Freitag, 29. März 2024

[Autoreninterview] Jessica Martin


Autoreninterview
Jessica Martin

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Sehr gern. Ich bin Jessica Martin und veröffentliche schon seit 2016 Bücher im Gay-Genre. Ich bin eher ruhig und stehe nicht gern im Mittelpunkt, deswegen hört man von mir eher etwas weniger. Nach über 25 Veröffentlichungen gehöre ich wohl irgendwie zu den alten Hasen, bin aber immer noch jedes Mal wieder so aufgeregt, als wäre es die allererste.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Tatsächlich wie die Jungfrau zum Kinde. Ich war schon von klein auf begeistert von Büchern, aber vorwiegend als Leserin. Irgendwann habe ich das Gay-Genre entdeckt und war Feuer und Flamme. Die Geschichten, die ich gelesen habe, fand ich toll, trotzdem habe ich insgeheim immer nach dieser einen gesucht, die ich gern lesen wollte. Natürlich konnte ich sie nicht finden - sie steckte ja noch in mir!
Aus einer Laune, und ein bisschen Frust, heraus habe ich die Geschichte irgendwann aufgeschrieben und damit war meine Lust am Schreiben geweckt. Zur ersten - witzigerweise nie veröffentlichten - Geschichte kam eine zweite hinzu, die bekam einen zweiten Band und einen dritten und einen vierten...
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Puh, wie gesagt, es sind über 25 Bücher. Die bekanntesten dürften „Zwei Ehemänner sind keiner zu viel“, die Berührt-Reihe, allen voran „Unverhofft berührt“, und die Jungs aus der Regenbogenpension sein. Allerdings habe ich auch zwei Fantasy-Romane und ein paar BDSM-Titel geschrieben. Ageplay gehört auch zu meinem Repertoire. Alle Geschichten haben gemein, dass die Protagonisten „Männer von nebenan“ sind, die sich nach der großen Liebe sehnen oder auch mal von ihr überrascht werden, aber immer ein Happy End bekommen.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Immer. Nach dem Buch ist vor dem Buch. Ich wüsste auch gar nicht, was ich anderes machen sollte. Das Bücher schreiben ist nicht nur mittlerweile mein Beruf, sondern auch meine größte Leidenschaft. Vermutlich würde ich durchdrehen, wenn ich die ganzen Geschichten in meinem Kopf nicht aufschreiben könnte. Die Jungs können echt laut und vehement jammern, wenn sie nicht schnell genug ihre Geschichte bekommen.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Am liebsten gehe ich mit meinem Mann wandern und hin und wieder schwimmen. Ansonsten puzzle ich sehr gern, versuche mich am Häkeln oder lese. Seit einiger Zeit interessiere ich mich sehr für Astrophysik, daher lese und lerne ich darüber viel. Außerdem übernehme ich mit ganz viel Begeisterung ein Ehrenamt im Verein meiner Kinder.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Oh, es gibt so viele fantastische Bücher und Autor*innen. Ich lese gern die Geschichten meiner deutschen Mitstreiter*innen, aber auch englische Romane und Mangas. Ich fürchte, die eine oder den einen Lieblingsautor*in kann ich nicht benennen.
Mein Lieblingsbuch ist ganz, ganz hauchdünn knapp Daniel Keyes‘ „Flowers for Algernon“ (dt. „Blumen für Algernon“), gefolgt von Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ und dann kommen auch schon all die wundervollen Geschichten des Gay-Genres.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Tatsächlich ist es ein langweiliger Schreibtisch in einer Ecke im Wohnzimmer oder manchmal auch das Sofa. Hin und wieder nehme ich mir vor, den Laptop zu schnappen und in einem Café zu schreiben, aber dann bin ich doch zu faul loszugehen.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Wenn mein Mann im Büro und die Kinder auf dem Weg zur Schule sind, mache ich erst ein bisschen Haushalt, dann suche ich 10min meine Brille und schon geht es an den Laptop. Während des Frühstücks läuft der Fernseher und ich schreibe und beantworte E-Mails oder mache ein bisschen Buchhaltung.
