Donnerstag, 31. Oktober 2024

[Reiheninterview] Blood Gastein 1 - 3 von Daisy Swan

 

  


Reiheninterview

Heute treffe ich mich mit Lukas Friedenstein und Alexis Banner, um mit ihnen über ihre Reihe „Blood Gastein“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt, um mit mir über die Reihe zu reden.
Lukas: Guten Abend. Freut mich sehr.
Alexis: Hallo! Danke, dass du dir Zeit für uns nimmst!
Lukas: … duzt du sie jetzt einfach so?
Alexis: *tritt ihm gegens Schienbein*
Könnt ihr uns die Reihe, bestehend aus den Teilen „Sturmgraues Herz – Blood Gastein 1“, „Einsamer Mond – Blood Gastein 2“ und „Endloser Hunger – Blood Gastein 3“ mit wenigen Worten vorstellen?
Alexis: In Österreich, genau genommen, in Bad Gastein, leben Vampire. Und einer von denen verliebt sich ausgerechnet in mich.
Lukas: Stimmt. Leider haben alle anderen Vampire ein bisschen Stress.
Alexis: Die Menschen aber auch, es ist nämlich Pandemie.
Lukas: So wie damals die Spanische Grippe, ja. Und du bist eine neugierige Journalistin und das macht alle um mich herum ganz nervös.
Alexis: … und dann geht alles den Wasserfall herunter.
Lukas: Kurz gesagt: Die Bücher erzählen die Geschichte, wie wir uns kennen gelernt haben.
Alexis: Die ist auch nur ein bisschen verrückt. Wenn ich das im Fernsehen erzähle, würde mir niemand glauben.
Ihr Charaktere wachst mit euren Aufgaben, entwickelt euch weiter, besteht so manche Situation. Was glaubt ihr? Fällt es der Autorin leichter euch durch einfache, lustige oder durch schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Lukas: Alexis sagte mehrmals zu mir, dass das mit uns kein Liebesroman ist. Aber ich fürchte, das ist genau das, was wir gerade erleben.
Alexis: Ich glaube, die Daisy ist eine ziemliche Sadistin. Ich würde gerne mal eine Verschnaufpause einlegen, aber ständig passiert etwas.
Lukas: Na ja, sie gibt uns schon ein paar Pausen, die wir für etwas Romantik nutzen können.
Alexis: Sie macht es uns allerdings nicht gerade leicht. Und ich kann immer noch nicht glauben, dass ich in einem Roman aufgewacht bin.
Lukas: Daisy hat schon einen merkwürdigen Humor. Auch in den Momenten, wo es ganz schlimm für uns ist, bringt sie eine Leichtigkeit und ein Augenzwinkern hinein.
Alexis: Lukas! Ständig tötet sie Leute!
Lukas: Na ja…
Habt ihr Lieblingsstellen in der Reihe, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Alexis: *lacht* wie Lukas mich in der Bar im ersten Teil anmacht, war schon ziemlich lustig.
Lukas: Ich wollte gerade sagen, unser erster Kuss in der Preimskirche war schön.
Alexis: Im zweiten Teil hat er Steinchen an mein Fenster geschmissen und ist dann einen Baum hochgeklettert, in totaler Edward-Cullen-Manier.
Lukas: Ich weiß nicht, wer das ist. Aber ich habe keine so guten Erinnerungen an den zweiten Teil… Umso schöner war es dann, als ich das erste Mal von dir trinken durfte.
Alexis: Das war tatsächlich besonders. Und auch wenn es gefährlich war, ich fand es schon sehr toll, bei dieser Vampirversammlung dabei zu sein.
Lukas: Du sahst vor allem umwerfend aus. Dein Kleid trägst du auch auf dem Cover von Endloser Hunger.
Alexis: Das ist DEIN Kleid!
Wisst ihr wie viel echte Daisy in den Büchern oder dem ein oder anderen Charakter steckt?
Lukas: Das wäre mir nicht bekannt.
Alexis: Daisy schaut gern die Nachrichten.
Lukas: Aha.
Alexis: So wie Benni!
Lukas: Oh. In der Tat. Und Duolingo verwenden beide auch, das ist wahr. Und beide haben im Tourismus gearbeitet. Aber: Daisy kann nicht Skifahren.
Alexis: Und meine beste Freundin hat ein bisschen was von ihr. Wenn ich sie ein paar Wochen nicht gesehen hab, brauch ich ein Briefing was alles passiert ist.
Lukas: Das bräuchte deine Freundin allerdings auch, wenn du ihr erzählen würdest, was bei dir alles los ist.
Alexis: Leider war.
Lukas: Aber Daisy liebt Bad Gastein, sogar noch mehr als ich. Ich sage immer, es ist meine Heimat, obwohl ich in Wien aufgewachsen bin. Aber Daisy spricht von ihrer Seelenheimat.
Alexis: Und sie baut schon viele Easter Eggs ein, die auf echte Geschehnisse hinweisen.
Wie würdet ihr als Protagonisten die Autorin beschreiben?
Alexis: Grausam.
Lukas: Na komm, es wäre ja nicht spannend, wenn…
Alexis: Dich lässt sie doch auch leiden.
Lukas: ja aber -
Alexis: Du stehst drauf!
Lukas: Das auch, aber das ist nicht der Punkt. Das muss eben so sein in einem Buch. Aber eigentlich würde ich Daisy als jemanden beschreiben, die viel nachdenkt. Sie wirkt sehr selbst-reflektiert, sie stellt sich gerne die Frage: Ja, aber warum mag ich xy, oder warum gefällt mir z nicht? Und das lässt sie ihre Charaktere dann eben auch machen.
Alexis: Ich mag es, dass sie so wahnsinnig offen über ihre queerness, aber auch ihre mental health spricht. Ich finde das ist sehr wichtig. Und schön, dass sie das in ihre Bücher einfließen lässt.
Lukas: Du hast dich aber furchtbar aufgeregt das eine Mal -
Alexis: Ja und ich bin daran gewachsen. Außerdem hast du mich geküsst, damit ich aufhöre, mich aufzuregen.
Lukas: Stimmt. Das war gut. Ach, schau, Valerie schreibt mir gerade eine SMS. Sie möchte, dass ich erwähne, dass sie es toll findet, dass Daisy eine Frau in eine Führungsposition setzt.
Alexis: Valerie. *rollt die Augen*
Wisst ihr, wann die Idee stand eine Reihe zu schreiben? Stand es von vornherein fest, dass es ein Mehrteiler wird, oder habt ihr Protagonisten ein Eigenleben entwickelt?
Alexis: Soweit ich weiß, sollte es zuerst eine Reihe von Kurzgeschichten werden, die man unabhängig voneinander lesen kann.
Lukas: Ja, aber diese Idee hat sie dann schnell verworfen. Zunächst stand im Raum einen sehr dicken Roman zu schreiben, oder die Geschichte auf mehrere Teile aufzuteilen und das ist dann schlussendlich, was passiert ist.
Alexis: Bis jetzt sind 10 Teile geplant.
Lukas: Mit der Möglichkeit, noch mehrere zu schreiben.
Wann kamen die Titel? Standen die im Vorfeld schon fest, oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Lukas: Ich finde den Titel Blood Gastein sehr passend, aber am Anfang hieß die Reihe anders, „Where you belong“. Das ist eine Abwanldung von einer Zeile aus einem Lied, das Daisy sehr gefällt. Aber welches, bleibt ein Geheimnis.
Alexis: Die Titel der einzelnen Teile basieren tatsächlich auch auf Liedtexten, Daisy hat ja eine ganze Playlist für Blood Gastein und hat dann die Lyrics als Inspiration genommen.
Wer ist denn der Coverdesigner?
Lukas: Im Buch steht hopeless.lost.pixel, was auch immer das bedeutet.
Alexis: Das ist Daisys Partner. Der macht all ihre Cover.
Lukas: Na siehst du, du bist eben doch eine Investigativ-Journalistin.
Seid ihr mit den Covern zu 100% zufrieden, oder würdet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Lukas: Es gefällt mir sehr gut, allerdings finde ich es schade, dass man Alexis hübsches Gesicht nicht sieht.
Alexis: Pf, das soll man sich ja auch vorstellen. Aber hey, sah meine Frisur echt so toll aus von hinten?
Lukas: Tatsächlich ist auch der Charme von Bad Gastein sehr schön eingefangen auf den Covern. Man sieht die Berge, die alten Hotels und den Wasserfall.
Zum Abschluss würden mich noch eure Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
Lukas: Alexis hat zu mir gesagt „Wir sind gerade auf unserem zweiten Date und du hast mich noch nicht mal versucht, zu küssen. Und da soll ich dann sagen, klar, beiß mich, trink mein Blut? Wo lebst du bitte?“ Inzwischen frage ich mich, ob sie das einfach nur gesagt hat, damit ich sie küsse.
Alexis: Warum nicht beides?
Lukas: Und was fandest du besonders schön?
Alexis: Als Lukas zu mir sagt „Ich verstehe die Bedeutung des Wortes ‚Nein‘.“ Das war verdammt sexy.
Danke für das Gespräch.
Lukas: Vielen Dank, schönen Abend noch.
Alexis: Wir sagen Danke! Baba!

