Montag, 31. Januar 2022

[Buchvorstellung einmal anders] Das Schimmern deiner Augen von Johanna Koers



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Protagonistin Jette von Hoogwitz aus „Das Schimmern deiner Augen“ und ihrer Autorin Johanna Koers.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig interviewen?
Jette: Gerne. Das klingt spannend. Vielleicht kann ich ja so meiner Autorin die ein oder andere Frage stellen.
Johanna: Okay, ich bin gespannt.
Ich hatte ein langes Gespräch mit deiner Autorin, deshalb wäre es schön, wenn du dich meinen Lesern vorstellen könntest.
Jette: Ich bin Jette, eigentlich Henriette von Hoogwitz, aber ich bevorzuge es einfach Jette genannt zu werden. Ich bin zu Beginn des Romans „Das Schimmern deiner Augen“ einundzwanzig Jahre alt und lebe mit meiner besten Freundin Lea, die ich im Internat kennen gelernt habe, in Köln. Zu meinen Eltern habe ich keinen Kontakt mehr. Mein Bruder hat Suizid begangen und meine Schwester habe ich seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen. Ich tanze gerne, außerdem studiere ich Webdesign und arbeite bei Benzen in der Firma von Leas Eltern.
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Johanna: Für mich ist es ein unglaublich fesselnder Roman über eine starke Frau, deren traumatische Kindheit sie zu verdrängen versucht. Im Laufe des Buches wird deutlich, welches dunkle Geheimnis Jette mit sich rumträgt. Außerdem ist es neben dem Trauma, das Jettes Persönlichkeit bestimmt, auch ein Liebesroman, der zeigt, wie stark Liebe sein kann.
Jette: Manchmal ist es einfacher, wenn man die Vergangenheit hinter sich lässt und alles daran setzt nie daran zu denken. Zumindest dachte ich das. Im Laufe des Romans muss ich feststellen, dass es nicht funktioniert und mich das Trauma meiner Kindheit doch wieder einholt. Ich wollte mich nicht in Fynn verlieben, aber ich hab es getan. Meine Autorin hat recht: Die Liebe zu Fynn hat mich erst wirklich erkennen lassen, wer ich bin. Im zweiten Buch wird das noch viel deutlicher, aber das würde hier ein wenig zu weit gehen.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Jette: Ja, berechtigte Frage! Musste meine Kindheit echt so grausam sein?
Johanna (lacht in sich hinein): Es war gar nicht meine Idee. Ich hatte nicht das Gefühl, groß eine Wahl zu haben als ich die Worte niedergeschrieben habe. Jette, du, warst eines Tages in meinem Kopf und dort hat sich die ganze Geschichte, deine ganze Persönlichkeit entwickelt. Ich habe nicht dort gesessen und gedacht „Ja, heute lassen wir Jette mal ihren Bruder tot auffinden“. Auch der Missbrauch stand nie wirklich zu Diskussion. Es war einfach so. Das bist du.
Jette: Und Amelia? Musste es echt so kompliziert sein?
Johanna: Amelia ist Fynns Schwester, nur als Erklärung für alle, die es noch nicht gelesen haben. (wendet sich Jette wieder zu). Du hast recht: Amelia ist ein wundervoller Mensch. Ich hab sie sehr gern.
Jette: Und trotzdem musste sie so fies dargestellt werden?
Johanna: Amelia ist nicht fies. Sie hat es sich einfach anders vorgestellt und es leider an dir ausgelassen. Weißt du, Jette, du bist vielleicht fiktiv, aber auch das echte Leben ist nicht rosarot. Ich mag keine Bücher oder Filme, die sich lesen wie eine einzige Harmonie: So funktioniert das Leben nicht. Sicherlich hast du es in deiner Kindheit mit deinem Elternhaus und deinem Onkel sehr schwer gehabt. Allein beim Schreiben, gerade nun in unserem Projekt deines Prequels, muss auch ich ab und zu weinen, du weißt, wie sehr du mir ans Herz gewachsen bist. Aber Amelia oder auch Maresa (wendet sich der Interviewerin zu) – Fynns Ex Freundin – (wendet sich wieder ihrer Protagonistin zu), sind Herausforderungen, die das echte Leben nun mal für einen Menschen bereit halten kann. Außerdem: Durch Amelia hast du gesehen wie bedingungslos Fynn hinter dir steht. Und durch Maresa hast du erst wirklich gemerkt, wie sehr du Fynn liebst und dass eure Liebe stärker ist. Wer weiß, vielleicht wärst du ohne Maresa am Ende des ersten Teils nicht mit Fynn verheiratet.
