „Blaue Augen“ und deren Schreibmensch N. Jakob.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Alexei: Muss das sein?
Ivan: Jetzt hab dich doch nicht so! Du willst es doch auch.
Sanya: Reißt euch zusammen!
Nikita: Tut Aljosha doch eh andauernd.
Sanya: Miststück!
Nikita: Jetzt geht das schon wieder los.
Dimitri: Egal, was das wird, ich schau mir das Spektakel gerne an.
Boris: Ihr widert mich an.
Nikolai: Was soll ich dazu sagen?
Ich hatte ein langes Gespräch mit eurem Schreibmenschen, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Alexei: Also, ich wage zu behaupten, dass ich der Protagonist der gesamten Reihe bin, auch wenn mir später jemand den Rang abzulaufen droht.
Ivan: Das hast du jetzt aber schön ausgedrückt.
Sanya: Ja, geradezu herzallerliebst.
Dimitri: Das Gespräch halte ich niemals nüchtern aus!
Alexei: Okay, das führt zu nichts. Darf ich das jetzt mal übernehmen, sonst gibt das nur ein riesiges Durcheinander.
Nikita: Gutes Stichwort. Du bist im gesamten Band 1 völlig durcheinander.
Ivan: Das ist meine Schuld.
Sanya: Und die von Boris und Nikolai.
Boris: Ich hab echt gehofft, dass das klappt.
Alexei: Haltet doch jetzt mal bitte endlich die Klappe! Lasst mich einmal sein, wer ich bin! Also gut. Ich bin Alexei, bin die Hauptperson in „Blaue Augen“ und habe mich für eine Spezialeinheit beworben. Die Ausbildung wurde aber unterbrochen, um uns alle über mehrere Stützpunkte zu verteilen und niemand hat mir verraten, warum.
Dimitri: Erfährst du nicht in Band 1.
Alexei: Dima ist ein super gehässiger Mistkerl, der andauernd alles kommentieren muss, fürchterlich neugierig ist und außerdem der Vetter von Ivan, den er meistens Vanya ruft, weil sie wie Brüder sind.
Sanya: Na ja, fast.
Alexei: Was noch viel schlimmer an der ganzen Geschichte ist, ist eigentlich, dass Ivan und Dimitri mit mir verwandt sind. Um einige Ecken zwar, aber irgendwie lässt sich das nicht leugnen. Meinem Vater Boris waren ein paar verwandtschaftliche Verhältnisse aber egal und mein ältester Bruder Nikolai ist eh ein Arschloch.
Nikolai: Das hab ich gehört! Außerdem bin ich immer noch sauer, dass sie dich bei der Spezialeinheit genommen haben und mich nicht.
Dimitri: War auch besser so! Du taugst nichts, du verwöhnter Erstgeborener.
Ivan: Du bist selbst der Älteste von den Suchanow-Kindern.
Dimitri: Schnauze, Vanya.
Demyan: Kein Wunder, dass Aljosha völlig überfordert und andauernd durcheinander ist. Ich bin übrigens einer seiner besten Freunde. Ich kenne ihn seit dem Internat und Iosif kennt ihn sogar seit dem Kindergarten, aber er kommt in Band 1 quasi nicht zu Wort. Wir sind allerdings nicht nur am Anfang der Geschichte alle gemeinsam auf demselben Stützpunkt in Afghanistan, sondern haben auch bei derselben Spezialeinheit angefangen.
Nikolai: Und das nehme ich euch übel.
Boris: Ich denke, das kommt in der Geschichte heraus.
Ivan: Wie, du hast mal was Hilfreiches zu sagen?
Alexei: Noch fragen, warum die mich alle völlig überfordern? Ich brauch jetzt erstmal eine Kippe.
Ivan: Gib mir bitte auch eine!
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Alexei: Okay, also, wo fang ich an? Die Geschichte beginnt auf dem Stützpunkt in Afghanistan. Mein Vater kehrt von irgendeiner super wichtigen Sitzung zurück und hat unter anderem Ivan und Dimitri mitgebracht. Es gibt ein einziges, großes Gefühlschaos, weil Ivan und ich eine gewisse Vorgeschichte haben.
Dimitri: Und du hast Sex mit meiner Schwester!
Boris: Ich habe echt gehofft, das klappt.
Ivan: Und dann hat er doch Sex mit mir.
Boris: Was ich aber erst deutlich später erfahre.
