Mittwoch, 24. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Mein unfassbarer Sommer in Sitebüttel von Andreas Tietjen

 



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit dem Autor Andreas Tietjen, um mit ihm über sein Buch „Mein unfassbarer Sommer in Sitebüttel“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Sehr gerne, ich danke für die Möglichkeit meine Arbeit hier vorzustellen!
Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
Tim ist siebzehn, sein Onkel holt ihn zu Ferien auf dem Lande ab. Mit Onkels Uralt-Vespa landen sie auf einem Bauernhof. Eine Rockband probt für ein Festival. Oldie-Musik, Schwarzweiß-TV, D-Mark … eine 13-jährige Göre vom Nachbarhof nervt. Tim merkt allmählich, dass hier die Zeit stehengeblieben ist. Tim verliebt sich auf dem Festival in Nele, ahnt nicht, welche Probleme sich nun ergeben werden …
Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Ja. Ich liebe es in die verschiedenen Rollen meiner Charaktere zu schlüpfen. Sie sprechen und agieren zu lassen, oftmals auch völlig konträr zu meiner eigenen Lebenseinstellung.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Es sind meist die subtilen, leisen Szenen, die ich in meinen eigenen Romanen am meisten liebe. Diese sind für Leser nur im Kontext nachvollziehbar, fallen vielleicht im Lesefluss nicht einmal auf. Hier einmal ein Beispiel:
Mit einem kräftigen Fußtritt startete Micha den Motor. Ich setzte mich hinter ihn und schon wackelten wir los. Ich musste mich eingewöhnen und lernen, die richtigen Bewegungen mitzumachen, sonst hätten wir uns gleich in der nächste Kurve langgelegt. Ulla und die Katze Pille sahen uns nachdenklich hinterher.
Die Straßen waren schmal. Eine Ewigkeit lang begegneten wir weder anderen Fahrzeugen noch Menschen. Es schien, als ob wir in einer völlig unbewohnten Welt unterwegs waren. Andererseits wirkte die leicht hügelige Landschaft kultiviert. Es gab akkurat bestellte Felder, Wiesen, die eingezäunt waren und auf denen Tiere weideten, auch Häuser und Bauernhöfe. Diese waren allesamt in gutem Zustand, mit gepflegten Gärten und Gardinen in den Fenstern, aber ohne Menschen. Nach Stunden, und nachdem ich die Schmerzen in meinem Hintern nicht mehr ertragen konnte, erbarmte sich Micha zu einer Pause. Er hielt an einem Parkplatz an, auf dem es zwei Tische mit Bänken und einen großen, grünen Mülleimer gab. Ulla hatte uns ein reichhaltiges Vesperpaket mit- gegeben. Micha bereitete alles auf einem der Tische aus. Er schenkte uns Apfelsaft aus einer braunen Glasflasche ein, die ein unmodernes Etikett hatte. Dazu gab es harte würzige Würste, Ullas selbst gebackenes Brot und selbst gemachtem Frischkäse aus einem Glas. Es war urig – rustikal – altmodisch, aber es schmeckte! Es schmeckte sogar übelst gut! Ich pflegte immer »übelst« als Superlativ zu sagen – wir alle in unserer Klasse und im Netz taten das. Jetzt plötzlich kam mir das komisch vor. Hier klang es ... merkwürdig, fremdartig, deplatziert!
»Sind wir noch in Niedersachsen?«, fragte ich Micha. Bevor er antworten konnte, passierte erst ein Oldtimer unseren Parkplatz, dann kurz darauf ein Zweiter. Wir sahen den Autos hinterher – Micha nickte stumm. Von weiten hörten wir einen Trecker, der ein Feld langsam hinauf und herunter fuhr. Ein paar Vögel ziepten, aber sonst herrschte eine ungewöhnliche Stille. Die Sonne stand hoch und die Luft flimmerte am Horizont. Man konnte in dieser Stille den Sommer hören, so etwas kannte ich nicht. Micha hatte sich auf seiner Bank ausgestreckt und pennte, ich döste und meine Gedanken wurden langsamer – und relaxter. Von mir aus hätte alles so bleiben können.
»Wir müssen! Ich möchte nicht nachher in die Dunkelheit kommen.«
Micha weckte mich – jetzt war ich glatt im Sitzen eingeschlafen. Wir fuhren weiter. In einem Dorf, in dem plötzlich doch Menschen waren, fragte Micha nach einer Tankstelle. Die hätte ich kaum erkannt, es war eine Werkstatt für Trecker und Landmaschinen und solche Sachen. Da gab es zwei Tanksäulen und ein komisches Gestell mit einem Glaszylinder drauf. Hier schob Micha die Vespa hin, bockte sie auf den Ständer und pumpte mit einem Hebel eine blassrosa-farbene Flüssigkeit in den Zylinder. Dann hielt er einen Schlauch in den Tank und das Zeug floss vom Zylinder in die Vespa.
»Was ist das?«, fragte ich. »Fährt der Roller nicht mit Benzin?«
»Doch schon, mit Gemisch. Ist ein Zweitakter-Motor.«
Micha ging in einen kleinen verglasten Verkaufsraum, um zu bezahlen. Ich beobachtete unterdessen, wie ein Pferd mit einem neuen Huf beschlagen wurde. Der Schmied hielt das glühende Hufeisen mit einer Zange und drückte es auf den verhornten Huf des Tieres. Es dampfte und zischte, aber das Pferd schien nichts davon zu merken. Ein Mechaniker versuchte, einen uralten Trecker zu starten. Dafür benutzte er eine Kurbel, die vorne unter dem Motor herausguckte. Er musste sich unheimlich anstrengen und nach jedem neuen Versuch trat er gegen den Trecker und schrie: »Swiene-Messfiech-verdammich-nochmoal!«
Den Trecker beeindruckte dies aber nicht. Er spuckte jedes Mal schwarze Dampfknöllchen aus einem trichterförmigen Schornstein in die Luft, aber er sprang nicht an. Obwohl hier an vielen Stellen gearbeitet wurde, gehämmert, gebohrt, geschraubt und palavert, empfand ich diese Szenerie als ungewöhnlich geruhsam und leise. Es war so, als hätte man hier auf dem Lande andere Lautsprecher als bei uns in der Stadt – kleinere Lautsprecher. Aber ich mochte das. Ich wollte mir die Geräusche als Kulisse für meine diesjährigen Sommerferien einprägen. Schade, dass mir Micha ausgeredet hatte, mein iPhone mitzunehmen. Diesen Sound hier hätte ich gern aufgenommen.
Wir aßen etwas in einem Gasthof schräg gegenüber. Micha bestellte Wildbratenbrot und für mich das Gleiche. Auf zwei riesigen Graubrotscheiben war so etwas wie Gulasch aus Hirsch-, Wildschwein- und Rehbraten gehäuft. Schmeckte wahnsinnig gut! Ich konnte gar nicht genug davon bekommen! Als der Wirt sah, wie ich die Soße mit dem Zeigefinger aufwischte und mir genüsslich in den Mund schob, kam er grinsend mit einem Topf an und gab mir einen großzügigen Nachschlag. Er sagte irgendetwas in einem Dialekt, den ich nicht verstand. Micha und er lachten aber und damit schien alles okay für mich zu sein.
Dann ging es weiter und ich wurde müde. Als die Sonne schon tief am Horizont stand, gab ich meinen Widerstand auf und schlief, gegen Michas Rücken gelehnt, ein.
Wie viel echter Andreas steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
Konkrete Situationen, Gegebenheiten oder Anekdoten aus meinem wirklichen Leben finden keinen Einzug in meine Manuskripte. Wohl aber das Lebensgefühl verschiedener Epochen, die Denkweise und Zeitgeist früherer Lebensphasen.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
„Eigentlich war ich ja richtig sauer darüber, dass mich dieser Schriftsteller aus meiner vertrauten Umgebung gerissen hat, um mich ins Jahr 1975 zu entführen. Wer interessiert sich schon für die Siebzigerjahre? Eine Zeit, in der alles so langsam und unmodern war? Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Rückständigkeit. Viel mehr noch, begann ich die Leute und das entschleunigte Dorfleben zu mögen, und dann begann ja auch schon dieses grandiose Abenteuer. Okay, du bist schon ein verrückter Typ, Herr Schriftsteller, aber ohne dich hätte ich diesen unfassbaren Sommer in Sitebüttel nie erlebt!
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?
Das Buch hatte ursprünglich einen anderen Arbeitstitel. Der Buchtitel entstand im Brainstorming mit meinem Literaturagenten.
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich mag das Cover sehr und ich bin glücklich darüber, dass die Designerin Monika Daužickaitė solch ein treffendes Icon für die Grundstimmung des Buches kreiert hat.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
»Hat nicht jede unfassbare Erinnerung und alles Widersinnige eine verborgene Wahrheit in sich?!«
Danke für das Gespräch.
Ich danke Dir dafür!

