Donnerstag, 31. Juli 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Daddys kleines Geheimnis von Jessica Graves

 


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Autorin Jessica Graves, um mit ihr über ihr Buch „Daddys kleines Geheimnis“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Sehr gern, ich freue mich, wieder bei dir zu sein!
Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
In Daddys kleines Geheimnis treffen wir auf Ariana, die nach dem Tod ihrer Mutter bei deren Exfreund Victor einzieht. Eigentlich soll er ihr nur finanzielle Sicherheit während des Studiums geben, aber zwischen ihnen wird es sehr schnell sehr intensiv und bald können sich beide nicht mehr bremsen.
Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Puh, bei Ariana und Victor ist es ja oft einiges zusammen. Wenn man über Leder, Lack und Peitschen schreibt, ist es schnell angespannt und zugleich heiß, süß und scharf zugleich, ein Drahtseilakt, der einen aufputscht. Das mag ich an der Geschichte. Dass man immer so viel auf einmal fühlt. Aber die reinen Kuschelszenen habe ich auch sehr gern geschrieben – auch wenn sie selten vorkommen.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Puh, sehr viele. Eine schicksalhafte Duschszene. Eine zweite Duschszene. Eine Spinnenrettung, die dann plötzlich heißer wird, als erwartet. Und nicht zu vergessen die Sahne bei der heißen Schokolade, die zu Dingen führt ...
Wie viel echte Jessica steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
In jedem meiner Charaktere steckt was von mir und wenn es nur ein Messer ist.
In dem Fall hat Victor meine Leidenschaft für Ordnung, schnelle Autos und Joggen bekommen – und Ariana meine Vorliebe für Animes, Shirts mit Comicaufdruck und Japanisch.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Victor würde mich vermutlich als Gleichgesinnte erkennen xD . Immerhin schreibe ich die dominanten Szenen, also muss ich es ja auch irgendwie können. Zudem sind wir inzwischen ein Alter.
Ariana hätte wohl Respekt vor mir, weil sie mich nicht einschätzen könnte. Da mein Stil bei der Kommunikation irgendwo zwischen Victor und Benedict schwankt, würde ich es ihr sicher nicht leicht machen.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?
Der Titel stand recht früh fest – und ich bekomme auf Tiktok mit, wie oft Leute sagen „ignoriert den Titel, das Buch ist gut!“ und frage mich immer, wieso. Age Gap Geschichten mit Daddykink haben eben auch mal „Daddy“ im Namen. Dass das noch mit Inzest verknüpft wird, finde ich persönlich wild, wo sich Daddykink in der spicy Romance Buchwelt inzwischen doch gut etabliert hat und gerade gefühlt ein neues Hoch erlebt.
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Die liebe Rauschgold Coverdesign hat mir 2 Cover je Buch gezaubert – für das Ebook und für das Print. Und ich liebe beide Versionen abgöttisch! Die Ebookversion zeigt deutlich, worauf man sich einlässt, während die Printversion die Niedlichkeit des Daddykinks unterstreicht und man nicht in Erklärungsnot kommt, wenn man sie sich ins Regal stellt.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
»Es bedeutet, dass du aus dieser Sache nicht mehr herauskommst, Prinzessin. Ich habe die Augen verschlossen und trotzdem hast du mich weiter gereizt. Böses Mädchen, du solltest dich schämen.«
Offensichtlich tat sie das nicht. Verlangend rieb Ariana ihr Becken über sein Knie. »B-bitte«, wimmerte sie, unbelehrbar und unersättlich.
»Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, Kleines«, säuselte Victor. »Sie gehen mitunter anders in Erfüllung, als du es dir ausgemalt hast.«
Danke für das Gespräch.

Mittwoch, 30. Juli 2025

[Schnipseltime] Kingdom of Ash and Heart - Flüsterndes Feuer von Yvonne Mitzel


 

Am Rande einer Lichtung blieb Liora stehen. Der freie Fleck zwischen den hohen Bäumen war in ein mystisches goldenes Licht getaucht. Als ich irritiert die Augen zusammenkniff, erkannte ich Tausende Nachtfalter, deren Körper hellgelb leuchteten und so ein schier magisches Flimmern durch die Dunkelheit schickten. Diese Tiere gab es auch in meinem Land, wo wir sie Solas nannten.

Diese schwirrten leise um mich herum, das Gras hier stand hoch, wobei ich zwischen den grünen Halmen roten Klatschmohn, gelbes Johanniskraut und blaue Kornblumen erkannte. Was für ein Kontrast zu der wüsten Ödnis des heutigen Tages in den Feuerlanden.

Liora war mittlerweile auf die Mitte der Lichtung getreten, hinein in den goldenen Schimmer, der um sie herumwaberte wie der Schein eines Feuers. Ich konnte die Augen nicht von ihr abwenden, achtete nicht mehr darauf, leise zu sein, weswegen sie zu mir herumwirbelte. Die Kapuze rutschte ihr vom Kopf, die Haare fielen ihr in weichen Wellen über die Brust und ihre blaubraunen Augen leuchteten mir erschrocken entgegen. Als sie jedoch erkannte, dass ich es war, entspannten sich ihre Schultern und der Ausdruck in ihrem Blick änderte sich von Angst zu Neugierde.

„Hast du mich verfolgt?“, fragte sie keck.

„Bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss.“

[Buchvorstellung einmal anders] Kingdom of Ash and Heart - Flüsterndes Feuer von Yvonne Mitzel


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit dem Protagonisten Ayden, um mit ihm über das Buch „Kingdom of Ash and Heart“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für das Buch zu antworten.
Ich danke dir für den netten Empfang und bin gespannt auf deine Fragen.
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Mein Name ist Ayden, Prinz von Ruadhán, den Feuerlanden. Ich bin fünfundzwanzig und man sagt, die Farbe meiner Augen wäre die von flüssigem Gold. Sehr poetisch, dabei bin ich gar kein Romantiker. Ich versuche eher, die Kampftechnik mit meinem Familienschwert – Tâncalon - auf die Reihe zu bekommen – was beileibe nicht so einfach ist.
Beschreibe uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen.
Stell dir vor, deine Welt gerät von einem auf den anderen Moment völlig aus den Fugen. Plötzlich rennst du um dein Leben und weißt nicht mehr wer Freund oder Feind ist. Dann triffst du die Frau deiner Träume, aber auch diese Liebe ist verboten. Kann es noch schlimmer werden?
Glaubst du macht es der Autorin mehr Spaß dich durch leichte, einfache oder schwierige, düstere Situationen zu führen?
Ich denke, sie hat eine ganz gute Mischung gefunden, wobei sie mich ein regelrechtes Chaos der Gefühle durchlaufen lässt und das auch noch in einem irren Tempo. Einfach macht sie es mir nicht und manchmal war ich der Verzweiflung sehr nahe. Aber immer wieder gibt es so gefühlvolle Momente, dass ich ihr die schmerzhaften mal verzeihen will.
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch?
Oh ja. Es gibt da einen kleinen Weiher in den Waldwasserlanden, an dem ich eigentlich nur einen kurzen Moment rasten wollte. Doch dass Wasser des Sees hatte anderes im Sinn… mir wird jetzt noch ganz heiß, wenn ich daran denke, was es getan, wie es über mich geglitten ist. Ich höre besser auf, das auszuführen. Lest es selbst, dann wisst ihr was ich meine.
Was glaubst du, wie viel Yvonne steckt in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter?
Eine Eigenschaft der Autorin hat sie definitiv mir mitgegeben. Ich bin ein Optimist und versuche immer das Gute zu sehen und jeder Situation etwas Positives abzugewinnen. Sei es in den Menschen, die mich umgeben, oder ausweglose Lagen, in denen ich mich im der Story oft genug befinde.
Wie würdest du deine Autorin beschreiben?
Sie liebt es mit viel Pathos zu schreiben. „Larger Than Life“ trifft es ganz gut, so oft wie sie mich durch die Hölle und retour jagt. Dabei baut sie viele kleine Details in ihre Texte, die nach und nach einen Sinn ergeben und sich am Ende zum großen Ganzen fügen.
Weißt du, wie es zu dem Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert? Hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht?
Der Titel passt perfekt zum Buch, geht es doch um mein Königreich – den Feuerlanden, wo den ganzen Tag die Asche der feuerspeienden Vulkane durch die Luft wirbelt. Da es sich um Romantasy handelt und ich im Laufe der Geschichte mein Herz an eine Frau verliere – was könnte noch besser in den Titel passen. Sogar der Untertitel: Flüsterndes Feuer hat eine sehr tiefe Bedeutung, die in der Geschichte auch erklärt wird.
Gefällt dir das Cover zu 100% oder hättest du einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Es ist grandios, denn der dort zu sehende Phönix trägt meine Geschichte mit. Er hat ebenfalls goldene Augen, weshalb diese Farbe auf das Cover musste. Das Grau steht für die herumverwirbelnde Ache in den Feuerlanden, die Blumen wachsen in den Waldwasserlanden und das Purpur symbolisiert das gleichnamige Leuchten, das ich im Laufe der Story finden muss.
Was ist dein Lieblingszitat aus dem Buch?
Als ich der Frau meiner Träume endlich gestehen darf was ich für sie empfinde: (Und wehe es sagt nochmal einer, ich wäre unromantisch)
„Auch bei unserer ersten Begegnung hast du sofort erkannt, dass es mir nicht gut ging und mir mit einer kleinen, wortlosen Geste so viel Trost gespendet. Heute weiß ich, dass du genau in diesem Moment, mein Herz betreten und meine Welt aus den Angeln gehoben hast.“
Danke für das Gespräch.
Ich habe zu danken.

