Dienstag, 16. Juli 2024

[Autoreninterview] Hendrik Frerking


Autoreninterview
Hendrik Frerking

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Sehr gerne. Ich heiße Hendrik Frerking und betrachte mich selbst als multikreativ interessierten Geschichtenerzähler. Derzeit habe ich 33 Sommer erlebt und bin zuversichtlich, dass darauf noch mindestens genauso viele Winter folgen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das ist eine sehr ironische Geschichte. Ich hatte dank langweiliger Aufgaben im Deutschunterricht nie wirklich Lust auf das Schreiben. Ich hatte aber Geschichten im Kopf, nur dachte ich, es wäre langweilig, sie aufzuschreiben, da ich die Geschichte ja schon kenne (wie falsch ich gelegen habe). Im Abitur hatte ich tatsächlich eine kreative Schreibaufgabe in Deutsch. Es ging um Goethes Werther. Es sollte eine Szene weitergeschrieben werden. Ich hatte mir für meine Prüfung in Deutsch keine gute Note ausgemalt. Als ich dann 14 Punkte bekam, dachte ich, dass es dafür einen Grund geben muss und mir das Schreiben von Geschichten vielleicht liegt. Ich probierte es aus und eine völlig neue Welt eröffnete sich mir 😊
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Erschienen sind Omikron Band 1 -5, Superior und Krachende Kufen – Die Ersten werden die Letzten sein. Erhältlich ist derzeit aber nur Krachende Kufen, die anderen Bücher werde ich beizeiten im Selfpublishing neu auflegen. Omikron und Superior sind Sci-Fi-Geschichten, die maßgeblich von meinen Lieblingsserien aus meiner Teenagerzeit inspiriert wurden: Stargate und Battlestar Galactica. Da ich beim Schreiben irgendwann feststellte, dass ich nicht ernst bleiben kann, wurde Krachende Kufen dann eine Fantasy-Komödie. Mein Stil wurde entscheidend von meinem Lieblingsautor Sir Terry Pratchett geprägt.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, einerseits überarbeite ich Band 2 und 3 von Krachende Kufen, andererseits arbeite ich an einer Geisterjägergeschichte, die ebenfalls in UmfangReich (der Welt von Krachende Kufen) spielt.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Kreativ tätig sein. Das geht vom Schreiben, übers Komponieren, übers Kartenspieleerfinden, übers Zeichnen bis hin zum Programmieren eines eigenen Videospiels. Es macht mir Spaß, immer neue Wege zu erkunden, meine Kreativität zu leben.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Eindeutig Sir Terry Pratchett. Einige seiner Bücher habe ich mehrfach gelesen. Ich mag die Art und Weise, wie er mit Sprache spielt.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Haha, gerne :D Hier einmal das unaufgehübschte Chaos:


Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ein normaler Arbeitstag beginnt im Sommer bei mir ab 5:00 im Winter schon um 4:00. Nach meiner Morgenroutine investiere ich 1 -2 Stunden in ein kreatives Projekt – meist das Schreiben. Anschließend wechsel ich zu meinem Brotberuf als Softwareentwickler und schreibe von 6:00 – 14:30 Programmiercode. Aufgrund des Jobs ist das Schreiben vorher essentiell, denn nach der Arbeit raucht mir meist zu sehr der Kopf, um noch weiter am PC zu sitzen und zu schreiben. Danach habe ich ausgiebig Zeit für meine Hobbies. Dreimal in der Woche bedeutet das einen Gang ins Fitnessstudio, um einen Ausgleich und eine Unterbrechung zum Bürojob zu haben. Und dann stehen je nach Tag unterschiedliche Dinge an: Improvisationstheater spielen, Gaming- oder Spieleabend mit Freunden, persönliche Weiterbildung oder tatsächlich noch eine kreative Einheit. Manchmal bin ich aber auch einfach nur faul, mache mir irgendeine Art von Eis und schaue Serien oder spiele ein Videospiel. Im Idealfall komme ich zwischen 21:00 und 21:30 ins Bett, um noch eine halbe Stunde vor dem Schlafen zu meditieren, bevor das Spiel wieder von vorne beginnt.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Beim Lesen sind es derzeit vor allem Sachbücher, die etwas mit Persönlichkeitsbildung oder Psychologie zu tun haben. Beim Schreiben fühle ich mich am wohlsten im Sci-Fi und Fantasybereich – natürlich mit einer ordentlichen Portion Humor.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Fürs Leben mag ich den hier, obwohl es mir oft schwer fällt:
„Our doubts are traitors and make us lose the good we oft might win by fearing to attempt.”
~ William Shakespeare
Und für meine Arbeit trifft es wohl dieser Absatz am besten:
„Lichtbringer“, begrüßte ihn der Hexenmeister und breitete die Arme aus. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis du deinen Weg in meine Gemächer finden würdest. Eigentlich hatte ich dich erst zur letzten Sekunde erwartet. Du weißt, dass diese magische Zeit deine Chancen auf einen Sieg, statistisch gesehen, beinahe verdoppelt hätte?“
~ Das Erbe des Lichtbringers - unveröffentlicht
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Das ist definitiv Japan 😊 Mit Japan verbinde ich sehr viele kraftvolle und positive Erinnerungen. In einer Zeit, in der ich mit Depressionen zu kämpfen hatte, beschloss ich, meine Angst vor dem Unbekannten damit zu bekämpfen, indem ich mir das beängstigendste vornahm, was ich damit in Verbindung brachte: ganz alleine in ein anderes Land zu reisen um dort für ein halbes Jahr zu leben. Die Wahl fiel auf Japan, da ich an der Uni ein wenig japanisch lernte und das Land allgemein faszinierend finde (und weil ich Anime mag). Ich habe in Japan das erste Mal erlebt, was Freiheit und Selbstverantwortung bedeutet. Ich schaue auf das halbe Jahr als die beste Zeit meines Lebens zurück. Das war großartig!
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ich würde jetzt gerne ‚ja‘ sagen. Die ehrliche Antwort ist: kommt auf die Kritik an, von wem sie kommt und wie sie formuliert ist. Im Allgemeinen möchte ich die Kritik als erstes verstehen und nachvollziehen, da Kritik eine gute Möglichkeit zum Lernen ist. Dann kann ich mein nächstes Buch noch besser schreiben. Manchmal verunsichert mich Kritik aber auch extrem. Gerade wenn es sich bei der Kritik um sehr subjektive Meinungen handelt. Meine aktuelle Herausforderung ist es, dann bei mir zu bleiben und mir zu sagen „Diese Person muss nicht mögen, was und wie ich schreibe. Sie gehört dann nicht zu meiner Zielgruppe, denn andere finden das, was diese Person kritisiert, besonders toll.“ Mir wurde zum Beispiel geraten, einen längeren Absatz in Krachende Kufen zu streichen, weil er nichts direkt mit der Handlung zu tun hat. Für mich war klar, der Absatz bleibt genauso in dem Buch, da mein Cousin lachend vom Stuhl gefallen ist, als ich ihm vor sechs Jahren diese Szene vorlas – und ich habe erst einmal zuvor in meinem Leben jemanden lachend vom Stuhl fallen sehen.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen, weil der „Bewerbungsprozess“ mühselig und frustrierend ist. 3 Monate Minimum Wartezeit. Und am Ende gibt es meist noch nicht einmal einen Einzeiler als Rückmeldung. Die negativste Erfahrung hatte ich mit einer Literaturagentur: Da bekam ich einmal eine sehr pampige und in meinen Augen unprofessionelle Antwort, weil ich nach 3 Monaten gewagt hatte, vorsichtig zu fragen, wie der Status ist. Mit solchen Menschen möchte ich nicht zusammenarbeiten.
Zudem habe ich schon gehört, dass mir ein Verlag nicht die Arbeit abnimmt, auf die ich keine Lust habe: Nämlich das Marketing. Ich will schreiben und nicht den Instagram Algorithmus knacken.
D.h. der einzige Vorteil eines Verlags wäre aus meiner Sicht, dass ich Lektorat, Korrektorat und Cover bezahlt bekomme. Und ganz ehrlich, ich bin überzeugt von meinen Fertigkeiten als Schriftsteller und mir nicht zu schade, die Kosten dafür selbst zu investieren. Ich möchte am Ende meines Lebens sagen können: „Ich habe alle gegeben, um meinen Traum zu leben.“
Außerdem konnte ich mir auf diese Weise den Illustrator für mein Cover sowie das Motiv selbst aussuchen. Und ich bin so begeistert von Duy Phans Arbeit!
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ja. Ich möchte mich bedanken, dass ihr euch die Zeit nehmt, dieses Interview zu lesen und euch für einen Einblick in die Welt von UmfangReich und „Krachende Kufen“ interessiert. Und wenn ihr Fans von Pratchetts Scheibenwelt kennt, habt ihr jetzt ein passendes Geburtstagsgeschenk (Schleichwerbung aus).

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