Der Saal ist dunkel, auf der Leinwand läuft der Film.
Gleichsam zum Schmunzeln wie zum Nachdenken. Gut gemacht. Über weite Strecken.
Dennoch folge ich mit gespaltener Aufmerksamkeit. Weil ich mir zum einen
anschließend keine allzu große Blöße geben will, mich andererseits aber ein aus
der Finsternis stechendes Leuchten neben mir ablenkt, das außer mir keiner
wahrnehmen kann.
Es leuchtet warm und es leuchtet türkis. Transportiert die
Stimmung des Abends, in der ich mich wohlfühle wie lang nicht mehr. In der ich
mir minütlich auch selbst näher komme. Frohsinn, Leichtigkeit. Franzis Lachen
ganz deutlich. Auch unter einer Vielzahl von anderen. Anfangs hinter
vorgehaltener Hand, inzwischen vollkommen ungehemmt. Es klingt sanft und
herzlich und erzeugt ein munteres Hüpfen in meiner Brust, das zugleich ein
klein wenig drückt. Spannung schafft, die mit dem Film nichts zu tun hat. Mit jedem
Seitenblick ein wenig mehr.
Das Popcorn rühren wir beide kaum an. Dennoch reichen wir es
ohne Worte hin und her als wäre es mit kleinen Botschaften beladen. Die sich
dabei zu einer Kette fügen, nach dem Ich-packe-meinen-Koffer-Prinzip. Nur
unsere Zeit anstelle des Gepäcks. Seit
dem Tag, an dem wir uns begegneten ... So rekapituliere ich uns. Bis Franzi
in einer hellen Szene – auf Leinwand und Herzebene gleichermaßen – die Tüte
zwischen unseren Füßen auf dem Boden absetzt und ich statt des Papiers –
verformt, geprägt, gewärmt vom Wechselspiel unserer Hände – ihren Blick 188
gereicht bekomme. Oder auffange, ohne dass er bewusst gepasst worden wäre.
Jedoch festhalte. So oder so. Sekunde über Sekunde. Bis sie schluckt. So
deutlich, dass ich es höre. Und dann ihren Blick senkt. Auf mein Knie. Oder die
Hand, die darauf ruht. Tatsächlich ruhig. Gemessen an der Spannungssache unter
der Oberfläche. Noch ein Schlucken. Oder zwei. Ehe ihre Fingerspitzen den
Sprung über den Abgrund zwischen zwei Kinosesseln wagen und ich nicht sagen
kann, ob das nun mehr Physik oder Chemie ist, mehr Elektrizität oder Reaktion,
die auf meinem Handrücken eine Explosion auslöst. Noch eine Weile
weiterkribbelt, auch als ich die Hand gedreht und meine Finger zwischen die
ihren geschoben habe. Auf ihre Initiative hin.
Sie drückt, sie lächelt, sie lehnt sich entspannt zurück und
zumindest ihr Körper richtet sich nach dem Kinostreifen aus. Währenddessen
tanzt in mir das Glück und ich fürchte, um ein klein wenig Blöße komme ich
später nicht umhin. Doch ich nehme es gern in Kauf. Atme tief, verinnerliche
den Augenblick, lehne mich Franzi entgegen und schließe die Augen. Ihr Kopf
sinkt an meine Schulter und ich stecke die Nase in ihr Haar.
Ich liebe sie. Doch in diesem Moment spüre ich deutlicher als immer bisher, dass es zwischen uns noch eine Ebene mehr gibt. Gab. Vom ersten Moment an. Unsere Seelen stehen in Verbindung.
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