Dienstag, 29. Juli 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Das kleine Café am Gardasee - Olivenküsse von Sara Pepe


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Diego und Elena aus „Das kleine Café am Gardasee – Olivenküsse“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Elena: Danke, es ist uns eine große Ehre.
Diego: Ach, das Buch ist nicht so einfallsreich, wie wir. Deshalb ist es ein Win-Win auf beiden Seiten.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Elena: Ich habe ein Internat in der Schweiz besucht und BWL studiert.
Diego: Ich glaube nicht, dass sie deinen Lebenslauf wollen. Sondern vielmehr Infos über dich. Also ich arbeite im Kleinen Café am Gardasee als Koch, liebe es neue Gerichte zu kreieren und auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Zudem surfe ich gerne und bin auch recht sportlich.
Elena (wirft ihm einen tadelnden Seitenblick zu): Ich habe von meinem Nonno ein Restaurant geerbt, leider bin ich keine Köchin, doch dafür ein Organisationstalent und habe die Zahlen fest im Griff. Besser?
(Diego nickt)
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Diego: Zwei beste Freunde führen ein Café am Gardasee, einen davon reicht dies nicht mehr. Er will mehr, was er sich selbst nicht eingestehen will. Von allen Seiten zerren sie ihn aus der Komfortzone, dann lernt er eine scharfe Dunkelhaarige kennen und der Rest ist Geschichte.
Elena: Du findest mich also scharf?
Diego (zuckt mit den Achseln): Möglicherweise.
Elena: Also ich sehe das anders. Nach dem Erbe eines Restaurants wird das Leben einer Frau auf dem Kopf gestellt. Auf ihrem Weg muss sie allerhand Hindernisse bewältigen und sich mit… diversen Widrigkeiten auseinandersetzen. (Seitenblick zu Diego)
Diego (lacht): Soweit ich weiß, war bei dir schon vor dem Erbe im Leben Chaos.
Elena (winkt ab)
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Elena: O, ich glaube wir haben es der Autorin nicht recht einfach gemacht.
Diego (kratzt sich am Kopf): Manchmal habe ich es auch verdient. Zudem brauche ich einen Schubs, um meine Komfortzone zu verlassen.
Elena: Auf meine Lektionen hätte ich verzichten können, aber am Ende ist alles so gekommen, wie es sollte.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Laut lachte sie. »Ich habe es dir schon einige Male gesagt, dass du mit mir nicht fertig werden würdest. Wie eine Gottesanbeterin würde ich dich bei lebendigem Leib verschlingen.« Unwillkürlich musste er grinsen.
»Ich wusste gar nicht, dass du auf solche Sachen stehst. Du überraschst mich. Wie heißt diese Sexpraktik? Kauen und ausspucken?«
Gina schüttelte tadelnd den Kopf. »Dass du fragen musst, sagt alles über dich aus.«
»Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es im Kamasutra-Buch vorkommt.« Das Geplänkel hob schlagartig seine Laune.
»Das ist auch für Anfänger.« Sie machte eine Kunstpause. »Es gibt noch ein geheimes schwarzes Buch, mehr darf ich dir nicht verraten, sonst muss ich dich umbringen.«
»Sorry, ich stehe nicht auf Sadomaso, aber viel Spaß dir mit deinen Praktiken.« Genüsslich zog er an seiner E-Zigarette und blies den Rauch gen Himmel.
Sie seufzte. »Siehst du, wir beide sind einfach inkompatibel.«
-----------------------------------------------------------
»Wie spät ist es überhaupt?«, fragte sie und warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb eins. Sie mochte sich gar nicht ausrechnen, wann sie zu Hause sein würde. Das Aufstehen in einigen Stunden würde eine Qual sein. »Ich sollte besser gehen.«
Diego nickte, sie tranken ihre Getränke leer und standen auf. Das hatte sie zumindest vor, aber plötzlich drehte sich alles.
»Oplà!«, machte Diego und stützte sie. »Ich glaube nicht, dass du noch fahren kannst. Und ich auch nicht.«
Anstelle einer Antwort lachte sie los. Sie wusste nicht, wann ihr so was das letzte Mal passiert war. Die Drinks waren lecker und die Stimmung angenehm gewesen, sodass sie den Überblick über die Getränke verloren hatte.
»Und jetzt?«, erkundigte sie sich, weil sie ihm recht geben musste. Fahren konnte sie so nicht. »Wir laufen.«
»Laufen? Wohin?« Wieder fing sie an zu kichern. Diego schlang ihr einen Arm um die Hüfte. »Na, nach Limone.« Er sagte es, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Ihre Gedanken waren zu benebelt, um gegen diese Logik anzukommen. »Wir könnten ein Taxi rufen, aber bis zum Restaurant wird es teuer und dann sitzt du dort fest, ohne Auto.«
»Wie Rapunzel in ihrem Turm.« Sie kicherte. Er grinste, während sie sich langsam auf den Weg machten. Die Welt war ein Karussell und sie der Mittelpunkt.
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Elena: Was Saras Bücher auszeichnet, sind die leisen Untertöne. Die alltäglichen Themen. Jeder stoßt manchmal an seine Komfortzone und besonders Sara verwischt diese Grenzen immer wieder. Zudem ist sie als Sternzeichen Widder, die suchen ja ständig nach neuen Projekten.
Diego: Ach, Sara hat schon so viele Bücher geschrieben. Ein bisschen was steckt in jeden von uns, aber wir unterscheiden uns doch sehr voneinander.
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?
Diego: Sara ist in Ordnung.
Elena: Ich bewundere Sara. Sie arbeitet Vollzeit, schreibt nebenbei Bücher. Nur 2025 erscheinen bis Jahresende 5 Bücher. Zudem hat sie ja auch ein Privatleben.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Elena: Das wusste Sara von Anfang an. Oliven und Gardasee passt einfach gut zusammen und das Olivenöl von Nonnos Bäumen ist einfach das Beste.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Diego: Ich finde es toll. Ihr seht mich sogar beim Surfen. Für eine Nahaufnahme hat es leider nicht gereicht.
Elena: Zwei Details machen es besonders: Der blühende Strauch sowie die Raupe auf den Oliven.
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Elena:
Jeder Mensch hat Narben. Man merkt gar nicht, wie sehr diese einen prägen.
Diego (mit einem Augenzwinkern): Surfen ist besser als Sex.
Spaß beiseite. Ich finde diesen Abschnitt sehr passend.
Wie eine Schnecke konnte er sich in seinem eigenen Tempo nach vorn bewegen, sich jederzeit wieder in sein Schneckenhaus zurückziehen, falls es ihm außerhalb seiner Komfortzone zu unbequem werden würde. Er musste nicht von heute auf morgen alles über den Haufen werfen. Doch Veränderungen passierten mit jedem kleinen Schritt, den er nach vorn ging.
Danke für das Gespräch

Montag, 28. Juli 2025

[Schnipseltime] Das zweite Leben von Nina Pilckmann


 

„Weißt du“, sagte Ava, „ich finde es bemerkenswert und nicht selbstverständlich, dass du mich so bei meinen Recherchen unterstützt, obwohl du glaubst, dass sie mir nicht guttun. Ich bin dir sehr dankbar dafür.“
„Es geht nicht darum, ob ich etwas gutheiße, was du für dich entscheidest. Jemanden bedingungslos zu lieben, du erinnerst dich, bedeutet, seine Ziele und Wünsche mitzutragen, die Schritte gemeinsam zu gehen, unabhängig von der eigenen Meinung.“

