Als ich abends heimkomme, nachdem ich die Kinder bei ihrem Freund
abgeliefert habe, nehme ich sofort die leisen Musikklänge wahr, die aus dem
Wohnzimmer dringen. Die Tür steht einen Spalt offen, ich sehe aber nichts als
sanft flackerndes Licht aus dem ansonsten dunklen Raum schimmern. Natürlich
würde ich meine neugierige Nase am liebsten hineinstecken. Nur ganz kurz. Doch
ich halte mich brav an die Anweisung, die mir David vorher erteilte, auch wenn
es schwerfällt, und gehe zuerst ins Schlafzimmer, um meine Klamotten
auszuziehen.
Lediglich von
meinem hauchdünnen Kimono umhüllt, mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer.
Die Stimmung ist gewaltig und versetzt mich augenblicklich auf eine andere
Ebene. Da ich David nirgends sehe, gehe ich zu dem kleinen runden Teppich, den
er direkt unter unserem Deckenhaken platziert hat, und knie mich hin. Das Bedürfnis,
den Kopf zu senken und die Augen zu schließen, ganz bei mir anzukommen, ist so
stark, dass ich nicht mal nach den Gegenständen Ausschau halte, die David
bereitgelegt hat.
Das leise
Knarzen des Ledersofas verrät mir, dass er sich gerade daraus erhebt.
Vermutlich hat er schon die ganze Zeit im hinteren, vollkommen dunklen Bereich
des Zimmers gesessen und mich beobachtet.
Meine Augen
halte ich weiter geschlossen. Ohne die besondere Stimmung zu sehen, spüre ich
sie mit jeder Faser meines Körpers. Und ich fühle ihn. Seinen Blick, der mich abscannt. Seine Hand, die zärtlich über
meine Wange fährt. Die den Gürtel des Kimonos löst, ihn beiseiteschiebt, und
mit den Fingerspitzen meine Brüste berührt – so unendlich sanft – um ihn mir
schließlich über die Schultern zu streichen. Lautlos gleitet er hinter mir zu
Boden. Hauchzart küsst er meine geschlossenen Augen, was mich weiterhin davon
abhält, sie zu öffnen.
Kurz darauf
spüre ich dünne Verpackungsfolie an meiner Stirn. Vorsichtig umwickelt David
damit meinen Kopf, führt sie über die Augen, umschließt damit auch meine Ohren,
was mich noch weiter in einen Tunnel treibt. Mit einem Ruck reißt er die Rolle
ab und ich atme tief durch, erleichtert darüber, dass er meinen Mund frei
lässt. Doch diese Annahme währt nicht lange, denn im selben Moment schiebt er
mir einen Ballknebel zwischen die Zähne, zieht ihn ordentlich fest und
umwickelt ihn anschließend ebenfalls mit der Folie. Nun ist mein Kopf komplett
verpackt, lediglich die Nase hat er ausgelassen. Die Beklemmung, die mich jedes
Mal bei dieser Art der Fixierung überkommt, habe ich dieses Mal erstaunlich gut
im Griff. Weder meine äußere noch meine innere Haltung verändert sich dadurch
übermäßig.
Ruhig und
gleichmäßig atme ich durch die Nase ein und aus, vollkommen auf ihn
konzentriert. Auf die Geräusche, die er macht, auf seine Berührungen, die mich
beiläufig immer wieder streifen. Aber auch auf mich.
Mich selbst
in diesem Maße zu spüren, gelingt mir nur sehr selten. Obwohl meine Gelenke vom
langen Knien schmerzen, genieße ich die Position. Denn genau diese Haltung
trägt wesentlich dazu bei, all das so intensiv erleben zu können.
Ihn.
Mich.
Uns.
Das Hier und
Jetzt.
Irgendwann
hilft er mir vorsichtig auf die Füße, hält einen Moment meine Hände fest, bis
ich sicheren Stand habe. Weiterhin ohne ein einziges Wort legt er mir meine
ledernen Arm- und Fußmanschetten an, führt meine Arme nach oben und befestigt
sie an einer Kette, die er offensichtlich am Deckenhaken eingehängt hat. Erneut
fühle ich, wie er die Folie ansetzt. Diesmal an den gestreckten Oberarmen, die
er auf Augenhöhe umwickelt und damit seitlich an meinen Kopf presst. Dadurch
werden sie zusätzlich fest an meine Ohren gedrückt, was das Rauschen weiter
anschwellen lässt, und mir ermöglicht, noch tiefer abzutauchen.
Ein
abgründiges Stöhnen dringt aus meinem verschlossenen Mund. Vertrauensvoll
begebe ich mich vollständig in Davids Hände. Überlasse mich den Manschetten,
der Kette und ihm.
Wie in Trance
nehme ich hin, dass er eine Spreizstange zwischen meinen Beinen befestigt, was
den Zug auf meine Handgelenke noch verstärkt. Ich strecke mich, so gut es geht.
Versuche, wieder mehr Gewicht auf meinen Füßen aufzunehmen, damit der Schmerz
in Armen und Schultern dem Ganzen nicht zu schnell ein Ende bereitet.
Ich will
durchhalten.
Leiden.
Genießen. So
lange wie möglich.
Alles dreht sich in meinem Kopf. Weiße und blaue Blitze explodieren hinter meinen geschlossenen Augen, während er damit fortfährt, mich mit der Folie zu verpacken.
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