[Autoreninterview] Andreas Tietjen

 Autoreninterview

Andreas Tietjen

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Hallo liebe Leser, mein Name ist Andreas Tietjen. Ich lebe größtenteils in einem kleinen Dorf in der norddeutschen Tiefebene. Bevor ich mich ganz dem Schreiben zugewandt hatte, war ich schon Maler, Kunsttherapeut, Musiker und Chef einer eigenen Firma. Ich leide unter einer unheilbaren Krankheit: Dem Fernweh. Zum Glück gibt es dafür (außerhalb der Corona-Zeit) sehr gute Therapiemöglichkeiten, die ich zusammen mit meiner, ebenfalls reisesüchtigen Frau, auf zahllosen Reisen weltweit am Köcheln halte. ;-)
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Wer viel erlebt, kann auch viel erzählen. Nur wollen dem nicht immer alle Freunde und Bekannten zuhören. So fing ich vor etwa fünfundzwanzig Jahren an, Anekdoten, Reiseberichte und Kurzgeschichten niederzuschreiben. Es folgten Kolumnen und Reiseblogs, und schließlich mein erster Roman, der parallel zur Publikation als Taschenbuch, in einem deutschsprachigen Magazin in Thailand in siebzehn Folgen komplett veröffentlicht wurde.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Tod am Mekong (2005) ISBN 978-3-7347-5784-6
Was als ein erholsamer Badeurlaub auf der Ferieninsel Phuket geplant war, entwickelte sich für den Hamburger Architekten Thomas Defries zu einer turbulenten Road-Story quer durch Thailand. Ein Junkie, ein cholerischer Manager, ein thailändischer Hotelboy und, nicht zuletzt, eine Gangsterbande aus Bangkok kreuzen dabei ständig ihre und seine Wege.
Roberts Restaurant (2007) ISBN 978-3-7347-5783-9
Das Restaurant des deutschen Auswanderers Robert Fendrich wird in einer thailändischen Kleinstadt zum Anlaufpunkt der in der Umgebung ansässigen Ausländer. Durch die thailändischen Gesetze zur Untätigkeit gezwungen und mit kaum überwindbaren sprachlichen und kulturellen Verständigungsproblemen konfrontiert, bilden sie in der Fremde eine fragile Schicksalsgemeinschaft.
Dorf Guerilla (2009) ISBN 978-3-8495-7701-8
Ein Wochenendbesuch in seine frühere Heimat entwickelt sich für Andreas Behrens zu einem wahren Horrortrip, mit Gewaltexzessen und völlig irrationalem Verhalten der Bevölkerung. Bei seiner Rückreise ist er auf die Hilfe völlig durchgedrehter Typen angewiesen und verfängt sich immer tiefer in einer surrealen Endlosschleife.
Der Käsesturm (2015) ISBN 978-3-7650-9112-4
Peter Loetsch – Astronom, talentfreier Bestsellerautor und verkrachte Existenz – geht in seiner neuen Heimat Hamburg zufällig seinem alten Studienfreund Ferdinand Rauterberg in die Fänge, der ihn in eine Parallelwelt des Hamburger Großmarkts einführt. Hier schart Maximilian Sturm einen schillernden Kreis illustrer Persönlichkeiten um sich. Die Dekadenz kennt keine Grenzen und reißt so manche Seele in den Abgrund ...
Bangkok Oneway (2016) ISBN 978-3-9577-7068-4
Drei ältere Damen, zwei Vermisste und eine verstümmelte Leiche in der Thailändischen Metropole. Die Touristin Dagmar sucht ihren verschollenen Mann, die kleptomane Hermine ihren Sohn und die Reiseleiterin Ute einen neue Job.
Flugangst … und weitere amüsante Kurzgeschichten (2017) ISBN 978-3-7481-1113-9
Amüsante Kurzgeschichten um Dirk und Tanja, einem typischen, kinderlosen Paar unserer Zeit. Anfang Dreißig, unabhängig, stilbewusst, vielleicht manchmal eine Spur zu materialistisch eingestellt.
Mein unfassbarer Sommer in Sitebüttel (2020) ISBN 978-3948218164
Tim ist siebzehn, sein Onkel holt ihn zu Ferien auf dem Lande ab. Mit Onkels Uralt-Vespa landen sie auf einem Bauernhof. Eine Rockband probt für ein Festival. Oldie-Musik, Schwarzweiß-TV, D-Mark … eine 13-jährige Göre vom Nachbarhof nervt. Tim merkt allmählich, dass hier die Zeit stehengeblieben ist. Tim verliebt sich auf dem Festival in Nele, ahnt nicht, welche Probleme sich nun ergeben werden …
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, ich kann es einfach nicht lassen! Es befinden sich noch sechs angefangene Romane auf meiner Festplatte. Einige von ihnen bestehen bisher lediglich aus einem Plot und mehr oder weniger umfangreichen Skizzen und Notizen.
