Samstag, 12. Juni 2021

[Schnipseltime] Meeresrufen von Linnea Bennett

 




Amphitrite.

Diesen Namen hatten ihr ihre Eltern gegeben, zu denen sie eine tiefe Liebe empfand. Eine Liebe, von der sie sicher war, dass keine andere sie übertreffen würde. Sie hatte sich geschworen, keinen Mann in ihr Herz zu lassen. Der Gedanke an eine Heirat widerstrebte ihr zutiefst, denn wie sollte sie einen Gatten mehr lieben, als sie ihre Familie liebte?

All die Schwestern und ihre Eltern, mit denen sie die meiste ihrer Zeit verbrachte - wenn sie nicht gerade am Meer stand und den Blick in die Ferne gerichtet hatte. Langsam ging sie weiter, spürte das Wasser an ihren Waden. Das helle Kleid trieb an der Wasseroberfläche, doch es kümmerte Amphitrite nicht.

Ebenso wenig wie sie die Kälte des Meeres störte. Sie spürte sie nicht, begrüßte das Wasser wie einen alten Freund. Wasser war ihr Lebenselixier. Amphitrite beschleunigte ihren Schritt. Steil ging der Sandstrand hinab ins Meer, sie drückte das Kleid nach unten, denn noch immer trieb es an der Oberfläche des Wassers.

»Wieso ziehst du es denn nicht aus?«

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