Alexei: Zum Glück! Irgendwann reisen wir zurück nach Hause, das Durcheinander hört aber dann noch lange nicht auf.
Demyan: Weil du Flashbacks hast. Weil du mal so blöd warst, Drogen mit Alkohol zu kombinieren.
Nikita: Und ich gebe regelmäßig den Erklärbär.
Sanya: Und dann taucht er bei mir in der Bar auf.
Ivan: Erinnere mich nicht daran!
Sanya: Tu ich aber.
Alexei: Ihr seid anstrengend.
Demyan: Und du bist durcheinander, weil dein Vater dich immer in irgendeine Form pressen wollte.
Alexei: Das auch.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Ja, ich gebe zu, es macht mir manchmal Spaß. Allerdings sind diese schwierigen Situationen auch oft genug nötig, um den eigenen Weg durchs Leben für sich zu entdecken und dabei auch sich selbst. Ich selbst hatte es aber auch nie leicht. Letztlich ist Band 1 der Beginn einer sehr langen Reise bis zum wahren Ich.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Alexei: Oh, gute Frage. Ich glaube, meine Lieblingsstelle ist die, in der mir klar wird, dass Ivan das ist, was ich immer gebraucht habe.
Nikita: Oh, die mag ich auch.
Sanya: Meine Lieblingsstelle ist ja die, an der ich das erste Mal auftauche.
Ivan: War klar.
Alexei: Lasst uns doch einfach über den Blumenladen reden.
Sanya: Deal!
Wo zur Hölle bin ich denn jetzt?, überlegte er.
Während er rauchend und grübelnd die Straßen lang gelaufen war, hatte er wohl die falsche Richtung eingeschlagen. Die Metrostation lag genau entgegengesetzt. Er ärgerte sich einen Moment und entdeckte dann einen anderen Laden für Tabakprodukte. Er seufzte und betrat das Geschäft. Mit zwei neuen Schachteln verließ er es wieder, wandte sich in Richtung der Wohnung – und erstarrte.
Dieser Blumenladen da sah irgendwie komisch aus. Er konnte nicht ganz fest machen, warum. Die grellrosa Leuchtreklame für den Laden irritierte ihn ebenso wie die Treppe, die nach unten führte.
Wer verkauft seine Blumen denn im Untergrund?, grübelte er.
Am meisten wunderte er sich über das Publikum, das davor stand und rauchte. Fast ausnahmslos junge Männer. Einer von ihnen hatte bemerkt, dass Alexei sie ansah, und erwiderte den Blick herausfordernd. Da war eine unterschwellige Aggression in seinen Augen, die ihn stutzig werden ließ. Dann wandte sich der Kerl ab und tuschelte mit seinen Begleitern. Er steckte sich eine Zigarette an und wollte gerade weiter gehen, als sein Handy klingelte. Er kramte es aus seiner Tasche und nahm das Gespräch an, ohne nachzusehen, wer ihn anrief. »Ja?«
»Aljosha, du solltest vielleicht nicht unbedingt vor einer einschlägigen Untergrundschwulenbar stehen bleiben«, hörte er Nika spotten – und das nicht nur am Telefon.
Er sah sich um und entdeckte ihn in unmittelbarer Nähe. Er schien gerade von der Metro zu kommen. Die Richtung stimmte zumindest. So wie er aussah, kam er von zuhause. Nikita, der sich offensichtlich umgezogen hatte, legte auf und kam frech grinsend auf ihn zu.
»Wo du so deine Zigaretten holst«, zog der Blonde ihn auf und winkte den jungen Männern an der Treppe zu. »Willst du mit runter was trinken oder lieber zurück in die Wohnung?«
»Was gibt’s denn da zu entdecken?«, fragte er reserviert.
Das Grinsen wurde breiter.
»Nichts Wildes, ehrlich gesagt. Es ist eine kleine, gemütliche Bar mit nettem Essen und ein bisschen Unterhaltung durch Dragqueens. Vielleicht genau das richtige Warm-up für dich, wenn Vanya wirklich morgen mit dir Tanzen geht. Ein wenig abhärten sollten wir dich davor schon.«
Alexei seufzte und sah ihn genervt an. »Du willst mit mir in eine Schwulenbar? Ernsthaft?«, fragte er den Gleichaltrigen und sah ihn möglicherweise etwas ablehnender an, als er beabsichtigt hatte.