Mittwoch, 30. Oktober 2024

[Buchvorstellung einmal anders] Magus, der Magische - Hawell'mug und Hexenwerk von Kathrin Stoll


Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit dem Protagonisten Magus, um mit ihm über das Buch „Magus, der Magische – Hawell’mug und Hexenwerk“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für das Buch zu antworten.
Gerne doch, Claudia. Oder darf ich Dia sagen? Ach, ich nenn dich einfach dia. Steckt ja auch in deinen Insta-Namen!
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Na gut, schlimm, dass die das noch nicht wissen! Ich bin Magus. Ja, ganz recht, ohne n. Keine dumme (Mag)nus! Ich bin sechs Jahre alt und ziemlich klug. Außerdem werde ich einmal der größte Hexenmeister aller Zeiten!
Beschreibe uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen.
MEIN Buch handelt von mir. Da gibt es so ein Zauberritual, dass ich unbedingt ausprobieren will. Also bereiten ich und mein bester Freund alles dafür vor. Ich plane so etwas natürlich im kleinsten Detail durch! Da braucht man O-Saft, Wasser, Ritualskerzen und Buntstifte für. Selbstverständlich auch die richtigen Bücher! Ganz ungefährlich ist so ein Zauber auch nicht. Allein wenn man sich an so einer Kerze verbrennt oder die gar umkippt! Ich mag gar nicht daran denken.
Glaubst du macht es der Autorin mehr Spaß dich durch leichte, einfache oder schwierige, düstere Situationen zu führen?
Also, Dia… ich glaube Kathrin mobbt mich schon ganz gerne. Mal ganz von diesem Buch ab, hat die Frau ja schon wieder Ideen für die nächsten drei Teile und da sind ganz schön viele schwierige Situationen, die auf mich zukommen werden. Aber ich glaube auch, dass sie mich zu sehr lieb hat, als dass sie es zu düster machen wird und ein Happy-End hat ein kleiner Frechdachs wie ich doch verdient, oder?
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch?
Ganz zu Anfang sieht man, wie ich meine Waisengeschwister, Herrn Makrosh und Bertha auf trapp halte. Das ist ziemlich witzig. Aber auch das Zusammensitzen mit meinen besten Freund Jurii, wo ich lese und er zeichnet, finde ich toll. Ich mag das total, weil wir uns da auch ein bisschen ohne Worte verstehen, wenn du weißt, was ich meine.
Was glaubst du, wie viel Kathrin steckt in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter?
Eine ganze Menge. Ich glaub jeder Charakter von ihr hat auch was von ihr. Herr Makrosh kann sehr freundlich sein, obwohl er optisch eher weniger so wirkt. Das ist bei ihr auch so. Ich bin ziemlich neugierig so wie sie und ihre Irlandliebe hat sie vermutlich in Cera verpackt. Rote Haare, grüne Augen und so!
Wie würdest du deine Autorin beschreiben?
Eigentlich ganz nett. Sie ist mir etwas zu chaotisch, andauernd muss ich sie an etwas erinnern. Aber sie kann fast so gut malen wie Jurii! Das ist cool.
Weißt du, wie es zu dem Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert? Hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht?
Und wie ich das weiß, Dia! Ich war selber mit dabei. Magus der Magische stand ziemlich schnell fest. Sie hatte auch überlegt nur Magus oder Magus der Hexenschüler zu nehmen, aber Kathrin mag Al..ala...Alliterationen! So heißt das. Magus und Magisch und so. Für den anderen Teil des Titels hat sie ewig gebraucht. Mein wunderbarer Vorschlag "BÄM! Magie!" wurde dabei eiskalt abgelehnt. Wirklich frech und dann hat sie wieder so eine Alliteration! Hawell’mug und Hexenwerk" – Pah, das hätte ich nicht genommen. Aber gut, ihr Orangensaft!
Immerhin sagt der Titel aus, worum es geht. Hexenwerk ist ja klar und Hawell’mug? Ähm… das verrate ich noch nicht!
Gefällt dir das Cover zu 100% oder hättest du einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Ich finde es schon ganz cool geworden. Ich bin ja nicht so der Künstler und bin da vielleicht auch leicht zu beeindrucken. Aber ich mag es, dass sie es in Lila gehalten hat. Das ist meine Lieblingsfarbe!
Was ist dein Lieblingszitat aus dem Buch?
"Die Flammen der Kerzen scheinen zum Leben zu erwachen und beginnen mit ihren eigenen Schatten zu tanzen. Der ganze Raum wirkt plötzlich geheimnisvoll. Auf einmal löst sich ein Funke und springt direkt auf Juriis Zeichnung." - Voll die mega Atmosphäre, oder? Ich liiiiebe so etwas!
Danke für das Gespräch.
Ich hab zu danken! War schön mit dir mal zu quatschen. Bleib magisch!

