
Am Rande einer Lichtung blieb Liora stehen. Der freie Fleck
zwischen den hohen Bäumen war in ein mystisches goldenes Licht getaucht. Als
ich irritiert die Augen zusammenkniff, erkannte ich Tausende Nachtfalter, deren
Körper hellgelb leuchteten und so ein schier magisches Flimmern durch die
Dunkelheit schickten. Diese Tiere gab es auch in meinem Land, wo wir sie Solas
nannten.
Diese schwirrten leise um mich herum, das Gras hier stand hoch,
wobei ich zwischen den grünen Halmen roten Klatschmohn, gelbes Johanniskraut
und blaue Kornblumen erkannte. Was für ein Kontrast zu der wüsten Ödnis des
heutigen Tages in den Feuerlanden.
Liora war mittlerweile auf die Mitte der Lichtung getreten,
hinein in den goldenen Schimmer, der um sie herumwaberte wie der Schein eines
Feuers. Ich konnte die Augen nicht von ihr abwenden, achtete nicht mehr darauf,
leise zu sein, weswegen sie zu mir herumwirbelte. Die Kapuze rutschte ihr vom
Kopf, die Haare fielen ihr in weichen Wellen über die Brust und ihre
blaubraunen Augen leuchteten mir erschrocken entgegen. Als sie jedoch erkannte,
dass ich es war, entspannten sich ihre Schultern und der Ausdruck in ihrem
Blick änderte sich von Angst zu Neugierde.
„Hast du mich verfolgt?“, fragte sie keck.
„Bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss.“
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