Sonntag, 10. November 2024

[Schnipseltime] Fremd im neuen Land von Diana Lapescara


 

Voller Euphorie hielt Leonardo am Haus der Familie Muzzo an und sprang mit einem Satz vom Motorroller, um im nächsten Moment Sturm zu klingeln, dabei wischte er sich trotz des Fahrtwindes den Schweiß von der Stirn.

Warum dauert das so lange? Sonst ist sie doch auch viel schneller an der Tür, dachte er. Seine Euphorie blieb jedoch. Der Kloß, den er im Hals verspürte, ließ ihn sich räuspern. So aufgeregt wie dieses Mal war er lange nicht mehr vor einem Treffen gewesen.

Endlich wurde im oberen Stockwerk ein Fenster geöffnet und Giulia schaute heraus. Sie schien nur leicht bekleidet, und sie hatte eine Bluse oder ein Kleid übergeworfen, das sie verkehrt herum trug.

Etwas irritiert schaute er drein. So kannte er sie überhaupt nicht. Sonst war sie eher penibel mit ihren Klamotten.

»Ach, du bist es. Was machst du hier?«, rief sie. Es klang ziemlich schroff.

»Hey Amore, empfängt man so seinen Freund? Mach auf. Ich muss dir was sagen«, antwortete er.

»Das kannst du mir auch von da unten sagen.«

»Müssen es alle Leute wissen? Stell dich nicht so an. Ich habe eine Überraschung für dich.«

»Die ist dir auch tatsächlich gelungen. Ich bin noch im Bett. Mir geht es nicht so gut«, sagte sie.

»Ich wollte dich abholen und habe etwas Besonderes für dich. Willst du nicht wissen, was es ist?«

»Ja, schon, aber …« Sie räusperte sich und hustete. »Ich habe Fieber. Kann wirklich nicht. Geh nach Hause. Wir sehen uns nächste Woche. Da geht es mir besser. Das ist immer so.« Mit diesen Worten schloss sie das Fenster und Leonardo stand wie ein Serenaden-Sänger auf der Straße, ließ den Kopf hängen, als habe er soeben einen Eimer Schmutzwasser über den Kopf bekommen.

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