[Autoreninterview] Kathrin Stoll - Kritzelpause


Autoreninterview
Kathrin Stoll

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Hallo :) Mein Name ist Kathrin Stoll und ich bin Autorin/Illustratorin und Mutter. Vor kurzem habe ich mein erstes Kinderbuch "Magus der Magische: Hawell’mug und Hexenwerk" veröffentlicht. Es ist der erste Teil meiner geplanten Kinderbuchreihe "Kritzelpause" und handelt um einen Waisenjungen, der gerne einmal ein echter Hexenmeister werden will. Aber bis dahin hat er noch viel zu lernen und wie sein erstes Lernabenteuer aussieht, kann man im Buch selbst nachlesen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe mir schon immer gerne Geschichten ausgedacht und habe früh angefangen Fanfiction zu meinen Lieblingsanimes zu schreiben (Hunter X Hunter, Digimon, Dragonball uvm). Doch das reichte mir bald nicht mehr. Irgendwann fing ich an eine eigene Geschichte zu schreiben, die ich allerdings nie veröffentlichte. Stattdessen wurde ich durch eine Internetbekanntschaft an das Online-Rollenspiel rangeführt, wo man einen Charakter erschafft und dessen Geschichte gemeinsam im Chatverfahren mit den anderen Charakteren anderer Spieler ausspielt. Das mache ich heute noch und um mein Lieblingshobby meinen Sohn etwas näher zu bringen, begann ich damit kinderfreundliche Geschichten zu meinen Charakteren zu verfassen.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Bisher ist nur "Magus der Magische: Hawell’mug und Hexenwerk" von mir erschienen. Wie oben schon gesagt, geht es darum, dass der junge Mann ein Hexenmeister werden will. In seiner Welt darf man aber ohne Lehrkraft keinen Zauber praktizieren oder üben. Doch Magus ist ein kleiner Rebell und mit seinem besten Freund Jurii versucht er dennoch ein Zauberritual abzuhalten. Wie er dann mit den Konsequenzen seiner Tat umgeht und ob der Zauber gelingt, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten ;)
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Tatsächlich habe ich noch einige Geschichten zu erzählen und auch schon das nächste Manuskript bereits angefangen. Der vorübergehende Projektname ist "Von Dunkelheit ins Licht" und es wird um Themen wie FoundFamily und Glücksfindung gehen.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Oh, Freizeit ist ein Luxusgut für mich :D Aber wenn ich sie mal habe, dann nutze ich sie oftmals für das Online-RP, was ich eben schon genannt habe. Ganz davon ab spiele ich gerne Computerspiele und schaue Serien/Filme mit meinen Mann. Auch Fotografie und Bildbearbeitung mache ich gerne, aber dafür fehlt mir mit Kind, Buchveröffentlichung und Haushalt ein wenig die Zeit.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Grundsätzlich bin ich ein großer Wolfgang Hohlbein-Fan. Ich habe damals mit seiner Nautilus-Reihe angefangen richtig ins Lesen einzusteigen. Aber Momentan lese ich auch unsagbar gerne Rick Riordans Percy Jackson-Bücher. Ich liebe seinen lockeren Schreibstil. Von den beiden abgesehen, lese ich momentan viel querbeet. Es gibt sehr viele Selfpublisher, die es zu unterstützen gilt :)
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Wenn es ums Schreiben geht, sitze ich am liebsten an meinen Schreibtisch. Leider steht der noch bei uns im Schlafzimmer und ich träume regelrecht von einem eigenen Arbeitszimmer. Was das Zeichnen angeht, setze ich mich dafür am liebsten auf unser Sofa und breite alles um mich aus. Auch wenn diese Art zu Arbeiten nicht sehr Rücken/Nacken-freundlich ist :D
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
In der Woche stehe ich meistens um kurz nach sechs auf. Ich wecke meine beiden Morgenmuffel (meinen Mann und meinen Sohn) und wir frühstücken und machen uns fertig für den Tag. Ab 7.45 Uhr bringe ich meinen Sohn dann in die Kita. Dann setze ich mich meistens an die Arbeit, die Kritzelpause mit sich bringt: Social Media planen, Manuskripte schreiben/überarbeiten, Werbemittel gestalten etc. Wenn mir der Kopf dann zu sehr brummt, schalte ich ab und mache mir eine Serie an oder ich erledige den Haushalt. Ab 12 Uhr ist dann Mittag angesagt, wo ich für mich und meinen Mann ein paar Brote schmiere (Wenn er zuhause arbeitet, heißt das). Dann arbeite ich noch ein wenig weiter an den Kritzelpausethemen und um 15 Uhr hole ich dann meinen Jungen wieder zu Fuß aus der Kita ab. Mit ihm kann dann so ziemlich alles passieren. Meistens lesen wir viele Kinderbücher oder spielen mit seinen Sachen. Um 18 Uhr gibt es Abendessen, danach schauen wir noch ein oder zwei kindgerechte Serienfolgen und ab 20-21 Uhr machen wir uns alle gemeinsam bettfertig. Wenn der Kleine im Bett schläft, schauen ich und mein Mann noch eventuell eine Serie oder lesen und dann ist der Tag um 22 Uhr spätestens vorüber.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Sowohl als auch Fantasy. Ich mag auch romantische oder historische Bücher lesen, aber meistens greif ich doch auf Fantasy zurück. Auch habe ich mal versucht, etwas anderes zu schreiben, aber oftmals vergeht mir doch die Lust daran.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Kein genaues. Wenn dann würde ich wohl etwas wählen, wie "Man lernt im Leben nie aus." Nicht sonderlich einfallsreich, aber dennoch wahr. Ich denke, es gibt in keinen Fach einen wirklichen Meister von etwas. Wir lernen immer wieder neue Dinge oder andere Wege kennen. Etwas, was wir vor zwanzig Jahren gelernt haben, kann heute schon wieder umstritten oder gar falsch sein. Ich denke, deswegen ist es wichtig, immer neugierig zu bleiben. So ist es auch bei mir. Vielleicht mag ich deswegen Magus so gerne. Er ist immer wissbegierig.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Irland, um ehrlich zu sein. Es ist mir einfach unsagbar sympathisch. Es gibt diese weite, hügelige Landschaft und dieses ungezähmte Wetter. Die Leute haben eine ähnlich raubeinige, offene Art wie in Norddeutschland, was ich gewohnt bin und einfach mag. Und dann ist da noch die keltische Kultur. Feen, Siths, Kelpies – Da kann man doch nur auf Inspiration treffen. Auch war meine erste bewusste Begegnung mit Hexen/Wicca in Irland. Zwar mehr in einer Art Museum, aber es war wirklich spannend. Fast gleich auf mit Irland ist bei mir aber Japan. Die Mischung aus Popkultur, Mythologie, Tradition und Technik finde ich sehr spannend. Leider habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, Japan zu besuchen – Irland im Gegenzug dazu zwei mal bisher.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Also, früher war ich es auf jeden Fall gar nicht. Ich habe Ewigkeit gebraucht um zu verstehen, dass Kritik nicht immer etwas schlechtes ist, sondern einen auch weiter bringen kann. Allein dadurch muss ich immer ein wenig schlucken, wenn man mir gegenüber Kritik äußert. Aber ich arbeite daran und versuche grundsätzlich Kritik als eine Chance zur Verbesserung zu sehen. Mir ist nur wichtig, dass die Leute Kritik auch mit einer Erklärung und verständlichen Argumenten dafür einbringen.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Das war für mich ziemlich klar. Ich habe nicht sonderlich viel Erfolg mit Bewerbungen in meinem Leben gehabt und bin diesem Prozess grundsätzlich ein wenig abgeneigt. Davon aber mal abgesehen, bin ich eben nicht nur Kinderbuchautorin, sondern auch Illustratorin. Als ich die Kritzelpause geplant habe, habe ich fast überall gelesen, dass Autoren nur ihre Manuskripte und keine passenden Illustrationen dazu einreichen sollen. Das wäre nichts für mich gewesen. Ich wollte das meine Geschichten in meinem Stil geschrieben und verbildlicht werden. Da lasse ich niemand anderen heran. Auch wenn Selfpublishing mehr Arbeit und teurer ist, sehe ich es als Chance mein Werk nach meinen Vorstellungen zu formen. Hier geht es um ein Projekt, wo mein Herzblut reingeht, da nehme ich die "Nachteile" des Selfpublishing gerne in Kauf.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
"Kauft. Mein. Buch!" - Nein, nein, dass wäre nun doch etwas zu direkt. Ich freue mich über jeden Leser, der mich und meine Geschichten unterstützt und wünsche ihn viel Spaß mit meinen Werken. Ich hoffe einfach, dass viele Kinder sich einen gemütlichen Moment mit ihren Lieben nehmen können, indem sie sich eines meiner Werke greifen und sich vorlesen lassen. Diese tollen Momente erlebe ich viel mit meinen Sohn und nichts anderes wünsche ich meinen Lesern: Einen schönen, verträumten Lesemoment.

Dienstag, 29. Oktober 2024

[Buchvorstellung einmal anders] Diesmal werden wir tanzen von Claudia Iwer


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonistinnen Marie und Gerda aus „Diesmal werden wir tanzen“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Gerda: „Eigentlich habe für sowas gar keine Zeit. Meine Enkelin hat mich mitgenommen.“
Marie: „Wenn man über Dinge nicht redet, wird sich auch nichts ändern.“
Gerda: „Also von mir aus muss nichts geändert werden.“ Verschränkt die Arme.
Könntet ihr euch erstmal meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Marie: Ich bin Marie Gedicke, bin 31 Jahre alt und arbeite seit fast zehn Jahren in Hamburg als Architektin. Ursprünglich stamme ich aus Kudrow im Spreewald. Ich will wieder dorthin zurück. Meine Omi Gerda wohnt dort.
Und Ihre Omi braucht Unterstützung?
Gerda schnaubt.
Marie: „Das nicht. Ich vermisse wirklich meine Heimat und will dringend zurück.
Gerda: „Das freut mich wirklich sehr! Mein Mariechen hat immer ein Platz bei mir. Seit mein Mann nicht mehr ist, ist es ziemlich einsam auf dem Hof geworden.“
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Marie: „Ich will die Scheune meiner Oma ausbauen.“
Gerda: „Aber du hast auch ein Zimmer bei mir.“
Marie: „Ich weiß, Omi. Aber ich will mein eigenes Heim. Außerdem macht es mir Spaß, die alte Scheune zu entrümpeln.“
Gerda: „Da gibt’s immer eine Menge zu entdecken.“
Marie: „Genau. Und ich habe einen Liebesbrief entdeckt, den mein Opa nicht geschrieben hat. Ich will unbedingt wissen, wer Omis erste Liebe war und was aus ihrer Beziehung geworden ist.“
Gerda: „Und ich finde, dass man die Dinge auf sich beruhen lassen sollte.“
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Gerda: „Na, klar! Sie muss ja unbedingt die alten Kamellen herausholen.“
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Gerda: „Mariechen hat mich gefragt, wie ich ihren Opa kennengelernt habe. Das ist nämlich das Interessante!“
Marie: „Ja, die Stelle mag ich ja auch sehr gerne. Ich liebe ja meinen Opi. Ich mag aber auch die Stelle, an der Gerda mit ihrer ersten Liebe auf dem Fließ entlang fährt. Das war wirklich romantisch.“
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Marie: „Viele Orte aus dem Buch kommen ihr bestimmt bekannt vor. Einige der Charaktere sind realen Menschen nachempfunden. Aber nur grob. Der Großteil ist frei erfunden.“
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Gerda: „Der Titel hat sich ergeben. Ich hab ja selbst nicht damit gerechnet, oder Mariechen?“
Marie grinst. „Das war Fügung. Ihr müsst es einfach lesen.“
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Gerda: „Ich frage mich, warum meine Enkelin nicht drauf ist. Sie jungen Leute müssen doch zu sehen sein.“
Marie: „Aber es geht doch um deine Geschichte, Omi.“
Gerda: „Um deine doch auch. Der Moritz ist so ein guter!“
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
„Zum wiederholten Male hatte sie aus dem Dachfenster geblickt, um einen Blick auf einen der Glückssterne zu erhaschen. Irgendwann wurde ihr klar, dass sie, um Glück zu finden, gar nicht so weit schweifen musste. Das Glück lag ja gleich neben ihr."
Danke für das Gespräch
Gerda: „Nichts zu danken. Es war ja dann doch ganz nett.“