Ein Roman hat jedoch schon vier Fünftel des angestrebten Umfangs erreicht. Es ist die fiktive Autobiografie eines Jungen aus den Sechzigerjahren, der sich, auf sich alleine gestellt, durch die turbulenten Folge-Jahrzehnte schlägt. Es ist eine spannende Geschichte mit unerwarteten Wendungen und einem dramatischen Ende.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Da gäbe es so viel aufzuzählen! Reisen steht natürlich an erster Stelle. Dann habe ich einen großen Garten, eine liebe Frau und zwei verrückte Katzen. Am allerliebsten fahre ich jedoch mit meinem Vespa-Roller durch die schöne Landschaft, und dann bin ich auch schon mal für ein-zwei Wochen weit weg in ganz Europa.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Einer meiner Lieblingsautoren ist der leider im letzten Jahr verstorbene katalanische Schriftsteller Carlos Carlos Ruiz Zafón.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Mein Haupt-Arbeitszimmer besteht aus sechzehn Quadratmetern Chaos. Dort stehen mein Arbeitsgeräte, ein großer Computer, Drucker, Papierschneider, Ringbinder und vieles mehr, umgeben von Wänden voller Zettel, Grafiken und Tabellen. Mein Lieblingsarbeitsplatz jedoch ist ein ringsherum verglaster Holzpavillon weit hinten in meinem Garten. Dort gibt es viel Licht, viel Grün und viel Ruhe … meine Katzen wissen aber, dass auch dieser Pavillon eine eigene Katzenklappe hat!
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Für mich gibt es keine normalen Tage, jeder Tag ist anders. Ich bin jedoch Frühaufsteher und in der glücklichen Situation, mir meine Zeit nach Belieben selbst einteilen zu dürfen. Das Frühstück nimmt davon schon mal bis zu drei Stunden ein.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich liebe erzählende Belletristik, die gerne auch ins Surreale abschweifen darf. Wenn man sich immer nur streng an Logik und Realität halten möchte, dann braucht man keine Bücher zu lesen.
Hast du (A) ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du (B) ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
A: Man darf nie aufhören, sich die Welt vorzustellen, wie sie am vernünftigsten wäre. (Friedrich Dürrenmatt)
B: »Die Zeit erobert man nicht durch Eile, sondern durch Erkenntnis.« (Aus: »Mein unfassbarer Sommer in Sitebüttel«)
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ausgehend von Thailand, sind die Länder Südost Asiens meine Sehnsuchtsländer. Ich habe viel Zeit in Thailand, Laos Kambodscha Vietnam und Burma zugebracht, habe mehrfach Indien, China, Indonesien und andere Länder bereist. Es folgten Kuba, Kolumbien und die Karibik. Seit ein paar Jahren bin ich auf Entdeckungstour in ganz Europa, und mit Österreich und Spanien habe ich zwei weitere Länder gefunden, in die ich mich ganz heftig verliebt habe.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kritik, solange sie nachvollziehbar und angemessen ist, ist mir stets willkommen. Ich bemühe mich darum, aus solcher Kritik Lehren zu ziehen.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Ich kenne meine Fähigkeiten und Schwächen, und ich möchte mich vollständig auf das konzentrieren, was ich kann. Eigenlektorat, Korrektorat, Coverdesign und alles, was mit Produktion und Marketing zu tun hat, gehören nicht zu meiner Kernkompetenz. Verlage beschäftigen Profis, die sich hiermit viel besser auskennen als ich. Leser meiner Bücher sollen ein Werk in Händen halten, an dessen Entstehung alle Beteiligten mit größter Sorgfalt mitgewirkt haben. Ich halte jedoch das Selfpublishing für einen wichtigen und legitimen zweiten Weg der Publikation, habe selbst auch schon selbst Publiziert. Man muss sich jedoch sehr gut auskennen, um hier nicht ins Zweitklassige zu geraten.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ich möchte Leser daran erinnern, dass Autor*innen Menschen sind, die in der gleichen Realität leben wie alle anderen Menschen auch. Sie arbeiten hart, manchmal monate- oder gar jahrelang an ihren Manuskripten. Sind sie mit einem Werk fertig, und tritt dieses Werk seine ungewisse Reise in die Buchwelt an, dann fallen sie meist in ein tiefes Loch. Bisher wurde ihre Arbeit ausschließlich mit professionellen Augen betrachtet, Lob oder Tadel betraf in der Regel sachliche und handwerkliche Aspekte. Doch wie wirkt ihre Geschichte auf die Leser? Welche Gedanken und Emotionen löst das aus, was sie sich erdacht und erarbeitet haben?
Meine Bitte an Leser ist, dass sie, wann immer es möglich ist, Resonanz auf die gelesenen Bücher zeigen. Schreibt Rezensionen, schreibt Emails an die Autoren oder Verlage, sagt es euren Buchhändlern, wenn euch ein Werk gut gefallen hat.
Der Applaus ist das Brot des Künstlers, nicht die paar Euro, die er mit seiner Kunst verdient!