Sie schaute ihn an. Manchmal erschien ihr Toma wie das Abbild der verflossenen Erinnerung an einen vor langer Zeit geträumten Traum. Die Facetten seiner Persönlichkeit, die Art, wie er sie behandelte, das alles war so surreal, dass es Bruchteile von Sekunden gab, in denen Ava hätte schwören können, sie denke ihn sich aus. Dann wirkte er wie ein imaginärer Begleiter, eine Art Gegenpol zu ihrem ständigen Streben nach Kontrolle und Informationen. Ein sanfter Gegenspieler, ein Korrekteur ihrer eventualiteren Verfehlungen, die sie sich nicht eingestehen wollte. Dann wieder, in anderen Momenten, schien er so greifbar und normal, dass sich solche Gedanken nicht ergaben. Zum Beispiel, wenn sie sich in Gesellschaft befanden. Und abermals intensivierte sich hier in Venedig der Eindruck, dass sich seit Mitte des letzten Jahres ein alternatives Leben auftat. Eine Parallelwelt, die zu ihrer eigentlichen daheim in München wuchs, in rasantem Tempo das Terrain in ihrem Inneren eroberte, eine neue Realität erschaffend, auf die sie sich nicht in Gänze einlassen konnte. Es würde immer schwerer werden, beide Welten zu verbinden, das war Ava mittlerweile klar. Wie sie damit umgehen sollte, konnte sie bislang nicht beantworten. Und nun lag ein Moment vor ihr, der jene Diskrepanz kaum greifbar aufzuheben versuchte: Die Auseinandersetzung mit der faschistischen Vergangenheit, der Rachel zum Opfer gefallen war, intensivierte sich in den Gassen des Gheto Novo. Ava fragte sich, ob einige der Deportierten seinerzeit in Birkenau angekommen waren, ob gar jemand Rachel begegnet sein könnte. Ob es eine Kreuzung der Lebenswege gegeben hatte. Und ob sie über dasselbe Pflaster schritt, über das eine junge Jüdin gelaufen war, die später neben Rachel beim Morgenappell gestanden hatte. Wieder schwirrte ihr Kopf. Sie musste sich danach erkundigen, wenn sie zurück zu Hause sein würde. Sie liefen an weiteren Wolkenkratzern vorbei, siebenstöckig, eines höher als das andere, dazwischen ein Spalt, man konnte es nicht mehr Gasse nennen, als würden die Kolosse einander stützen.
„Im Zwischenraum befand sich früher die scala mata, die verrückte Treppe, von der ich eben sprach“, erklärte Toma. „Eine Außentreppe, um innen mehr Platz zu haben. Eine eher primitive Holzkonstruktion, über die ich mir vorstelle, dass ihre Begehung nicht ohne Risiko war. Man stelle sich vor, man hätte Kinder oder Ziegen bei sich, die nach oben gebracht werden mussten. – Wir sind im Übrigen angekommen. Hier beginnt die Calle del Forno.“
Ava blieb stehen und schaute sich um. Rechts der bizarren Zwillingsgebäude begann eine schmale Gasse, die den vorderen der beiden Giganten umfloss. Sie folgten der Biegung und fanden sich in einer Halbschlucht: linksseitig der achtstöckige Koloss, rechts ein grotesk niedriges Gemäuer mit einer einzigen Etage. Ava nahm Giulianos Kamera und schoss ein Foto. Dann lief sie ein paar Schritte weiter und ging in die Hocke, um die Gasse aus der Perspektive eines Kindes zu betrachten, so, wie Rachel es sich gewünscht hatte. Die venezianischen Hochhäuser schienen die Calle zu verdunkeln. Die Trübe des Nebels tat ihr Übriges. Beklommenheit erfüllte Avas Brust. Winterliche Kälte kroch über ihre Arme. Doch sie hätte schwören können, dass diese nicht von außen eindrang, sondern seinen Ursprung unterhalb ihrer Kleidung hatte. Was hatte Rachel ihr verheimlicht? Weshalb wollte sie so dringend einen visuellen Eindruck von dieser Gasse erhalten? Wieso aus der Perspektive eines Kindes? Ava lief ein Stück und fertigte ein paar weitere Fotos an, während Toma in einigen Metern Abstand hinter ihr blieb und sie beobachtete. Als Ava Halt machte und sich den Kopf hielt, kam er zu ihr. „Va tutto bene? Ist alles gut?“
„Etwas gruselt mich“, sagte Ava, ohne den Blick von der dunstgrauen Gasse zu richten. „Es ist, als wären sie hier: die Geister der Verschleppten. Ich frage mich, was Rachel mir zu erzählen hat.“
„Du glaubst, ihr Wunsch, mehr aus diesem Viertel zu erfahren, hat etwas mit Auschwitz zu tun?“
„Woher sollte sonst ihr Interesse kommen?“
„Vielleicht hat sie Verwandtschaft hier? Verschollene? Menschen, die in der Zeit damals verloren gingen?“  
„Mensch, Toma! Du hast recht! Ich habe Rachel nie gefragt, ob sie Verwandte in Italien hat. Glaubst du, sie kennt die Calle del Forno aus Briefen von früher? Oder gar von Besuchen?“
„Wäre doch möglich.“
„Aber wieso die kindliche Perspektive?“
„Vielleicht, weil sie selbst als Kind hier war?“
„Oder weil sie …“
„Ava?“
„Es graust mich, es auszusprechen …“
„Was?“
„Was, wenn sie einem venezianischen Kind in Birkenau begegnet ist?“
„Und ein Geheimnis daraus macht, weil …“
„... weil das Berichten darüber sie zu sehr belastet.“
„Oh, Ava!“ Toma zog sie an sich und umarmte sie lange. Sie fröstelte. „Du musst sie fragen, wenn du wieder daheim bist.“
„Ich weiß.“
„Sollen wir zurückgehen?“
„Nein, ich möchte noch einmal in die Nähe der hohen Gebäude. Daneben lag ein Campiello, den würde ich gerne noch sehen. Ich will nachvollziehen können, wie es gewesen sein muss, hier zu leben. Vor der Deportation.“
„D'accordo. Einverstanden. Vom Campiello del le scuole aus gelangen wir an den Ausläufer der Calle Gheto Vecchio. Dort gibt es eine Haltestelle. Guglie. Von der aus können wir zurückfahren.“

Sie liefen an den hohen Gebäuden vorbei, rechts um die Ecke auf den winzigen Platz, in dessen Mitte ein alter, abgedeckter Brunnen stand. Ava betrachtete einen weiteren achtstöckigen Wolkenkratzer, der im bodennahen Nebel zu versinken schien. „Toma?“
„Si?“
„Weißt du, wie viele Juden nach Venezia zurückgekehrt sind?“
Er wartete einen Moment, bis er antwortete. „Die wenigsten, Ava. Zur Zeit der Deportationen lebten nur noch etwa 250 Juden hier. Viele waren zuvor geflüchtet. Von den rund zweihundert Verschleppten haben nicht mal zehn die Shoah überlebt. Ich weiß nicht, ob einer unter ihnen aus Auschwitz zurückkam.“
Ava schluckte schwer, sagte aber nichts. Obgleich sie es besser wusste, konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, in einer entvölkerten Gegend zu stehen. Gleich alten Mahnmalen eines verlassenen Distriktes, das im über allem schwebenden Schrecken nicht mehr wiederzubeleben war.
„Doch, hier wohnen Menschen“, versuchte Toma sie zu beruhigen, als sie ihm ihre Gedanken mitteilte. „Ganz normale Veneziani.“
Doch Avas Assoziationen überwältigten sie. Sie verlor den Halt, ihre Bemühungen, in der Gegenwart zu bleiben, schwanden. Es war, als machte sie eine Zeitreise, im Sog der Vergangenheit zurückwandernd zu jenem Moment, in dem das Ghetto von so vielen verlassen worden war. Freiwillig oder unfreiwillig. Die Häuser waren leer gefegt, kein Laut war zu hören. Der Dunst waberte suchend durch die Gassen, Schwaden gräulichen Grüns, das wie aus dem Totenreich emporzusteigen schien. Mahnend, was mit den Menschen geschehen würde, die soeben verschleppt worden waren. Männer, Frauen, Kinder ... Ein jähes, schneidendes Geräusch zerriss die Stille. Ava hatte ruckartig Luft in ihre Lungen gesogen. Sie starrte auf eines der Fenster des Gebäudes, das direkt vor ihnen lag, die Augen aufgerissen. Dort oben war ein Gesicht erschienen. Schemenhaft, alt, hell. Augenblicklich war es wieder verschwunden. Ein namenloses Grauen durchfuhr sie. Wer hielt sich in einem der leer geräumten Bauten auf? Dort lebte niemand. Hatte sie einen Geist gesehen? Den Geist einer ermordeten Bewohnerin von 1943?
„Was ist los, Ava?“, fragte Toma. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Dort oben …“, Ava deutete auf die Stelle, an der sich die Erscheinung wenige Sekunden zuvor gezeigt hatte. „Dort ist jemand.“
Toma runzelte die Stirn und suchte mit seinen Blicken angestrengt die Fenster des Gebäudes ab. „Ich sehe niemanden. Und selbst wenn ...“
„Es scheint, als könne hier niemand wohnen.“
Toma blickte Ava besorgt an: „Ich sage dir doch: dieses Viertel ist bewohnt. Die Häuser mögen alt aussehen, vielleicht auch unbewohnt. Aber wir leben nicht in den Vierzigern, Ava. Es ist heute. 1970. Die Gegenwart. – Wie sah denn derjenige aus?“
„Es war das Gesicht einer alten Frau, ganz fahl. Gruselig. Ich habe es nur für den Bruchteil einer Sekunde gesehen.“
„Vielleicht spukt es hier“, überlegte Toma.
„Lass uns gehen. Ich glaube nicht an Geister, aber ich will auch nicht heute damit anfangen müssen. Vielleicht habe ich mir die Erscheinung auch nur eingebildet. Ich war gerade in so einer komischen Stimmung… Ich grusele mich. Lass uns lieber gehen.“
„Nein, warte. Ich möchte, dass du die Chance bekommst, herauszufinden, wer dich angeschaut hat. Wenn es dich ehrlich ängstigt und du Sorge hast, an Geister glauben zu müssen–“.
„Tue ich definitiv nicht!“
„Dann umso besser: beweise es dir. Lass uns warten und schauen, ob sie sich wieder zeigt. Wenn es eine alte Nonna ist, ist sie sicher neugierig und späht gleich erneut durchs Fenster. Es würde mich nicht wundern, wenn – da! Schau doch!“ Er deutete nach oben, wo abermals die helle Gestalt erschienen war. Toma begann, eifrig zu winken. Die Alte behielt ihre versteinerte Mimik bei, winkte zaghaft zurück. Toma gestikulierte einige Male, bis sie begriff, dass sie das Fenster öffnen sollte.
„Signora!“, rief Toma nach oben.
„Possiamo salire un attimo da Lei? La mia amica viene dalla Germania e vorrebbe conoscere la storia del quartiere. Sta facendo delle ricerche sulla Resistenza e sulla deportazione degli ebrei durante l'occupazione tedesca.“
Die alte Dame schien eine Weile zu überlegen, dann wies sie Toma an, mehr mit einer wegwerfenden, denn einer einladenden Handbewegung, nach oben zu kommen.
„Was hast du gesagt?“, wollte Ava wissen, der immer noch ein leichter Schauer über den Rücken lief.
„Ich habe dir die Möglichkeit verschafft, dich mit der Realität auseinanderzusetzen. – Nicht, dass du mir in irgendwelche komischen Fantasien abdriftest. Ich habe gefragt, ob wir uns kurz ihre Wohnung anschauen können. Dass du über die Resistenza und die Deportationen in der Zeit der deutschen Besatzung recherchierst.“
„Ist das nicht ein wenig aufdringlich?“
„Si, aber fragen kann man doch mal. Und immerhin bist du die Journalistin. Allzu viele Skrupel sollte man da nicht haben, oder?“ Er lachte. „Außerdem war es mir das wert, damit du wieder beruhigt bist. Du brauchst doch Informationen zu deiner Sicherheit. Jetzt bekommst du sie. Und ich garantiere dir: Die Alte ist kein Geist. Na komm, gehen wir hoch.“

