Freitag, 5. Februar 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Lehrjahre einer Göttin von Emilia Lynn Morgenstern

  


Buchvorstellung einmal anders 

Heute ist ein komischer Tag 😊 Nach dem Autoreninterview drückt mir Emilia ihren Tolino in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe den Tolino hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Lehrjahre einer Göttin“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist sie weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Ich wollte schon immer mal mit jemanden reden, deshalb nur allzu gern. [das Buch zeigt ein breites Tolino-Lächeln]
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Ich bringe stolze 526 Seiten auf die Waage, aber ich hatte auch schon mal 900 Seiten zu bieten, bis meine Autorin mich gesplittet hat. Sie sagt, das lag daran, dass sie mich bei Amazon nicht drucken lassen konnte, weil ich zu dick war. Das war jedoch ihre eigene Schuld. Bevor sie die Perspektive des Daimons noch mit in das Buch aufgenommen hat, war ich nur schlanke 700 Seiten dick. 
Tatsächlich bin ich das Buch ihrer Serie, das sie am häufigsten wieder geändert hat. Das liegt daran, dass ich den Anfang mache bzw. machte und sie mit mir keine Leser vergraulen will. Meiner Vorreiterrolle bin ich mir durchaus bewusst und versuche so elegant wie möglich daherzukommen, dennoch nennt sie mich immer ihr Sorgenkind, das fühlt sich nicht sonderlich schmeichelhaft an, das kannst du mir glauben, liebe Claudia!
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab und die in dir enthaltenen Charaktere durchlaufen einfache, schöne aber auch schwierige und düstere Zeiten. Welche magst du als Buch eigentlich lieber?
Also ich persönlich mag eher die düsteren und schweren Zeiten, weil ich dann in den Gesichtern der Leser Emotionen sehe. Weißt du, für mich ist es nicht so übermäßig spannend, den Leserinnen beim Schmökern zuzusehen. Während sich mein Gesicht ja von Seite zu Seite ändert, bleibt das Gesicht der Leserinnen über viele Seiten hinweg immer gleich, außer den hin und her huschenden Augen bietet sich mir da nicht viel neues. Da wirst du verstehen, dass ich es mag, wenn Bewegung in die Gesichter kommt, das ist dann wie Kino für mich. Nichts ist erhebender, als wenn die Augen der Leserinnen feucht werden. Dann fangen sie an zu blinzeln, weil die Buchstaben verschwimmen aber sie wollen unbedingt weiterlesen, immer in der Hoffnung, dass am Ende doch noch alles gut wird.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Nun, am liebsten sind mir wie gesagt die Stellen, an denen die Leser lachen oder weinen, oder vor lauter Rührung nicht wissen, wohin. Erstaunlicherweise sind das immer ganz unterschiedliche Stellen. Einmal fiel eine Leserin fast vom Bett vor Lachen, weil Yjos seine Bewohner mit einem zwei Stunden anhaltenden Orgasmus belohnt, wenn sie sich endlich dazu herablassen, Nachwuchs zu zeugen. Das hat mir gut gefallen, denn an dieser Stelle hat zuvor noch niemand gelacht 😊. Heimlich habe ich ein bisschen mitgekichert, aber verrate das bitte nicht, das gehört sich nicht für die Würde eines göttlichen Buches.
Weißt du wie viel Emilia tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
In mir steckt unwahrscheinlich viel von Emilia. Nicht nur all ihre Zeit, die sie aufwendet, um an mir herumzudoktern, sondern auch ihr Herzensblut. Sie liebt mich und all die Personen von denen ich erzähle und natürlich die Welt Philian, in der ihre Geschichten spielen. Heimlich würde sie gerne dort leben. Tatsächlich enthalte ich die Entstehungsgeschichte dieses faszinierenden Planetensystems und darauf bin ich mächtig stolz. Niemand, der wissen will, wie alles begann, kommt an mir vorbei. 😊
Wie würdest du die Autorin beschreiben?
Nun, ich will mich nicht beklagen. Sie nimmt ihren Job als Autorin sehr ernst und gibt ihr Letztes, um mich möglichst schön herauszuputzen, dafür scheut sie weder Zeit noch Mühe. Deshalb verzeihe ich ihr auch, dass sie manchmal seufzt, sich die Haare rauft und sich fragt, warum ausgerechnet sie mit derart störrischen und unbelehrbaren Protagonisten gestraft ist. Doch ich weiß, dass sie uns alle liebt und uns niemals gegen andere eintauschen würde.
Wie bist du eigentlich zu deinem Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Ob du es glaubst oder nicht, ich habe schon viele Namen durchgemacht und genauso viele verschiedene Cover! Zunächst hieß ich „Spiegel der Wahrheit“ und auf mir war Aletheia abgebildet. Dann warf sich meine Autorin in Unkosten und ließ mir von einer Covermakerin ein neues Gewand verpassen:


Mir gefiel mein neues Kleid und so beklagte ich mich nicht. Aber dann beschloss meine Autorin, noch die Sichtweise von Dolos in das Buch einzufügen. Nun passte der Name nicht mehr so ganz und ich wurde umbenannt in: „Die Göttin & der Daimon“. Auch der Reihenname änderte sich und natürlich das Cover.