Montag, 28. Oktober 2024

[Schnipseltime] Manil 2 - Keine Leinenpflicht in Katurath'ka von Desiderius M. Rainbow


 

Leseprobe „Mânil 2 – Keine Leinenpflicht in Katurath’ka“ Seite 287 – 293

Suketo erzählt:

Am Montagmorgen, als ich in die Küche kam, saß Mânil bereits dort mit Lilian, Amadeus und Shela und wirkte, als wolle er demnächst irgendwen umbringen. Ich rechnete fest damit, dass er aufstehen und gehen würde, als ich den Raum betrat, stattdessen blieb er sitzen und ignorierte mich stumpf. Die anderen drei verstummten im Gespräch und beobachteten uns neugierig.

„Toll, was ihr beide heute Morgen wieder für eine Stimmung versprüht. Da kriegt man gleich Lust, wieder zurück ins Bett zu gehen“, bemerkte Lilian sarkastisch. Shela ihrerseits hatte mir bereits auseinandergesetzt, was sie von den Dingen hielt, die ich zu Mânil gesagt hatte, sich jedoch ungewohnt kurzgefasst. Sie hatte keine Lust, sich mit Mânil zu streiten, weil es ihn störte, wenn sie sich einmischte.

Ich seufzte und fragte ihn direkt: „Geht es noch um das Gewächshaus und was ich am Freitag zu dir wegen Tyrone gesagt habe?“

„Quatsch“, brummte er und sah mich an, als fände er es mehr als überflüssig, dass ich darüber auch nur nachdachte. „Ich bin halt schlecht gelaunt, wenn der Tag mit Stunden beginnt, auf die ich überhaupt keine Lust habe“, erläuterte er und wirkte nicht, als hätte er vor, dazu noch mehr zu sagen.

„Davon kann ich dich wohl nicht abhalten“, erwiderte ich unverbindlich.

Amadeus sagte: „Auch auf die Gefahr hin, dass mir gleich einer von euch beiden an die Kehle geht – dürfen wir zusehen?“

„Wieso zusehen?“, fragte Mânil alarmiert. „Macht ihr nicht mit?“

Hatte ich etwa vergessen, ihm zu sagen, dass der Unterricht nur ihm galt?

„Nein“, wunderte Amadeus sich über die Frage. „Ich kann nicht dieselben Sachen lernen wie du, Lilian sowieso nicht, Shela trainiert allein und Tyrone – na ja.“

Ich ergänzte: „Ich bin laut Lehrplan nicht verpflichtet, euch irgendwelche Kampfkünste beizubringen und für Tyrone ist das sowieso nicht wichtig.“ Mânil sah mich entsetzt an. Er hatte mit Gruppenunterricht gerechnet.

„Und nein“, setzte ich hinzu. „Ihr dürft nicht zusehen.“ Auch wenn mir klar war, dass sie es trotzdem tun würden. Abgesehen von Shela war Barnabas der Letzte gewesen, dem ich diese Art von Unterricht hatte zukommen lassen. Dieser war nur von nicht sehr kämpferischer Natur gewesen, weshalb jene Stunden mit ihm überhaupt keinen Spaß gemacht hatten. Mânil war das zwar eigentlich auch nicht, aber er war wesentlich temperamentvoller als Barnabas. Ich ging davon aus, dass er ein gefährlicher und unberechenbarer Gegner sein konnte – wenn er denn wollte.

Mânil hatte keinen großen Hunger, war bereits fertig und stand ohne ein Wort auf, um aus der Küche zu gehen.

„Sei nachher pünktlich um zehn in der Bibliothek“, rief ich ihm hinterher; er brummte bloß.

„Was wirst du machen, wenn er sich weigert?“, fragte Amadeus neugierig.

„Zwing ihn“, meinte Shela leichthin. „Er wird schon rausfinden, dass es ihm guttut. Und da ihr ja unten in der Trainingshalle seid, hast du ganz andere Möglichkeiten. Es ist eine Sache zu wissen, wie die Magie dort funktioniert, eine andere, es am eigenen Leib zu erfahren.“

Sie grinste und Lilian sagte zu mir: „Ich habe manchmal das Gefühl, von dir adoptiert zu werden, kann dazu führen, dass die eigenen moralischen und ethischen Vorstellungen flexibler werden.“

Shela kicherte. „Das ist ein verdammt gutes Argument! Aber hey, ich weiß, wovon ich rede. Der Kampfsaal gehört zu den mit Abstand besten Räumen in diesem Haus.“ Amadeus nickte vehement.

Mânil hatte ich über die besonderen Qualitäten dieses Raums noch nicht aufgeklärt. Ausnahmsweise erschien ich pünktlich um zehn. Ich wollte nicht, dass er gleich wieder ging, wenn ich zur festgesetzten Zeit nicht, wie angekündigt, in der Bibloithek war. Er tauchte jedoch erst um kurz nach halb elf auf und machte noch immer ein ungewohnt mürrisches Gesicht. Er trug eine schwarz-weiß gestreifte Hose und seine scharlachroten Lackstiefel mit den Plateausohlen. Dazu ein kurzärmliges, grünes Hemd über einem Langarm-Shirt mit kunstvoll zerrissenen Ärmeln. Zudem hatte ich den deutlichen Eindruck, dass die grünen Strähnen in seinem Haar seit heute früh deutlich greller geworden waren.

„Nachgefärbt?“ fragte ich, um friedliche und unverfängliche Konversation bemüht, während ich ihn eine Etage unter der Bibliothek durch den Keller führte. In die Bibliothek hatte ich ihn nur bestellt, weil er noch nie in der Trainingshalle gewesen war und sie vermutlich nicht gefunden hätte.

„Nein, Verwandlungszauber“, erwiderte er einsilbig, „das hält besser und macht die Haare nicht kaputt.“

„Pass auf“, fuhr ich ihn etwas unwirsch an. „Wir können das jetzt ganz zivilisiert angehen oder auf die harte Tour – wie du willst.“

Er schwieg und ich seufzte genervt. Wir passierten die Zaubertranklabore und den Klausursaal. Auf der Suche nach Shela war Mânil schon einmal in der Etage darunter gewesen. So war es ihm nicht neu, dass die Wege, die in diese dritte Etage hinab führten, gut getarnt waren. Nicht jeder meiner Solekorek wusste, wie weit es in meinem Keller noch hinabging. Dort hütete ich noch so manches Geheimnis – zum Beispiel den geheimen Teil meiner Bibliothek, von dem nicht einmal Shela ahnte, oder was, beziehungsweise wer sich noch alles in diesem dritten Untergeschoss verbarg. Wir gingen noch durch einige Korridore und am Ende eines kurzen Flurs gelangten wir in den Vorraum, welcher für meine Verhältnisse nahezu minimalistisch eingerichtet war: Hier stand ein rot-schwarzes Ecksofa zum Erholen, darüber hingen an der Wand ein paar Schwerter, Ketten, ein Fächer und ein Eckregal, aus welchem eine Ranke sich in den Raum hineinstreckte. In der anderen Ecke zu unserer Rechten stand ein Minikühlschrank, so wie eine größere Topfpflanze, die ich ebenfalls davon überzeugt hatte, hier auch ohne Sonnenlicht zu wachsen. Schräg gegenüber der Tür, durch die wir kamen, führte eine Doppeltür in die Halle. Daneben gab es einen schlichten Schrank und zu unserer Linken war ein roter Kreis von circa zwei Metern Durchmesser auf den cremefarbenen Teppichboden gesprüht.