Dienstag, 23. März 2021

[Schnipseltime] Die Farben der Liebe von Rosita Hoppe

 Klappentext:


Wenn die Schmetterlinge Loopings drehen: Der romantische Sammelband »Die Farben der Liebe« von Rosita Hoppe jetzt als eBook bei dotbooks.
Ein bunter Blumenstrauß der Liebe – der Romantik-Sammelband mit 21 Glücksgeschichten für das ganze Jahr …
Gibt es da draußen denn nur noch Frösche, fragt Lara sich wieder mal verzweifelt. Die alleinerziehende Mutter hat sich auf ein echtes Chaos-Date eingelassen, da bleibt nur noch die Flucht. Dabei stolpert sie jedoch einem attraktiven Unbekannten geradewegs in die Arme. Eins ist sicher: Traumprinzpotential hat er auf jeden Fall – aber wie soll Lara ihn bloß wiederfinden, wo sie noch nicht mal seinen Namen weiß?
Lassen Sie sich in diese romantischen Geschichten hineinfallen wie in Zuckerwatte! Genießen sie einen stürmischen Tag am Nordseestrand, einen prickelnden Urlaubsflirt auf Lanzarote oder magische Momente auf Amrum.
Jetzt als eBook kaufen und genießen: Das Sammelband-Highlight »Die Farben der Liebe« von Rosita Hoppe mit den Liebesromanen »Auf der Suche nach Liebe«, »Verdammt, er liebt mich« und die romantischen Erzählbänden »Herzflimmern« und »Zuckersüße Küsse« Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.











Sonntag, 21. März 2021

[Schnipseltime] Die Traumkriegerin - der Zorn der Mutter von Ava Cooper

  


Flink wie ein Reh hüpfte Talisha die Treppe hinab. An den Wänden sorgten Silurensteine für eine schwache Beleuchtung. Es war gerade eben so hell, dass Krian nicht hinfiel, aber nicht genug, um zu erahnen, welcher Natur die Überraschung war. Dann erreichten sie den Boden der Treppe und er hatte immer noch keine Ahnung, was hier außer Steinen und Dunkelheit sein sollte. Er hörte nur ein leises Plätschern und Gluckern, als ob hier Wasser rauschen würde. Ein unterirdischer See? »Und was nun?«, fragte er irritiert. Er wollte weitergehen, doch sie hielt ihn zurück.

»Warte. Das Beste kommt noch.« Sie stampfte dreimal mit dem Fuß und auf einmal erfüllte ein Leuchten wie von hundert Sternen die Höhle. Sie kamen von seltsamen, geflügelten Wesen, die kopfüber von der Decke hingen.

Krian schaute sich neugierig um. Wie vermutet befanden sie sich in einer Grotte mit einem unterirdischen See. Aber bei Nevaro, war dieser Ort gigantisch! Der See war fast so groß wie der gesamte Vorgarten des Schlosses. Dampf stieg von dem Wasser auf, das leise blubberte und einen leichten Schwefelgeruch verströmte.

Sie schien seine Überraschung zu genießen, denn sie lächelte still. »Diese heißen Quellen sollen eine direkte Verbindung zum goldenen Kristall haben und einiges seiner Kraft enthalten. Ich wollte schon lange einmal hierher. Aber man sollte diesen Ort nur mit einem Menschen besuchen, dem man in aufrichtiger Liebe verbunden ist.«

Er ging auf sie zu, um sie in seine Arme zu ziehen, doch sie schüttelte den Kopf.

»Nein. Ich möchte dir etwas zeigen.«

»Mehr als diesen Ort der Wunder?« Er deutete auf die Grotte mit ihren blubbernden Quellen und den sonderbar leuchtenden Wesen an der Decke.

