Montag, 11. Januar 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Sam McLain: Alte Feinde (Die McLain Reihe 4) von Jaden Quinn

 



Buchvorstellung einmal anders 

Heute ist ein komischer Tag 😊 Ich warte seit einer Ewigkeit auf das Autorinnen-Team Jaden Quinn, aber sie kommen nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Sam McLain – Alte Feinde" von Jaden Quinn. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊


Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Oh, ich kann nur reden, weil du durch meine Seiten blätterst, also danke dafür.
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Ich bin das vierte Kind aus einer wachsenden Familie. Wie in den anderen Bänden beinhalte ich die Geschichte von Sam und Blake McLain, den Brüdern, die in einem Pharma Labor gefangen waren. Mittlerweile sind die beiden entkommen und die Verantwortlichen verurteilt. Aber vor allem Sam hat Schwierigkeiten, sich in der Normalität zurechtzufinden und geht daher Risiken ein, die ihn alles kosten können. Mehr möchte ich vorerst nicht verraten, sonst nimmt mich niemand mehr in die Hand und das ist doch meine Bestimmung ;)
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit den Autorinnen zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihnen leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Meine Autorinnen sind zwei ganz besonders gemeine Menschen. Nun gut, ich gebe zu, sie genießen auch die friedlichen Szenen, die Familie, die Brüderlichkeit, die Loyalität. Aber meist machen meine Charaktere schwere Zeiten durch.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Seufzend erhob er sich, ging in die Küche und räumte sein Geschirr in die Spülmaschine. Auf dem Weg ins Schlafzimmer fiel sein Blick auf die Post, die Sarah wie stets auf dem Esstisch abgelegt hatte. Auf einem Umschlag stand sein Name. 
Neugierig griff er danach. Das Gewicht und die kleine Beule in der unteren Ecke verrieten, dass der Umschlag keinen Brief enthielt. Sam riss das Papier auf und öffnete die Hand. Schwer und kalt, fiel die schlichte Phiole aus Edelstahl heraus und landete in seiner Hand. Das leise Rasseln der Kette, die folgte, klang ungewöhnlich laut in der Stille. 
Sam regte sich nicht. Seine Haut begann an der Stelle an der das runde stiftförmige Metall sie berührte zu kribbeln. 
Es ist ein geschmackloser Scherz, wiederholte er Sarahs Worte. Wieder und wieder und wieder, während er auf die Kette starrte, die Jack stets unter seinem Hemd getragen hatte. 
Mit zitternden Fingern schraubte er den Deckel des kleinen Gefäßes ab. Sie enthielt eine kristalline Substanz. Möglich, dass es nur Küchensalz war. Dennoch begann Sams Herz zu rasen. 
Jacks Anhänger war mit Kaliumzyanid gefüllt gewesen. Ein Geschenk Martins an seinen Sohn, für den Fall, dass er je in eine ausweglose Situation geraten sollte. 
Seit dem Augenblick, in dem Jack ihm das erzählt hatte – mit übelkeitserregendem Stolz in der Stimme – hatte Sam sich gefragt, ob er selbst eines Tages einen solchen Anhänger erhalten würde. Und ob er ihn tragen würde. 
Hastig schloss er den Deckel wieder, als könne er so ungeschehen machen, was er gesehen hatte. Er ließ die Kette fallen und rannte hinauf ins Schlafzimmer. Dort wühlte er sich durch den Kleiderschrank, warf Hemden und T-Shirts auf den Boden, bis er die Magnum fand. Den Rücken gegen die Wand gelehnt überprüfte er mit zitternden Händen, ob die Waffe geladen war und entsicherte sie. 
Ruhig Sam, ermahnte ihn die beschwichtigende Stimme eines Notfallprogrammes. Er ist nicht hier. Er ist nicht hier. 
»Er ist gottverdammt genau hier!«, stieß Sam mit bebender Stimme hervor. 
Seine eigenen Worte zu hören katalysierte seine Panik so sehr, dass er hektisch atmend an der Wand entlang zu Boden glitt. Dort saß er. Die ganze Nacht. Jedes Mal, wenn die Hitze im Kamin eine Harzzelle im Holz bersten ließ, zuckte er zusammen. 
Er ist nicht hier! 
_____ 