Jette (scheint nachzudenken): Ich denke, ich verstehe, was du mir sagen willst. Außerdem will ich dir zu Gute heißen, dass du Amelia doch noch zu meiner Freundin gemacht hast.
Johanna: Hab ich gerne gemacht. Du brauchst sie noch im zweiten Teil(zwinkert Jette wissend zu)
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern meines Blogs vorstellen wollt?
Johanna: Ich mag viele Szenen, in jedem der drei Teile sind Ausschnitte, die mir besonders nahe gehen. Aber diese fällt mir aus Band 1 gerade ein:
„Im Spiegelbild sah Jette eine wunderschöne, top gestylte junge Frau. Alles an ihr war perfekt: Sie hatte voluminöse, pechschwarze Haare. Ihre grünen Augen funkelten wie ein Smaragd. Ihr schmales Gesicht war makellos. Sie war schlank, hatte wohlgeformte Brüste in der perfekten Größe, ein beneidenswertes Dekolleté. Ihr Po sah in engen Hosen unglaublich sexy aus. Sie war 1,75 Meter groß und von den Idealmaßen 90-60-90 war sie maximal ein bis zwei Zentimeter entfernt. Ohne Zweifel: Sie war bildhübsch. Sie war sexy. Sie war ein Hingucker. Viele Frauen würden so viel dafür geben, so auszusehen wie sie. Jette sah die Frau im Spiegel an. Perfektion. Genau das sahen die Leute: Eine absolut attraktive Frau, die gerne Sex hatte, gerne tanzte und selbstbewusst war. Niemand sah, was ihr Spiegelbild wirklich zeigte: eine gebrochene junge Frau: Gedemütigt, entwürdigt, verletzt und verlassen. Und Jette wollte, dass das auch genauso blieb.“
Jette: Warum genau die?
Johanna: Weil sie genau dein Problem beschreibt: Du zeigst ein Bild von dir. Du zeigst das, was du denkst, was die Leute sehen wollen bzw., was du willst, dass sie in dir sehen. Aber du bist eben viel mehr als das. Ansonsten mag ich sehr gerne die Szene mit den fünf ersten Dates. Weil ich Fynns Idee sehr süß finde.
Jette: „Ich mag die Szene nach unserem ersten Mal.“
Johanna: „Als du weggelaufen bist?“
Jette: Eher als ich wieder gekommen bin, um meinen Schal zu holen. Fynn hat mir eine ziemliche Ansage gemacht. Diese Worte haben etwas in mir ausgelöst. Es ist wie ein Wendepunkt gewesen.
Wie viel echte Johanna steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Johanna: Ich glaube, dass man als Autorin immer auch sich selbst ein wenig in seinen Romanen wiederfindet. Es gab aber auch schon Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob Jette eigentlich Charaktereigenschaften von mir oder ich Eigenschaften von ihr übernehme. Eine Frage, die ich sehr spannend finde und zu der ich noch nicht wirklich eine endgültige Antwort gefunden habe. Ich merke aber, dass ich schon sehr in meine Romane und meine Protagonisten abtauchen kann und ich mich dann z.B. im Alltag frage, wie Jette in einer bestimmten Situation wohl handeln oder fühlen würde. Im Tribus Autoren Lifestyle Magazin habe ich genau darüber übrigens einen Bericht geschrieben.
Jette: Wir sind uns zumindest in einem Punkt sehr ähnlich: Wir lieben beide Bücher. Das Abtauchen in die Welt des Buches und damit raus aus der Realität genießen wir beide sehr.
