Montag, 28. August 2023

[Reiheninterview] Lahani von Jill Schuchardt

 

 


Reiheninterview

Nach dem Autoreninterview drückt mir Jill ihre Bücher in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe die Bücher hin und her und lese schließlich einen Klappentext nach dem anderen der Bücher der Autorin „Lahani“, um schon ein bisschen mehr zu erfahren. Nach einigen Minuten höre ich mehrere feine Stimmchen: »Jetzt ist sie weg«, »Dann interview einfach uns«, »Deshalb sind wir ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über die Bücher? Vermutlich die Bücher selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da kommt die Autorin wieder in den Raum und setzt sich zu uns.

Wollen wir das Interview nun zu viert machen?
„Gerne“, antwortet der erste Band mit erstaunlich heller Stimme und blättert wie von Zauberhand durch seine Seiten. Schatten tanzen um es herum und als die Autorin auftaucht, zischen sie leise und bedrohlich. Die Schatten bilden eine leicht blubbernde Pfütze und schnurren leise, als die Autorin sie behutsam mit den Fingerspitzen berührt. Der Folgeband Schattenkönigin brummt nur und wendet uns seinen Buchrücken zu.
»Als Zweitgeborenes«, erläutert die Autorin und tätschelt es, »fühlt es sich oft als das vierte Rad am Wagen.«
Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Da tauchen mehrere Schemen aus der Todesbegleiterin auf, wirken erst wie durchsichtiger Nebel, verfestigen sich und mit einem steht Lahani neben der Autorin und beugt sich zur Interviewerin. Lahanis Augen wechseln dabei die Farbe, schimmern mal silbrig, dann wieder grau.
„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite“, sagt sie mit zarter Stimme und streicht behutsam über das Buch, das leise schnurrt wie ein Kätzchen. Die Schattenkönigin schnaubt verärgert und grunzt: »Wer hat euch denn rausgelassen? Kehr mal schnell in die Schattenwelt zurück, sonst …«
Der Tod wirft dem Buch einen mahnenden Blick zu, das sogleich verstummt. Er stützt sich schwer auf seine Sense und seufzt langanhaltend, schnipst dann ein nicht vorhandenes Stäubchen von seinem Mantel. Als er die Interviewerin mustert, erschauert diese, wohingegen die Autorin sich entspannt hinsetzt und mit den Fußspitzen wippt.
„Eure Lebensfäden leuchten noch hell, also was sollen wir hier? Wir sind Todesnahe und wir haben zu tun“, stellt der Gevatter fest und schaut die Autorin mahnend an. „Es wird gestorben werden, also wieso sind wir hier und verschwenden wertvolle Zeit. Die Welten sind im beständigen Wandel und …«
Da öffnet sich der Schattenköniginnen-Band und saugt ihn in sich hinein. Es wirkt überaus zufrieden. »Er ist ein Plappermaul und würde sowieso nur zu viel verraten, dieser aufgeblasene, von sich eingenommene Schnösel von einem Todbringer«, spottet es und schmatzt zufrieden.
Könnt ihr euch oder auch die Reihe an sich, bestehend aus den Büchern „Lahani – Die Todesbegleiterin“ und „Lahani - Schattenkönigin“ meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Die Autorin zuckt gelassen mit den Schulter, da schält sich der Tod erneut zwischen den Seiten heraus. Sein Marmorgesicht verzieht sich zu einem seiner berühmt berüchtigten Nichtlächeln und er bewegt geziert seine Hand.
„Die anderen würden euch nur langweilen, Daniela, doch ich erbarme mich Deiner und nehme das in die Hand. Also, es geht in Lahani um den Kreislauf des Todes, Leben und Tod, all die Gegensätze, die wir in uns vereinen und natürlich bin ich die Hauptfigur. Auch wenn der Klappentext etwas völlig anderes behauptet, aber …“, er wirft der Autorin einen strafenden Blick zu, „… das verschweigt Jill euch.“
Das Buch schnauft empört und spuckt eine junge, schlanke Frau mit langem, schwarzen Haar aus. Lahani und die Autorin wechseln beredte Blicke, das Buch blättert sich aufreget durch und der Geflügelte mit den goldenen Augen schnaubt verächtlich und wirft dem Tod mörderische Blicke zu. Lahani nimmt behutsam das Buch in die Hand und spottet: „Ihr seid größenwahnsinnig, Klappergestell. Es geht um Vielfalt, Freundschaft und Werte wie Freiheit, Gleichheit und … um Liebe“, dabei wandert ihr Blick zu dem Geflügelten, dann zu dem Narbigen, dessen Miene sich noch mehr verdunkelt.
»Ich komme hier ja gar nicht zu Wort«, schimpft der erste Band Todesbegleiterin, »und glaubt dem Gevatter kein Wort, er lügt, wie gedruckt. Außerdem …«, der Fantasy-Roman mustert den Geflügelten, »gibt es nur einen hier, der die ganze Geschichte von Anfang an kennt und das ist Asgaros.«
Der verschränkt die muskulösen Arme und lehnt sich an die Wand des kleinen Raumes.
»Ja, ich habe in den Chroniken alles festgehalten, aber mir ist gerade nicht nach Reden zumute.« Der Geflügelte streicht sich das lange, wellige Haar aus der Stirn und streckt kämpferisch sein Kinn vor.
Als keiner etwas sagt, räuspert sich die Interviewerin und geht zur nächsten Frage über.