»Zeit fürs Mittagessen«, erwiderte Blake, sah dann auf Eric herab und flüsterte: »Jep, dein Onkel ist eindeutig fertig. Immerhin sitzen wir zwei hier schon seit ein paar Minuten und warten darauf, dass dein Fläschchen abkühlt. Dass du dich darüber beschwerst, hat der liebe Onkel Sam gar nicht mitbekommen.« 
Sam streckte müde die Hand aus und kitzelte Erics Wange. »Bekommt Onkel Sam auch was von deinem Fläschchen?« 
»So jung und schon muss er lernen, dass sich Mundraub quer durch die Familie zieht.« Blake seufzte amüsiert. Dann wurde er ernst und betrachtete Sam prüfend. »Dir geht es also besser?« 
»Es gibt nichts, was zwei Stunden auf dem Boden nicht kurieren könnten«, murrte Sam. »Ich habe nur schlecht geschlafen, Blake. Ich weiß, das kommt in letzter Zeit viel zu oft vor, bla bla bla. Bevor du mir einen weiteren Vortrag hältst, lass uns lieber essen gehen.« 
Er erhob sich und klopfte sich den Staub von der Hose. 
Blake folgte ihm und auch wenn sein Bruder sich nicht weiter zu seiner Müdigkeit äußerte, entgingen Sam nicht die Blicke, die er ihm während des Essens immer dann zuwarf, wenn er glaubte, er würde es nicht bemerken. 
Sarah und Denise unterhielten sich derweil angeregt über den Film, den sie am Vorabend gesehen hatten, während Thomas eher über seinem Teller hing und Mühe zu haben schien, die Gabel zum Mund zu führen. 
Nach einer Weile, in der Sam in seinem Essen herumgestochert hatte, fragte er: »Hat jemand von euch in letzter Zeit eine weiße Limousine hier vorbeifahren sehen?« 
Blake runzelte die Stirn, doch es war Denise, die antwortete. »Abgesehen von den Fahrzeugen der Handwerker ist seit Wochen kein Wagen auf den Hof gefahren.« 
»Der Lebensmittellieferant fährt einen weißen Lieferwagen«, warf Thomas ein. 
Sam zwang sich, nicht weiter zu fragen. Bei all dem Trubel hätte es ohnehin keiner mitbekommen, wenn zwischendurch ein fremdes Auto gehalten hätte. »Hatte Erin nicht ein paar von diesen Mini-Überwachungskameras im Keller?« 
Blake legte sein Besteck beiseite. »Okay, Sam, was ist los?« 
»Ich glaube, wir haben einen Waschbären.« 
»Der eine weiße Limousine fährt?« 
»Nein, verdammt nochmal. Er fliegt mit dem Helikopter wie jeder andere Waschbär auch!« 
______ 

