
Schweißperlen sammelten sich an Alexanders Schläfen, doch
egal, wie sehr er sich anstrengte, er konnte das Gefühl, das ihn überkam,
sobald Luna seinen Schleier für ihn vertrieb, nicht heraufbeschwören.
„Nochmal“, sagte er.
„Ich denke, es reicht für heute.“
„Einmal noch. Bitte.“
Sie seufzte, lehnte sich aber dennoch nach vorn und berührte
ihn an den Schläfen. Alexander schloss die Augen. Nicht nur, um sich besser zu
konzentrieren, sondern auch, um in ihren blutroten Iriden nicht zu ertrinken.
Sofort durchströmte ihn eine wohltuende Wärme, deren Zentrum sich ganz nah an
seinem Herzen befand.
„Versuch den Schleier unten zu halten.“ Lunas Hände lösten
sich von seiner Haut und einen Augenblick später war dieses wärmende Gefühl,
das ihn bis in die Fingerspitzen erfüllt hatte, verblasst.
Alexander stieß genervt die Luft aus. „Ich werde das nie
hinbekommen.“
„Doch natürlich. Unbewusste Zauber sind wie ein Reflex. Es
ist schwer, sie zu unterdrücken.“ Luna lächelte ihn tröstlich an. „Dein
Schleier ist stark.“
„Hm“, grummelte Alexander.
„Ganz bestimmt. Du wirst sehen.“ Zögerlich griff sie nach
seiner Hand. „Deine Magie ist wunderschön.“
Alexanders Mundwinkel wanderten nach oben. „Du meinst, so
wie ich?“
Luna gluckste. „Idiot.“ Sie spielte verlegen mit seinen
Fingern. Ihre waren im Vergleich zu seinen geradezu winzig.
„Ich würde dich auch gerne mal spüren.“ Die Worte hatten
kaum Alexanders Lippen verlassen, wurde ihm die doppelte Bedeutung bewusst.
„Deine Magie, meine ich!“
Luna strich mit ihren spitzen Nägeln über die Schwielen an
seiner Hand, fast so, als hätte sie gar nicht mitbekommen, was er gerade von
sich gegeben hatte. Ob sie an diesen Offizier dachte? Ob sie ihn gespürt hatte? Alexander runzelte die
Stirn.
„Sag Luna, wenn mein Schleier so stark ist, warum kannst du
ihn dann so einfach durchdringen? Du sagtest doch, Luminari besitzen nicht so
viel Magie.“
Erschrocken ließ Luna seine Hand los und zupfte sich eine
Strähne aus dem Gesicht. „Ich bin eine Ausnahme.“
„Inwiefern?“
„Ich verfüge tatsächlich über viel Magie. Aber anders, als
du sie neulich beschrieben hast.“
„Dass du keine Feuerbälle verschießt, habe ich schon
mitbekommen.“
Sie lachte. „Sie unterstützt mich. Bei allem was ich tue.“
„Bei allem?“
Luna lehnte sich ein Stück vor und strich ihm eine
Schweißperle von der Stirn. „Sie wärmt mich, oder verschafft mir kühlende
Linderung. Wenn ich laufe, beflügelt sie jeden meiner Schritte. Sie schärft
meine Sinne, körperlich, als auch geistig, und wenn ich springe, dann glaube
ich manchmal zu fliegen.“
In Lunas Stimme lag sowohl Sehnsucht, als auch Verzweiflung.
„Warum klingst du nicht begeistert?“, fragte er gerade
heraus.
„Ich wäre lieber, wie alle anderen.“
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