Samstag, 23. Juli 2022

[Buchvorstellung einmal anders] Tür im Sand von Nicole Stranzl


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit dem Protagonisten Luca aus „Tür im Sand“ und dessen Autorin Nicole Stranzl.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Nicole: Hallo, wir freuen uns, heute hier sein zu dürfen. Natürlich, das machen wir sehr gern.
Luca: Ich steh ja nicht so gern im Mittelpunkt, aber wo ich schon mal hier bin … Fangen wir an!
Es wäre schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Luca: Ich bin Arzt und habe eine Weile in Afghanistan als „Arzt ohne Grenzen“ gearbeitet. Dank Nicoles Grausamkeit muss ich einige schlimme Erlebnisse über mich ergehen lassen.
Nicole: Hey, immerhin bekommst du ein Happy-End.
Luca: Na ja, darüber lässt sich streiten … Aber ich glaube, diese Aussage sagt schon viel über Nicole aus: Sie quält ihre Protagonisten gern mal. Außerdem schreibt sie in verschiedenen Genres, meine Geschichte ist ihr erstes Drama. Zuvor war sie hauptsächlich im Thriller-Genre zu Hause.
Nicole: Dafür, dass du nicht gern Fragen beantwortest, machst du das doch ganz wunderbar. „Tür im Sand“ ist mein 7. Buch, für drei weitere Bücher gibt es schon einen Verlagsvertrag. Ich schreibe jedoch nicht nur Bücher, hauptberuflich bin ich Regionalredakteurin bei einer österreichischen Tageszeitung, der „Kleine Zeitung“.
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Nicole: Luca wird aus einem afghanischen Krankenhaus von Taliban verschleppt. Nach seiner Befreiung will er Jack finden.
Luca: Jack ist Soldat, wir haben uns in Afghanistan kennengelernt, unsere Beziehung musste jedoch immer geheim bleiben, weil wir uns in einem sehr schwulenfeindlichen Land befanden. Als ich endlich frei war, wollte ich ihn sehen – und das hab ich auch: Bei mir zu Hause in Italien, wo er mittlerweile mit meiner Zwillingsschwester Sofia zusammen war. Aber das Beste kommt erst: Sie war schwanger von ihm.
Nicole: Wie ihr ahnen könnt, ist das Buch sehr dramatisch, ich habe beim Schreiben mehr als nur eine Träne vergossen. Neben der Dreieckgeschichte gibt es auch immer wieder Rückblicke aus der Zeit aus Afghanistan zu lesen.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Luca: Hörst du das? Hörst du es?! Du könntest einfach einmal nett sein!
Nicole: Das wäre doch langweilig.
Luca: Mhm … genau! Es ist ja auch nicht dein Leben, das …
Nicole: Es macht mir Spaß, sie schwierige Prüfungen bestehen zu lassen. Vielleicht auch ein kleines bisschen, sie zu quälen, ich geb’s ja zu. Aber einfach ist doch langweilig. Für meine Verhältnisse kommt übrigens sehr viel Kitsch vor – und auch schöne, hoffnungsvolle Momente.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Nicole: Nach der vorigen Frage werdet ihr jetzt vermutlich schockiert sein, dass meine Lieblingsstelle eine sehr traurige ist …
Luca: Was du nicht sagst …
Nicole: Ich kann sie euch allerdings nicht vorstellen, da sie zu viel spoilern würde – nur so viel, sie befindet sich am Ende des Buches.
Luca: Der Moment, als Jack seine Tochter das erste Mal im Arm hält, war sehr berührend. Dieses Bild werde ich niemals vergessen – ich glaube, es war das süßeste, das ich jemals gesehen habe. Ansonsten mag ich wohl den Epilog am liebsten – da dürfen wir endlich glücklich sein.
Wie viel echte Nicole steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Nicole: Sehr wenig. Ich hab jedoch ein paar persönliche Erlebnisse einfließen lassen. Meine Oma leidet an Demenz; sie war die Inspiration für die Figur der Nonna. Sätze wie „Welchen Tag haben wir heute?“ oder „Musst du morgen wieder arbeiten?“, hab ich sehr häufig gehört. Das Wissen über Frühgeburten konnte ich durch das Schicksal meiner älteren Schwester schöpfen, die dreieinhalb Monate zu früh Zwillinge entbunden hat.
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Luca: Sadistisch.
Nicole: Hey, jetzt mach mal einen Punkt und hör auf, so nachtragend zu sein.
Luca: Schon gut. Nicole versteht es, sich in die verschiedensten Figuren hineinzuversetzen und auch schwierige Themen wie Posttraumatische Belastungsstörungen sensibel zu behandeln. Wie schon gesagt liebt sie die Abwechslung, deswegen mag sie ihren Job als Zeitungsredakteurin auch so gern. Und sie ist schokosüchtig … Ich weiß nicht, wie viel sie während dem Schreiben genascht hat.
Nicole: Okay, das reicht jetzt auch wieder. Ich glaube, die Leser:innen haben schon ein gutes Bild von mir bekommen.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr vielleicht sogar Mitspracherecht?
Nicole: Schwieriges Thema (lacht). Mein Arbeitstitel lautete „Mein Leben ohne Dich“. Jeder, der mich kennt und auch mein Verlag weiß, wie gern ich diesen behalten hätte. Leider durfte ich das nicht. Der erste Vorschlag des Verlags lautete „Windglas“, was mir leider gar nicht gefallen hat. Ich hab mein Veto-Recht in Anspruch genommen und wir haben sehr viel Brainstorming betrieben. Sogar meine Redaktionskolleginnen haben fleißig mitgeholfen. „Wie Sand in meiner Hand“ war ein Vorschlag meiner lieben Journalisten-Kollegin Ulla. Das ging leider auch nicht, doch „Sand“ fanden wir alle so passend, dass der Verlag schließlich den Titel „Tür im Sand“ vorgeschlagen hat. Ich muss gestehen, ich war anfangs sehr skeptisch, aber mittlerweile hab ich mich damit versöhnt. 😉
Luca: Er klingt doch sehr poetisch.
Nicole: Es freut mich, dass er dir gefällt – aber du neigst ja zur Poesie und hast einen Hang zum Drama.
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Nicole: Mein erster Gedanke wäre das Meer bei Sonnenuntergang gewesen und ein Steg, auf dem ein Mann von hinten zu sehen ist. Da Luca den Strand liebt und sehr viel Zeit dort verbringt, spielen einige Szenen an diesem Schauplatz.
Paul leistet jedoch immer hervorragende Arbeit und hat mich von seinem Entwurf überzeugt. Ich bat ihn nur, die Farbwelt etwas abzuändern, da die Schrift zuerst pink gestaltet war und die Farben generell etwas heller und lieblicher gehalten waren. Außerdem hat er mir meinen Wunsch erfüllt und ich hab meinen Steg auch noch bekommen. Deswegen bin ich zu 100 Prozent zufrieden.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Nicole: Mein Lieblingszitat lautet: „Wie kann ein Kuss nur so zerstörerisch sein?“
Luca: Es war sehr dramatisch, das von Jack zu hören, aber als er zu mir sagte: „Du bist schlimmer als der Alkohol. Ich kann meine Finger einfach nicht von dir lassen“, hat das schon etwas in mir bewegt.
Vielen Dank für das Gespräch
Nicole: Wir danken dir!
Luca: Vielen Dank!

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