[Buchvorstellung einmal anders] Das zweite Leben von Nina Pilckmann


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Toma und Ava aus „Das zweite Leben“ und deren Autorin Nina Pilckmann.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Toma: Selbstverständlich.
Ava: Toma unterstützt mich ohnehin gefühlt mein Leben lang.
Toma: Du mich doch auch.
Ava: Tatsächlich?
Toma: Ja, dadurch, dass du so bist, wie du bist.
Nina (Autorin): Ihr seid euch gegenseitig Anker in all den Jahren, in denen ihr euch kennt.
Ich hatte ein langes Gespräch mit eurer Autorin, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Toma: Möchtest du anfangen, Ava?
Ava: In Ordnung. Ich bin Ava, zum Zeitpunkt des Interviews meine Mitte 20-jährige Version. Im Buch altere ich aber bis ich am Ende Anfang 50 sein werde. Ich bin die Tochter ehemaliger Widerständler gegen das Naziregime und habe mich der Verantwortung verschrieben, mein Heimatland Deutschland über die Gräueltaten der Nazis in den Vernichtungslagern aufzuklären. Dabei würde ich eigentlich lieber zu Toma nach Venedig ziehen und hier mein Leben mit ihm verbringen. Dieser Konflikt beschäftigt mich schon seit Jahren.
Toma: Das ist für mich ebenso Thema. Ich heiße Toma, lebe in Venedig, bin hier aufgewachsen. Ich hätte Ava gerne an meiner Seite. Ich glaube, dass wir in mehreren früheren Leben als Paar zueinandergefunden haben. Ich denke, es gibt nicht nur ein Leben. Es gibt immer wieder ein neues Zweites. Und ich glaube daran, dass wir eigentlich dazu bestimmt sind, zusammen zu sein.
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Nina (Autorin): Ich fange mal mit einer eher analytischen Außensicht an. Es geht um die Auseinandersetzung mit den Antagonismen, die unsere Welt prägen: Venedig mit seiner Schönheit, Liebe und Verbundenheit gehören ebenso zum Leben wie die dunklen Seiten unserer Geschichte, die sich kaum ertragen lassen. Das Wesen Mensch ist kein glattes, einfaches. Avas Aufgabe ist es, zu verstehen, dass beides nebeneinanderstehen kann, dass sie ihren Sehnsüchten folgen kann, ohne Verantwortung aufzugeben.
Toma: Aber damit tut sie sich sehr schwer.
Ava: Weil es jemanden geben muss, der all seine Lebenszeit nutzt, um wenigstens ein kleines Stück Widergutmachung zu leisten.
Toma: Du siehst das zu absolut. Das ist der einzige Punkt, in dem wir uns nicht einig sind.
Nina (Autorin): Toma meint - wenn ich mal kurz die Psychotherapeutin rausholen darf: Im Grunde leidest du ja an notorischer Selbstüberschätzung, Ava. Du hast noch nicht verstanden, dass es wichtig ist, sich selbst als wertvoll zu begreifen, aber sich nicht wichtig zu nehmen. Natürlich sollten wir alle in unserem kleinen bescheidenen Mikrokosmos versuchen, das Beste zu tun, was wir tun können, Liebe und Toleranz statt Hass und Hetze, Demut statt Egozentrik etc. – aber eine Einzelne kann nicht die Welt retten.
Ava: Ja, ich weiß, dass ihr das anders seht. Aber ich möchte dennoch diesen Weg gehen. Ich kann vielleicht noch ergänzen, dass es für mich in dem Buch auch darum geht, zu verstehen, was mir meine Eltern über die NS-Zeit verheimlicht haben, dass ich mich intensiv mit Rachel austausche, die in Birkenau war und dass ich mich mit ihrer Tochter Nuriel anfreunden werde, deren Existenz ein düsteres Geheimnis umgibt. Rachel wird mich ganz am Ende darin einweihen.
Toma: Und vergiss nicht, dass es ebenso darum geht, dass wir beide uns immer wieder über die politische Entwicklung der Jahrzehnte austauschen.
Nina (Autorin): Ja, es ist gewissermaßen eine Zeitreise zwischen 1968 und 1998.
Toma: Und wir kommen in Venedig auch gemeinsam einem Geheimnis auf die Spur, denn es existiert eine Verbindung zwischen Venedig und Birkenau. Und Venedig wird intensiv und bildreich beschrieben. Unsere Serenissima, die Erlauchteste, wie wir Veneziani sie nennen, fühlt sich beinahe wie eine Figur aus Fleisch und Blut an.
Nina (Autorin): Das sollte aber reichen. Nicht, dass ihr noch zu viel spoilert. Jedenfalls kann man zusammenfassend wohl sagen: Es handelt sich um einen Roman zwischen den Genres historischer Roman, Entwicklungsroman / Bildungsroman.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Toma: Das wüsste ich aber auch gerne, Nina!
Nina (Autorin): Spaß macht es mir nicht, nein. Aber ich halte es für wichtig, weil „Das zweite Leben“ kein Feelgood-Roman ist.
Ava: Nun ja, immerhin gibt es viele Passagen, in denen es sich einfach nur wundervoll anfühlt, durch Venedig zu laufen mit all seiner Ästhetik und positiven Melancholie.
Nina (Autorin): Danke, Ava, das beruhigt mich. Ich würde es dir auch anders wünschen, aber mal ganz ehrlich: Du hast so einige Chancen im Roman, deinen Lebensweg zu ändern. Lassen wir für die Leser*innen mal offen, ob du eine davon nutzt.
Toma: Du hast noch nicht beantwortet, ob Gefahren und Krisen immer sein müssen.
Nina (Autorin): Müssen sicher nicht. Aber in einem Roman, der von Dualismus lebt, wäre es unpassend, die Geschichte derart zu glätten. Außerdem finde ich es selbst in romantischen Liebesromanen gut, wenn man einen Spannungsbogen erkennen kann.
Toma: Na, davon gibt es bei uns ja wohl mehr als nur einen.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Nina (Autorin): Das Ende. Das kann ich leider nicht zitieren oder beschreiben, ohne zu viel zu verraten, aber es der Teil, zu dem ich die meisten Rückmeldungen bekomme. Es ist etwas Besonderes und lässt das gesamte Buch am Ende nochmal in einem anderen Licht dastehen.
Toma: Die Stelle, wenn Ava und ich die alte Anna im venezianischen Ghetto kennenlernen und mehr über die Partisaninnen erfahren und über den Zusammenhang zwischen Venedig und Rachels Erlebnissen in Birkenau. Und eigentlich alle Momente, in denen Ava und ich gemeinsam durch Venedigs Gassen laufen, auf die Inseln der Lagune fahren oder in einer kleinen Studententrattoria Vino trinken.
Ava: Die Szene, in der Rachel nach all den Jahren endlich den Mut fasst, mir das letzte Puzzlestück zu erzählen, das endlich ihre und Nuriels Geschichte abschließt, so dass sie etwas besser loslassen kann.
Wie viel echte Nina steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Nina (Autorin): Das kann ich am besten selbst beantworten. Ava ist mir etwas zu verkopft und zu verbissen in ihrem Bestreben, einzig für die Aufklärung zu leben. Wir teilen aber den Konflikt, von den Zeitzeuginnenberichten belastet zu sein und uns immer wieder zu hinterfragen, ob wir Details besser etwas beschönigt darstellen sollten, damit die Lesenden es überhaupt noch für authentisch halten können. Das muss man sich mal vorstellen: Dass etwas so schrecklich ist, dass man ernsthaft überlegt, es zu bagatellisieren, damit es nicht nach Effekthascherei klingt. Und zu Toma: Der ist mir in seiner philosophischen Grundhaltung recht nah, aber auch von ihm trennt mich etwas: ich bin keine Fatalistin. Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube an Zufall. In dem Buch selbst steckt viel meiner eigenen Lebensphilosophie und meines Strebens, differenziert zu denken sowie mein psychologischer Blick auf Menschen. Außerdem steckt im Roman meine Liebe zu Venedig - meiner Seelenheimat - und mein Bedürfnis, etwas gegen Faschismus und für Demokratie zu tun.
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Ava: Sie ist penibel in ihren Recherchen. Manchmal frage ich mich, ob es wirklich wichtig ist, aus welcher Art von Stein die Bodenplatten an der Piazza San Marco bestehen. Nina will aber alles bis ins Detail wissen. Bei den Recherchen über Birkenau fand ich das aber natürlich sehr, sehr gut und wichtig, denn das deckt sich ja mit meiner Haltung.
Toma: Ich glaube, dass sie eine sehr feinfühlige Frau ist, die ein gutes Gespür für Symbolik, Zwischentöne und inneres Erleben hat.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?
Ava: Soweit ich weiß, stand der Titel zu Beginn schon, weil Nina wusste, wohin sie mit der Geschichte wollte.
Toma: Der Titel ist ja im übertragenen Sinne auf mehreren Ebenen die zentrale Aussage. – Wie genau ich das meine, versteht man, wenn man es gelesen hat.
Nina (Autorin): Kann ich beides so bestätigen.
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Toma: Uuuuh, da ist der Stich ins Wespennest. *lacht*
Nina (Autorin): Toma meint, dass es sogar eine Geschichte zu dieser Frage gibt. Ursprünglich war auf dem Cover im unteren Teil das Tor von Auschwitz-Birkenau abgebildet. - Das ich für die Bildrechte extra selbst aufgenommen hatte. Teilweise findet man diese veraltete Bildvorschau des Covers sogar noch im Internet. Ein Tag nach Veröffentlichung entschied sich die Gedenkstätte, mit der ich in Kooperation stand, dass es ihnen doch lieber wäre, wenn es ersetzt würde, da die Mitarbeitenden dort den Inhalt nicht auf die Schnelle überprüfen konnte und wohl Sorge hatten, etwas mitzutragen, was womöglich anstößig sein könnte.
Toma: Und der Hinweis, dass Nina eine positive Rückmeldung von der bekannten Überlebenden Dita Kraus erhalten hatte, die die Textstellen über Birkenau las, half auch nichts. Natürlich wollte Nina sich nicht darüber hinwegsetzen und änderte das Cover noch. Aber das erste fanden wir alle drei besser, weil der Kontrast der beiden Orte besser zur Geltung kam.
Nina (Autorin): Aber davon ab bin ich damit sehr zufrieden. Passt schon.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Toma: Der Hauch eines Lächelns schwang in Tomas Worten. Er hob die Brust und winkelte das Kinn an. Dann sprach er mit fester Stimme weiter. „Verliebst du dich in Venezia, so tust du es für den Rest deines Lebens. Menschen, die die Serenissima nicht berührt, bleiben auf ewig blind für ihre Schönheit. So ist das nun einmal mit unserer Stadt. Entweder ganz oder gar nicht. Was sie zwischen Traurigkeit und Fröhlichkeit vereint, hält sie in der Liebe kompromisslos. Entweder du bist ganz für sie oder gegen sie. Und was auch wichtig ist: die Serenissima mag deine Aufmerksamkeit äußerlich auf sich ziehen, aber sie nähert sich dir von innen.“
Ava: Ein Zitat von Rachel: „Die Anderen wurden tausendfach zu Staub verbrannt. Aber ihre Asche wehte über das Lager, verfing sich in den Haaren der Häftlinge und Offiziere, wurde weiter hinausgetragen. Ich stellte mir vor, wie sie als stille Anklage vom Wind über uns verstreut würde, ja, am besten über die ganze Welt. Ich wünschte mir, jemand würde sie bemerken und ihren Ursprung erforschen. Und uns alle retten. Aber die Vorstellung reichte nicht aus, um Hoffnung zu haben. Sie zeigte sich nicht. In mir lebte nicht mehr genug, um ein so positives Gefühl zu empfinden. Also dachte ich, dass vielleicht Jahre oder Jahrzehnte später diese Asche ihre Geschichte erzählen würde. Uns aber würde es nichts mehr nützen.“
Nina (Autorin): „Es geht nicht darum, ob ich etwas gutheiße, was du für dich entscheidest. Jemanden bedingungslos zu lieben, bedeutet, seine Ziele und Wünsche mitzutragen, die Schritte gemeinsam zu gehen, unabhängig von der eigenen Meinung.“
Vielen Dank für das Gespräch