„Setz dich“, befahl ich, wies auf das Sofa und ließ mich ebenfalls nieder. Mânil blieb mit vor der Brust verschränkten Armen stehen und sah mich nur stur an.

„Bevor wir hineingehen, werde ich dir von der speziellen Magie erzählen, die jenen Raum ausmacht, und das meine ich in keiner Weise poetisch. Alles, was dir dort drin widerfährt, jeder Schaden ob magischer oder nichtmagischer Natur, macht sich beim Verlassen des Raumes sofort rückgängig. Auf diese Weise brauchst du deine Kräfte nicht permanent zu drosseln, sondern kannst sie zur Gänze ausschöpfen und in Ruhe ausloten, ohne Sorge haben zu müssen, dass etwas schiefgeht. Abgesehen davon, dass der Saal sich deshalb hervorragend dafür eignet, magische Duelle zu vollziehen, kann man dort auch fantastisch, einfach mal so, Dampf ablassen, da sich beim Verlassen der Halle auch jede Zerstörung rückgängig macht.“ Mânil trug zwar weiterhin seine schlechte Laune zur Schau, konnte aber nicht verbergen, dass er beeindruckt war.

„Wozu ist der rote Kreis?“, fragte er und wies auf den Boden.

„Wenn man im Saal stirbt, kann man ihn ja nicht mehr selbstständig verlassen. Deshalb sorgt ein gesonderter Zauber dafür, dass man aus dem Raum teleportiert wird, hier in dem Kreis wieder auftaucht und sich bester Gesundheit erfreut, als wäre nichts geschehen.“

„Stirbt?“, wiederholte er und musste schlucken.

„Ja, das kann durchaus mal passieren“, bestätigte ich wie beiläufig. Ich würde ihm nicht erzählen, wer mich diesen Zauber gelehrt hatte und, wie überfordert ich mich mit dieser Funktion zu Anfang gefühlt hatte – während es für meinen Gegenüber damals keine große Sache gewesen war. Verflucht möge er sein!

„Es fühlt sich durch die Magie jedoch lediglich wie eine tiefe Bewusstlosigkeit an“, fügte ich hinzu. Mânils Blick verriet einen gewissen Respekt, als er den Kreis betrachtete.

„Machst du nun mit oder muss ich dich wirklich zwingen? Shela hatte schon recht, ich habe hier drin, hinter jener Tür, dank des Zaubers ganz andere Möglichkeiten, und Olga würde nie davon erfahren.“ Mânil runzelte die Stirn und ich erklärte: „Ich weiß, dass du noch hinter der Tür gestanden hast, als Shela darüber sprach.“

Meine Drohung führte ich nicht weiter aus. Er zuckte nur die Schultern und ich stand auf, um die breite Doppeltür zu öffnen. Das Licht ging automatisch an, als ich den riesigen Raum betrat. Der Holzboden wies trotz der Magie zugunsten des Ambientes einige Dellen und Kratzer auf, das rohe Mauerwerk der Wände war nur teilweise weiß gestrichen, was dem Saal gemeinsam mit den grauen Stahlträgern einen rustikalen Charme verlieh. Zwei Seiten waren komplett mit Spiegeln bedeckt und zusätzlich zu der taghellen Hauptbeleuchtung sorgten kaltweiße Lichterketten an den Wänden für die gemütliche Atmosphäre.

„Ich möchte zuerst einmal sehen, inwieweit du überhaupt in der Lage bist, dich gegen einen frontalen Angriff zu verteidigen“, sagte ich.

„Gar nicht“, behauptete er.

„Das glaube ich dir nicht. Ich wette, dass du dich wehrst, wenn jemand versuchen würde, auf dich loszugehen.“

„Nur wenn ich eine Chance habe zu gewinnen.“

„Über diese Einstellung freuen sich Leute wie Tyrone bestimmt“, spottete ich.

„Ja, bisher schon“, war die trockene Antwort.

„Dann sollten wir deine Einstellung überarbeiten.“

Er atmete tief durch und erklärte: „Stell dir vor, du würdest regelmäßig von jemandem fertig gemacht – auf welche Art auch immer – gegen den du, selbst wenn du es versuchen solltest, überhaupt keine Chance hättest. Würdest du ihm den zusätzlichen Triumph gönnen, dich besiegt zu haben, obwohl du dich gewehrt hast? Wenn du wüsstest, dass sich das Kräfteverhältnis eines Tages umkehren wird und du nur noch etwas Geduld haben musst?“

„Du meinst, solange einstecken, bis du sicher bist, dass du gewinnst? Das bedarf einer Menge Willenskraft und eines gewissen Maßes an Wahnsinn und Masochismus.“

Grinsend erwiderte er: „Ich glaube, du verstehst mich. Es bewahrt mir das Überraschungsmoment. Wenn ich meinem rein hypothetischen Gegner nicht offenbare, dass ich stärker werde, rechnet er nicht mit dem Inferno, das eines Tages auf ihn zukommt.“

„Ich würde mich wehren, solange ich kann“, gab ich zurück. „So viel Kraftaufwand wäre mir das Überraschungsmoment nicht wert.“

„Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass du dir je solche Gedanken machen musstest“, wandte er ein.

„Glaub mir, es war ein langer Weg, bis ich der geniale und unfehlbare Kellrah‘serat wurde, der ich heute bin.“

„Du hast eingebildet vergessen.“

„Stimmt, aber das ist selbsterklärend,“ bestätigte ich ungerührt.

Ich hockte mich hin, legte meine flache Hand auf den Boden und setzte die Stelle in Brand. Die kleine Flamme wuchs rasch an und Mânil erkundigte sich: „Also ganz egal, was mit mir hier drinnen passiert, sobald ich durch die Tür gehe, ist alles wie vorher?“

Ich hielt inne und entgegnete: „Du willst das jetzt nicht ausprobieren. Ich verspreche dir, dass du das bereuen würdest.“ Er grinste mich breit und herausfordernd an und steckte die Hände in seine Hosentaschen.

„Ernsthaft?“, fragte ich resignierend.

Ich seufzte, nahm die Flamme in die Hand und ließ sie sich in ein bläuliches, elektrisches Knistern verwandeln. Er wollte es wirklich ausprobieren und hatte nicht vor, seine Protesthaltung aufzugeben, ganz gleich, was ich sagte.

„Okay“, kündigte ich an. „Wenn du nicht vorhast, dich zu verteidigen, wird das hier sehr wehtun.“

„Ich habe in meinem Leben bisher keine Duelle eingeplant“, meinte er trotzig.

Ich hatte das Gefühl, dass er indes schon eingeplant hatte, klein beizugeben. Er war nicht so blöd zu glauben, dass ich ihm seinen Willen lassen würde. Unter Garantie hatte er inzwischen begriffen, dass ihm der Unterricht guttun würde. Nun ging es lediglich darum, dass er sich das noch eingestehen musste.

Mit einem Achselzucken schoss ich den Energieball ab, mit dem Ziel, ihn so hart zu treffen, wie ich es fertigbrachte. Bis zum letzten Augenblick hoffte ich, dass er die Hände aus seinen vermaledeiten Taschen nehmen und irgendetwas tun würde, allerdings blieb er einfach stur da stehen. Als ihn das Geschoss in die Brust traf, schrie er auf, zuckte, verdrehte die Augen und sank stumpf zu Boden.