Bei diesem Namen hätte sie bleiben sollen, aber weil sich die Leser beschwerten, dass die Erzählstränge der beiden Protagonisten zwischendrin so lange parallel liefen, ohne dass sie irgendwelche Berührungspunkte haben, änderte sie den Titel noch einmal in „Lehrjahre einer Göttin“ 

Damit nicht zufrieden, beschloss sie, eine zweite Ausgabe der Bücher speziell für Kindle-Unlimited herauszubringen. Nun begann die Suche nach den Titeln und den Motiven für die Cover von neuem. Diesmal splittete sie mich in drei Bücher auf: 


Du siehst, ich bin ein Buch mit vielen Gesichtern.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover/Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Nein, ich bin zufrieden. Vor allem nun, da meine Autorin noch dieses neue geniale Fußnoten-Glossar eingefügt hat, das bei meinen Leserinnen sehr viel Anklang findet 😊
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
»Sieh nicht länger hin, Aletheia!«, ruft Chephe und versucht mir die Sicht in den Spiegel zu versperren. »Du tust das Richtige. Welche andere Wahl bleibt dir denn schon? Zu Hades ins Totenreich darfst du nicht hinabsteigen, die Dunkelheit dort würde dich verändern. Mit jedem Aufenthalt in der Unterwelt würdest du ein weiteres Stück deiner Kraft verlieren und bald wirklich nur noch ein Schatten deiner selbst sein.« 
Stumm rollt mir eine Träne über die Wange und tropft zu Boden. Da kitzeln weiche Federn an meinem Hals. »Bitte weine nicht!«, flüstert mir Chephe ins Ohr. »Es ist doch nur so lange, bis wir ein echtes Heilmittel gegen Kaimos gefunden haben.« 
Ich nicke mechanisch, aber ich weiß, dass es auch dann kein Zurück mehr geben wird. Wer seine Prinzipien einmal verleugnet hat, kann sich später nicht einfach wieder dazu bekennen. Das Recht, mich Göttin der Wahrheit zu nennen, habe ich bereits verspielt, nun muss ich mein Versagen auf mich nehmen und in Hades Reich hinabsteigen. 
Meine Hände fahren zu der Verschlussleiste im Rücken, ich öffne den ersten Haken. Die Wahrheit fürchtet nichts und niemanden, auch keinen Totengott. In der Unerschrockenheit, die einer gefallenen Göttin der Wahrheit würdig ist, werde ich meine Strafe tragen. 
»Nein, tu es nicht!«, fleht Chephe mich an. »Es ist nicht Hades den du fürchtest, sondern die Dunkelheit und die fürchtest du zu Recht. Gib nicht auf, Aletheia, geh den Weg weiter, den du beschritten hast. Bitte kämpfe um dein Leben, tu es für mich!« 
Ich schüttle den Kopf und öffne den nächsten Haken. Wenn es eine Lüge ist, die mich vor dem Tod bewahrt, dann will ich ihren Schutz nicht haben. 
»Hades ist Zeus’ Bruder«, piepst Chephe schrill. »Er wird dich mit Absicht in seinem Reich festhalten, bis auch der letzte Rest deiner Kräfte unwiederbringlich aus dir gewichen ist. Du darfst nicht gehen, bitte, die Wahrheit ist schon tot, du bringst ihre Macht nicht zurück, indem du nun auch noch die Schöpferkraft in dir opferst.« 
»Vergib mir Chephe«, flüstere ich, »aber ich kann nicht leben in dem Wissen, eine Lügnerin zu sein.« Das Kleid rutscht über meine Schulter. 
»Aber sterben kannst du in dem Wissen, ein Stück von Zahur getötet zu haben?«, kreischt Chephe und schlägt hektisch mit den Flügeln. »Willst du das einzige Licht auslöschen, das es in der Götterwelt noch gibt?« 
Zahur – der Name durchschlägt meine Entschlossenheit wie eine Kanonenkugel. Wie konnte ich vergessen, dass ich diesen Gott liebe? Mehr als alles andere in der Welt, mehr noch als die Wahrheit, der ich verpflichtet bin. Für Zahur lebe ich. Allein für die Hoffnung, ihm eines Tages als gleichberechtigte Partnerin gegenüberstehen zu können, atme ich und wenn ich sterbe, dann nur für ihn. Doch er hegt kein Interesse an diesem Sterben, sein Licht in mir darf nicht erlöschen. Mit einem Ruck ziehe ich das Kleid wieder über meine Schultern. Im Hinausgehen schließe ich die Haken im Rücken, doch in meiner Kehle brennt es. 
Mein Bestes habe ich dahingegeben – meine Wahrhaftigkeit, nun weiß ich nicht mehr, was von mir noch übriggeblieben ist.
Nun betritt die Autorin wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch antwortet. Leise flüstere ich dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«

Dann wende ich mich der Autorin zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«

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