Buchvorstellung einmal anders
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Einmal für immer“ von Jutta Kröpfl. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Danke dir für deine Zeit und die Bereitschaft, auch mit Büchern zu reden.Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?Ich bin der vierte Roman meiner Autorin und ich erzähle wie meine Vorgänger eine tiefsinnige, emotionale ThinkAndFeel-Liebesgeschichte. Authentisch, intensiv, hier und da vielleicht sogar ein bisschen poetisch und ja, auch an einigen Stellen spicy – auf die Wohlfühlart.Dabei mache ich auch nicht Halt vor sensiblen Themen. Es geht um Trauer, es geht um psychische Probleme und Selbstverletzung. Und in einem wichtigen Nebenhandlungsstrang um Outing und Queerfeindlichkeit.Die Geschichte um Matz und Franzi darf berühren und zum Nachdenken anregen.
Die Mischung macht’s. Ein Wechsel zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Mitfühlen und Schmunzeln. Und am intensivsten wird es dann, wenn auch noch die Charaktere ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen und zwischenzeitlich alles kopfsteht. Doch eigentlich ist es das, was wir beide schätzen, so anstrengend es auch werden kann.Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Weißt du wie viel Jutta tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?Ein paar. Viele.Aber die Szene nach dem Schlittschuhlaufen liebe ich besonders, sie klärt so viel.Oder den Spaziergang ins vermeintliche Nirgendwo …Oder das wiederkehrende Geplänkel unter Brüdern, das genau genommen ja keine Stelle, sondern eine wichtige Zutat zum Gesamten ist. Oh ja, ich glaube ohne Markus wäre das Buch nicht vollständig.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?Ähm, ich weiß nicht genau, ob ich das hier verraten darf. – Aber daraus, dass sie Erkenntnisse fürs eigene Leben durch die letzte Version eines Projekts mit langem Werdegang gewonnen hat, hat sie selbst ja auch kein großes Geheimnis gemacht. Also ja, da steckt so manches drin, wenn auch in andere Schicksale projiziert und vertieft.Ach ja, die Namen der Hauptfiguren sind auch nicht ganz zufällig gewählt.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?Perfektionistisch, würde ich sagen. In Anbetracht der vielen Stunden Arbeit, die sie in eine Geschichte gesteckt hat, die zuvor schon mindestens zwei Mal „fertig“ war.Matz mischt sich ein:Perfektionistisch, ja, und geduldig, obwohl sie es leugnen würde. Und ein klein bisschen sadistisch, oder? Wenn man bedenkt, wie oft sie mich hat fallen lassen.Als hättest du das nicht mitbestimmt …Willst du sagen, ich hätte mir das ausgesucht?Wie du damit umgegangen bist, gewiss. Und tja, sie ist eben auch sensibel. Hat dir vertraut. Weil sie nicht zu oft mit dir streiten wollte.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?Boah, hör mir mit dem Titel auf. Was für eine Horrorgeburt. Und der Untertitel erst.Es gab unzählige Varianten und noch mehr Zweifel. Noch als längst die Testleserinnen am Manuskript saßen, gab es keinen echten Plan. Zumindest keinen, der sich hartnäckig gehalten hätte.Bis es irgendwann einfach Klick gemacht hat. Beim Abändern eines einzelnen Satzes fast am Ende. Ich weiß nicht, was an meinem Zwinkern dabei anders war, als die Male zuvor, aber es hat einfach gepasst. Und mit den vorherigen Titelvarianten wurde dann solange gespielt, bis auch der Untertitel gut war.Wobei ich persönlich auch die milchige Variante der Zwischenzeit gemocht hätte. Warum Milch? Weil … - Wer es verstehen will, sollte mich einfach lesen.
Ich liebe mein Outfit. Und obwohl ich alle Gedankenspielchen zum Cover während des Schreibprozesses mochte, ich glaube, es war richtig, auf das Bauchgefühl zu hören und einen anderen Weg zu gehen. Und farblich fügt es sich ganz wunderbar. Mit der Geschichte und den Gedanken.Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.Ich würde für „Manchmal ist Erzählen der erste Schritt für Begreifen.“ plädieren, weil es zur Geschichte passt, zum Schreiben wie meine Autorin das macht und auch zum Leben. Allerdings poltern dabei die Charaktere in mir und werfen andere Sätze in die Runde.Der lauteste:„Wenn Gesten flüstern könnten, würde diese wahrscheinlich ‚Schön, dass du wieder da bist!‘ murmeln.“Aber vielleicht sollte ich auch nicht vergessen, bei welchem Satz während des Schreibens und Überarbeitens immer wieder die meisten Tränen geflossen sind:„Denn auch wenn man glaubt, etwas im Griff zu haben, man weiß nie, welche Karten einem im Leben noch zugespielt werden. Ganz sicher ist es keine Schwäche, sich Hilfe zu holen. (…)Ich kann für sie da sein. Ich kann ihr zuhören, kann sie mit geschlossenen Augen sehen. Ich kann mein Bestes geben, aber leider keine Garantien. Denn ein bisschen Risiko liegt auch in der größten Sicherheit.Liebe kann viel, aber sie kann nicht alles.“
Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.Das Buch flüstert zurück:Danke dir, liebe Claudia, für deine Zeit und die Mühen.
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