Wie viel echte N. Jakob steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Was die emotionale Achterbahn bei der Selbstfindung angeht, enorm viel. Leider weiß ich auch genau, wie eine Kindheit voller Gewalt sich anfühlt. Oder wie es ist, in einer Familie, die durch Alkoholismus geprägt wird, aufzuwachsen. Was das Thema PTBS angeht bin ich leider selbst betroffen und bei späteren Themen in „Blaue Augen“ habe ich auch sehr viel eigenes eingebaut und verarbeitet.
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere den Schreibmenschen hinter der Geschichte beschreiben?
Alexei: Bei der Recherche kann sie sich gut verzetteln, aber sie gibt auch nicht auf, bis sie gefunden hat, was sie gesucht hat.
Ivan: Na ja, aber wenigstens hat sie uns eine schöne Liebesgeschichte zusammengeschrieben, wenn man es in der Gesamtschau sieht. Wobei ich am Anfang wie ein absolutes Arschloch wirke.
Dimitri: Ist auf jeden Fall besser als die ursprüngliche Version, obwohl ich immer noch nicht gut wegkomme.
Sanya: Ich mag die Outfits, die sie sich für mich ausgedacht hat.
Nikita: Manchmal ist sie aber auch echt fürchterlich grausam.
Alexei: Ja, aber man gönnt uns ein Happy End.
Boris: Euch vielleicht.
Nikolai: *schmollt*
Alexei: Man kann ihr schon einmal nicht unterstellen, dass sie keinen Wert auf die Entwicklung von Figuren und Geschichten legt, weil irgendwie ist das am Ende schon eine runde Sache.
Ivan: Das kann ich gelten lassen.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr als Hauptcharaktere vielleicht sogar Mitspracherecht?
Alexei: Der Titel kommt daher, dass man Schwule in Russland „Hellblaue“ nennt, aber „Blaue“ war dann handlicher und weil eigentlich fast alles aus unserer Perspektive erzählt wird, das Wortspiel „Blaue Augen“.
Ivan: Und dann hast du auch noch dermaßen schöne, dunkelblaue Augen.
Sanya: Ich kann’s echt nicht mehr hören!
Dimitri: Keine Spoiler!
Sanya: Der alte Titel war echt absolut unpassend.
Alexei: „Leidenschaft zwischen Krieg und Frieden“ war ein Arbeitstitel.
Sanya: Klingt wie Tolstoi.
Ivan: Damit kennst du dich besser aus.
Dimitri: Keine Spoiler!
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Sanya: Im Vergleich zu den vorherigen Covern ist es grandios. Vor allem deshalb, weil die Idee, einen Regenbogen im Regal stehen haben zu wollen, nebenbei noch dazu geführt hat, dass die jeweilige Farbe zum Inhalt des Bandes passt. Grandioser Zufall!
Dimitri: Jetzt verrate doch nicht gleich alles!
Alexei: War aber so! Weiß ich auch noch.
Ivan: Band 1 ist aus guten Gründen rot.
Alexei: *genervt* Ich weiß.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Alexei: Mir ist vorhin klargeworden, dass er das ist, was ich brauche.
Ivan: *grinst schelmisch* Dieses Mal mit deutlich mehr Nachdruck!
Dimitri: Das ist mehr, als ich in meiner Vorstellung ertragen kann.
Boris: Du bist ihm unterstellt, also arbeitest du auch für ihn!
Nikolai: Das ist ein Befehl, du Nichtsnutz!
Nikita: Wie erkläre ich’s dir, ohne dass du einen Schock bekommst?
Demyan: Alter, du fällst ja mit der Tür ins Haus.