„Verfluchter Sturkopf!“, murmelte ich, als ich zu ihm ging, ihn mir über die Schulter warf und vor die Tür brachte, um ihn auf dem Sofa neben seiner Umhängetasche, die er dort gelassen hatte, abzulegen. Keuchend fuhr er hoch und tastete panisch seinen Körper ab, um festzustellen, dass er in Ordnung war. Shela hatte recht, von der Magie zu wissen, war eine Sache, sie zu erleben war etwas ganz anderes.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und erkundigte mich betont genervt: „Wie oft muss ich das machen, bis du mit dem Scheiß aufhörst?“

„Wie oft bringst du das fertig?“, fragte er kaltblütig zurück, wirkte aber trotz der großen Töne angemessen eingeschüchtert.

„Oft“, erwiderte ich ungerührt. „Du behauptest, dass du deinen ‚rein hypothetischen Gegner‘ eines Tages besiegen willst. Vor einem Monat hast du behauptet, es bedeute dir eine Menge, dich verteidigen zu können. Worin besteht also dein Problem?!“

„Ist ja schon gut, ich hab es begriffen. Ich kooperiere, versprochen“, gab er kleinlaut nach.

„Das ist schön zu hören, auch wenn das noch nicht erklärt, wieso du dich so aufführst.“

Ich setzte mich neben ihm auf die Couch und versuchte, einen hilfsbereiten Eindruck zu machen, obgleich das nicht zwingend eine meiner herausragendsten Eigenschaften ist.

„Ist das nicht offensichtlich?“, brummte er. „Ich habe Angst. Als ich dir sagte, dass ich Freude hatte an dem, was im Zug passiert ist, war das die Wahrheit. Es ist nur für gewöhnlich nicht meine Art, Spaß daran zu haben, mich an Schwächeren auszutoben, zumal es davon ohnehin nicht viele gibt.“

„Okay, lass mich versuchen, dir etwas Kluges dazu zu sagen: Das ist normal. Es ist menschlich, wenn man sich daran erfreut, nicht mehr am Ende der Hackordnung zu sitzen. Und wenn man über Magie verfügt und diese zum ersten Mal als positiven Teil von sich selbst akzeptiert, ist das berauschend, ganz gleich wie die äußeren Umstände sind. Was du fühlst, ist völlig normal und es wurde höchste Zeit. Und jetzt verlange ich von dir, dass du dich zusammenreißt, mit mir dort hineingehst und Freude an deinen Kräften hast. Klar?“ Er schwieg, nickte aber langsam und stand bereitwillig auf. Ich hoffte, dass irgendetwas von dem, was ich gesagt hatte, hilfreich gewesen war.

Wieder standen wir einander gegenüber und er sah mich erwartungsvoll an. Als ich erneut den Boden vor mir in Flammen setzte, war ich zuversichtlich, vorhin genug Eindruck hinterlassen zu haben, dass er sich nun versuchen würde, zu verteidigen.

„Sieh mich nicht so an“, meinte er schmunzelnd. „Ich hab doch gesagt, dass ich kooperiere. Das gerade will ich wirklich nicht noch einmal erleben!“ Zweifelnd hob ich nur eine Augenbraue und ließ die Flammen am Boden auf ihn zu rasen…

[Buchvorstellung einmal anders] Manil 2 - Keine Leinenpflicht in Katurath'ka von Desiderius M. Rainbow


