Montag, 16. Juni 2025

[Autoreninterview] S. D. Foik


Autoreninterview
S. D. Foik

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich bin Sebastian Damian (deswegen das D.) Foik, Jahrgang 1975, geboren in Polen, heute lebe ich mit meiner Frau und zwei Kindern im Ruhrgebiet. Ich unterrichte Geschichte, Wirtschaft und Politik an einer Gesamtschule und schreibe mit Leidenschaft Romane, in denen Realität und Fiktion aufeinandertreffen – sei es im historischen Gewand oder als Spionagethriller. Politik, Machtspiele und internationale Konflikte faszinieren mich – und in meinen Büchern will ich genau diese dunklen Winkel der Welt beleuchten.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Als Kind und Jugendlicher hatte ich oft Langeweile – und aus dieser Langeweile entstanden Welten. Ich dachte mir Fanfiction zu Star Wars aus, dann eine Geschichte über den Warschauer Aufstand, und später eine Art deutschen Indiana Jones, der quer durch die Nachkriegsrepublik reist. Schreiben wurde so zu meinem Mittel, mir selbst Abenteuer zu erschaffen. Mit der Zeit wurde daraus eine ernsthafte Leidenschaft, getragen von politischer Neugier und dem Wunsch, komplexe Zusammenhänge in spannende Geschichten zu verpacken. Das eigentliche Schreiben begann aber während meines Studiums, als ich mich intensiv mit internationaler Politik, Geheimdiensten und Revolutionen beschäftigte. Irgendwann kam der Moment, wo ich wusste: Diese Stoffe brauchen nicht nur Analyse, sondern auch literarische Stimme.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
„Ära des Verrats“ (2020) ist ein Spionagethriller über die Jagd auf Edward Snowden – erzählt aus der Perspektive einer CIA-Einheit sowie den Journalisten, die Snowden befragt haben.
„Die Freiheit in uns – Die ersten Tage des Maidan“ (2024) ist ein historischer Roman über die Maidan-Revolution in Kiew, packend und hautnah erzählt durch die Augen jungen Studenten, einem Fotograf und dem Zeitzeugen Rostyslav Bome, der die Hymne der Revolution geschrieben hat und den ich persönlich mehrere Male interviewen konnte.
Ganz frisch erschienen ist „Operation Redhead“ – ein Wirtschaftsspionage-Roman, in dem es um den Giftanschlag auf den Ex-KGB-Agenten Sergej Skripal geht, verknüpft mit einem fiktiven deutschen Finanzskandal. Der Roman verbindet reale Ereignisse mit einer düsteren, actionreichen Handlung – ein Thriller an der Schnittstelle von Politik, Geheimdienst und Wirtschaft.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, ich arbeite an einer Fortsetzung von „Operation Redhead“. Dieses Mal geht es noch tiefer in die Welt hybrider Kriegsführung, Desinformation und geopolitischer Intrigen. Es wird düsterer, persönlicher – und die Ereignisse sind näher an unserer Realität, als man vielleicht glauben mag.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich spiele Schlagzeug in einer Rockband, verbringe gern Zeit mit meiner Familie, lese – und produziere gemeinsam mit meiner Schwester den Podcast „Buch und Bühne“, in dem wir über Literatur, Kunst und Gesellschaft sprechen. Und wenn ich es schaffe, genieße ich gern einen ruhigen Abend mit Whisky und einem guten Buch.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Definitiv. Umberto Eco fasziniert mich mit seiner Gelehrsamkeit, Mick Herron mit seinem bitterbösen Humor, und James Ellroy mit seiner schonungslosen Sprache. Alle drei sind auf ihre Weise Meister darin, Macht und Moral zu sezieren – und sie inspirieren mich immer wieder aufs Neue.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich schreibe meistens auf unserem Dachboden, mit Blick auf den Garten – umgeben von Büchern, Notizheften und Ideenfragmenten. Aber besonders gerne schreibe ich draußen: auf einer Terrasse mit Blick auf den Sorpesee (wenn wir im Winter oder Sommer da sind) oder auf einen Palmengarten auf Lanzarote (wo wir dieses Jahr im Sommer hinfahren). Dann mit einem Glas Whisky und einer Zigarre – das ist meine Art, die Welt zu ordnen.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Unter der Woche bin ich Lehrer – mein Vormittag gehört der Schule, der Nachmittag meist meiner Familie. Abends, wenn es ruhiger wird, beginnt die kreative Zeit: dann schreibe ich, recherchiere oder tauche in neue Stoffe ein. Manchmal bis tief in die Nacht.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich liebe es, politische Thriller, Spionageromane und historische Literatur zu lesen – gerne mit einem gewissen Tiefgang. Und genau das schreibe ich auch. Mich interessieren dabei vor allem die Brüche, die Zweifel, die moralischen Grauzonen meiner Figuren.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Ein Zitat, das mich immer begleitet, ist:
„Wer aus der Geschichte nichts lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen.“ – das stammt von George Santayana, einem spanisch-amerikanischen Philosophen.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Die Ukraine berührt mich sehr – ihre Geschichte, ihre Kraft, ihre Menschen. Aber mein Herzensort ist Lanzarote: die karge Landschaft, das Licht, das Klima – es gibt kaum einen besseren Ort, um zu schreiben, zu lesen oder einfach nur nachzudenken.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ich hoffe doch! Kritik tut manchmal weh, aber sie ist wertvoll. Wenn sie konstruktiv ist, nehme ich sie sehr ernst – denn sie hilft mir, besser zu werden. Am meisten lerne ich, wenn jemand ehrlich sagt, was nicht funktioniert.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Die Entscheidung für Selfpublishing war für mich eine bewusste Wahl, die vor allem mit Freiheit und Kontrolle zu tun hatte. Als unabhängiger Autor habe ich die Möglichkeit, jede kreative und organisatorische Entscheidung selbst zu treffen – vom Inhalt über das Coverdesign bis hin zum Marketing. Diese Autonomie ist mir wichtig, da ich meine Geschichten genau so erzählen möchte, wie ich sie sehe, ohne Kompromisse eingehen zu müssen, die möglicherweise durch Verlagserwartungen entstehen könnten.Ein weiterer Grund war die Schnelligkeit und Flexibilität des Veröffentlichungsprozesses. Während traditionelle Verlage oft lange Vorlaufzeiten haben, konnte ich meine Bücher im Selfpublishing relativ zügig herausbringen und zeitnah auf aktuelle gesellschaftliche und politische Themen eingehen. Gerade bei einem Spionagethriller wie „Ära des Verrats“, der von realen Ereignissen inspiriert ist, war es entscheidend, die Aktualität zu bewahren. Außerdem ermöglicht Selfpublishing eine direkte Verbindung zu meinen Leserinnen und Lesern. Ich kann auf ihr Feedback eingehen, meine Marketingstrategie anpassen und einen authentischen Dialog mit meiner Community führen. Das schafft eine Nähe, die mir persönlich sehr wichtig ist. Natürlich bringt Selfpublishing auch Herausforderungen mit sich, wie die Verantwortung für Vertrieb und Werbung, aber genau diese Herausforderung hat mich gereizt. Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der mir nicht nur als Autor, sondern auch als Unternehmer geholfen hat, zu wachsen.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Lest nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch, um die Welt zu verstehen. Hinter jedem Roman stecken Fragen, Widersprüche, Wahrheiten. Ich danke euch, dass ihr euch darauf einlasst – und hoffe, ihr lest weiter mit wachem Verstand und offenem Herzen.

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