Sie lächelte. »Das ist noch lange nicht alles gewesen. Wir werden uns nun ein wenig entspannen.«

»Jetzt? Es kann doch jeden Augenblick jemand kommen. Und dann ist die Heimeligkeit vorbei.«

Sie schüttelte den Kopf. »Es wird niemand kommen. Schon allein, weil das ganze Mittelland heute feiert. Außerdem verhindert der Mechanismus oben, dass die Ruhe der Pilger gestört wird. Glaub mir: Wir sind ganz allein.« Die letzten Worte hatte sie mit einem verführerischen Tonfall ausgesprochen, der ihn schier verrückt machte. Dann entledigte sie sich ihrer Kleidung und stand nackt vor ihm.

Krian schluckte. Sie war so schön wie nie mit ihrem gewölbten Bauch und den ausladenden Brüsten. Hastig zog auch er seine Kleidung aus und wollte sie an sich pressen. Doch sie machte lächelnd einige Schritte von ihm weg.

»Oh nein, so ein Ort ist das nicht. Hier geht es um den Genuss und darum, alles etwas langsamer anzugehen.«

Selbstbewusst drehte sie sich um und ging in das Wasser. Erst bedeckt es ihr Gesäß, dann den Rücken, schließlich tauchte sie unter. Als sie wieder hochkam und sich zu ihm umdrehte, forderte sie ihn mit leuchtenden Augen auf: »Komm auch herein. Es ist wundervoll.«

Krian zügelte seine Begierde und folgte ihr in das Wasser. Es war genauso angenehm, wie sie gesagt hatte. Die Wärme und die mineralischen Stoffe darin bewirkten, dass er sich ganz leicht fühlte. Er machte einige Schwimmzüge und tauchte dann ebenfalls unter. Schon bald fiel die Spannung, die sein ständiger Begleiter war, von ihm ab.

Talisha beobachtete ihn mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. »Gefällt es dir?«

»Nur du gefällst mir noch besser.«

Schon schwamm er zu ihr. Er nahm sie ungestüm in seine Arme und küsste sie voller Leidenschaft. Sie erwiderte den Kuss, machte sich jedoch rasch von ihm frei. »Immer noch nicht, mein Herrscher«, neckte sie ihn.

Sie schwamm bis zum Ende der Grotte und legte sich entspannt an den Rand, den Kopf auf die Steine gelegt. Krian folgte ihr seufzend. Anscheinend hatte sie andere Bedürfnisse als er. Nun, dann würde er sie in Ruhe lassen und das heiße Bad genießen. Er breitete sich neben ihr aus, ließ sich vom Wasser treiben. Auf einmal pfiff sie eine kleine Melodie. Sie hallte durch die Grotte.

Wenige Augenblicke später kam eine Antwort, zunächst nur von einer einzelnen Vogelstimme. Rasch wurden es immer mehr, bis bald all die geflügelten Wesen, die an der Decke hingen, zwitscherten oder vielmehr musizierten. Denn die Töne, die sie von sich gaben, waren so unvergleichlich schön, dass es selbst ihn ergriff. Je mehr Tiere in den Gesang einstimmten, desto stärker leuchteten ihre Körper.

»Was sind das für seltsame Wesen?«

»Wir nennen sie Volacanos, das bedeutet in unserer Sprache Konzertvögel.«

»Konzertvögel. Das passt.«

Berührt hörte er der Musik zu, wobei diese seltsamen Wesen Talishas Melodie weitere Noten hinzufügten, bis sie wie ein wunderbares Stück klangen. Nach einer Weile begannen die Vögel, auch noch durcheinander zu fliegen. Zuerst scheinbar wirr, dann formten sie Figuren in der Luft.

Er bemerkte, wie Talisha eine Träne die Wangen hinabrann. Sanft wischte er sie mit seinem Daumen weg. »Trauerst du immer noch wegen Inara?«

Sie schüttelte den Kopf und ein Lächeln erfüllte ihr Gesicht. »Nein, ich weine vor Glück. Denn die Vögel tanzen nur, wenn sich ein Paar aufrichtig liebt. Sie spüren diese feinen Schwingungen und ich ... ich hatte Angst ...«

Sie musste es nicht aussprechen. Er wusste auch so, dass sie sich davor fürchtete, ihre Gefühle wären an ihrer Last als Regenten zerbrochen. »Habe Vertrauen in uns«, flüsterte er. »Ich bin dir vielleicht nicht der Ehemann, den du dir gewünscht hättest, aber zweifele nie an meiner Liebe.«

Er zog sie an sich und küsste sie hungrig. Diesmal schob sie ihn nicht von sich, sondern erwiderte seine Berührungen mit einer Glut, die ihn gleichermaßen überraschte wie erfreute. Anscheinend empfand sie die Leichtigkeit im Wasser als genauso angenehm wie er selbst. Er stöhnte und presste sie so fest an sich, wie er es nur wagte. Dann drang er vorsichtig in sie ein und genoss ihre Vereinigung.

[Buchvorstellung einmal anders] Die Traumkriegerin - Der Zorn der Mutter von Ava Cooper

  


Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Talisha und Krian aus „Die Traumkriegerin – der Zorn der Mutter“ und deren Autorin Ava Cooper.