In eurem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in euch enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da ihr ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten müsst, könnt ihr uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autorin genauso?
»Düstere!«, rufen beide Bände gleichzeitig und nicken einander bedeutsam zu, »Alle Figuren erleiden einiges und …«
Die Autorin nickt bestätigend und zwinkert ihren Büchern zu.
Jetzt springt ein Narbiger aus beiden Bänden, vermischt sich zu einer Figur, strafft seine Schultern und stellt sich gerade hin. Die beiden Bände kreischen und die Autorin erhebt sich.
Der Hüne räuspert sich. „Jill hat Schwierigkeiten mit mir und wollte mich schon mehrmals töten, ich raube ihr den letzten Nerv, ihren Leserinnen auch. Mein geflügelter Mentor Asgaros hingegen ... “
Das Buch gibt einen zustimmenden Laut von sich und streckt Solus die Zunge heraus.
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Der rosafarbene erste Band Todesbegleiterin räuspert sich, doch der dunkelblaue Folgeband drängelt sich vor. „Also ich finde es beeindruckend, als …“ Da tritt der Geflügelte vor, greift sich den ersten Band und betrachtet wehmütig das Cover, dann sagt er mit dunkler, warmer Stimme: „Der Jahreswendeabend, als …“
„Schweig!“, unterbricht ihn der Gevatter Tod mit eisiger Stimme und reißt ihm den ersten Band aus der Hand, „Verrate nicht so viel, sie sollen es selbst lesen!“
Beide Romane nicken zustimmend.
Wisst ihr wie viel Jill tatsächlich in euch oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinen Büchern zu?
„Ich bin die Personifikation von Jill“, brüstet sich der Tod und dreht sich gekonnt im Kreis. Lahani schüttelt den Kopf. „Sie liebt zwar Ironie und Sarkasmus, aber sie besitzt ein Herz, du hingegen ...“
Der Narbige prustet los. „Sie hat weder mit euch beiden noch mit mir etwas gemein, aber sie ist in Asgaros verliebt, so wie alle anderen auch. Er ist ihr Liebling. Mit Lahani hat sie rein gar nichts gemeinsam. Ich finde, sie ist ein wenig wie Dario, wenn er einen seiner schwermütigen Augenblicke hat.“
Beide Bände schauen sich wissend an. »Es steckt so einiges von Jill in beiden Bänden, immer wieder schimmern ihre Ansichten hindurch, so behaupten es Freundinnen, die sie sehr gut kennen.«
Wie würdet ihr oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben? 
Levos fährt sich durch die blonden Locken. „Ich bin zwar nur ein Nebendarsteller, aber die Autorin entspricht mit ihren kurzen Haaren so gar nicht meinem bevorzugten Frauenbild. Dazu redet sie mir zu viel, errötet nicht, wenn ich den Raum betrete und … steckt genauso wie Lahani die Nase viel zu oft in Bücher. Ich meine, ich wurde gezwungen, lesen zu lernen, aber die beiden lesen freiwillig. Widerwärtig.“
Tarek verwandelt sich in einen Wolf und knurrt: »Beim Licht und der Dunkelheit, rede doch nicht so daher! Jill ist fantasievoll, schreibt gerne und erschafft Welten … deine, meine und sie liebt, was sie tut«, und fletscht bedrohlich die Zähne.
Der Blonde winkt ab und bringt sich auf einem Stapel Feuerholz in Sicherheit.
Wie seid ihr eigentlich zu den Titeln gekommen? Standen die schon im Vorfeld fest oder haben sie sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr viel Mitspracherecht?
Lahani streichelt über den Einband des Fantasydebuts, hält es sich ans Ohr und lauscht. „Jill entscheidet alles selbst, der Arbeitstitel war Lahani – Todesflüsterin, aber der Titel war schon vergeben, da wurde es die Todesbegleiterin. Wir hatten da gar nichts mitzureden.“
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ja, wir sind alle vollkommen zufrieden. Isabella Fragenberg hat der Lahani-Reihe einen wunderschönen mystischen Look gegeben und die Zusammenarbeit mit ihr war toll. Sie hat für den ersten Band sechs Cover entworfen und da hatte Jill die Qual der Wahl.
Fun-Fact: Jill hat sich übrigens nicht für Isas Favoriten-Cover entschieden. Allerdings hatte schon beim ersten Anlauf auch das Cover für den Folgeroman entworfen und später noch an die Vorstellungen von Jill angepasst.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus den Büchern interessieren.
Der erste Band platzt heraus:
„Du leuchtest im stürmischen Meer des Lebens und rettest uns vor den Untiefen“, flüstert der Tod, „stellt dir vor, wie hell du erstrahlen würdest, wenn alles in tiefster Finsternis läge.“
„Heute also größenwahnsinnig“, knurre ich und knalle ihm einen Krug vor die Nase.
Obwohl es selbst in Autorenkreisen nicht üblich ist, dass Bücher antworten, bedanke ich mich bei den Büchern: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«
Dann wende ich mich der Autorin zu. »Danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir und das tolle Interview.«
Oh, vielen Dank, liebe Claudia. Ich habe deine ungewöhnlichen Fragen, kreativen Ideen wirklich sehr genossen und hatte großen Spaß, deine Fragen zu beantworten.

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