
Endlich erreichte ich nach einer kurzen, letzten Etappe mein
Ziel. Eine kleine Pension, etwas abgelegen vom Rande des Skigebietes am
Whitefish Mountain Resort. Genau das, was ich mir für ein paar Wochen Auszeit
vorgestellt hatte, um mir darüber klar zu werden, was ich in Zukunft beruflich
machen wollte. Denn obwohl die Versicherung des Veranstalters und meine eigenen
gut zahlten, kam nur herumgammeln nicht für mich infrage.
Durch die kahlen, leicht von Schnee bedeckten Tannen sah ich
den Gipfel eines Berges. Der hob sich mit seiner verschneiten Spitze wie auf
einer kitschigen Postkarte von dem strahlend blauen, wolkenlosen Himmel ab. Was
für ein Kontrast zu dem hektischen Gewusel der City von Lincoln.
Zugegeben, es war arschkalt. Doch der aus dem Schornstein
aufsteigende Rauch erinnerte mich an das Foto des Kamins in einem urgemütlichen
Aufenthaltsraum. Hoffentlich waren die anderen Gäste, die es hier mit
Sicherheit gab, nicht von der überlauten, unangenehmen Sorte. Vielleicht hatte
ich Glück und sie würden die meiste Zeit auf den Skipisten verbringen und nach
ihrer Ankunft spätabends nur noch müde in die Betten fallen.
Träum weiter, Nash, rief ich mich zur Vernunft. Im besten
Fall ließen sie mich einfach in Ruhe, mehr wollte ich ja gar nicht.
Auf einer Leiter, die an das urige Gebäude gelehnt war,
stand ein Typ mit einer Pudelmütze in den Farben des Regenbogens, um den Hals
trug er einen passenden Schal. Dazu eine eng anliegende, schwarze Jeans, die
seinen knackigen Hintern unter dem Bund der gleichfarbigen Jacke erahnen ließ.
Also, nicht nur die Aussicht auf die Berge war hier lohnenswert und ich war
gespannt auf den Anblick seiner Vorderseite.
Amüsiert schmunzelte ich bei dem Gedanken vor mich hin.
Dabei wunderte ich mich selbst über meine Reaktion. Seit meinem Aufbruch aus
Lincoln hatte ich zum Lächeln irgendwie keinen Grund gesehen.
Der Mann befestigte eine Tannengirlande, an der rote
Schleifen, goldene Glocken sowie rot-weiß geringelte Zuckerstangen befestigt
waren. Genau am Übergang des gemauerten unteren Teil des Hauses zu den beiden
mit Holz verkleideten Obergeschossen hing diese und trennte damit optisch das
Gebäude. Mittig befand sich im oberen Teil der Pension eine Gaube mit einem
großen Panoramafenster. Wow, von dort aus musste die Aussicht wunderschön sein.
Ich war so versunken in meine Gedanken, dass ich den Typen,
der zuvor auf der Leiter herumkletterte, erst bemerkte, als er direkt vor mir
stand.
„Hey“, begrüßt er mich mit kurzem Winken und einem
freundlichen Lächeln. „Mr. Marshall vermute ich?“ Er reichte mir die Hand.
„Herzlich Willkommen in der Green Heaven Lodge.“
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