Vielen Dank für das Gespräch

[Autoreninterview] N. Jakob


Autoreninterview
N.Jakob

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich bin eine neurodivergente, queere Pflegefachperson mit Hobbys (Garten, Aquaristik, Hund) und Kindern. Das beschäftigt mich neben dem Schreiben ausreichend.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Kann ich so genau ehrlich gesagt gar nicht mehr sagen, weil ich schon als Teenager damit angefangen habe und inzwischen fast vierzig Jahre alt bin.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Im Selbstverlag erschienen sind „Auf Esbras Fährte“ (Queere Fantasy, mit angedeuteten Sexszenen, die dann ausblenden), sieben Bände von „Blaue Augen“ (abgeschlossen, sehr spicy) und ein Band „Hellblaue Augen“ (Vorgeschichte zu „Blaue Augen, die man aber besser erst liest, wenn man „Blaue Augen“ bereits gelesen hat, weil ich sie auch in der Reihenfolge geschrieben habe, wird im Verlauf spicy)
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Das tue ich tatsächlich. Ich schreibe an einem in sich abgeschlossenen Science-Fiction-Roman, der völlig ohne Spice auskommen wird. Aber ich muss auch noch Band 2 und Band 3 von „Hellblaue Augen“ in eine Form bringen, die sich veröffentlichen lässt.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Wenn ich meine spärliche Freizeit nicht gerade zum Schreiben nutze, findet man mich draußen im Garten, bis zum Ellenbogen im Aquarium oder beim Lesen. Falls mein Freundeskreis einen Termin vereinbart bekommt, spielen wir aber auch gelegentlich einmal Pen&Paper (Vampire: The Masquerade)
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich lese derzeit ganz gerne Sachen von An Brenach und habe leider auch ein mich vorwurfsvoll anguckendes Regal mit ungelesenen Büchern, weil ich nicht wie gewünscht zum Lesen komme. Aufgrund gewisser Parallelen, die mich schmunzeln ließen, lese ich aber auch gerade die „The Blue Eyes“-Serie von Lilly Schwarz.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Im Frühjahr 2023 habe ich mir den Wunsch nach einem Arbeitszimmer erfüllt. Ich habe einen Eckschreibtisch mit drei Monitoren, von denen einer Hochkant ist. Rechts davon steht mein großes Aquarium mit der Wasserschildkröte, hinter mir links auf dem Schreibtisch steht ein Nano Cube mit 20l, in dem man außer Schnecken und Garnelen nicht viel beobachten kann. Diagonal hinter mir in der Ecke neben einem großen Bücherregal mit gelesenen, ungelesenen und zum Nachschlagen gedachten Büchern steht nochmal ein Aquarium mit Garnelen, Schnecken und Fischen. 

Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Das kommt sehr auf, welcher Schicht im Dienstplan steht oder ob ich frei habe. Von daher kann ich das nicht verbindlich beantworten. In der Regel sind meine Tage sehr strukturiert und durchgeplant, weil’s anders gar nicht geht. Zwei von drei Kinder verlassen Montag-Freitag gegen 7 Uhr das Haus, um in die Schule zu gehen. Das Jüngste geht noch in den Kindergarten. Habe ich Frühdienst, klingelt der Wecker gegen 4:30 und ich verlasse gegen 5:30 nach zwei Tassen Kaffee das Haus. An solchen Tagen schreibe ich in der Regel auch nicht, weil ich dann völlig gar bin.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
„Queere Fiktion“. Ich mag progressive Phantastik, hätte sie mir als Kind gewünscht, um mehr als die heteronormative Weltsicht kennenzulernen, und lese und schreibe deshalb viel zu diesen Themen. Es gibt allerdings auch einige Tropes, die ich dermaßen oft gelesen habe, dass ich sie unerträglich finde. Deswegen breche ich toxische Beziehungen lieber auf, anstatt sie durchgehend zu romantisieren und dadurch auch zu normalisieren. Das Thema Konsens wird bei mir auch nicht grundlos immer wieder in den Fokus gerückt
Beispielsätze wären hier: "Nichts, was du nicht willst" und "Darf ich dich küssen?"
