Montag, 22. Februar 2021

[Autoreninterview] Marco Imm

 Autoreninterview

Marco Imm

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Hallo zusammen, ich heiße Marco Imm, bin 32 Jahre jung und komme aus Landsberg b. Halle (Saale). Schon seit frühester Kindheit erzähle ich wahnsinnig gerne Gruselgeschichten. Meine Erzählungen handeln dabei oftmals von alltäglichen Situationen, in welchen man bestimmte Schockmomente auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Genau das stellt jedoch in meinen Augen einen ganz besonderen Reiz dar und fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Da muss ich etwas ausholen. Im Herbst 1997 war ich zusammen mit meiner Familie im Wald von Helfta bei Lutherstadt Eisleben, als uns eine mysteriöse Erscheinung während unserer Pilzsuche begegnete. Sie lieferte mir den Grundstein, ein Buch darüber schreiben zu wollen. Ich war damals erst acht Jahre alt, doch irgendwie spürte ich, dass ich diese Story unbedingt teilen müsste. Der Schuss ging voll nach hinten los: In der darauffolgenden Woche lachten mich alle Schüler in der Klasse aus und meinten, ich solle nicht herumspinnen. Zwar hatte ich schon damit gerechnet, dass niemand mir glauben würde, doch ich musste die Sache irgendwie loswerden und verarbeiten.
Im Jahr 2014 begann ich, „Verschwunden im Wald“ zu schreiben. Allerdings war nach wenigen Seiten bereits Schluss. Weder hatte ich Erfahrungen darin, ein Buch zu veröffentlichen – noch den Mut, es der Öffentlichkeit vorzustellen. Feststeckende Kindheitsängste können manchmal sehr hartnäckig und demotivierend sein ...
Im Oktober 2017 begann ich erneut, das angefangene Buch hervorzukramen. Inzwischen besaß ich etliche Erfahrungen im Veröffentlichen von Printberichten, da ich seit Ende 2014 als freier Autor regelmäßig für diverse Fachzeitschriften schrieb. Trotzdem wollte sich die Geschichte nicht so leicht zu Papier bringen. Mir fehlte der Flow und eine strukturierte Schreibroutine. Beides lernte ich erst kurz vor der Veröffentlichung meines Debütromans zu schätzen.
Etwa ein Jahr später träumte ich eines Nachts von meinem verschwundenen Fernglas, welches ich damals mit nach Helfta nehmen wollte, doch jenes kurz zuvor nicht aufzufinden war. Ich stiefelte durch die Wohnung und kramte in einer Kiste, die ich seit meinem Umzug nicht mehr angerührt hatte ... Und auf einmal fand ich das besagte Fernglas wie in meinem Traum wieder. Ab diesem Moment im Jahr 2018 wusste ich, dass meine Träume anscheinend mehr bedeuteten, als mir bislang bewusst war. Ich setzte mich an meinen Computer und schrieb das erste Kapitel zu Ende. Während des Schreibens fiel mir ein, wie die Geschichte weitergehen könnte ... und so entstand 2019 die fiktive Handlung mit den sechs Jugendlichen, die ihre letzten Winterferien zufälligerweise im besagten Wald bei Helfta verbringen wollen. Mit diesem zweiten Kapitel schaffte ich es, Fiktion und Wirklichkeit zu kombinieren. Dennoch sind die meisten Dinge in „Verschwunden im Wald“ wahr, und nicht erfunden.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Mein Debütroman „Verschwunden im Wald“ erschien im Oktober 2019. Wir erleben Ben – im ersten Kapitel als achtjährigen Jungen, im zweiten Kapitel kurz vor seinem Abitur. Ihm wird insbesondere bewusst, dass er vor seinen Ängsten nicht weglaufen kann und sich diesen stellen muss, um sie zu verarbeiten. Im Fortsetzungsroman „Spuren vergangener Zeiten“, welcher gerade erst erschienen ist, kommen ihm alte Kindheitserinnerungen wieder hoch, obwohl er meinte, dieses Thema endlich abgeschlossen zu haben. Im Laufe des Buches wird ihm immer mehr bewusst, dass längst nicht alles so ist, wie es da draußen den Anschein macht.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja – klar! (lacht). Ich sitze bereits an Band 3 und bin selber gespannt, wie die Geschichte weitergeht.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
