Donnerstag, 27. Juni 2024

[Reiheninterview] Legenden aus der Zeit vor der Zeit von Martin Haak

  

Reiheninterview

Heute treffe ich mich mit Honeymaw, Victoria, Carolon, „Grinser“ und ihren Autor Martin Haak, um mit ihnen über die Reihe „Legenden aus der Zeit vor der Zeit“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt, um mit mir über die Reihe zu reden.

Honeymaw: „Ja, es ist mir eine Freude. Aber ehrlich gesagt bin ich schon etwas aufgeregt.“
Victoria: „Nun, was wollt ihr wissen?“
Carolon: „Wohlan denn, der Tag ist kurz!“
Grinser: „…“
Könnt ihr uns die Serie, bestehend aus den aktuellen Teilen „Legenden aus der Zeit vor der Zeit 1 - Honeymaw“, „Legenden aus der Zeit vor der Zeit 2 – Die letzte Nacht“ und „Legenden aus der Zeit vor der Zeit 3 – Brennender Himmel, brennendes Eis“ mit wenigen Worten vorstellen?
Honeymaw: „Die Serie erzählt unsere Geschichten, wie wir zu dem wurden, was wir sind, von unsere Hoffnungen und Träume und wie wir in die ganze Sache hineingerieten.“
Victoria: „Ja, es ist schon bedrückend, wie es zu all dem kam. Ich kann es mir immer noch nicht erklären.“
Carolon: „Hm ja. Es kam eben, wie es kam. Es ist müßig, sich über die Beweggründe der Wilden den Kopf zu zerbrechen.“
Grinser: Wirft dem Hochkönig einen finsteren blick zu.
Victoria: „Vater, das gesamte Reich steht in Flammen! Natürlich müssen wir uns diese Fragen stellen, auch wenn es vordringlich ist, sich mit den Belangen des Augenblicks zu beschäftigen.“
Ihr als Charaktere wachst mit euren Aufgaben, entwickelt euch weiter, besteht so manche Situation. Was glaubt ihr? Fällt es dem Autor leichter euch durch einfache, lustige oder durch schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Honeymaw: verfällt in Schweigen
Victoria: Nimmt Honeymaw in den Arm.
Carolon: betrachtet die Szene mit Missgunst, nickt aber dann. „Die Antwort auf eure Frage ist definitiv „schwierige und düstere Zeiten“. Aber: Nur an der Unbill kann man Wachsen.“
Grinser: „…an der Unbill…wenn ich das schon höre. Blumige Worte für das Leid und Elend, das Euresgleichen über die Welt bringt. Was wisst ihr schon davon? Ihr Adelspack lebt in Saus und Braus, aber quatscht von schweren Zeiten. Was kommt als nächstes? Den Gürtel enger Schnallen? Ehrenvoll fürs Königreich streiten und ein Opfer auf dem Altar der Sicherheit bringen?
Carolon: fährt zu Grinser herum, seinen Greifvoglaugen leuchten wie geschmolzenes Gold aus der Schwärze seines harten Gesichtes. „Wenn wir uns nicht in diesem Hier befinde würden, würde ich dir deine vorlaute Zunge aus dem närrischen Maul reißen, elende Ratte!“
Habt ihr Lieblingsstellen in der Reihe, die ihr uns gerne vorstellen würdest?
Uff, ja, die habe ich, aber jede einzelne würde zu viel Spoilern.
Ok, eine Stelle aus Band 3, die aber echt eine Menge Einblick auf die Entwicklungen gewährt (ggf. mit Spoiler-Schleier versehen?):
„Victoria! Wach auf!“
Victoria rang nach Atem und fuhr keuchend aus dem Bett. Dabei riss sie Zoe mit, die sich an ihrer Seite befand. Victoria zitterte am ganzen Leib. Ein Gefühl der Verzweiflung durchströmte sie.
„Vater hatte recht gehabt. Er hatte es schon immer gewusst. Und nun ist er tot“, stammelte sie, noch ganz ergriffen vom bösen Traum. „Das ganze Königreich wird bald in Flammen stehen. Und alles nur, weil ich unfähig und schwach bin. Ich habe stets versagt und werde immer versagen!“
+
Zoe lauschte diesen Worten mit Entsetzen. Was sagte Victoria da? Zoe war aus einem seichten Schlummer geschreckt, weil ihre Freundin im Schlaf geschrien hatte. Sie stand selbst noch neben sich, während die Worte der Prinzessin vom Untergang der Welt kündeten. Sie spürte plötzlich die Angst und die Selbstzweifel, die die Greifin beherrschten, so, als wären es ihre eigenen. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen und ließen ihren Blick verschwimmen. Zugleich setzte ein Schluchzen in ihrer Kehle ein, es baute sich in ihrer Brust ein gewaltiger Druck auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Ein Brennen erfüllte ihren ganzen Körper. Es war wie ein Feuer, das man nur mit diesem inzwischen unerträglich gewordenen Schluchzen würde löschen können. Das war einfach alles zu viel für sie.
Plötzlich hatte Zoe eine Vision, die in Bruchteilen eines Augenblickes durch ihren Geist blitzte: Wenn sie dieses Brennen in ihrer Brust jetzt entweichen ließe, dann müsse das Reich untergehen. Nicht das politische Konstrukt, sondern die Millionen Leben darin.