Claudia: Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig ergänzen?
Talisha: Aber sicher doch. Das machen wir sehr gerne. Nicht wahr? (Sie stößt Krian an.)
Krian brummelt Zustimmung.
Ava: Ja, so ist er halt. Ein Mann mit Ehre und Prinzipien, aber Small-Talk ist nicht seins.
Krian wirft ihr einen bösen Blick zu.
Claudia: Ich hatte vor kurzem ein langes Gespräch mit eurer Autorin und auch mit euch, aber ich weiß nicht, wie viele das letzte Interview gelesen haben, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Talisha: Das mache ich sehr gerne. Mein Name ist Talisha und ich war einst eine Novizin im Tempel der Erdenmutter. Aber es war meine Bestimmung, meine Heimat Remavo zu retten. Wobei diese Rettung anders aussah, als ich vorher gedacht hatte. (Sie lacht). Ich habe auf Daranien die Liebe gefunden. Nun regieren Krian und ich gemeinsam die Vereinigten Traumreiche.
Krian: Ganz recht. Als Thronfolger der Penanga wollte ich die Traumwelt eigentlich angreifen. Aber Talisha hat etwas in mir zum Klingen gebracht. Und so haben wir geheiratet, anstatt uns zu bekriegen. (Er zieht die Augenbrauen zusammen) Aber müssen wir das alles wiederholen? Bei Nevaro, so lange ist das doch nicht so lange her. Daran sollten die sich doch erinnern können!
Ava (beschwichtigt): Naja, Claudia stellt ja viele Bücher vor. Ich verstehe das schon.
Claudia: Könnt ihr uns das Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben? Vielleicht sogar ohne den Klappentext abzulesen?
Ava: Im Wesentlichen geht es darum, dass Remavoner und Daranier von Gegnern zu Verbündeten werden müssen – und Talisha und Krian müssen zu einem echten Paar werden. Weder das eine noch das andere ist leicht, weil jeder verschiedene Vorstellungen davon hat, was richtig und was falsch ist. Das sorgt für einige Probleme.
Krian: Vergiss mal nicht, dass Danos im Hintergrund seine Messer wetzt, um sie mir in die Rippen zu rammen. Den hast du mir doch auf den Hals gehetzt! (Er schaut Ava finster an) Und Talishas beste Freundin hast du zu ihrer schlimmsten Feindin werden lassen.
Talisha: Das macht sie doch nicht mit böser Absicht. Obwohl sie mir wirklich ganz schön viel zugemutet hat in diesem Teil. (Sie seufzt schwer.)
Claudia: Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein? Und wie geht es euch als Charaktere dabei?
Krian: Wie sollen wir das wohl finden? (Er schnaubt.) Sie gönnt mir keine anständige Schlacht, aber dafür muss ich mich ständig mit hinterhältigen Intrigen auseinandersetzen. Und dann auch noch die Ereignisse nach der Blutnacht. Da ist sie wirklich zu weit gegangen!
Ava (lächelt verlegen): Natürlich, das ist hart gewesen. Für euch beide! Aber ihr müsst mich auch verstehen: Ich will euch ja nicht verletzen. Oder zumindest nicht zu sehr. Ich will den Lesern allerdings auch eine spannende Handlung bieten. Daher muss es einige Konflikte geben.
Talisha: Trotzdem – denk doch auch einmal daran, wie wir uns fühlen. Wie ich mich fühle! (Sie schnieft) Darüber möchte ich jetzt eigentlich gar nicht reden.
Krian (legt eine Hand auf ihre): Das ist zu viel für sie. Nächste Frage!
Claudia: Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Ava: Ich mag die romantischen Stellen. Besondere gerne habe ich Talishas und Krians Ausflug zum Höhlensee geschrieben, wo die Konzertvögel für sie singen. Da ist mir selbst ein kleiner Schauer des Glücks den Rücken hinuntergelaufen.
Talisha: Oh ja, die Stelle hat mir auch gefallen! Selten habe ich mich so verbunden gefühlt mit Krian. (Sie wirft ihm einen verträumten Blick zu.)
Krian (lächelt mild): Stimmt, das war schön. Aber mir haben die Szenen auch gefallen, wo es mehr Action gibt. Also, zum Ende hin passiert ja schon so einiges. Das hat was.
Claudia: Wie viel echte Ava steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter? Habt ihr eure Autorin in euch auch schon entdeckt?
Talisha: Ich befürchte, dass ich meine Impulsivität von ihr habe. (Sie verdreht die Augen.)
Ava (lacht): Schuldig! Aber dafür habe ich dir auch meine Intelligenz und mein offenes Wesen mitgegeben. Und den Glauben an das Gute im Menschen, den ich früher hatte.
Krian: Na toll, und was hast du mir vererbt? Deine Aggressivität, oder was?
Ava (grinst): Naja, zu sehr reizen sollte man mich tatsächlich nicht. Ich kann ganz schön wütend werden. Das haben wir gemeinsam. Außerdem sind wir beide sehr energisch und halten unsere Versprechen.
Claudia: Wie würdet ihr als Protagonisten eure Autorin beschreiben?
Krian: Fies und bösartig.
Talisha (boxt ihn leicht): Das meinst du doch nicht ernst! Sie schickt uns zwar durch einige ziemlich schlimme Ereignisse. Aber immerhin haben wir uns. Das gleicht doch vieles aus, oder?
Krian: Schon ... Trotzdem. Nett ist anders. Ihren Spitznamen hat sie mit Recht – bloody Ava.
Claudia: Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?
Ava: Der Haupttitel – die „Traumkriegerin“ – war ein fließender Prozess, das hat ewig gedauert. Der Untertitel von Teil 2 – „Der Zorn der Mutter“ – sprang mich irgendwann beim Schreiben an und gefiel mir sofort. Denn er macht neugierig und trifft den Kern des Buches.
Talisha: Das sehe ich genauso. Ich war sofort begeistert davon.
Krian: Also, mich hat sie natürlich nicht gefragt. Aber das passt schon so.
Claudia: Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Talisha: Ich finde das soooo schön.
Krian: Das ist ganz okay. Der Drache hat Pep. Aber ich will endlich auch mal auf den Titel! Ich komme hier immer nur unter ferner liefen. Dabei bin ich genauso sehr Hauptdarsteller wie Talisha!
Ava: Ich bin so glücklich, dass ich beim Plotten irgendwann auf die Idee mit dem Drachen gekommen bin. Dadurch ist das Cover jetzt sehr aussagekräftig, finde ich. Und er macht die Story besser!
Claudia: Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Ava: Das wichtigste Zitat hat Menara gesagt, als sie Talisha ein Geheimnis anvertraut: „Die Zukunft unserer Welten hängt davon ab, dass die richtigen Paare einander in Liebe zugetan sind.“ Was genau sie damit mein, zeigt sich aber erst in Band 3.
Krian: Da es in diesem Teil ja viel um unsere Gefühle geht, passt diese Aussage am besten: „Ich bin dir vielleicht nicht der Ehemann, den du dir gewünscht hättest, aber zweifele nie an meiner Liebe.“
Talisha (lacht): Lustigerweise ist mein Lieblingszitat etwas Kriegerisches: » Lieber sterbe ich, als dass ich tatenlos zusehe, wie sich Remavoner und Daranier gegenseitig ermorden!«
Claudia: Vielen Dank für das Gespräch und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder 😊