Sam wartete noch fünf quälende Minuten, dann griff er mit zitternden Händen nach seinem Telefon. 
Ian hob nach dem zweiten Läuten ab. 
»Der Mann ist allein und trägt zumindest keine großkalibrigen Waffen bei sich. Ob er überhaupt bewaffnet ist, ließ sich nicht erkennen, aber er ist zu Fuß unterwegs. Das Gebäude war sauber, als ich es vor zehn Minuten verlassen habe.« 
»Keine Kameras?« 
»Nichts.« 
»Gute Arbeit«, lobte der Ire. »Bist du in Position?« 
»Bin ich.« 
Sam konnte hören, wie Ian mit jemandem sprach, was gesagt wurde, verstand er allerdings nicht. 
»Halte dich bereit«, wies Ian ihn dann an. »Wenn etwas da drin schief geht, beseitigst du den Kerl.« 
Sams Herz, setzte zwei Schläge aus. »Was? Du sagtest, du brauchst einen Späher«, zischte er erstickt. 
»Ich sagte, ich brauche Rückendeckung für ein Team. Wenn da drin geschossen wird, und der Andere tritt zuerst aus dem Gebäude, dann machst du hinter ihm sauber!« 
»Scheiße, Ian, das war nicht der Deal!« 
»Doch, war es. Entspann dich und erledige deinen Job.« 
»Das ist nicht mein verdammter Job.« 
»Bist du bewaffnet?« 
»Ich … Ja.« 
»Dann wusstest du auch, was dein Job ist.«
Weißt du wie viel Jaden Quinn tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Vieles und doch wenig. Quinn zum Beispiel ist wie Blake ein sehr aufmerksamer, verantwortungsbewusster Mensch, der alles tut, um seine Familie zu schützen. Allerdings schläft Quinn nicht mit einer Schusswaffe unter dem Kopfkissen. 
Jaden ist wie Sam sehr beharrlich und tut sich schwer mit Small Talk. Aber sie hat zum Glück nie Erfahrung mit einem illegalen Labor machen müssen.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorinnen beschreiben?
Meine Autorinnen verstecken sich hinter einem Pseudonym, weil sie es blöd fanden, wenn zwei Autorennamen auf dem Cover stehen. 
Quinn ist die ältere der beiden und funktioniert am besten unter Stress. Vermutlich bürdet sie sich daher immer mehr auf, als sie eigentlich bewältigen kann. Sie ist übrigens ein absoluter Koffeinjunkie und ist ohne Kaffee nicht handlungsfähig. 
Sie hat bereits 1982 (jep, sie ist tatsächlich schon so alt) angefangen, Fanfiktion zu schreiben. Da sie ein begeisterter John-Sinclair-Fan war, so einen Roman aber innerhalb von zwei, drei Stunden inhaliert hatte, hat sie damals zusammen mit einem Klassenkameraden eigene John Sinclair Geschichten geschrieben. 
Quinn ist es auch, die sich um das Marketing kümmert, denn Jaden hasst es, über sich selbst zu sprechen. Das gilt auch für ihre Werke. Das ist natürlich kontraproduktiv, wenn Autorinnen ihre Bücher vermarkten wollen. So hält sich Jaden im Hintergrund, während Quinn die Rampensau spielt (Nicht sehr erfolgreich, wie mir scheint, denn noch immer kennen viel zu wenige den Namen meiner Autorinnen) 
Was aber nichts daran ändert, dass sich meine Autorinnen auf eine Art ergänzen, wie ich sie noch nie gehört habe. Was die eine denkt, schreibt die andere im selben Moment. Sie haben mich und meine Geschwister ja im Chat geschrieben. Dabei planten sie die einzelnen Kapitel nur grob. Eine detaillierte Planung oder Abspreche war nicht nötig, weil sich beide auf eine so unglaubliche Art ergänzen. Genau diese Vorgehensweise führte häufig zu unerwarteten Wendungen und wunderbar lebendigen Dialogen, denn sie wussten nie genau, wie die Charaktere reagieren würde.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Ich hatte sogar eine Menge Mitspracherecht. Der erste Titel war nicht ganz passend, darum habe ich mich so lange beschwert, bis die Autorinnen mich erhörten. Allerdings musste ich lange betteln. Erst ganz am Ende, als die letzten Worte bereits geschrieben waren, konnte ich mir Gehör verschaffen. Da es in dem Buch vorwiegend um Sam geht, stand der Haupttitel schnell fest. Und da Sam sich in diesem Band mit seinen Dämonen beschäftigen muss, die ihn seit dem Labor nie wirklich losgelassen haben, ist der Titel sehr treffend.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich denke, da ähnle ich stark den Menschen. Ein neues Cover ist immer toll, ob es ein Kleidungsstück für die Ewigkeit wird, entscheidet sich erst nach ein paar Monaten, wenn man sich dabei erwischt, dass man es wieder und wieder gern an sich hat.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
"Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet sein kleiner Bruder einmal die zweite Rolle in seinen Albträumen spielen würde." 

"Ich habe weniger Angst vor der Nacht, als darüber mit Jemandem darüber zu sprechen."

»Meinst du, ich wüsste nicht, wie es sich anfühlt, ein Fremder in dieser Welt zu sein. Es ist wie bei einem Gruselkabinett auf dem Jahrmarkt. Es steht inmitten von lachenden Menschen, die von einem Zuckerwattestand zum nächsten rennen. Doch in seinem Inneren gehen die Toten um.«
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.

Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.

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