Samstag, 30. September 2023

[Buchvorstellung einmal anders] Dunkelheit und Silberglanz von Sabine Reifenstahl


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Charakteren Warg, Enyo und Nyx aus „Dunkelheit und Silberglanz“ und deren Autorin Sabine Reifenstahl.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
„Wieso lässt du nicht mich reden, liebe Claudia?“, fragt Nyx. „Schließlich bin ich der älteste, weiseste und mächtigste.“
„Vielleicht hältst du dich zurück, bevor ein Unglück geschieht“, erwidert die Autorin. „Es kündigt sich bereits an, unter Enyos Haut zeigen sich dunkle Flecken, da ist besser …“
„Ich kann für mich selbst sprechen“, unterbricht Enyo. „Wir kriegen das schon hin.“
Warg verdreht nur die Augen.
Es wäre schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
„Also ich …“, beginnt Nyx.
„Wir wissen schon, dass du der Größte bist“, unterbricht Sabine. „Ich bin die Autorin, die sich diese streitsüchtigen Figuren ausgedacht hat. Friede, Freude, Eierkuchen will ja keiner lesen. Nyx hier“, sie deutet auf den gutaussehenden blonden Mann, „gehört einem alten Göttergeschlecht an, das schon existierte, als die Erde noch ein rotglühender Klumpen im Weltall war. Er meint, die Existenz der belebten Erde und ihrer unzähligen Varianten verdanken wir ihm und seiner Schwester Hemera. Insofern hat er recht, er ist alt und mächtig, aber weit entfernt von weise. In allen Welten taucht er auf, als Hermes, Loki oder unter anderen Namen. Enyo ist so was wie seine Tochter, wenn man es wohlwollend betrachtet. Sie war schon immer ein Wildfang. Erst wurde sie von einer Wölfin gesäugt, später nahm sich der griechische Kriegsgott Ares ihrer an. Um sie zur Vernunft zu bringen, schuf ich Warg.“
„Besten Dank“, versetzt Enyo scharf. „Ich war ganz glücklich mit meinem Dasein als Kriegsgöttin.“
„Bereust du wirklich, dass wir uns getroffen haben?“, erkundigt sich Warg.
„Schon um deinetwillen, denn Nyx ’ Fluch“, mit Augen, die rötlich glimmen, schaut Enyo zu dem blonden Gott, „quält uns beide. Ich werde nie vergessen, wie du um den Tod gefleht hast, als er dich in Flammen aufgehen ließ!“
„Das ist ewig her“, verteidigt sich Nyx.
„Kurz zusammengefasst, Warg ist ein Wandelwolf und der Einzige, der Enyo zu bändigen vermag, wenn sie in Rage gerät“, sagt Sabine. „Enyo besitzt die Macht, Welten zu zerstören, und Nyx – nun er ist eben Nyx. Man kann ihm nicht trauen.“
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
„Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um den Kampf gegen die Finsternis. Dazu muss das Licht in Enyo erwachen“, erklärt die Autorin.
„Oder sie brennt Welten nieder“, fügt Nyx mit einem Grinsen hinzu.
Warg schüttelt den Kopf. „Das wird nie passieren. Der Roman erzählt die Geschichte unserer Jahrhunderte alten Liebe.“
„Liebe? Nun, tatsächlich hat mich das überrascht“, gibt der blonde Gott zu. „Aber ich hab einen fetten Strich durch eure romantische Beziehung gezogen.“
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
„Spaß? Ich sehe es als Notwendigkeit an. Je schwieriger die Herausforderungen, desto mehr wissen meine Geschöpfe Verschnaufpausen und die kleinen Dinge, die ich ihnen schenke, zu schätzen. Zugegeben, manchmal tut mir Warg leid, ich glaube, ihn hat es am schlimmsten getroffen.“
„Er sollte gar nicht da sein!“, versetzt Nyx scharf. „Ohne ihn hätte Enyo meinem Wunsch schön längst nachgegeben.“
„Und mit dir ein neues Göttergeschlecht gegründet?“, entgegnet die Kriegsgöttin und umschließt das Heft ihres Schwertes. „Niemals!“
„Sag niemals nie, Kindchen …“
„Vielleicht war es doch keine so gute Idee, Nyx mitzubringen. Besser, du hältst den Mund, sonst sorge ich dafür!“ Als er zum Widerspruch ansetzt, fügt die Autorin hinzu: „Zum Beispiel, indem ich dich in den Bauch eines Wals verfrachte.“
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Sabine: „Hm, da gibt es viele, ich bin ja voreingenommen. Aber ich mochte Aislynns Reaktion, als sie unverhofft in Enyos Welt landet. Da fällt ihr ein, dass sie Claire aus Diana Gabaldons Büchern beneidet hat, vor allem natürlich um ihren Jamie. Damals hatte das Mädchen sogar nach Steinkreisen gegoogelt. Als sie tatsächlich auf dieser hübschen Lichtung weit ab vom Schuss landet, sieht das alles nicht mehr so romantisch aus. Vor allem natürlich, weil da keine Horde ungewaschener Schotten auf sie wartet. Sie bekommt einen Kulturschock, wird erst einmal panisch, als sie jedoch in der Nähe Kampfgeräusche hört, verfällt sie sofort in die erlernte Routine und reagiert, ohne zu fragen. Enyo hat sie gut vorbereitet.“