 
Buchvorstellung einmal anders

Ich warte seit einer Ewigkeit auf den Autor Desiderius M. Rainbow, aber er kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Mânil 2 – Keine Leinenpflicht in Katurath‘ka“ von Desiderius M. Rainbow. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Er wird nicht kommen – frag Suketo, warum. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Buch: Aber klar doch, ich rede sehr gern und sehr viel, wie du an meinem Umfang unschwer erkennen kannst!
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Buch: Hey, Desiderius ist der Autor, der mit Worten umgehen kann und nicht ich! Ich dachte, ich les dir mal gemütlich meinen Klappentext vor. Na gut, zuerst einmal bin ich, obwohl Mânil aktuell erst 18 ist, kein Jugendbuch. Ich stecke voller Subtext, der sich klar an Erwachsene richtet – ja, auch ohne „Spice“ und obwohl ich ganz harmlos tue, ist das, was ich zwischen den Zeilen mitbringe, nicht gerade für Jugendliche gedacht.
Dank Mânils Verwandlungsunfall am Ende des ersten Teils – ein ganz lieber Kerl übrigens, der erste Teil, wir liegen gerne zusammen auf Desiderius‘ Nachtschrank und begleiten ihn auch überall hin und… ich schweife ab. Dank dieses Unfalls eskaliert die schräge Dynamik zwischen Mânil und Suketo gleich zu Anfang. Mânil bittet übrigens immer noch darum, dass die ersten hundert Seiten von euch übersprungen werden, aber ganz ehrlich: Es ist unfassbar gemein, aber auch extrem lustig – wenn auch nicht aus Mânils Sicht. Dank dieser Episode entwickelt sich das Verhältnis der Beiden – wird aber nicht einfacher. Dank einiger weiterer unschöner Umstände findet Mânil auch endlich mehr zu sich selbst und beginnt, seine Kräfte zu akzeptieren. Natürlich darf er dann auch endlich mal das Haus verlassen und wir haben einige größere Szenen in Katurath’ka, wo er auf andere Solekorek (Magieschüler*innen) trifft und in einem Turmkobold-Laden landet. Auch Suketos Grüppchen wächst um zwei weitere Solekorek, die Chaos stiften, und nicht nur das – hast du das Skelett auf Desiderius‘ Insta-Account gesehen? Hihihihi! Was ich besonders feiere, ist der neue Saal mit den sehr besonderen Effekten, dessen Vorraum es auf mein Cover geschafft hat. Dort wird Mânil einige sehr intensive, teils sehr, sehr fiese Stunden verbringen und eine Menge lernen. Hatte Suketo im ersten Teil eigentlich schon spezifiziert, welchen Bereich seiner Mentalmagie er am liebsten hat? Also mehr noch als Telekinese? Auch wenn es eine verbotene Magierichtung ist, wissen wir ja: wenn einer noch weniger auf Verbote gibt, als Mânil, dann ist das Suketo! Aber ich will ja nicht spoilern! Will ich schon… Darf ich nur nicht.
Außerdem verliebt Mânil sich schon wieder und es gibt zwischendurch zwei gänzlich unspektakuläre Wohlfühl-Outings.
Zudem passiert noch etwas gen Ende, was sich einige sehr wünschen, allerdings geht das anders aus, als man erwarten würde – wir wollen ja schließlich den Prinzen nicht vergessen. Nicht zuletzt wird Mânil auch weiterhin, trotz all der Magie, die in ihm ist, in einigen Bereichen weiterhin mies sein und infolge dessen so einige einfach nur unschöne Szenen durchleben müssen. Warst du eigentlich schonmal in Gewächshaus sechs? Glaub mir, du willst da nicht rein! Giftige, fleischfressende oder stinkende Pflanzen sind nichts gegen das, was da drin ist!! So, hab ich dich neugierig gemacht?
In deinem Inneren spielt sich ja vieles ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit dem Autor zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt, sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Buch: Ganz klar, Desiderius ist ein Sadist! Er liebt es, unsere Figuren in unmögliche Situationen zu manövrieren, sie mit furchtbarem Timing zu triezen und Psychospielchen mit ihnen zu spielen. Und das nicht genug – er hat ihnen auch noch jede Menge Vorgeschichten angedichtet, die wir genüsslich nach und nach einfließen lassen werden, damit immer klarer wird, warum passiert, was da passiert und dass Suketo zwar einen furchtbaren Charakter hat, aber dass er nicht verrückt ist. Ich muss auch zugeben, dass mir Desiderius‘ Art gefällt, wie er mit unseren Figuren umspringt, denn trotz all der Gemeinheiten, die er sich für sie ausdenkt, liebt er sie und sie ihn – und das merkt man, finde ich. Neben all dem Chaos bekommen sie zwischendurch immer wieder kleine cozy Szenen – nur damit er sie dann aus heiterem Himmel wieder überfallen kann…
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Buch: Da müsste ich aber hart spoilern, da ich nicht verraten will, WAS mit Mânil am Ende des ersten Teils passiert ist. Aber ich hab die Szenen zwischen Mânil und Suketo besonders gern, einfach weil man merkt, mit wie viel Begeisterung Desiderius über dieses schräge, komplexe Machtgefälle schreibt und wie die beiden sich kabbeln, einander herausfordern und es doch nicht einfach oder vorhersehbar wird, wie es mit ihnen weitergeht. Die Spekulationen unserer Betaleser*innen sind diesbezüglich ja sehr vielfältig…
Weißt du wie viel Desiderius tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Buch: Oh ja! Er sagt immer, dass es effektiver sei, uns - seine Bücher - zu lesen, als dass er sich einfach vorstellt, und dass wir fast noch mehr Desiderius sind als er selbst. Besonders mit den beiden Hauptfiguren identifiziert er sich völlig. Mânil und Suketo waren maßgeblich daran beteiligt, dass er überhaupt herausgefunden hat, wer er ist, was er will und wie er sein möchte. …Übrigens, er ist Tanzlehrer, frag mal seine Schüler*innen! Außerdem findet sich eine Menge aus seinem Alltag in den Büchern. Wer schonmal in seiner Tanzschule war, dürfte das Gefühl haben, in Suketos Kampfsaal gelandet zu sein. Mânils Klamotten finden sich ausnahmslos in Desiderius‘ Kleiderschrank wieder – bei so mancher beschriebener Kombi fragten die Betaleser*innen „Wirklich ALLES?!“ Ja, er läuft wirklich so rum.
Und einiges, was du auf meinem Deckel hier siehst, findest du in seinem Wohnzimmer wieder: den Fächer, die Schwerter, die Tasche, das Tee-Service, die Leine, die grüne Decke, das Halsband, die Ketten an der Wand, das Eckregal und natürlich immer und überall Tee und Kekse! Wenn du ihn anlocken willst, solltest du Tee mit Süßholz und Zimtkekse dabeihaben, das funktioniert zuverlässig. Und Lichterketten natürlich.
Wie würdest du oder seine Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller den Autor beschreiben? 
Buch: Ich hab den Zusatz gelesen. Wen meinst du mit ‚liebe Charaktere‘? Ich bin voller schrulliger, sehr merkwürdiger Individuen, die alles Mögliche sind, aber nicht lieb. Als solches würde ich Desiderius übrigens auch bezeichnen.
Mânil: He, er ist mir doch angeblich so ähnlich, außer, dass er echt fies ist. Dann kann er so schlimm nicht sein.
Suketo: Schlimmer. Rate mal, warum ich unsere Tintennase erstmal einbehalten habe – wer weiß, was er sonst noch so über uns erzählt.
Buch: Hihi, traut ihr ihm etwa nicht?
Suketo: Hast du die Rohfassung vom sechsten Teil gelesen? Dann frag ganz besonders mich lieber nicht, ob ich dem Mistkerl traue.
Buch: Natürlich kenne ich den und ich liebe es, was Desiderius mit dir noch alles anstellt!
Lilian: Soll ich mal? Ihr kommt sowieso nicht zum Punkt.
Buch: Mach mal, ich lenk die beiden ab!
Lilian: Desiderius platzt vor Kreativität und Ideen, ein Tag, an dem er nicht kreativ und produktiv sein kann, ist für ihn ein verlorener Tag. Er ist das organisierte Chaos und trotzdem nur sehr schwer aus der Ruhe zu bringen. Zudem vereint er eine seltsame Mischung aus extremem Pragmatismus und überbordender Emotionalität.
Suketo: Kurz gesagt, der Typ ist anstrengend.
Lilian: Und verknallt in dich, Suketo. Um weiter bei den Extremen zu bleiben: Er liebt es sowohl als Tänzer mit Auftritten, so wie auch als Autor mit Lesungen und Interviews auf der Bühne zu stehen und ist eine Rampensau, wie sie im Buche steht.
Buch: Was?
Lilian: Nicht du. In Kombination dazu braucht er ebenso sehr viel Zeit für sich allein und ohne Menschen, damit er klarkommt. Um noch mit ein paar Schlagworten zu werfen – er ist trans (ftm), omnisexuell, BDSMer und fiktosexuell. Seit 15 Jahren lebt er mit seinem Partner Falk – der uns zum Glück ebenfalls sehr liebt – in einer offenen Beziehung. Und weil Desiderius noch nicht genug Durcheinander in seinem Leben hat, ist er Autist und lebt mit einer extrem ausgeprägten DIS (Dissoziative Identitätsspaltung).
Mânil: Deshalb das, was in meinem Kopf passiert. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Lilian: Wenn er seine Zeit nicht mit uns verbringt, hat er eine eigene Tanzschule, zeichnet viel, bastelt und leitet den hiesigen BDSM-Stammtisch
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Buch: Zuerst einmal war Desiderius völlig planlos. Ich bin ja offensichtlich kein Büchlein für mal eben zwischendurch und das in einen Titel zu quetschen fiel ihm schwer. Er ging seiner gesamten Umgebung auf die Nerven und hat auch mich immer wieder gefragt, wie ich denn heiße. Woher bitte sollte ich das wissen?! Er ist doch der Autor! Dann kam es: Er war spät abends gerade dabei, seine Tanzschule abzuschließen und hielt plötzlich wie weggetreten inne. Sein Partner und seine beiden Freundinnen haben sich dabei nichts gedacht, das kommt bei ihm zwischendurch vor. Dann strahlte er in die Runde und verkündete meinen Namen. Wie das passiert ist, weiß ich nicht, ich tippe auf irgendeine Art Kurzschluss in seinem Gehirn…
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Buch: Ja, ich liebe es! Es ist schließlich komplett selbstgezeichnet – Multiliner und Aquarell auf satiniertem Aquarellpapier – und der Raum, der dort zu sehen ist, sieht exakt so aus. Mit den Perspektiven hat Desiderius lange gekämpft, aber letztendlich ist das dabei herausgekommen. Mein Kumpel Teil eins und ich sind sehr stolz drauf, dass wir handgezeichnet sind und dass man das, was auf uns zu sehen ist, genauso in uns wiederfindet. Selbst die Magierschrift Korennpherrak ist auf uns versteckt. Die existiert auch komplett und ist nutzbar. Die Originalbilder von uns sind natürlich auch noch deutlich größer und hängen in Desiderius‘ Wohnzimmer an der Wand und auch das Bild für Teil drei ist bereits in Arbeit.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Selbst meinem bekloppten Autor fällt zu dieser Frage nie etwas gescheites ein – aber ich klappe mich einfach mal auf und schaue, was dabei herauskommt:
Seite 206 (Mânil erzählt):
Mir war schwindelig, ich war völlig benebelt und ich fühlte mich berauscht. Magier! Ich hatte das erste Mal dieses Wort für mich verwendet und ich hatte meine Kräfte, meine Magie eingesetzt, um mich zur Wehr zu setzen, um ausnahmsweise keine blutige Nase davontragen zu müssen. Zum ersten Mal konnte ich mich mit diesem Wort ‚Magier‘ identifizieren. Meine Haut fühlte sich fiebrig und viel zu warm an und mir rauschte das Blut in den Ohren.
Seite 301 (Suketo erzählt)
„Du hältst doch dicht, oder?“, fragte Mânil etwas besorgt, während mir diese Unterhaltung einfach nur noch peinlich war. Ich habe bis heute noch nicht ergründen können, wie Skelette es schaffen, die Stirn zu runzeln, da das Schädelgesicht natürlich starr war, dennoch war James‘ Stirnrunzeln nicht zu übersehen, als er zwischen uns hin und her schaute und im Brustton der Überzeugung versicherte: „Selbstverständlich, wenn es dein Wunsch ist. Es gibt niemanden, bei dem ein Geheimnis besser aufgehoben wäre als bei einem Knochen, selbst wenn es sich um ein solch fragwürdiges handelt wie dieses.“ Er glaubte das tatsächlich, obwohl es kaum größere Plaudertaschen gab als Skelette. Trotzdem vertraute ich ihm.
Seite 430 (Suketo erzählt):
Mânil begriff langsam, welche Richtung diese Stunde nehmen würde.
„Oh Scheiße“, murmelte er, woraufhin ich ihn auch daran hinderte weiterzusprechen. Nach dieser Stunde würde er hoffentlich begriffen haben, wieso ich so viel Wert darauflegte, dass er sich genauso intensiv mit Schutzschilden und Verteidigungszaubern auseinandersetzte, wie mit Angriffsmagie.
Seite 440 (Suketo erzählt):
„Tut mir echt leid, wirklich“, beteuerte er noch immer, während er sich erneut anzog.
„Glaub ich dir nicht“, entgegnete ich, stand auf und bewegte mein wieder gesundes Bein, dankbar für die Magie in der Kampfhalle.
„Doch“, widersprach er grinsend. „Tut es wirklich – nur nicht so sehr, dass ich es nicht wieder tun würde.“
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.
Buch: Na klar, jederzeit wieder, ich freue mich sehr drauf, dich wieder in Suketos Haus begrüßen zu dürfen. Kommst du auch mit nach Katurath’ka?!
Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.