[Autoreninterview] Nina Pilckmann


Autoreninterview
Nina Pilckmann

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Gerne. Danke erst einmal für dein Interesse und die Möglichkeit dieses Interviews. Ich bin Nina Pilckmann, Schriftstellerin und Psychotherapeutin. Ich schreibe überwiegend literarische Entwicklungsromane über Themen, die ich für gesellschaftlich relevant und / oder psychologisch interessant halte. Ein wenig Philosophie spielt auch immer mal rein.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Es gab weniger einen Schlüsselmoment als vielmehr eine grundlegende innere Haltung seit meiner Kindheit, mich für Sprache zu begeistern und schon damals gerne damit zu experimentieren. Meine ersten Bücher schrieb ich im Alter von 8 Jahren. *lach* Den ersten richtigen Roman aber „erst“ mit Anfang 20.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Zum einen „Das zweite Leben“ – ein Roman über die Antagonismen des Lebens, in dem die junge Journalistin Ava 1968 nach Venedig reist, um über die italienische Widerstandsbewegung während des 2. Weltkrieges zu recherchieren. Dort begegnet sie dem Venezianer Toma, mit dem sie sich augenblicklich verbunden fühlt, ebenso wie mit der Stadt selbst, die ihr mit ihrer morbiden Schönheit wie ein Wesen aus Fleisch und Blut an Herz wächst. Gerne würde sie sich dort ihr Leben aufbauen, doch daheim in München erzählt ihr Rachel, eine Überlebende aus dem Vernichtungslager Birkenau, von ihrem Erlebnissen. So steht Ava vor der Frage, wofür sie ihre Lebenszeit nutzen will: für die Aufklärung über die Gräuel der Nazis oder für das Streben nach eigenem Glück.
Zum anderen ist „Die Menschenfängerin“ erschienen. Darin geht es um die junge Deutschitalienerin Ilaria, die im Heimatdorf der verstorbenen Nonna deren Tagbücher findet und einem alten Familiengeheimnis auf die Spur kommt – und damit auch einer Erklärung für ihre eigene besondere Gabe, denn Ilaria zieht, ohne es zu wollen, Menschen in ihren Bann und scheint Verhaltensweisen Anderer vorhersehen zu können. Dabei erkennt sie, dass dahinter nichts Mystisches steckt. Die Wahrheit trägt aber ganz eigene Schatten, die Ilaria zu bewältigen versucht. Vor allem in Hinblick darauf, eine echte tiefe Liebe zu finden.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Leider nein. Dadurch, dass ich gerade ein Doppeldebüt rausgebracht habe, ist noch irre viel drumherum los. Aber ich reduziere aktuell die Marketingarbeit und werde voraussichtlich ab Oktober mit der Überarbeitung eines alten Romans beginnen, den ich dann auch recht rasch veröffentlichen möchte. Er heißt „Laras Schweigen“ und beschäftigt sich u.a. mit psychischer Gewalt im Leben einer Heranwachsenden. Das Buch ist ein frühes Experiment aus Entwicklungsroman und Lyrik.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Jetzt hätte ich fast geantwortet: „Schreiben“. *lach* Tatsächlich empfinde ich den reinen Schreibprozess selbst oft nicht als Arbeit. – Aber abgesehen davon: mit meiner Tochter, meinem Sohn und meinem Mann Zeit verbringen, unsere Familienharmonie genießen, in die Natur gehen: Wald, Felder, am liebsten Strand (aber dafür muss ich weiter fahren), lesen (kommt aktuell aber zu kurz), Musik machen, v.a. singen, manchmal malen, mich mit Freunden Treffen und dankbar für mein Leben sein. Ach, und: unseren beiden Riesenkaninchen im Garten beim Freilauf zusehen.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Einen festen Lieblingsautoren oder eine feste Lieblingsautorin habe ich zwar nicht, aber wer mich definitiv als jungen Menschen inspiriert hat, waren Isabel Allende und auch Gabriel García Márquez. Ich glaube, das merkt man selbst nach all den Jahren noch an meinem Hang zur poetischen und bildreichen Sprache. In den letzten zehn Jahren dann eher Philipp Roth, John Updike, Thomas Mann und neuerdings auch Ralf Rothmann, der mir oft aus der Seele schreibt.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Mein Arbeitsplatz ist ein weißer Massivholz-Schreibtisch mit Blick in unser zweigeteiltes Wohnzimmer mit Schiebetür. Ich sitze im Bücher-/ Pianoraum, der Blick geht durch die offene Schiebetür ins klassische Wohnzimmer mit Couch und Tisch und einem wunderschönen Blick in die Baumkronen unseres immergrünen Gartens.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich stehe um 6:00Uhr auf, nehme, wenn die Kinder und ich angezogen sind, einen Kaffee zu mir, fahre in meine Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in der Nachbarstadt. Ab ca. 7:30Uhr arbeite ich dann dort mit meinen lieben Patient*innen, manchmal bis nachmittags, manchmal bis abends. Sofern ich nachmittags nach Hause komme, unterstütze ich meine Kinder bei den Hausaufgaben oder habe ein Ohr für ihre Anliegen, dann setze ich mich an meinen Schreibtisch und arbeite an meinen Büchern – oder für meine Bücher. Zwischen 18Uhr und 19:30Uhr beende ich die Schreibtischarbeit und nutze die Zeit mit meiner Familie: Abendessen, Kinder nach und nach ins Bett bringen, ab und zu ein Gläschen Wein mit meinem Mann trinken … Oft setze ich mich dann aber auch nochmal an meine Bücher. Gegen 22Uhr versuche ich schlafen zu gehen.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Beim Lesen schwanke ich zwischen anspruchsvoller Literatur mit Tiefgang auf der einen Seite und Feelgood-Romanen auf der anderen Seite, die im Ausland spielen (am liebsten mediterran oder ganz exotisch; super gerne auch südliches Afrika oder südostasiatischer Raum).
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Ein Zitat, das ich gerne mag, ist: „Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst.“