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Triff Entscheidungen und lebe mit den Konsequenzen“ ist mein Motto und deswegen ist es auch Grundtenor von „Auf Esbras Fährte“. Das war übrigens auch der erste Roman, bei dem ich es geschafft habe, bis zum Ende zu kommen, auch wenn er deutlich besser hätte werden können.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich glaube, wenn man mich zwingt, mich festzulegen, ist es Kanada.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ich persönlich halte mich durchaus für kritikfähig und auch relativ reflektiert, aber es kommt sehr darauf an, wie die Kritik formuliert wird und von wem sie kommt. Es gibt Menschen, von denen kann ich aufgrund vorher gezeigten Verhaltens keine Kritik annehmen und das äußere ich durchaus auch mal sachlich neutral mit klaren Worten und Begründung. Allerdings gehe ich davon aus, dass die meisten Menschen Kritik, die sie persönlich angreift, im ersten Moment ablehnen oder sie von Leuten, die schon negativ durch Hetzereien gegen Einzelne aufgefallen sind, eher ungern annehmen.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Also, es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte, aber gefühlt kommt man nirgendwo mehr rein. Bei „Auf Esbras Fährte“ war’s damals der unbändige Wunsch, die Geschichte endlich rauszubringen, bevor sie vom Zeitgeschehen überholt wird, obwohl es rückblickend vielleicht klüger gewesen wäre, es anderswo weiter zu versuchen. Mir sind die Löffel ausgegangen. Ich gebe es ehrlich zu. „Blaue Augen“ hat lang genug gebraucht, um dann endlich einmal fertig zu werden. Es hat bestimmt zwanzig Jahre gedauert, bis ich die Geschichte der Figuren in eine Form gebracht habe, in der sie sich erzählen ließ. Jetzt gibt es nicht viele Verlage, die das Genre abdecken und überhaupt noch etwas angenommen hätten. Ich hatte es versucht und dann im Februar 2022 kurz nachdem Russland die Ukraine erneut angegriffen hat, eine Absage mit der Begründung es passe nicht ins Programm bekommen. Hier gehe ich anteilig von einem kausalen Zusammenhang aus, weil ein nicht geringer Teil der Handlung inklusive ein Großteil der Figuren einen russischen Hintergrund hat.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Wenn Aufgeben keine Option ist, bleibt nur Beharrlichkeit.

Montag, 18. November 2024

[Buchvorstellung einmal anders] Dunkelfeuer - Ich finde dich von Silvia Vanda


 
Buchvorstellung einmal anders

Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Silvia Vanda, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus, ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Dunkelfeuer – Ich finde dich“ von Silvia Vanda. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Als ich gerade beginnen will, läuft Silvia auf mich zu und setzt sich zu mir auf die Bank. Nach einer Begrüßung lege ich mal los. 😊


Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
Buch (ist begeistert): Na klar.
Silvia Vanda (wendet sich dem Buch zu und flüstert): Aber nicht, dass du das Geheimnis verrätst.
Buch (ist empört und raunt): Neee, neee. Sag mal kennst du schon den Witz?
Silvia Vanda (kräuselt irritiert die Stirn): Ähm… Was für einen Witz?
Buch (räuspert sich): Na den Witz… Was ist der Unterschied zwischen einem Gitarristen und einem Terroristen?
Silvia Vanda (wechselt einen ratlosen Blick mit Claudia): Ich habe keine Ahnung.
Buch: Mit Terroristen kann man verhandeln. (Buch prustet los.)
Buch (beruhigt sich wieder, wendet sich an Silvia und flüstert): Mit dem Witz habe ich sie irritiert. Das Geheimnis ist bei mir sicher.
Silvia Vanda: Okay. Ich denke wir sind nun bereit für das Interview.
Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Buch: Zeit spielt für mich keine Rolle. Ich liege eh nur rum. Im Regal. Auf dem Sofa. Im Bett. Auf dem Tisch. Am Strand. In den Händen der Lesser*innen. Auf einer Parkbank. Ganz grauenvoll wird es aber, wenn ich auf dem Boden lande oder vergessen werde. Wenn der Hund mich zum fressen gernhat und ich…
Silvia Vanda (unterbricht Buch): Herzlichen Dank auch an Dich, dass Du uns Deine Zeit schenkst.
Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Buch (strahlt vor Stolz): Ich bin eine wundervolle zu Herzen gehende, spannende und ergreifende Rockstar-Romanze mit »Spicy-Szenen«.
Silvia Vanda: In dem New Adult Roman geht es um den Rockstar Aurelius Wittrock, der während seines Drogenentzug, die schüchterne Marie kennenlernt und durch eine Achterbahnfahrt der Gefühle schließlich zu sich selbst finden muss.
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autorin genau so?
Buch: Der männliche Hauptprotagonist manövriert eher sich selbst und Silvia in z. T. sehr missliche Situationen und stellte sie damit vor extremen Herausforderungen. Es war sehr spannend und auch lustig, mit zu erleben, wie die Beiden da wieder zusammen raus kamen aus der Nummer.
Silvia Vanda: Stimmt. Einige Szenen waren sehr schwer für mich zu überwinden. Ich habe dann für mich sehr schnell entschieden: »Augen zu und durch.«
Habt ihr Lieblingsstellen, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Buch: Oh ja, da gibt es diese witzige Szene im Pferdestall …, oder die beim Strip-Poker …, oder das Drama als …, die heiße Szene …, verdammt …, ich kann mich nicht entscheiden. (Grübelt?) Ach, kauf mich doch lieber und lies mich.
