Dienstag, 19. August 2025

[Schnipseltime] Finding Destiny von Amory Beryl


 

Unfassbar. Wirklich unfassbar.

Zähneknirschend polterte ich die Stufen hinab, passierte den blöden Salon meines noch blöderen Uropas und trat hinaus auf die dunkle Straße. Heute würde ich in meinem Geheimversteck übernachten, so viel stand fest! Wer so eine Familie hatte, brauchte keine Feinde mehr. Die konnten mir gestohlen bleiben, aber so was von!

Grummelnd und murrend schloss ich mein Fahrrad ab und wollte gerade abdampfen, als mein Blick auf einen leuchtenden Punkt im Laden fiel.

›Nanu? Was ist das denn?‹

Verunsichert trat ich ans Schaufenster und spähte hinein.

Mein Cousin Montgomery hatte sich in einem der Friseurstühle zusammengerollt und schien tief zu schlafen – mit brennender Kippe im Mund.

›Der spinnt wohl?‹

Genervt schloss ich mein Fahrrad wieder an und stapfte zurück in den Laden. Dort schaltete ich das Licht ein und rüttelte meinen Cousin an der Schulter. »Hey! Wach auf!«

Monty brummte leise und drehte sich schmatzend zur Seite. Dabei fiel ihm die Fluppe aus dem Mund und landete direkt auf seinem Schoß.

Sogleich brannte die Glut ein Loch in seine Jeans. Ich schnappte mir den Glimmstängel und schlug die Funken hastig aus.

»Bist du irre? Willst du den ganzen Laden abfackeln, du Vollidiot?«

Ich lag zwar im Klinsch mit meiner Familie, hatte aber nicht vor, Urgroßvaters Lebenswerk in Rauch aufgehen zu lassen. Daher drückte ich die Kippe in einem der Aschenbecher aus – unsere Kundschaft paffte gern während ihres Spa-Erlebnisses –, bevor ich einen weiteren Versuch wagte, die alte Schnarchnase zurück ins Land der Lebenden zu holen.

»Montgomery!«

Statt aufzuwachen, rülpste der Mistkerl mich an. Ich kniff die Augen zusammen. Seine Alkoholfahne war so beißend, dass mir fast die Tränen kamen.

»Boah, wie du stinkst!« Ich zog die Nase kraus. »Hast du in Wodka gebadet oder was?«

›Pff! Diesen Säufer lassen sie nachts allein, aber ich bin nicht bereit für meinen eigenen Salon. Schon klar! Was hat dieser Blödmann um diese Zeit überhaupt in Uropas Laden zu suchen?‹

Frustriert grollend ließ ich meinen Blick umherschweifen.

›Wie sieht’s hier überhaupt aus? Ich sollte dieser Pfeife eins mit dem Besen überziehen.‹

Haare und Staubflusen wirbelten durch die Luft, wann immer ich mich bewegte. Der Boden war voller Seifenschlieren und auf dem Tresen türmten sich leere Shampoo-Flaschen, die offenbar nicht mehr in den überfüllten Mülleimer gepasst hatten. Fauliger Geruch quoll daraus hervor und mischte sich mit der scharfen Note unseres Rasierwassers.

Bäh! Was hatte Monty hier bloß getrieben?

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