Buchvorstellung einmal anders
Suketo (43) sitzt dir gegenüber auf dem Sofa, hat sich zurückgelehnt und macht einen rundum schlechtgelaunten Eindruck. Neben ihm sitzt Mânil (17) mit untergeschlagenen Beinen und fummelt die ganze Zeit an seiner mit Ketten und Buttons dekorierten Umhängetasche herum. Lilian (21) sitzt im Sessel neben Mânil und versucht so zu tun, als wenn ihr die beiden nicht auf den Senkel gehen würden. Suketo zu Füßen liegt Putzi, sein großes, grünes Krokodil und macht einen hungrigen Eindruck.Claudia: Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?Suketo: Ich habe für so etwas weder Zeit noch Lust, aber da Desiderius mir dafür jetzt was schuldet, mache ich den Blödsinn mit.Lilian (zu ihm): Da kann Claudia sich aber glücklich schätzen…Mânil grinst nur, sagt dazu aber lieber nichts.Suketo (gehässig): Kommt drauf an, was sie mich fragt, ob sie danach noch glücklich ist.Lilian (spitz): Claudia, wenn du nur mich eingeladen hättest, könnten wir uns jetzt in Ruhe und gemütlich unterhalten…Mânil: Hey! Ich hab nichts gemacht!Suketo: Das ist übrigens sein Lieblingssatz. Überzeugend klang er dabei aber noch nie.Lilian: Können wir Claudia jetzt mal zu Wort kommen lassen? Sie sieht aus, als ob sie eine Menge Fragen hat. Also: Danke, dass du uns eingeladen hast, wir freuen uns, dass wir hier sein dürfen.Suketo (spöttisch): In der Einleitung hat sie geschrieben, dass sie mit Putzi über das Buch sprechen will. (Er krault das Krokodil, dass dich interessiert mustert)Mânil: Claudia, hast du Kekse? Bei den letzten Interviews gab es immer Kekse.
Claudia: Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.Suketo (genervt): Das können die selbst nachlesen, wenn die das so dringend wissen wollen.Lilian: Soll ich?Suketo: Von mir aus.Lilian: Also – die kleine Nervensäge hier ist Mânil. Er hat im Allgemeinen keine Ahnung, was los ist, hört nicht zwingend immer zu –Suketo (grinst süffisant): Und wenn du willst, dass er was macht, musst du es ihm nur überzeugend verbieten.Mânil: Das stimmt überhaupt nicht, ihr stellt mich hier in ein fürchterliches Licht!Lilian: Doch, das stimmt definitiv. (wieder zu dir) Außerdem solltest du immer wissen, wo er gerade ist, ansonsten kannst du dir nie sicher sein, ob er nicht die x-beliebige Person ist, mit der du dich gerade unterhältst. Er verwandelt sich wie kein zweiter.Suketo: Und neigt zu Naturkatastrophen.Mânil: Das war einmal! Und auch nur ganz am Anfang!Suketo: Aha. Und die vom Himmel fallenden Messer waren für dich also noch ganz normale Naturphänomene, ja?Mânil: Das ist unfair, das zählt nicht! Lilian, kannst du ihn nicht jetzt vorstellen?Lilian: Außerdem ist Mânil der liebste und loyalste Freund, den man haben kann.(Mânil wird knallrot.)Lilian: Das ist Suketo. Nenne niemals seinen Familiennamen und sieze ihn nicht, das kann er nicht leiden. Er ist ein beeindruckender Mentalmagier, unterrichtet junge Zauberer und ist ein rundum fieser Arsch.Suketo: Stimmt.Lilian: Er ist sadistisch, nachtragend, respektlos und hat einen echt gemeinen Humor.(Suketo nickt zufrieden und auch Mânil nickt vehement zustimmend.)Lilian: Außerdem liebt er seinen Job, ist fürsorglich und würde alles für uns tun.Suketo (schroff): Es reicht jetzt, das glaubt dir eh‘ keiner.Mânil: Doch, schon… (reicht Suketo den Teller mit den Keksen)Lilian: Und ich bin Lilian. Ich bin keine Magierin, studiere das nur und über mich gibt es eigentlich nicht viel zu sagen.Suketo: Aber sonst geht’s dir gut, ja?!Mânil: Spinnst du?! Du bist der Wahnsinn! Du weißt mehr über Magie als alle anderen von uns und du bist der wandelnde Beweis, dass auch Sanpherray (magisch nicht Begabte) Magie wirken können, wenn sie sich richtig auskennen. Deine Zaubertränke sind besser als meine je sein könnten, du gehst alleine in die Gewächshäuser und ich weiß, dass du im zweiten Teil… nicht spoilern. Aber du bist unbeirrbar und mutig und ohne dich hätte ich meine erste Zeit hier gar nicht überstanden! Außerdem hat Desiderius gesagt, dass die Leser*innen staunen werden, was du noch alles tun wirst!Suketo (sehr bedeutungsvoll): Zudem lässt du dich nicht einschüchtern und hast keine Hemmungen, dich mit jedem anzulegen, wenn in deinen Augen was nicht in Ordnung ist.Lilian (grummelt, grinst aber ein bisschen): Muss ich ja. Und danke. Claudia, ich finde, wir haben uns genug vorgestellt.
