Dienstag, 13. Februar 2024

[Schnipseltime] Einmal für immer von Jutta Kröpfl

 

Der Saal ist dunkel, auf der Leinwand läuft der Film. Gleichsam zum Schmunzeln wie zum Nachdenken. Gut gemacht. Über weite Strecken. Dennoch folge ich mit gespaltener Aufmerksamkeit. Weil ich mir zum einen anschließend keine allzu große Blöße geben will, mich andererseits aber ein aus der Finsternis stechendes Leuchten neben mir ablenkt, das außer mir keiner wahrnehmen kann.

Es leuchtet warm und es leuchtet türkis. Transportiert die Stimmung des Abends, in der ich mich wohlfühle wie lang nicht mehr. In der ich mir minütlich auch selbst näher komme. Frohsinn, Leichtigkeit. Franzis Lachen ganz deutlich. Auch unter einer Vielzahl von anderen. Anfangs hinter vorgehaltener Hand, inzwischen vollkommen ungehemmt. Es klingt sanft und herzlich und erzeugt ein munteres Hüpfen in meiner Brust, das zugleich ein klein wenig drückt. Spannung schafft, die mit dem Film nichts zu tun hat. Mit jedem Seitenblick ein wenig mehr.

Das Popcorn rühren wir beide kaum an. Dennoch reichen wir es ohne Worte hin und her als wäre es mit kleinen Botschaften beladen. Die sich dabei zu einer Kette fügen, nach dem Ich-packe-meinen-Koffer-Prinzip. Nur unsere Zeit anstelle des Gepäcks. Seit dem Tag, an dem wir uns begegneten ... So rekapituliere ich uns. Bis Franzi in einer hellen Szene – auf Leinwand und Herzebene gleichermaßen – die Tüte zwischen unseren Füßen auf dem Boden absetzt und ich statt des Papiers – verformt, geprägt, gewärmt vom Wechselspiel unserer Hände – ihren Blick 188 gereicht bekomme. Oder auffange, ohne dass er bewusst gepasst worden wäre. Jedoch festhalte. So oder so. Sekunde über Sekunde. Bis sie schluckt. So deutlich, dass ich es höre. Und dann ihren Blick senkt. Auf mein Knie. Oder die Hand, die darauf ruht. Tatsächlich ruhig. Gemessen an der Spannungssache unter der Oberfläche. Noch ein Schlucken. Oder zwei. Ehe ihre Fingerspitzen den Sprung über den Abgrund zwischen zwei Kinosesseln wagen und ich nicht sagen kann, ob das nun mehr Physik oder Chemie ist, mehr Elektrizität oder Reaktion, die auf meinem Handrücken eine Explosion auslöst. Noch eine Weile weiterkribbelt, auch als ich die Hand gedreht und meine Finger zwischen die ihren geschoben habe. Auf ihre Initiative hin.

Sie drückt, sie lächelt, sie lehnt sich entspannt zurück und zumindest ihr Körper richtet sich nach dem Kinostreifen aus. Währenddessen tanzt in mir das Glück und ich fürchte, um ein klein wenig Blöße komme ich später nicht umhin. Doch ich nehme es gern in Kauf. Atme tief, verinnerliche den Augenblick, lehne mich Franzi entgegen und schließe die Augen. Ihr Kopf sinkt an meine Schulter und ich stecke die Nase in ihr Haar.

Ich liebe sie. Doch in diesem Moment spüre ich deutlicher als immer bisher, dass es zwischen uns noch eine Ebene mehr gibt. Gab. Vom ersten Moment an. Unsere Seelen stehen in Verbindung.

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