Anschließend suche ich mir entspannende Instrumentalmusik raus und arbeite am Manuskript. Man kann sich das tatsächlich wie im Kaffeehaus vorstellen: Im Hintergrund dudelt langsame Klaviermusik, ich sitze mit einem Kaffee am Laptop, Brille auf der Nase, Haare zum Messy Bun hochgebunden, damit sie mir nicht im Gesicht hängen, tippe flott und gucke zwischendurch immer mal ein paar Minuten träumend in der Gegend rum.
Da ich aber erst gegen Mittag richtig kreativ werde, steht am Vormittag meist Recherche an oder ich lese ein paar Kapitel Korrektur, tausche mich mit Mitstreiterinnen aus oder bereite Social Media-Beiträge vor. Anschließend kommt es natürlich darauf an, an welcher Stelle im Veröffentlichungsprozess ich mich befinde. Meistens schreibe ich mindestens ein Kapitel, bis nachmittags meine Rasselbande nach Hause kommt und Familienzeit angesagt ist. Sollte ich mein Schreibziel noch nicht erreicht haben, hänge ich oftmals abends noch ein paar Stunden am Laptop dran.
Im Bett lese ich noch und schaue dann zum Einschlafen eine Doku oder Hörsaalvorlesung.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Mein Herz schlägt eindeutig für Gay-Romance. Das ist mein absolutes Lieblingsgenre, als Leserin und als Autorin. Zwischendurch lese ich aber auch gern Regionalkrimis und hin und wieder einen spannenden Fantasy-Titel.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Das sind zwei echt schwierige Fragen. Da ich mich als sehr tolerante Person sehe, Missgunst mir zuwider ist und ich Überheblichkeit noch nie verstanden habe, lebe ich wohl am ehesten nach dem Motto: Leben und leben lassen.
Ein Zitat aus meinen Büchern… Es sind so viele. Am besten trifft es aber wohl Lorenz aus „Und dann gehört die Zeit uns“, der in Kapitel 11 sagt: „Hoffentlich macht er jetzt keinen Mist.“ Ich liebe alle meine Protagonisten sehr, aber die meisten haben eben doch ihren eigenen Kopf und tun gern mal völlig unvorhergesehene Dinge oder schmeißen gar den Plot über den Haufen. Da muss ich echt immer auf der Hut sein.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Tatsächlich ist es Deutschland, weil es generell ein sehr sicheres Land ist und wir hier so viele tolle Gegenden, allen voran den wunderschönen Ostseestrand, und hübsche kleine und große Städte haben.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Grundsätzlich bin ich äußerst kritikfähig. Klar ist es nicht gerade angenehm, Verbesserungspotenzial aufgezeigt zu bekommen, aber konstruktive Kritik kann man mir immer im angemessenen Ton entgegenbringen, davon kann ich schließlich nur lernen. Was ich nicht mag, ist, wenn jemand nur stänkern will. Das bringt niemandem etwas und je nach Tagesform kann ich so was besser oder weniger gut ignorieren.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Noch bin bin ja Hybridautorin. Zusammen mit dem Cursed Verlag habe ich 16 Bücher rausgebracht und will diese Zeit auf keinen Fall missen, denn ich durfte unglaublich viel lernen und habe tolle Menschen kennengelernt. Zwischendurch habe ich auch immer mal wieder ein Buch selbst rausgebracht, einfach um mir zu beweisen, dass ich es auch allein kann. Tja, und nun, da der Verlag ja leider seine Türen schließen wird, werde ich wohl reine Selfpublisherin werden, auch wenn ich nicht ausschließen will, irgendwann mal wieder einen Verlagstitel rauszubringen, falls sich der passende Verlag findet.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ohne allzu theatralisch klingen zu wollen: Unsere Zeit auf dieser Erde ist begrenzt, also verbringt sie so angenehm wie möglich. Lest, was immer euch gefällt, und nehmt das Leben nicht so ernst, dann macht es am meisten Spaß.

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