Silvia Vanda: Ich mag die Szenen, der vielen ersten Male zwischen Aurelius und Marie. Das Kennenlernen. Der erste Kuss. Ihr erstes Date. Die gemeinsame erste Nacht… Lies doch am besten selbst und teil mir gerne Deine Lieblingsstelle mit. Ich würde mich freuen von Dir zu hören.
Weißt du wie viel Silvia tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?
Buch (spricht geheimnisvoll): In mir ist so einiges über Silvia enthalten
Silvia Vanda (errötet leicht): Ja, das stimmt. Die Geschichte zwischen Marie und Aurelius wurde inspiriert durch eine Begegnung mit einem süßen Typen bei dem ich erst nach unserem Kennenlernen erfuhr, dass meine Bekanntschaft, Musiker in einer sehr bekannten Band ist. Nur mit dem Unterschied, dass ich ihn nicht geheiratet habe.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Buch: Silvia Vanda ist eine sehr sympathische Autorin.
Aurelius: Ernsthaft Buch? Sympathisch? Sie ist anstrengend und fies. Und übrigens, der Witz war mies.
Marie: Also ich finde sie nett und den Witz fand ich gar nicht mal so schlecht. Außerdem kann man tatsächlich nicht mit dir verhandeln.
Aurelius: Baby, ich verhandele immer gerne mit dir. Also glaub mir, der Witz ist ganz schlecht und Silvia ist nicht nett. Durch sie geschah der verdammte Unfall und ich hätte dich dadurch fast verloren.
Marie: Du kannst sie nicht für den Unfall verantwortlich machen.
Aurelius: Kann ich nicht? Tue ich aber.
Marie: Du solltest ihr lieber dankbar sein.
Aurelius: Wieso sollte ich ihr dankbar sein?
Marie: Weil du mich durch sie gefunden hast.
Aurelius: Fuck!
Marie: Sag ich doch, sie ist nett.
Buch fängt zu kichern an.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Buch: Ich hatte kein Mitspracherecht. Für Silvia stand der Titel schon von vornerein fest.
Silvia Vanda: Nach »Dunkelfeuer Du gehörst mir« war mir ganz schnell klar, dass ich unbedingt »Dunkelfeuer Ich finde Dich« schreiben muss.

Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?

Buch: Ich bin nicht perfekt, aber dafür steckt in mir sehr viel Arbeit und Liebe drin.
Silvia Vanda (fügt ergänzend hinzu): Auch der 2. Band ist zu 100% Dunkelfeuer geworden.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Buch: »Warum?«
Silvia Vanda (lächelt): »Weil ich dich gefunden habe.«
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.
Buch: Keine Ursache. (summt ganz leise eine Melodie)
Dann wende ich mich der Autorin zu. »Danke dir für das sehr interessante Interview.«
Silvia Vanda: Vielen lieben Dank, dass wir uns vorstellen durften. Vielleicht bis bald! (Zwinkert geheimnisvoll Claudia zu.)
Als Silvia weggeht, vertiefe ich mich wieder in das Buch.

Samstag, 16. November 2024

[Buchvorstellung einmal anders] Das Knirschen von Schnee von Stina Milner


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Liv und Kjell aus „Das Knirschen von Schnee“ und deren Autorin Stina Milner.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Liv: Na klar, gern!
Kjell *grummelt*: Wenns sein muss …
Stina: Sag mal, wieso bist du eigentlich schon wieder mies drauf?
Kjell *mault*: Bin ich gar nicht. Ich bin glänzender Laune!
Liv hebt die Brauen: Aha …
Ich hatte ein langes Gespräch mit eurer Autorin, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Liv *klatscht freudig in die Hände*: Also, ich bin Liv. Ich bin 48, habe zwei erwachsene Töchter und bin geschieden. Nachdem mein Mann sich von mir getrennt hat, habe ich mein Leben total umgekrempelt, ich habe mir in Schweden ein Haus gekauft und bin dorthin ausgewandert. Mitten ins Nirgendwo! Das war anfangs schon ein bisschen beängstigend. Und dort habe ich dann Kjell getroffen … *schenkt ihm ein strahlendes Lächeln*
Kjell *rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her und räuspert sich*: Und mein Name ist Kjell. Ich bin 49, arbeite als Tierarzt und lebe mit meiner Hündin Kajsa in Sörbyberg bei Lycksele. Liv hat mir gleich gefallen, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, und gleichzeitig fand ich sie unheimlich nervig. Eigentlich wollte ich nicht, dass mir noch einmal jemand so nahekommt …
Liv *strahlt*: Aber jetzt bist du froh, dass ich da bin!