Johanna: Stimmt. In anderen Dingen unterscheiden wir uns dafür gänzlich: ich würde nie freiwillig früh aufstehen nur um dann ebenso freiwillig joggen zu gehen. (lacht)
Wie würdest du als Hauptcharakter deine Autorin beschreiben?
Jette: Sie hat in jedem Fall eine sentimentale, romantische Ader: Es muss am Ende immer die Liebe gewinnen. So viele Hindernisse das Leben auch für mich oder ihre anderen Protagonisten, vielleicht auch für sie selbst bereit hält, so ist die Liebe doch am Ende stark. Johanna ist ein hoffnungsvoller Mensch: Sie sieht das Gute in den Menschen und hält daran fest, dass am Ende alles gut wird. Außerdem ist sie wirklich sehr empathisch, zumindest wenn ich sehe, wie oft sie mit mir gemeinsam weint.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du, als Hauptcharakter vielleicht sogar Mitspracherecht?
Johanna: Das ist von Buch zu Buch unterschiedlich. Bei Jettes ersten Teil stand er noch nicht sofort fest, bei Teil zwei aber schon. Der Titel entstand in einer Unterhaltung mit meiner Tante, die mir bei allen Romanen mit Rat zur Seite steht.
Jette: Ich denke, in gewisser Weise hatte ich schon Mitspracherecht. Ich erinnere mich z.B. daran, dass Johanna am Anfang den Inhalt von 25 Therapiestunden schreiben wollte. Die Idee fand ich ziemlich daneben und wäre mir nicht gerecht geworden. Vielleicht hat aber auch Fynn den entscheidenden Hinweis gegeben: Schließlich ist er derjenige der so besessen von dem Schimmern meiner Augen ist.
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Johanna: Da Jettes Augen eine sehr wichtige Rolle spielen, finde ich das Cover nach wie vor sehr passend.
Jette: Naja, wenn man wie Fynn und Johanna ständig auf meine Augen rumreiten muss, dann ist es sicher passend (lacht). Ich mag das Cover, aber vielleicht hätte ich auch ein anders gewählt. Eines, das mich am Rhein zeigt, vielleicht. Ich liebe den Fluss und sitze sehr gerne dort und beobachte die Strömung. Das hätte auch gepasst, finde ich. Aber da hatte Johanna das letzte Wort.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Jette: Ich fang an. Definitiv ein Satz aus der Szene, die ich oben weiter genannt habe:
„Ok, dann lauf weg, wie du es immer tust. Aber ich schwöre dir, dass du nie jemanden finden wirst, der das, was du suchst in dir auslöst, weil du nicht fähig bist, das zuzulassen. Weil du niemanden an dich ranlässt. Das, Jette, ist aber dein Problem. Nicht meins. Damit musst du leben“
Johanna: Du hast dich umgedreht und bist geblieben. Fynn hat dich verändert. Ich presche mit meinem Zitat jetzt etwas vor. Ich liebe wirklich viele Zitate aus den Romane und mich zu entscheiden fällt mir schwer. Aber dieses hier mag ich sehr.
„Wer auch immer versuchte den dicken roten Vorhang zur Seite zu schieben, um hinter all den schauspielerischen Künsten und all dem aufgesetzten Lächeln die wirkliche Henriette zu sehen, wurde harsch und unmissverständlich zurück auf seinen Platz im Theater ihres Lebens verwiesen. Ein Platz vor der Bühne, von dem aus man nur das von ihr zu sehen bekam, was sie bereit war ihren Zuschauern zu zeigen.“
Dieses Zitat ist eines meiner Lieblingszitate aus allen drei Teilen. Es beschreibt Jette unfassbar gut.
Jette: Ich bleibe bei Fynns Worten: Fynn hat meinen Vorhang ignoriert, hat die Tragödie hinter all dem Schauspiel erkannt und mir so die Maske immer weiter abgenommen. Auch wenn es manchmal wirklich schwer ist, war das das größte Geschenk, dass er mir machen konnte.
Vielen Dank für das Gespräch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.