Mein Handeln bezieht sich nicht auf bestimmte Zitate, außer vielleicht auf den kategorischen Imperativ. Das ist aber eher meine allgemeine Grundhaltung.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Es gibt ein paar Länder im südostasiatischen Raum und im südlichen Afrika, die ich sehr mag. Darüber hinaus habe ich eine besondere Beziehung zu Italien. Meine Oma kam aus Norditalien, aus der Nähe von Venedig.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kritikfähig bin ich, mit der Einschränkung, dass ich mit mir selbst manchmal etwas zu streng bin. Ich lege Wert darauf, dass Kritik konstruktiv ist (sowohl von mir zu anderen als auch umgekehrt). Mit destruktiven Äußerungen kann ich schlecht umgehen. Das beschäftigt mich mehr als es sollte. Insbesondere, weil es mich oft fassungslos macht, zu beobachten, wie wenig wertschätzend und intolerant Menschen zum Teil miteinander umgehen. Für konstruktive Kritik bedanke ich mich und weiß diese zu schätzen.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich habe lange mit mir gerungen, mir eine Zeit lang die Verlagswelt genauer angeschaut und versucht, an aussagekräftigen Exposés zu arbeiten. Dabei habe ich aber schon gemerkt, dass es mir keine Freude bereitet und mir die Vorstellung, meinen Schreibstil und die Inhalte in eine bestehende Form zu pressen, die die Zielgruppe erweitert, missfällt. Ich hatte von Anfang an die Einschätzung, dass meine Romane zu wenig im Mainstream liegen, um damit als unbekannte Autorin bei Verlagen punkten zu können. Die generell geringen Chancen, überhaupt auf einem Schreibtisch zur Prüfung zu landen, hat mich zusätzlich abgeschreckt, Tage und Stunden für Agenturen- oder Verlagsbewerbungen zu opfern. Für mich war klar: Es passt sowieso nicht. Es wäre vergebene Liebesmühe. So bin ich schließlich zum Schluss gekommen, dass ich meine Werke selbst veröffentlichen möchte, und die Vorteile genießen kann, auch meine Cover selbst zu gestalten. Da ich in mehreren Bereichen kreativ bin, hatte ich an diesem Schaffensprozess ebenfalls viel Freude. Und ich habe generell gerne die Zügel in der Hand.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ganz generell, nicht nur in Bezug auf meine eigenen Bücher: Seid offen für Diversität auf dem Buchmarkt. Lasst euch auf unterschiedliche Stile ein, und akzeptiert, dass nicht jeder Stil zu jedem passt. Ich habe in letzter Zeit oft von Autorenkolleginnen mitbekommen, dass ein Buch öffentlich schlechtgeredet wurde, wenn es einem Leser nicht gefiel. Stil und Story sind Geschmacksache. Alles Künstlerische ist Geschmackssache. Ich wünsche mir, dass wir alle mehr darauf schauen, wertzuschätzen, dass jemand etwas zu sagen hatte und Liebe und Arbeit in sein Projekt gesteckt hat. Wir dürfen das Ergebnis unterschiedlich empfinden. Aber wenn ich selbst ein Buch lese, das mir nicht zusagt, lege ich es weg und akzeptiere, dass es nicht zu mir passt. Das ist weder die Schuld des Buches noch der Autorin. Und ich selbst bin auch vorsichtig mit Äußerungen wie „Das macht man so und so nicht“.

Sonntag, 27. Juli 2025

[Schnipseltime] Mitrys-Trilogie von Pawel Kopijer

 

 

Schnipsel 1 (Band 1)

Die Halle der Offenbarungen war in Wirklichkeit eine geräumige Höhle von regelmäßiger, ovaler Form. Von der hohen Decke tropfte ständig Wasser herab, welches sich in der Raummitte zu einem kleinen See sammelte.

(…)

Sie entkleidete sich und tauchte langsam bis zur Hüfte in den kleinen See ein. Mit wachsender Aufregung verteilte sie die farbigen Kugeln um sich herum und schloss die Augen. Gemäß dem Ritual der Initiation sollte das Wasser seine Farbe ändern, je nachdem, welche magische Essenz in den Kugeln am ehesten der Natur und dem Schicksal des Schamanen entsprach. Danach brachte jeder Kandidat dem Ältesten eine symbolische Karaffe mit dem gefärbten Wasser, um seine zukünftige Disziplin zu deklarieren, in welcher er sich weiterentwickeln und dem Volk dienen wollte.

(…)

»Wovor habe ich eigentlich Angst? Ich weiß doch, dass ich jede Art von Magie akzeptieren werde.« Sie versuchte, die Sache rational zu betrachten, doch ihre Augen blieben geschlossen. »Im schlimmsten Fall droht mir Kampfmagie, aber das ist ja keine Tragödie.«

Schließlich ließ sie den einen Gedanken zu, der die Quelle ihrer Unruhe sein könnte. »Es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Die schwarze Farbe würde für mich bedeuten... nun, was würde sie bedeuten?« Sie erinnerte sich an alles, was sie von ihren Mentoren gehört hatte. Dunkle Magie wählte die Darzaner äußerst selten, aber wenn es geschah, lehnte das Volk auch diese Gabe nicht ab.

(…)

Als sie ihre Hand auf die Tür den Räumen des Ältesten legte, bemerkte sie, dass ihre Wangen von Tränen benetzt waren. Und sie hatte gehofft, sich vor sieben Jahren für immer von ihnen verabschiedet zu haben...

 

Schnipsel 2: (Band 1)

Ein weiblicher Schmerzensschrei riss Noran aus seinen Gedanken. Seine fein justierten Sinne nahmen die Geräusche eines Kampfes wahr und den Hauch eines ihm bekannten Parfüms. Diesen Duft kannte er von seinen Besuchen in der Enklave der Weißen Schwestern – dem bestgeschützten Viertel der ganzen Stadt, das vermutlich auf dem gesamten Kontinent bekannt war.

Die Schwestern, wie man die solidarische Gemeinschaft von Frauen leichter Sitten scherzhaft nannte, standen unter der Führung der Weißen Rose und konnten auf ihrem Gebiet auf eine Art Immunität in beinah allen sozialen Kreisen zählen. In der Luft witterte Noran zudem eine Gefahr, die ihn unmittelbar betraf – den zarten Geruch von menschlichem Blut.

Mit schnellen Schritten durchquerte er eine momentan verlassene Gasse, um zur nächsten Pforte zu gelangen. Dort positionierte er sich so, dass er ungehindert in die Tiefe einer Sackgasse auf der gegenüberliegenden Straßenseite blicken konnte. Drei Männer zeigten deutliche Anzeichen von Feindseligkeit gegenüber einer schlanken, jungen Frau. In ihrem dichten, dunkelbraunen Haar steckte eine weiße Rose.

»Sie konnte kein größeres Pech haben«, dachte er. 

 

Schnipsel 3 (Band 1):

»Also du weißt, wie diese Rune aussieht?«

»Warum möchtest du mir beim Zaubern zuschauen?« Der Druide wich mit einer Gegenfrage aus. Er wusste, um welche Rune es dem jungen Mann ging, zog es jedoch vor, solche Themen zu meiden.

Die goldenen Augen im nächtlichen Dämmerlicht schienen genauso dunkel wie alles andere.

»Ich kann dir darauf nicht eindeutig antworten. Vielleicht ist es nur Neugier und der Wunsch zu lernen, oder vielleicht eine unerklärliche Anziehung zur Magie.«

 

Schnipsel 4 (Band 1):

Elias sagte oft, dass die Bodenlose Tiefe von uralter Magie durchdrungen sei, die von der Natur Orins selbst geboren wurde. Über diese Art von Magie wusste Funke sehr wenig. Selbst der Älteste wurde seltsam schweigsam, wenn dieses Thema angesprochen wurde, und wies den Gesprächspartner meist mit allgemeinen Aussagen oder sogar mit Schweigen ab. Und doch hatte er persönlich diese Art von Prüfung für sie ausgewählt. Instinktiv verschob sie das Fläschchen mit der frisch zubereiteten Mixtur des Katzengeschicks, das ihr in die Rippen drückte.