Kjell lächelt ihr zu und nimmt ihre Hand.
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Kjell *ergreift sofort das Wort und räuspert sich*: Es ist durch und durch eine Liebesgeschichte. *Liv und Stina wechseln einen erstaunten Blick* Einerseits über Liv und mich, wie wir unsere Dämonen überwinden müssen und uns langsam näherkommen, andererseits über Stina und Schweden, aber auch über Stina und uns, ihre Figuren. Sie hat stets einen liebevollen Blick auf ihre Charaktere. Und wenn wir uns … *räuspert sich nach einem warnenden Blick von Liv* … also, wenn ich mich danebenbenehme, nimmt sie es immer mit Humor.
Stina *trocken*: Na klar, das muss ich, sonst würde ich an dir verzweifeln. *kichert* Nein, Quatsch. Humor ermöglicht eben einen leichteren Blick auf unangenehme Dinge und Geschehnisse. Auch wenn es nicht immer leicht ist, sich das Lachen zu bewahren.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Stina *grinst breit*: Na klar, das halte ich sogar für unverzichtbar! Ohne Konflikte, Hürden und Stolpersteine gäbe es keine Geschichte und über Menschen ohne Makel, ohne Zweifel und Ängste gibt es im Grunde nicht viel zu erzählen, oder? Wie langweilig … Damit lockt man niemanden hinter dem Ofen hervor und wir wollen doch, dass unsere Geschichte den Leser*innen zu Herzen geht. *wird bierernst* Aber von ‚Spaß‘ würde ich da definitiv nicht sprechen.
Kjell *grummelt*: Von wegen …
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Stina: Normalerweise gibt es in meinen Romanen immer eine Textstelle, die direkt auf den Titel Bezug nimmt. So auch in „Das Knirschen von Schnee“, wenn Liv Kjell erklärt, wann und warum Schnee knirscht. In diesem Moment ist die Atmosphäre zwischen Liv und Kjell so positiv und voller Versprechen, da geht mir das Herz auf.
Liv *seufzt versonnen*: Diese Stelle ist tatsächlich sehr schön. Es liegt so viel Hoffnung in der Luft und die Zukunft erscheint plötzlich rosig und verheißungsvoll. Findest du nicht auch, Kjell?
Kjell schluckt und streicht Liv liebevoll übers Haar. Er nickt.
Wie viel echte Stina steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Stina: Vor allem steckt meine Liebe für Schweden in dem Roman. Die Natur, das Licht und die Gerüche und Geräusche des Waldes, der laue Sommer, aber auch der dunkle eisige Winter – all das ist wunderschön und ich habe versucht, meine Leser*innen an dieser Schönheit und Faszination teilhaben zu lassen. Und natürlich habe ich viele meiner früheren Selbstzweifel und Unsicherheiten an Liv weitergegeben – sorry dafür. Ich musste auch erst lernen, mich selbst zu akzeptieren und auf mich und das, was ich kann, stolz zu sein. Liv geht’s im Roman genauso.
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Kjell *platzt heraus*: Sie ist echt schwierig! Gemein beinahe! Ob ‚unverzichtbar‘ oder nicht, ich bin nicht sicher, ob es ihr nicht doch Spaß macht, uns zu schikanieren. Ihre ‚Hürden und Stolpersteine‘ sind echt nervig. Und was sie mir alles in den Mund gelegt hat, also ehrlich!
Liv *seufzt und schüttelt den Kopf*: Ich bin sicher, Stina macht das nicht, weil sie gemein ist. Sie mag uns doch! Und wenn es der Geschichte dient? Also, ich finde sie sehr nett und verständnisvoll, nie lässt sie uns die Hoffnung aufgeben und wir werden im Laufe der Geschichte beide stärker und entwickeln uns weiter. Dank der Hürden und Stolpersteine.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?