Claudia: Glaubt ihr, macht es dem Autor Spaß, euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?Suketo (spöttisch): Wenn du regelmäßig Mânils Aufsätze lesen müsstest, würdest du Mânil um sowas nicht bitten. (Er gibt Putzi einen Keks und reicht die Schale an Lilian weiter)Mânil: Wir könnten einfach vorlesen, was Desiderius in seinem Interview geschrieben hat. Ich meine, Claudia hat nichts von eigenen Worten gesagt, oder?Suketo: Muss ich mehr dazu sagen, warum da inzwischen mehr graue Haare auf meinem Kopf sind, als in der Zeit BEVOR Mânil zu uns kam??Mânil: Ich bin weisheitsfördernd.Lilian: Wir könnten ihr auch jetzt endlich die Frage beantworten.Suketo: Das Buch sollte vor allem Suketo heißen und nicht Mânil. Und es geht darum, wie mich dieser kleine Mistkerl hier Stück für Stück in den Wahnsinn treibt, während ich versuche, ihm was beizubringen, und ich trotzdem niemanden umbringe.Mânil: Es geht darum, dass ich plötzlich völlig chaotischen Kräfte habe und lernen soll, die zu kontrollieren und wie Suketo mir das – zugegebenermaßen – ja schon beibringt, mich dabei aber die ganze Zeit quält. Und ein bisschen geht es darum, … (er möchte kurz von seinen abgespaltenen Charakteren erzählen, lässt das dann aber doch lieber)Lilian: Ihr seid echt hilfreich. Also: der renitente, leicht verpeilte Mânil lebt in einer modernen Welt und entdeckt plötzlich, dass er magische Kräfte hat. So landet er bei Suketo, wo er gemeinsam mit einer kleinen Gruppe weiter Jungmagier lernen soll, diese zu beherrschen und zu nutzen. Da er das wandelnde Chaos ist –Mânil: Hey! So schlimm bin ich gar nicht, ich –Auf eine Handbewegung von Suketo verstummt er unfreiwillig, fügt sich aber.Lilian: Wie du siehst, ist das Verhältnis zwischen den beiden sehr kompliziert.Suketo: Gern geschehen.Lilian: Sollten wir nicht einen guten Eindruck machen?... Wo war ich? Chaos – wir schlagen uns herum mit Geheimnissen, sich selbständig machenden Träumen, schrägem Magieunterricht, Stimmen im Kopf, einer Kristallkugel, die sich nicht benehmen kann, einem mysteriösen Turm, Regen aus Messern, Verwandlungsmagie, dubiosen Fesselzaubern, mit ein bisschen Liebe und noch viel seltsameren Arten der Zuneigung. Es wird schräg, ein bisschen ernst, etwas düster und völlig merkwürdig und ich glaube, Desiderius mag Subtext…Suketo: Desiderius ist vor allem nicht besonders zurechnungsfähig.Lilian: Ich mag ihn.Suketo: Dich hat er nicht verunstaltet. (weist auf das großflächige Narbengewebe, das die linke Hälfte seines Gesichts bedeckt)
Claudia: Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?Suketo: Da er nicht nur Mânil, sondern auch mir ähnlich ist – ja! Und je mehr du im weiteren Verlauf von meiner Vorgeschichte zu hören bekommst, desto eindeutiger wird es, wie sadistisch er ist.Mânil kann noch immer nicht sprechen, holt einen Block aus seiner Tasche und schreibt: Dafür müssen wir gar nicht so weit ausholen. Desiderius hat mich zu Suketo geschickt und erfreut sich daran, wie ich leiden muss!Suketo behauptet: Mânil ist freiwillig bei mir.Lilian: Ausnahmsweise stimme ich den beiden zu – Desiderius hat Mordsspaß daran und einen mindestens genauso gemeinen Humor wie Suketo.Suketo: Warum versuchst du dich bei Desiderius einzuschleimen?Lilian: Vergleiche mit dir sind nur selten als Kompliment gemeint. Und kannst du Mânil vielleicht seine Stimme wiedergeben?Suketo: Er nervt mich so weniger. (Nimmt den Schweigezauber aber trotzdem zurück)
Claudia: Was glaubt ihr, wie viel von eurem Autor steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?(Mânil fummelt angelegentlich an seiner Tasche herum und Suketo krault Putzi.)Lilian (grinst): Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster, aber ich behaupte, dass die beiden da die Szenen am liebsten mögen, in denen zwischen ihnen die Fetzen fliegen.Suketo runzelt die Stirn und Mânil hebt zu Protest an, aber Lilian kommt ihm zuvor: Ihr geht uns anderen mit euren ständigen Machtkämpfen und Streitereien enorm auf den Geist, also gebt es wenigstens zu!Mânil (wird erneut rot): Na gut. Ich mag die Szene, in der ich meine Koffer packe und das, was dann passiert. Und besonders mag ich die Stelle, in der wir uns im Unterricht das erste Mal selbst verwandeln dürfen.Suketo: War ja klar. Angeber.Mânil: Und, der Dateversuch, der nicht im totalen Desaster endet. Oder die Szene, wo Tyler auftaucht, das war richtig schön! Und der Abend im Gewächshaus, mit diesen grässlichen Mikroblümchen…Suketo: Das war eine Strafe.Mânil: Ja, aber vor allem warst du nicht ganz so sauer, wie ich befürchtet hatte.Suketo: Du bezahlst für den Tag trotzdem noch, glaub mir.Mânil: Hab ich doch eigentlich schon!Suketo (genüsslich): Du hast ja keine Ahnung! Lilian, welche Szene mochtest du?Mânil: Szenen mit Amadeus!Jetzt wird Lilian rot.