(...)

Das Mädchen brauchte eine Weile, um sich so weit zu erholen, um die Umgebung wahrnehmen und einschätzen zu können. Tief im Tunnel bemerkte sie ein leicht schimmerndes, silbriges Licht, ähnlich dem, das manchmal bei Vollmond an einem wolkenlosen Nachthimmel entsteht. 

Sie ging langsam, streichelte mit ihrer Hand die angenehme Oberfläche der Pflanze, immer mehr von der Glückseligkeit der Stimmung und der Idylle des Ortes eingenommen. Dann sah sie im Augenwinkel weiter unten an den Wänden einige bekannt aussehende Formen.

Sie schaute genauer hin und erkannte, dass es menschliche Skelette waren, die in verschiedenen Positionen an der pulsierenden silbernen Unterlage hafteten. »Glückspilze!«, dachte sie, neidisch darauf, dass sie schon so lange diese wunderbare Stelle genießen durften, während sie gerade erst hier angekommen war.

 

Schnipsel 5 (Band 2):

»Versteh mich nicht falsch. Ich bin natürlich dankbar für die Ehre, mit einer so wichtigen Aufgabe betraut zu werden.« Sie berührte sanft ihr Ke. »Aber ich habe das Gefühl, dass sie mich völlig überwältigen könnte. Ich verstehe wirklich nicht, warum der Älteste gerade mich ausgewählt hat, wo es doch so viele talentierte und bewährte Schamanen gibt.«

 

Schnipsel 6 (Band 2):

»Ich frage mich, ob dieses Treffen an so einem schrecklichen Ort anstatt in einer angenehmen Taverne Teil der Taktik ist, von der du vorhin gesprochen hast«, murmelte Noran, während er seine Kapuze abnahm, die im schwachen Licht des Nachthimmels überflüssig geworden war.

»Seit wann bist du so auf Licht und Komfort aus?« Silvan, der ein Stück vorausging, schaute sich zunehmend beunruhigt um.

»Auf Luxus pfeife ich. Aber es gruselt mich bei dem Gedanken an all die Augen, die uns hier beobachten, und die versteckten Klingen, die auf uns lauern.«

Wie auf ein geheimes Zeichen hin traten plötzlich etwa ein Dutzend graue Silhouetten zwischen den Häusern hervor. 


Samstag, 26. Juli 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Master & Servant - You won't catch me von Rivkah Charnelat


Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Ansgar, Dylan und Tanner aus „Master & Servant – You won’t catch me“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Ansgar: Vielen lieben Dank, dass du uns interviewt. Wir freuen uns sehr darüber.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Ansgar: Mein Name ist Ansgar Kubiak, ich bin Dakotas Vater, Witwer und oberster General der Bundeswehr. Mittlerweile habe ich meine sechzig Lenze auf der Uhr und versuche, einiges gelassener zu nehmen. Allerdings gelingt mir das nur mäßig, denn kaum läuft meine Tochter endlich mal wieder halbwegs in der Spur, taucht das nächste Problem in meinem Leben auf.
Dylan: Ich heiße Dylan Odebrecht, bin 42 Jahre alt und arbeite als Pilotin bei der Bundeswehr. Aus meinem letzten Einsatz in Afghanistan kam ich beinahe ohne Erinnerungen zurück. Nun versuche ich, meinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge zu helfen.
Tanner: Alle nennen mich nur Tanner, dabei heiße ich eigentlich Oliver. Tanner ist mein Nachname. Ich bin 35 Jahre alt, Dakotas zweiter Spotter und arbeite in einer Spezialeinheit der Bundeswehr.
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Ansgar ist ein rationaler General, der Emotionen aus seinem Leben verbannt hat und ausschließlich nach Fakten handelt. Ein unerwarteter Anruf reißt ihn jedoch aus seiner kontrollierten Welt und zwingt ihn, sich einer persönlichen Mission zu stellen. Ziel ist Dylan, eine Frau, die von ihren traumatischen Erlebnissen gezeichnet ist und gegen ihre inneren Dämonen kämpft. Während Ansgar versucht, sie zu retten, wird er mit der eigenen Verwundbarkeit und verdrängten Gefühlen konfrontiert. Am Ende steht die Frage, ob Pflichtbewusstsein oder Menschlichkeit überwiegt – und welchen Preis beide dafür zahlen müssen.
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Ansgar: Mit Sicherheit! Je schwieriger die Situation ist, desto mehr Spaß hat sie.
Dylan: Das glaube ich nicht. Aber was wäre ein Buch ohne Höhen und Tiefen? Ohne Entwicklung der Protas?
Tanner: Nein, denn wo bliebe da der Spaß? Natürlich ist es nicht leicht, aber es lässt uns wachsen und einander näherkommen. Auch wenn ich die Bande manchmal am liebsten verfluchen würde, so brauchen sie das.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Ansgar: Der Moment, in dem Dylan in der Dusche in allen möglichen Fremdsprachen fluchte und mich verdattert anschaute, als ich plötzlich vor ihr stand, war großartig. Das war zu köstlich!
Tanner: Als Dylan verschlief und mich angeschaut hat wie ein fahrendes Auto, nur fehlte die passende Geschwindigkeit. Sie glaubt mir ja nie, wenn ich etwas sage. Danach hat sie das komischerweise gelernt.
Dylan: Schön, dass ihr euch beide auf meine Kosten amüsiert! Ich fand keine der beiden Situationen lustig und möchte auch nicht daran erinnert werden.
Es gibt einige Stellen, die mir besonders gut gefallen haben. Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir jedoch die Diskussion mit Ansgar darüber, wer ich bin und was mich ausmacht. Zu einigen Szenen, die hier besser nicht genannt werden. Sie lassen mich heute noch tiefrot anlaufen.
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Ansgar: Einiges. Ein Teil von ihr steckt in mir, ein anderer in Dakota, ein bisschen in Dylan und ein winziger Teil in Tanner. Mit mir hat sie eine Erinnerung geschaffen, die immer präsent bleiben wird. Vielleicht möchte sie das irgendwann einmal selbst erzählen. Das werde ich nicht tun.
Tanner: Steckt nicht immer ein kleiner Teil des Autors im Buch?
Dylan: Sie hat viele persönliche Erfahrungen in das Buch einfließen lassen. Dessen bin ich mir sicher.
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?
Ansgar: Als einen ausgewachsenen Albtraum für jeden, der strukturiert denkt. Bei so vielen täglichen Gedanken würde ich den Überblick verlieren. Dennoch schafft sie es erstaunlicherweise immer, den Überblick zu behalten. Das ist beachtlich.
Tanner: Sportlich! Ohne Sport würde der Flummi durchdrehen und kein Wort zu Papier bringen.
Dylan: Emotional. Sie schreibt so, wie sie fühlt, und lässt ihre Gedanken in unser Handeln einfließen. Dadurch erhalten ihre Bücher Tiefe.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Dylan: Das Buch hatte ursprünglich einen anderen Arbeitstitel. Dieser war jedoch bereits vergeben und kollidierte mit dem Titel eines Films. Daher musste der Titel noch einmal geändert werden. Nachdem wir uns zusammengesetzt hatten, entstand aus dem ursprünglichen Titel schließlich „You won’t catch me“.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Dylan: Meiner Meinung nach passt das Cover hervorragend zur Geschichte.
Ansgar: Dem kann ich nur beipflichten. Bei rosa hätten wir Streit miteinander bekommen. Ich weiß nicht, wie Kay dabei so entspannt bleiben konnte.
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Dylan: Solange sie lebte, hoffte, sie, würde sie für immer auf diese Erinnerung zurückgreifen können. Er ließ sie fühlen und hab ihr die Wärme, Nähe und Geborgenheit, die sie brauchte. Scheinbar spürte er, wie es ihr ging, und sie musste nichts sagen.
Tanner: »Einer Freundin von mir fehlen die ersten sechzehn Jahre ihres Lebens beinahe gänzlich. Ich habe die Phase, als ihr das bewusst wurde, miterlebt. Sie konnte damit kaum umgehen, fühlte sich fehl am Platz. Wie ein Mensch, der keine Vergangenheit hatte. Der einfach aus dem Nichts auftauchte. Jeder braucht Erinnerungen an sein Leben, denn darauf beruht der eigene Charakter, das Leben, die Entscheidungen, die man trifft.«
Ansgar: »Wenn ich noch einmal so einen Unsinn aus Ihrem Mund höre, werde ich die letzten Jahre bei Ihnen nachholen. Mir scheint, Sie brauchen dringend eine vorgegebene Marschrichtung. Ein brennender Hintern wirkt da oft Wunder.«
Danke für das Gespräch
Ansgar: Wir danken dir für deine Zeit, die Möglichkeit und die Geduld.