Freitag, 25. Oktober 2024

[Schnipseltime] ÜberLeben LebensWert von Agatha Huxley


 

»Lady! Hallo, Lady!« In höchster Aufregung winkt Pelle die Streetworkerin zu sich. »Kommen Sie, kommen Sie schnell!« Er trippelt von einem Bein aufs andere. »Kom-men Sie schon. Bitte!«

Er winkt heftiger und blickt immer wieder zurück, um sich zu überzeugen, dass das, was er gesehen hat, keine Einbildung war.

Es ist dunkel. Es war ein anstrengender Tag für Karo. Sie hat nicht mehr die Kraft für einen paranoiden Schub einer ihrer Schützlinge. Scheißdrogen! Sie schüttelt den Kopf. Eine Strähne rutscht ihr aus dem locker hoch-gesteckten Haar. Warum können die Kids nicht einfach clean bleiben? Warum können sich die Familien nicht besser um ihren Nachwuchs kümmern?

Karo hat sich diese Fragen früher oft gestellt, bevor sie durch ihre Arbeit als Streetworkerin und ihre eigenen Erfahrungen eines Besseren belehrt wurde. Sie erinnert sich an eine konkrete Situation – ein Junge, der nach Monaten der Abstinenz wieder rückfällig wurde. Es war nicht der fehlende Wille, sondern die schmerz-hafte Kombination aus einem instabilen Umfeld, der Sucht, die immer wieder ihre Klauen ausstreckte, und einer Gesellschaft, die mehr verurteilte, als zu verstehen.

Sie schüttelt die Gedanken aus dem Kopf. Sie weiß, dass es sinnlose Gedanken sind. Die Realität ist viel komplexer. Es sind nicht nur die Jugendlichen oder ihre Familien, die versagen – es sind auch die Strukturen um sie herum, die sie im Stich lassen.

Pelle wird immer aufgeregter. Er tänzelt um die Streetworkerin herum und lenkt sie in Richtung der alten Schuppen, ohne sie zu berühren.

»Schauen Sie doch, Lady! Kommen Sie schon!«

Karo streicht ihm mit zittriger Hand über den Oberarm.

Die nächste Laterne ist hundertfünfzig Meter entfernt. Karo stolpert über die Schwellen der stillge-legten Gleisanlagen. In diesen Teil des Viertels verirrt sich niemand aus Versehen. Es ist Niemandsland, in dem sich Obdachlose und Drogenabhängige hinter bröckelnden Mauern und zerborstenen Scheiben niedergelassen haben. Die umliegenden Büsche dienen als Toilette. Der Wind weht Karo eine verkommene Mischung aus Fäkalien, Dreck, Lumpen, Schweiß, Alkohol und Cannabis um die Nase. Sie schaltet die Taschenlampe ihres Handys an, um nicht zu stolpern. Da liegt etwas zwischen den Gleisen. Sie streckt ihren Arm mit dem Licht aus, als könnte sie den Haufen Lumpen so besser erkennen.

Pelle tänzelt hinter ihr. »Sehen Sie? Sehen Sie es?«

Karo traut sich noch ein paar Schritte nach vorn. Das ist nicht einfach ein Kleiderbündel. Da liegt jemand.

Pelle beginnt zu winseln. »Ich war das nicht!« Er hüpft hinter Karo hin und her und schaut sich nervös um. »Sie lag schon so da.«

Karos Herz hämmert gegen die Rippen. Sie dreht sich zu dem Jungen. Er wirkt panisch. Paranoid. Er hat einen Affen[1]. Sie schaut zurück zu dem Lumpenhaufen. Adrenalin schießt ihr durch den Kopf und ihr wird schwindelig. Wie schlimm ist es diesmal?

Wahrscheinlich hat Pelle den Tabak, vielleicht auch Reste von Drogen oder was sich sonst noch verwerten lässt, geplündert. Nach einem Portemonnaie oder einem Personalausweis braucht sie nicht zu suchen.

Ihr Blick geht zurück zu dem Jungen, der dringend einen Schuss braucht. Nicht nur, um seine Sucht zu befriedigen. Sondern zusätzlich einen Schuss gegen den Schrecken. Und auf den Mut, dass er Hilfe gerufen hat. Karo geht die letzten drei Meter auf den Lumpenhaufen zu. Ihr Herz schlägt ihr bis in den Hals, als sie sich über den Körper beugt. Sie sieht verklebte Haare. Karo hält den Atem an, als sie den Körper an der Schulter berührt.

»Hallo!« Sie rüttelt. »Kannst du mich hören?«

Es ist ein Mädchen. Karo wird schwarz vor Augen. Ist das Isabella? Die Streetworkerin sackt auf die Knie. Wut brodelt in ihr auf und sie schüttelt stärker. »Isi, mach die Augen auf!«

Pelle wimmert.

Karo fährt über die Haare des Mädchens. Sie sind feucht und verkrustet. Das ist mehr als nur fettiges Haar. Sie nimmt die Handylampe zur Unterstützung. Ist das Blut? Sie kniet nun vor dem Mädchen und tastet mit Zeige- und Mittelfinger nach der Halsschlagader. Kein Puls.

»Scheiße!«

Karo verliert das Gleichgewicht beim Aufstehen und stützt sich auf der kalten Erde ab, um nicht umzufallen. Spitze Kieselsteinchen bohren sich in ihre Handfläche. Sie drückt sich mit einem Ruck nach oben und reibt die Hände aneinander, während sie sich zu Pelle umdreht. Sie legt die Hände auf seine Schultern und schaut in seine riesigen Pupillen. Pelle trippelt immer unruhiger. Karo übt behutsam Druck auf seine Schultern aus in der Hoffnung, ihn zu beruhigen.

»Wie hast du sie gefunden?«, fragt sie mit einer Mi-schung aus Verzweiflung und Besorgnis.

»Sie lag schon da.« Er dreht den Kopf über seine Schulter. Die Anstrengung, die Streetworkerin hierher-zubringen, spiegeln sich in seiner Unruhe wider, er hat mehr Einsatz gezeigt, als er Ressourcen hat. Er wollte, dass das Mädchen gefunden wird. Er wollte sie nicht einfach so liegen lassen. Aber was er noch viel weniger wollte, war, mit der Polizei zu tun zu be-kommen. Nun hat er den Staffelstab der Verantwor-tung an Karo weitergegeben.

»Hey, Lady, ich muss jetzt echt los.« Er zappelt immer wilder und schaut in Richtung Stadtzentrum, bis er ihren Blick fahrig wieder aufnimmt. »Ich muss noch was besorgen, okay?«

Karo nickt Pelle zu und bedeutet ihm damit zu verschwinden. Sie sieht sich um. Leuchtet zu den maroden Lagerhallen. Die Büsche um sie herum sind schwarz, eine Schwärze, die sich in ihrem Körper ausbreitet und die Brust verengt. Ihr Herz schlägt wild gegen die innere Dunkelheit, da hilft auch kein Handylicht.

Was ist das für ein Rascheln? Das Handy rutscht aus ihren zitternden Händen. Es versagt ihr den Atem, als sie sich zu dem Boden bückt, um das Licht wieder aufzuheben. Die Dunkelheit verstärkt die unheimlichen Geräusche. Sie zuckt zusammen. Ist das ein Vogel im Gebüsch? Jemand hinter den verfallenen Mauern? Ihr schwindelt es bei dem Gedanken, nachts allein in diesem abgelegenen Teil des alten Bahnhofs herumzu-streifen. Hier liegt eine tote junge Frau, da ist sie sich auch ohne Arztausbildung sicher. Sie nimmt ihren letzten Mut zusammen und wählt die 112. Wenn sie schon so leichtsinnig ist, an diesem Ort zu bleiben, dann wenigstens mit der Polizei am Ohr. »Hallo! Ich habe eine Leiche gefunden.«



[1]   im Milieu-Slang bedeutet »Affig sein« oder »einen Affen haben«, wenn etwa nach Heroinkonsum Entzugserscheinungen (»turkey«) auftreten