Stina *seufzt*: Eigentlich stand der Titel von Anfang an felsenfest, allerdings sollte er völlig anders lauten. Kurz bevor es ans Coverdesign ging, habe ich aber zur Sicherheit noch einmal recherchiert, ob er auch wirklich noch „frei“ ist. Da musste ich entsetzt feststellen, dass ein anderes Buch mit genau dem Titel, den ich verwenden wollte, zwei Wochen später erscheinen sollte. Und einen Haufen ähnlicher Titel gab es auch noch. Das war wirklich ärgerlich. Daraufhin war Brainstorming angesagt, schließlich war schon Sonntagabend und am Montag wollte die Coverdesignerin den endgültigen Titel wissen. Da war ich kurzzeitig schon ein bisschen gestresst.
Liv *kichert*: Ich bin froh, dass der andere Titel schon vergeben war. „Das Knirschen von Schnee“ ist viel besser. Unverwechselbarkeit ist dir doch so wichtig.
Stina *seufzt erneut*: Wohl wahr, aber ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen, als ich plötzlich ohne Titel dastand.
Kjell *lapidar*: Trags mit Fassung, jetzt hast du ja einen.
Liv *tadelnd*: Kjell!
Stina: Gefällt er dir etwa nicht?
Kjell *zuckt die Schultern*: Warum hast du nicht etwas wie „Liebe, Nordlicht, Sternenglanz“ genommen?
Stina *tippt sich vielsagend an die Stirn und gähnt demonstrativ*: Oh Mann, das passt doch überhaupt nicht zur Story. Oder wärst du etwa lieber der Hauptprotagonist eines zuckersüßen Schweden-Weihnachtsromans gewesen?
Liv *kichert*: Dafür wärst du genau der Richtige.
Kjell schnaubt und verschränkt mit finsterer Miene die Arme vor der Brust.
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Stina: Also ich finde es nach wie vor klasse! Sehr ästhetisch und es spiegelt schön die Stimmung im Roman wider, finde ich. Genau das, was ich wollte. Und dann noch der tolle Farbschnitt beim Taschenbuch …
Kjell *murrt*: Alles ein bisschen zu ‚girly‘ für meinen Geschmack.
Liv *lacht*: Pah! Ein Glück, dass du das nicht zu entscheiden hast. Dir fehlt einfach der notwendige Sinn für Ästhetik, fürchte ich.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Stina *an Liv und Kjell gewandt*: Wehe, ihr spoilert.
Kjell *hebt eine Augenbraue*: Natürlich nicht!
Stina: Okay, schon gut.
Liv und Kjell wechseln einen Blick.
Liv: Erinnerst du dich an diesen Moment, als wir zusammen im Stall waren und uns tief in die Augen gesehen haben? An dem Abend, als du Fritz gebracht hast. Aber vielleicht habe auch nur ich das als so besonders empfunden.
Kjell *ergreift ihre Hand*: Nein, ich erinnere mich. Daran habe ich auch gerade gedacht. Viele Worte waren in diesem Moment nicht nötig.
„Bestechung?“, fragte Kjell leise und Liv sah auf. Ein leichtes Lächeln schimmerte auf seinen Zügen und Livs Herz schlug sofort ein paar Takte schneller, als sie ihm in die amüsiert blitzenden Augen sah. Einen Augenblick lang glaubte Liv, silbern schimmernde Punkte in seiner tiefgründigen grauen Iris leuchten zu sehen, und hielt den Atem an.
Ihr Herz wummerte wie verrückt, die Kehle wurde ihr eng und ob vernünftig und aussichtslos oder nicht, sie konnte nicht anders, als fasziniert zu ihm aufzusehen. Als sein Lächeln breiter wurde und sich seine Augenwinkel vergnügt kräuselten, verzog sich auch ihr Gesicht wie von selbst zu einem strahlenden Lächeln.
„Eine vertrauensbildende Maßnahme“, korrigierte sie ihn ein wenig atemlos und versuchte vergeblich zu verbergen, wie sehr sein betörendes Lächeln sie durcheinanderbrachte.
Kjell sah ihr einen gefühlt endlosen Moment stumm in die Augen und sein intensiver Blick jagte euphorische Schauder über ihren Rücken. Fast meinte Liv, das Knistern zwischen ihnen hören zu können, und sprühten da nicht wie verrückt die Funken? Sie streckte schon die Hand nach seiner aus, um ihre Finger mit seinen zu verflechten, doch er wandte mit einem bedächtigen Nicken das Gesicht ab und der Zauber, der beinahe greifbar zwischen ihnen in der Luft gelegen hatte, verflog abrupt.
Vielen Dank für das Gespräch