Donnerstag, 24. Juli 2025

[Reiheninterview] Westcliff Academy von Jenn Roberts

 

  


Reihenvorstellung

Heute treffe ich mich mit Danny, Arianna und Gideon und ihrer Autorin Jenn Roberts, um mit ihnen über die Reihe „Westcliff Academy“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt, um mit mir über die Reihe zu reden.

Jenn: Sehr gerne.
Danny: Danke an dich, dass wir hier sein dürfen.
Gideon: Eigentlich hab ich ja zu tun. Solltest du auch, oder Danny?
Danny: So viel Zeit muss sein. Erst dieses Interview, dann suchen wir weiter.
Könnt ihr uns die Reihe, bestehend aus den Teilen „Ich rette dich“, „In jedem Leben“ und „Zurück zu uns“ mit wenigen Worten vorstellen?
Jenn: Es geht um Ariana, eine anfangs sechszehnjährige Schülerin eines britischen Eliteinternats, die sich plötzlich zwischen Licht und Schatten befindet und erkennen muss, dass alles, was sie dachte zu sein, nicht stimmt.
Ariana: Atlantis hat existiert, existiert noch immer, und ich bin der Schlüssel dazu.
Gideon: Dieser Schlüssel zeigt uns den Weg, wie wir es der Welt wieder offenbaren können.
Danny: Es geht um mehr als nur darum, Atlantis zu offenbaren. Es ist eine Reise durch die Zeit zu den Anfängen einer langen Liebesgeschichte, doch diese Geschichte ist eine Tragödie. Es geht darum, über sich hinauszuwachsen, den Mut nicht zu verlieren, nach Hause zurückkehren zu können und endlich mit der Liebe zusammen zu sein, mit der du schon immer zusammen sein wolltest – auch wenn alles dagegen sprach. Mein Leitmotiv durch die Jahrtausende: Wir werden zusammen sein, in diesem oder jenem Leben.
Ariana: Ich rette dich, in jedem Leben, zurück zu uns. Ja.
Ihr als Charaktere wachst mit euren Aufgaben, entwickelt euch weiter, besteht so manche Situation. Was glaubt ihr? Fällt es der Autorin leichter euch durch einfache, lustige oder durch schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Danny: Ganz klar – düster. Ich meine, ich musste immer wieder mit ansehen, wie die Liebe meines Leben stirbt. Jenn ist ziemlich gemein.
Jenn: Ich habe nicht damit zu tun, dass Atlantis unterging und du fliehen musstest.
Danny: Du hättest uns zusammen fliehen lassen können.
Jenn: Hätte ich. Aber dann hätte es die Westcliff Trilogie nie gegeben.
Ariana: und damit auch nicht mich. Also ja, Jenn lässt uns häufig durch düstere Situationen gehen, vor allem im zweiten und dritten Teil. Aber sie liebt auch lustige Situationen – die Szenen im Speisesaal, meine Mutter – oh Gott, meine Mutter! Das Gabelstablern
Danny: Deine Ängste.
Gideon: Mir hätte sie auch ein paar lustige Momente schenken können.
Ariana: Das kommt noch. Du hast den Schatten deiner selbst besieht, wir finden noch die guten und besonderen Momente für dich.
Habt ihr Lieblingsstellen in der Reihe, die ihr uns gerne vorstellen würdest?
Ariana: Bitte nicht die Stelle mit meiner Mutter!
Danny: Ich werde nie vergessen, als ich dich das erste Mal gesehen habe, dort unter den Linden an der Westcliff Academy. Da wusste ich, dass in diesem Lieben vielleicht alles gut werden könnte.
Ariana: Die Nacht bei meinem Urgroßvater 70 Jahre vor unserer Zeit werde ich nie vergessen. Oder weißt du noch, unser Ausflug zum Glastonbury Tor. Immer, wenn du mir etwas über mich und unsere Heimat erzählt hast, fühlte ich mich mehr wie ich selbst.
Gideon: Lieblingsstellen habe ich nicht.
Ariana: Ich werde nie vergessen, als ich dich zum ersten Mal seit deinem Verschwinden wiedergesehen hatte, Gideon. Was danach aus uns werden würde, habe ich nicht kommen sehen.
Gideon: Ich hätte mehr Auftritte im Buch gebraucht.
Danny: Mir gefällt auch der Epilog. Ganz am Ende von Band 3. Dort liegt …
Jenn: Das verraten wir nicht!
Jetzt eine Frage direkt an die Autorin: Wie viel echte Jenn steckt in den Büchern oder dem ein oder anderen Charakter?
Jenn: Ariana ist Ich – mit 16 Jahren. Unsicher, einfach verdammt unsicher. Muss ich mehr dazu sagen?
Wie würdet ihr als Protagonisten die Autorin beschreiben?
Danny: Definitiv einen Hang zur Dramatik
Ariana: Aber auch romantisch. Es gab schon auch richtig schöne Momente.
Gideon: Und grausam. Sie lässt dich in einem Moment auf dem Höhepunkt deines Lebens stehen, um dir danach alles zu nehmen.
Lyn: Absolut die Beste! Ich bekomme ein Spinoff! Hallo? Wie cool ist das denn?
Henry: Und ich muss die männliche Hauptrolle spielen.
Lyn: Keiner wollte das, Dix. Nicht mal ich.
Ariana: Auf jeden Fall will Jenn am Ende nur das beste für uns. Und sie holt alles aus uns raus, damit wir über uns hinauswachsen können.
Danny: Du meinst diese eine Sache, wo du zur Königin auf Zeit gekrönt wurdest?
Ariana: Das war echt brutal. Ja. Also Jenn, das hätte wirklich nicht sein müssen.
Wisst ihr, als Hauptcharaktere, wann die Idee stand eine Reihe zu schreiben? Stand es von vornherein fest, dass es ein Mehrteiler wird, oder haben deine Protagonisten ein Eigenleben entwickelt?
Ariana: Sie hat mit 16 Jahren bereits eine Geschichte über Atlantis schreiben wollen. Da waren es auch drei Teile. Dann, über 25 Jahre später, hat sie mich zum Leben erweckt und die Story in ein Jugendbuch-Setting eingeflochten.
Danny: Mich liebt sie schon ihr ganzes Leben. Ich war schon immer der Bookboyfriend ihrer Wahl.
Gideon: Und ich kam, als sie diesen keltischen Mythos um Arianrod und Gwydion entdeckt hat. Der geborene Bruder.
Wann kamen die Titel? Standen die im Vorfeld schon fest, oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Danny: Eigentlich hieß die Trilogie „Time Girl“. Eigentlich war das Internat auch an der Ostküste und hieß Eastcliff Academy. Dann wurde es, aufgrund der Nähe zu Glastonbury, an die Westküste gesetzt. Und der Titel war Programm.
Wer ist denn der Coverdesigner?
Ariana: Nadja Schindler. Sie hat wirklich tolle Arbeit geleistet. Ich liebe das Wappen der Schule und die Farben.
Seid ihr mit den Covern zu 100% zufrieden, oder würdet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Danny: Die Cover sind toll. Der Farbschnitt könnte etwas mehr „Wow“ vertragen, deshalb …
Ariana: Jenn hat die liebe Kira beauftragt, nur für sich, für uns, für unser Bücherregal einen Farbschnitt zu zeichnen. Darauf sind wir schon mega gespannt.
Gideon: Nur tauche ich darauf nicht auf.
Ariana: Tut mir leid, großer Bruder, aber es ist eben die Geschichte von Danny und mir.
Zum Abschluss würden mich noch eure Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
1. „Ich werde durch Feuer und Regen gehen, durch alle Zeiten, um zu dir zurückzufinden“, versprach er mit fester Stimme. „Wir werden einen Weg finden.“
2. Er kann sie nicht retten. Egal, was er tut. Denn es ist seine Schuld.
3. „Ich glaube, ich kann das nicht“, stieß ich hervor, weil mir plötzlich ganz flau im Magen wurde. Was, wenn ich versagte? Wenn ich es nicht hinbekam und am Ende doch alles wieder in dieser Welt endete? Das wäre mein Untergang.
„Du kannst es, Ariana“, sagte er überzeugt, drehte mich zu sich und packte meine Schultern. Eindringlich sah er mich an. „Du bist die stärkste und wundervollste Frau auf der ganzen Welt. Wenn es eine schafft, dann bist du es.“
4. „Wenn du willst, müssen wir nichts mehr mit Atlantis zu tun haben. Wir können alles vergessen und vor der Aufgabe weglaufen, Time Girl. Wenn du vor Gwydion fliehen willst, dann folge ich dir, wohin auch immer. Ich mache alles, was du willst. Ganz egal, was wir tun, wir tun es in diesem Leben zusammen.“
5. „Konfrontieren wir die Menschheit mit der Wahrheit, würden wir unsere Welt, wie sie jetzt existiert, auf den Kopf stellen. Nichts wäre mehr, wie es vorher war. Alles würde sich ändern durch die Offenbarung, dass Atlantis tatsächlich existiert.“ Ich beobachtete ihn aufmerksam. Mir war bewusst, was ich gerade tat, denn ich stellte genau das infrage, auf das er seit tausenden von Jahren wartete.
Sein Land. Die Möglichkeit zur Heimkehr.
Danke für das Gespräch.
Jenn: Ich danke dir, dass wir wieder dabei sein durften.
Ariana: Danke. Es hat uns großen Spaß gemacht.