In meiner Freizeit lese ich viel – von bekannten Autoren im Thriller-Genre bis hin zu Sachbüchern. Auch beschäftige ich mich viel mit den Themen Quantenmechanik, Bewusstsein, morphischen Feldern und multidimensionaler Wahrnehmung. Spannende Themen – wie ich finde –, in denen es noch eine Menge zu lernen gibt.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Mein Lieblingsautor und fast schon Mentor im Thriller-Bereich ist Stephen King, von dem ich eine ganze Sammlung an Büchern besitze. Sein lockerer und unverblümter Schreibstil gefällt mir einfach. Im Sachbuch-Bereich lese ich viel von Kurt Tepperwein, da er die Welt mit anderen Augen betrachtet.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Zwar habe ich zu Hause einen Schreibtisch, an dem mein altbewährter Amilo-Laptop steht, doch ich schreibe viel lieber in freier Natur. Mein kleines Netbook ermöglicht es mir, meinen Arbeitsplatz ständig wechseln zu können und losgelöst zu schreiben. Draußen kommen mir einfach die besten Ideen – und der Flow ist ein ganz anderer. Da fliegen die Seiten nur so dahin. Ich weiß, dass einige Autoren genau das Gegenteil behaupten und einen festen Schreibarbeitsplatz bevorzugen. Bei mir ist das irgendwie anders. Vermutlich liegt es daran, weil ich so stark mit Wäldern in Verbindung stehe (lacht).
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ausschlafen – frühstücken – Zähne putzen. J Ich gestalte meinen Schreiballtag ziemlich individuell. Auch wenn ich meine Schreibzeiten habe, die ich täglich einhalte, so entscheide ich eher spontan, wann ich schreibe. Ich setze mich da nicht so unter Druck. Es kommt einfach, wie die Kupplung beim Auto – manchmal erst spät in der Nacht. Außer in Korrekturphasen: Da ziehe ich von morgens bis spät in die Nacht durch, bis mir die Augen zufallen, um den roten Faden nicht zu verlieren. Ja – und wenn mir grad mal nichts einfällt, führe ich mein tägliches Erfolgsjournal. Das hilft mir, zu mir selbst zu finden und mich neu auszurichten, wenn es mal nicht so gut klappt. Jedoch hatte ich noch nie eine ernsthafte Schreibblockade, wie das viele Autoren immer berichten. Ein halber Tag war bislang das längste, wo mal wirklich nichts ging. Da hatte ich aber auch den Kopf mit anderen Dingen zugemüllt.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Thriller – lesen und schreiben. Und das wird wohl auch so bleiben. J
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Indem ich mir selber helfe, helfe ich anderen.“ Das Zitat stammt von mir. Es ist für mich die größte Motivation, meine eigenen Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen. Das macht mich richtig glücklich.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ein Lieblingsland gibt es nicht. Für mich stellt aber insbesondere das Ausland ein pures Abenteuer dar, worauf ich mich gerne einlasse. Betrachte ich die Menschen in Spanien oder Griechenland, kann ich nur sagen, dass wir in Deutschland noch eine Menge zu lernen haben, auch wenn es oft anders herum behauptet wird. Ich bewundere die Einfachheit vor allem in den Ländern, die wenige finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Der Mensch wird kreativ, wenn er an seine Grenzen stößt.