Claudia: Wie würdet ihr euren Autoren beschreiben?Mânil: Er hat sich vor vier Jahren bei seiner privaten Personenstands- und Vornamensänderung nach mir benannt und meine Sachen hängen in seinem Kleiderschrank.Suketo: Er kann sich offensichtlich genauso wenig vernünftig anziehen wie du und hat ebenfalls diese krankhafte Vorliebe für neongrün.Lilian: Suketo, vergiss nicht, dass neuerdings auch Sachen von dir in seinem Schrank hängen. Desiderius ist ein Mix aus Mânil und Suketo. Und bei ihm zu Hause steht jede Menge Zeug aus unserem Alltag herum. Außerdem stammt auch sein Künstlername aus der Reihe…Suketo: Dazu sagen wir aber nichts. Über den reden wir nicht.Sein Blick sorgt dafür, dass Lilian sich dranhält, und Mânil weiß nicht, worum es geht.Mânil: Auf jeden Fall verbringt er einen Großteil seiner Zeit bei uns und denkt sich weitere Gemeinheiten aus.
Claudia: Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?Suketo (süffisant): Jetzt gerade?Mânil: Wollte der nicht eigentlich mitkommen?Lilian: Das hätte die Sache nicht besser gemacht. Ihr seid zu zweit schon anstrengend, auch ohne, dass der Spinner noch persönlich dazwischenfunkt!Suketo: Er sitzt zu Hause im Wohnzimmer und wartet, dass ich zurückkomme und er seine Schulden abbezahlen kann.Mânil: Was hast du mit ihm gemacht?!Suketo: Das Gleiche, was ich im dritten Teil mit dir machen werde...Lilian: Müssen wir uns Sorgen machen?Suketo (grinst): Ja.Mânil: Ich tu dir den Gefallen nicht und ignoriere, was du gerade gesagt hast. Wir sollen Desiderius beschreiben? Hm. Sein Tanzkurs hat ihn mal als „Sadistisch, aber nett“ bezeichnet. Das hat er inzwischen als T-Shirt, ich glaube, die haben damit nicht unrecht.Suketo: Ich will auch so ein T-Shirt.Lilian: Du trägst keine T-Shirts…Suketo: Vielleicht leihe ich es mir mal, die Farbe stimmt ja.Lilian (kopfschüttelnd): Außerdem ist er kreativ, leidenschaftlich, organisiert, chaotisch, unbeirrbar, sehr hartnäckig, radikal optimistisch, sehr queer –Suketo: Und er hat massiv einen an der Waffel.
Claudia: Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?Mânil lacht.Suketo: Du kennst meine Meinung.Lilian: Der Untertitel des ersten Teils hat lange gedauert, da es schwierig ist, diesen Komplex in einen kurzen Titel zu stecken. Zu seinem Partner hat er immer wieder gesagt: „Wie soll ich das denn beschreiben, es ist doch einfach nur der Anfang!“ Bis der gesagt hat: „Dann nenn es so!“ Das hat er offenbar gemacht.Suketo: Klingt, als ob Desiderius öfter auf irgendwen hört, als Mânil.Mânil (zu Suketo): Auf dich hört er auf jeden Fall.Lilian: Wie es zu „Mânil 2 – keine Leinenpflicht in Katurath’ka“ kam, hmmm. Das war hingegen eine plötzliche Eingebung.Suketo: ICH weiß, was es damit auf sich hat!Mânil: Ich nicht!Suketo (süffisant): DAS erfährst du noch früh genug.
Claudia: Danke für das Gespräch.Suketo: Es ist perfekt. Schließlich gehört es mir.Mânil: Du feierst es doch vor allem, weil er all deine blöden Türschilder mit drauf hat.Suketo: Natürlich.Lilian: Das mit dem Zeichnen hat Mânil wohl von Desiderius. Und so schräg es klingt, das Cover hat für mich ein absolutes Zuhause-Gefühl. Schließlich weiß ich, was dahinter ist.Mânil (lächelt): Das stimmt.Sogar Suketo lächelt kurz, als er das hört.
Suketo: Gern geschehen wäre gelogen.Lilian: Wir bedanken uns für deine Geduld.Suketo: Nö, ich nicht. Sie wollte das doch.Mânil: Entschuldige, aber ich glaube, ich hab gerade aus Versehen die Tischdecke angezündet…Suketo (genervt): Okay, alle sofort raus! Ich mach das…
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