Samstag, 20. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Der wunde Himmel von Jeannette Oertel

 



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Autorin Jeannette Oertel, um mit ihr über ihr Buch „Der wunde Himmel“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
Wenn über einer großen Liebe fast immerzu etwas schwebt, das sie zu vernichten droht. Ob real oder "nur" gefühlt. Wenn etwas sich über mir zusammenzieht, wenn ich liebe, das mir diese Liebe wieder nehmen will. Weil es in meiner Kindheit so gewesen war. Es hat überlebt, in meinem Körper, und sucht manchmal noch heute, mein Glück zu verhindern oder zu zerstören. Dann verdunkelt es meine Gefühle, die Sonne in mir, ohne dass ich oft weiß, wieso. Gefühle fragen nicht, sie beherrschen (mich).
Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Ich durchlebe mit ihnen das Dunkelste und Hellste zugleich. Ohne Schatten kein Licht. Ohne Licht kein Schatten. Ich scheue nichts, da ich auch meinen dunklen Seiten gerne begegne.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Mein letztes Kapitel. Da steigern sich die Gefühle zu einem ungeahnten Höhepunkt – einer absolut unerwarteten Wendung.
Es gibt aber auch eine packende Bar-Szene in Washington, die sehr gerne gehört wird.
Wie viel echte Jeannette steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
Als ich im Diplomatischen Dienst zu arbeiten begann, startete für mich ein rasantes Abenteuer mit Schatten und Ohnmacht, Tausendundeiner Nacht und eiskalter Verführung. An „Der wunde Himmel“ zu schreiben begann ich, als nach Wochen taumeligen Glücks der Himmel jäh dunkler wurde, so sehr die Sonne auch weiter schien. Eine schwere, dunkle Sonne. Ich begann meinen Roman an dem Punkt, an dem Lieben und Sehnen nicht mehr Hand in Hand gingen. Als mein Sehnen zu stark geworden war.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Rayan: „Wieso ist sie mit mir durch diese Hölle gegangen? Ich habe sie doch die ganze Zeit geliebt.“
Dana: „Aber sie war sich da nie sicher.“
Rayan: „Siehst du, wie sie heimlich grinst? Sie kann uns hören.“
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?
Zuerst wollte ich den Stoff „Bolero“ nennen. Doch der Titel sackte für mich immer mehr in ein Klischee ab. Da fehlten die Tiefe und die Ränder des Familiendramas darin.
„Der wunde Himmel“ kam mir völlig unerwartet eines Nachts in den Sinn. Meine Lektorin war sofort begeistert.
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Das Cover reicht leider nicht an den Inhalt ran. Ich hatte ein anderes im Sinn – ein Liebespaar vor einer Moschee und dem Weißen Haus in Washington. Doch das wurde nicht gewollt.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
„Grenzen nennen ist keine Gefahr“, sagte er leise. „Keine Grenzen zu kennen, das ist gefährlich.“
Danke für das Gespräch.
Auch ich, liebe Claudia, sage: „Ganz lieben Dank für dieses lebendige Interview. Es hat mir große Freude gemacht. Alles Gute dir weiterhin und jede Menge neue Inspirationen!