Enyo: „Ich mag die Szene nach dem Streit mit Warg, als ich ihm folge. Er kennt mich gut und wusste, noch länger in dem Steinklotz von Burg eingesperrt, wäre ich durchgedreht. Es war einer dieser wenigen Momenten von Freiheit für uns, als wir als Wölfe durch den Schnee tollten.“
Warg: „Ich glaube, ich würde spoilern, wenn ich das verrate, aber es war ein sehr besonderer Moment, den ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Dass meine Kriegsgöttin irgendwann mal vor mir kniet und …“
„Das hat mir auch gefallen“, unterbricht ihn Enyo und leckt sich die Lippen.
Nyx: „Was soll ich sagen? Mir hat gefallen, dass die unbesiegbare Kriegsgöttin auf ihren Meister traf, jemand, der sie zwingt, im Zweikampf zu einer Finte greifen, um zu siegen. Wer hätte das gedacht? Aber berührt hat mich, als Aislynn mich Großvater nannte. Ich mag das Mädchen wirklich.“
Wie viel echte Sabine steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Dazu verweigere ich die Aussage und verbiete auch jedem anderen, seinen Senf dazuzugeben. Wäre ja noch schöner!
„Sie ist genauso herrschsüchtig wie Enyo“, flüstert Nyx und zwinkert.
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
„Sie besitzt Durchhaltevermögen, immerhin ist mein Alter Ego schon ein paar Jahrzehnte alt“, antwortet Enyo. „Und sie verfügt über genug Verstand, um jeden von uns mit seinen größten Ängsten zu konfrontieren.“
„Am Ende ist sie doch gutmütig, wir leben alle noch, und niemand ist in Flammen aufgegangen“, fügt Warg hinzu. „Es hätte schlimmer kommen können.“
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr als Charaktere vielleicht sogar Mitspracherecht?
Schreiben ist kein demokratischer Akt, also nein, ein Mitspracherecht gewähre ich meinen Protagonisten nirgends, schon gar nicht beim Titel. Der erste Arbeitstitel lautete „Herrin der Wölfe“, das passte zwar, aber er war schon vergeben. Daher suchte ich nach etwas, das ebenfalls die Essenz des Buches beschreibt und das noch niemand verwendet hat. Ich bin dem Verlag unglaublich dankbar, das der Titel blieb, denn ich finde ihn treffend.
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
„Passt“, ertönt es einstimmig. „Wer mag, kann sich mit einem Stück davon schmücken. Den Wolf in der Mitte gibt es bei mir als Pin“, ergänzt die Autorin.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Enyo: Einen winzigen Moment lang spielte Warg mit dem Gedanken, den silbernen Dolch zu benutzen. »En, du musst bei mir bleiben, ich brauche dich!« Er schalt sich einen Feigling, einen Versager und Lügner. Sie hatte auf sein Wort vertraut.
Die Schmerzen drohten, ihm das Bewusstsein zu rauben. Angestrengt presste er die Kiefer aufeinander und schloss die Lider vor der Schwärze, die sie ausstrahlte.
»Du verdammter Sturkopf!«
Schlagartig ebbten die Qualen auf ein erträgliches Maß ab. Erstaunt öffnete er die Augen und bekam ein liebevolles Lächeln geschenkt, das ihn alles andere vergessen ließ. Enyos Finger kühlten seine Schläfen und linderten die Pein.
»Jetzt trägst du die gleiche Finsternis in dir.« Ihre Stimme klang unsäglich traurig.
»Scheiß drauf!“, erwiderte Warg. „Solang wir nur zusammen sind!«
Warg: »Glaube daran«, raunte Warg und holte Enyo ein. »Solange wir geliebt werden, bleibt ein Teil von uns im Herzen der Hinterbliebenen.«
»Mir wäre es lieber, Hemera stünde hier neben uns. Und ganz ehrlich, ob du in meinem Herzen weiterlebst, oder Zerberus einen Haufen macht, für mich käme es aufs Gleiche heraus. Dich brauche ich, keine schöne Erinnerung. Also sieh zu, dass du überlebst! «
Nyx: »Du duftest so gut! Fast wie damals, als du noch ein Baby warst.«
»Du kennst mich so lange?«
»Natürlich, Lynn, du bist von meinem Blut und …« Er zögerte.
»Du liebst mich«, half sie aus.
Sabine: Enyos Lippen bewegten sich. Zum ersten Mal hörte Warg sie singen und war überrascht über die wohlklingende Stimme. Unbekannte Worte reihten sich zu einer Melodie aneinander. Sanft und gleichzeitig voller Kraft rollte sie durch den Raum.
Vielen Dank für das Gespräch

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