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Mittlerweile habe ich gelernt, gelassener damit umzugehen. Jedoch war das vor etwa zehn Jahren noch ganz anders. Da habe ich alles Negative bis ins Kleinste betrachtet und förmlich mein Leben davon abhängig gemacht. Das Schreiben hat mich in ein neues Feld gerückt, wo ich erkannt habe, dass alle negativen Dinge irgendwie auch etwas Positives an sich haben. Es ist doch nur unsere Betrachtungsweise, ob etwas „gut“ ist, oder nicht. Erst kürzlich hatte ich eine 3-Sterne-Rezension auf Amazon erhalten. Ich muss sagen, dass ich darüber mehr als dankbar bin. Viele Dinge habe ich zuvor mit ganz anderen Augen betrachtet. Doch Wachstum beginnt da, wo dir einer offen und ehrlich sagt, dass du mal dieses oder jenes ausprobieren solltest. Nur so kann man sich schließlich entwickeln.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ursprünglich wollte ich sogar in einen Verlag. Zehn Verlage schrieb ich an – einer antwortete mir, dass aufgrund der Vielzahl momentan keine neuen Autoren aufgenommen werden können. Das war mein Glück! Inzwischen bin ich nämlich stolz, den Selfpublisher-Weg zu gehen, da mir dieser viel mehr Möglichkeiten bietet. Meine Freundin Jeannette unterstützt mich im Cover-Design sowie in der Vermarktung, da sie ursprünglich aus dem PR-Bereich kommt. Ich hingegen liebe den direkten Leser- und Kundenkontakt, wenn ich signierte Bücher verschicken darf. Nicht nur, dass es eine große Ehre ist, dies zu tun: Es verschafft mir Freiheit und bringt mich auch mal weg vom PC. Außerdem lerne ich doch so viel mehr, als wenn ich wie eine Maschine lediglich nur schreiben würde. Ich kenne das Verlagswesen und weiß, wie es ist, dort Autor zu sein. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich bin aber ein Mensch, der lieber selber die Fäden in der Hand hat, auch wenn es manchmal nicht immer leicht ist, das Autorendasein mit seiner eigenen Kraft umzusetzen und zu stemmen. Es gehört eine Menge Disziplin und Verantwortung dazu. Trotzdem macht es mir unheimlich viel Spaß, die Vielfalt dadurch zu erfahren.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Glaubt an euch selbst und hinterfragt euer Leben, wenn ihr euch unglücklich fühlt. Quält euch nicht! Ich war jahrelang in einem Betrieb und bin den Beruf des Elektronikers nachgegangen. Zwar habe ich dort sehr viel gelernt, doch ich war nicht glücklich. Nein – glücklich war ich bestimmt nicht. Erst, als ich mich zur Selbstständigkeit entschieden hatte, lernte ich, wirklich zu leben – auch wenn die Selbstständigkeit am Anfang hundertmal anstrengender war, als jeden Morgen um halb fünf aufzustehen. Ich hatte null Ahnung von Buchhaltung und Co. und habe mir alles selber beigebracht. Nach zwei Jahren legte sich das – und heute bin ich stolz, mich 2014 dazu entschieden zu haben.
Gerade in unserer aktuellen Zeit wird es umso wichtiger, an sich selbst zu glauben. Geht öfters in euch und gönnt euch am Tag auch mal ein paar Minuten der Ruhe. Legt euch hin und macht mal nichts anderes, als in euch hineinzuhören. Schreibt eure Gedanken auf, die euch durch den Kopf schwirren. Vielleicht habt ihr gerade JETZT die Möglichkeit, neue Dinge auszuprobieren? Es ist nicht alles schlecht, was uns da draußen präsentiert wird. Versucht, mehr das Positive hinter den Kulissen zu sehen und beschäftigt euch mit euren Träumen und Zielen. Eine Rückblende an vergangene Kindheitstage kann sehr inspirierend und beruhigend sein, wie ich finde. Und vergesst auf keinen Fall eure Fähigkeiten und Talente: Sie sind ein mächtiger Schlüssel, um euer Wunschleben zu kreieren.

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