[Autoreninterview] Jeannette Oertel

 Autoreninterview

Jeannette Oertel


Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich wurde in der DDR geboren, und wegen der Mauer um meine Heimat bin ich schon früh im Geist durch die ganze Welt gereist. Meine Phantasie verwandelte die graue Industriestadt, in der ich aufgewachsen bin, in Schillerndes, in Geheimnisvolles. In Berlin, wohin ich mit meinen Eltern später zog, fand ich davon endlich einiges in der Realität. Etwas in mir blieb zuversichtlich: Eines Tages entdecke ich die Welt. Und weil es so viel aufzuholen gab, gingen nach der Wende meine ersten großen Reisen nach Neuseeland und Island. Dort erlebte ich dann fast alle Naturschönheiten zum ersten Mal auf einen Streich: Gletscher. Fjorde. Kochende Erde. Regenwälder. Und in Island: Trolle. Elfen. Ich war so hingerissen, dass ich auswandern wollte. Ich wollte die ganze Welt auf einmal, doch das war der Welt zu schnell, lach.
Die meiste Zeit habe ich in Berlin gelebt und geliebt, aber auch in London, Brüssel und München. Meine Wahlheimat inzwischen ist am Bodensee.
Bevor ich die Idee hatte, zu schreiben, habe ich gesungen – erst Pop in einer Band und dann klassisch, und habe mich schließlich für einen Beruf mit Fremdsprachen entschlossen. Beruflich und persönlich habe ich eine rasante Achterbahnfahrt hinter mir. Mit Sehnsüchten, Abgründen und geheimen Winkeln in Menschenseelen konfrontiert, wurde Schreiben für mich dabei zum Lebenselixier.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich fing als Teenager an, mich in die Herzen der mir kostbarsten Menschen zu schreiben. Ich war schüchtern. Schreibend dagegen bahnte sich mein Mut an. Und immer wieder ermunterten mich diese Menschen: „Schreib, Jeannette! Schreib mal ein Buch!“
Schreibend habe ich mir ein zweites Leben erschaffen. Eine Bühne für meine Phantasie, für alles, was aus mir ins Licht wollte. Es hat meinen inneren Vorhang ganz weit aufgezogen. Am liebsten schreibe ich über Leidenschaften, die gefährlich werden, über Sehnsüchte wie Fieberträume.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
„Der wunde Himmel“ ist mein Debütroman.
Die Sekretärin des Botschafters von E. verfällt einem Diplomaten, mitten in Berlin. Er wird ihr Verhängnis und ihre große Liebe. Doch mysteriöse Verfolger tauchen auf und immer Bedrohlicheres. Und immer auswegloser holt ihre Vergangenheit sie ein, bis sie nur noch eine einzige, gefährliche Wahl hat.
Überall im Buchhandel und bei Amazon:
Ab wann gibt es kein Stop mehr, egal, was geschieht? Wo verliert eine Frau sich in ihrer Leidenschaft, wenn sie keine Grenzen mehr kennt?
Und nebenher schreibe ich immer wieder Kurzgeschichten für Anthologien meines Verlages Konkursbuchverlag Claudia Gehrke.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Die menschenleeren Orte im Lockdown. Mehr Polizei als Fußgänger? Dazu die Sonne, voller Kraft, und ich friere. Die ungeheuerliche Stille über all dem. Wenn Menschen einander entgegenlauen, weichen sie von weitem schon einander aus. Anfangs musste ich dabei immer an den Film „Die Frauen von Stepford“ denken, oder an Science Fiction-Filme, die ich als Kind mit meinem Vater gesehen habe. Ich war sicher, dass dieses Gefühl, in einer surrealen Welt zu leben, sich legen würde, doch das tat und tut es nicht. Ich liebe Thriller, und auf einmal war ich in meinem eigenen. Mitten in einem Filmtrailer zu meinem nächsten Roman.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Weite Reisen. Meine besonders tiefe Leidenschaft aber ist, immer mehr Kenntnisse in der Tiefenpsychologie zu erwerben, rund um die ich mir ein Coaching Business aufbauen will. Meine Welt ist aber auch die der Theater. Ich liebe das experimentelle Theater, das Kerzen anzündet, statt grellem Deckenlicht, und ungewöhnliche Dinge transparent macht.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Steinunn Sigurdardottir und Paul Auster zählen zu meinen Lieblingsschriftstellern. Die beiden hätte ich auch gern als Freunde. Tiefe und Nacht würde ich mit ihnen leben. Es wären Freunde, mit denen ich ausnahmsweise gerne auch mal schweigen würde. Schweigen, um wahrzunehmen, was zwischen Worten und Taten geschieht.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Dort, wo Orchideen blühen, Rosen. In meiner Wahlheimat am Bodensee, und dort am liebsten am Schweizer Ufer. Oder auf einem Schiff, unter verzückten Touristen, mir vorstellend, dass es keinen Alltag gibt, nur Inspiration aus Wachträumen.
Am liebsten schreibe ich in fahrenden Zügen. Ankommend in einer mir noch fremden Welt. In einem mir noch unbekannten Land. Oder in einem Land oder einer Stadt, in das oder die ich immer wieder zurückkehren muss, weil mein Herz sonst müde wird.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ein endloses Aufwachen mit viel Kaffee und Schokolade, während ich die besondere Vormittagsfrische für Marketing und meine Coaching-Ausbildung nutze. Um danach mir Frisches zu kochen und mich sodann in die Welt meiner neuen Romanfiguren zu schleichen und aufzuspüren, wonach ihnen ist. Zu allen Abenteuern bereit und bis in die Nächte.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese am liebsten das, was ich selbst schreibe, und am allerliebsten auch in dieser Genre-Mischung: Liebe. Thriller. Dystopie. Krimi. Drama.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Bleib dran an dem, was du willst. Gib alles. Und lass es los. Dann kommt es zu dir.“
Und aus meinem Roman „Der wunde Himmel“: „Worte würden nie reichen für uns. Ich wollte sein Zustand sein. Seine Sehnsucht.“
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Portugal! Vor allem liebe ich Lissabon. Die unfassbar hohe Energiefrequenz dort macht so viel mehr möglich. Und das Licht – das für mich kraftvollste, beharrlichste, hellste.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kritik liegt mir am Herzen. Ich will als Autorin ja wachsen. Und doch lese ich jede einzelne Kritik mit wackeligen Knien. Gleichzeitig brenne ich danach, zu erfahren, womit ich möglichst viele Leserinnen und Leser mitreißen und tief berühren darf, noch mehr und mehr und mehr.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Ganz ehrlich: Ein uralter Glaubenssatz: „Niemals Eigenverlag, sonst wirst du von keinem Verlag mehr ernst genommen!“ So hatte ich es vermittelt bekommen. Inzwischen bin ich mir da aber gar nicht mehr so sicher. Tolle Werke von wunderbaren Selfpublisherinnen sind via Social Media dermaßen präsent und beliebt. Mittlerweile schließe ich Self-Publishment für künftige Bücher von mir – zwischen Verlagsveröffentlichungen – nicht mehr aus.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Meinen bisherigen Lesern sage ich ein Riesendanke. Ihr macht mein Buchbaby und mich sehr glücklich. Danke auch für jede neue Freundschaft, die dabei entstanden ist, und weiter entsteht. Das sind gigantische Geschenke in meinem Leben.