Victoria, die sich an sie klammerte wie ein Kind im Dunkeln an seine Stoffpuppe, würde allen Mut verlieren und verzagen. Und mit ihr all die Soldaten vor ihrem Zelt, die in dieser dunklen Zeit auf Führung hofften, nein, geradezu danach verlangten. Die Hunde schöpften ihren Mut aus der Kraft ihrer Herren. Sie würden durch den Tod des Königs bei dem Massaker, das stattgefunden hatte, im Kern erschüttert werden. Wenn sie morgen auf dem Schlachtfeld ankämen, wäre nur noch wenig vonnöten, um sie gänzlich zu entmutigen. Es hieß, ein Krieger, der einmal wahrhaftig seinen Mut verlor, fand ihn oft nicht wieder. Wenn die Prinzessin an ihrer Aufgabe zerbräche und sich nicht mehr sammelte, würde es keine Kraft mehr geben, die sich dem Schrecken entgegenstellen könnte. Es würde wie eine dunkle Flut über sie hereinbrechen und alles verschlingen.
Jeder, den sie kannte, würde sterben oder sogar Schlimmeres erleiden. Viel Schlimmeres. Sie dachte an das arme Bärenmädchen, das nur einige Dutzend Meter entfernt auf einer Bahre im Spitalzelt lag. Eine atmende zerbrochene Hülle, zerstört in Leib und Seele. Ihr grausames Schicksal würde das Schicksal aller fühlender Wesen werden. Von hier bis an die gefrorenen Küsten jenseits der Grenzen des Reiches.
Wenn sie jetzt schluchzte. Wenn sie nur eine Träne vergösse.
So stand die kleine Häsin voller Furcht und mit pochendem Herzen im flackernden Schein einer einzigen kleinen Kerze und hielt in ihren zierlichen Armen den letzten Greifen dieser Welt.
Prinzessin Victoria die Erste, die letzte Donnerschwinge, Kronregentin und zukünftige Königin des mächtigsten Reiches dieses Zeitalters.
Mit einer Willensanstrengung, die ihrem Volk niemand zugetraut hätte, unterdrückte Zoe ihre Angst und das auf sie einbrandende Gefühl der Verzweiflung. Sie griff Victoria fester, sodass die Greifin das Zittern ihrer Freundin nicht bemerken konnte. Dann atmete sie langsam und tief ein und nahm somit eine innere Haltung ein, die in dieser Nacht jede Seele im Reich und in den Ländern jenseits seiner Grenzen retten würde.
Jedoch würde niemand je davon erfahren.
Jetzt eine Frage direkt an den Autor: Wie viel echter Martin steckt in den Büchern oder dem einen oder anderen Charakter?
Hm, es steckt in jedem Charakter zumindest ein kleiner Teil, zuweilen aber sehr entfremdend oder stark überzeichnet. Ein Wenig Jorl, ein Wenig Borsk, ein Hauch von Carolon. Aber ich selbst kann das schwer beurteilen. Es gibt eine Anzahl Charaktere und alle sind von mir erdacht worden.
Wie würdet ihr als Protagonisten den Autor beschreiben?
Honeymaw: „Er scheint ganz nett zu sein…“
Grinser: „ „Nett“? War das nicht die kleine Schwester von Sch…“
Victroia: Laut, um das letzte Wort der Ratte zu übertönen: „Ja. Ganz nett.“
Wisst ihr, als Hauptcharaktere, wann die Idee stand eine Reihe zu schreiben? Stand es von vornherein fest, dass es ein Mehrteiler wird, oder haben deine Protagonisten ein Eigenleben entwickelt?
Honeymaw: Die Serie war als Dreiteiler geplant, aber Martin hatte früh gemerkt, dass er sich zu viel Geschichte ausgedacht hatte, um dass alles auf so wenigen Seiten festzuhalten. Er schätzte, dass es um die 3.500 Seiten werden müssten, daher wird die Geschichte auf 8 Büchern verteilt (1 bis 5 und 6 bis 8, es gibt einen kleinen Zeitsprung zwischen den zwei Zyklen, in denen sich die Ereignisse aus den Ersten fünf Bänden verfestigen). Und ich sollte ursprünglich ein Nebencharakter sein, hab es aber zur Protagonistin geschafft. Manchmal würde ich mir weniger Aufmerksamkeit wünschen, bei was man alles beobachtet wird. Ach, eigne der wirklich peinlichen Stellen könnte man doch nachträglich wieder Löschen, oder etwa nicht? Und was bedeutet überhaupt „Eigenleben“? Wir sind doch keine Flügelunholde unter dem Bann der roten Königin.
Wann kamen die Titel? Standen die im Vorfeld schon fest, oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Der Titel kam mir recht früh, weil sich hierin das Ende der Geschichte verbirgt. Leider würde zuviel Information alles Spoilern.
Wer ist denn der Coverdesigner?
Das Logo habe ich selbst gezeichnet, das Layout hat eine Freundin erstellt.
Seid ihr mit den Covern zu 100% zufrieden, oder würdet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Ich denke immer wieder darüber nach, ob ich nicht im Stile der meisten Fantasy Romane nicht ein Bild einer Szene aus dem Buch als Cover nehmen sollte. Aber das stilisierte Symbol der drei miteinander um Dominanz ringenden Kulturen ist einprägsam.
Zum Abschluss würden mich noch eure Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
Honeymaw: „Ein altes Gedicht über Manesan, der ersten Tochter des Mondes:
Sie stieg in den Abgrund
Schwarz war der Wind
Sein Atem ach so schwach
Sie fand ihn in der Finsternis
Vom Tod umschlungen
Doch in ihr war der Atem des Lebens
Im Licht des Mondes
Wuchsen ihre Schwingen
Erste Tochter der großen Mutter
Der Feind erzitterte
Vor ihrem Strahlen
Alle Dunkelheit muss weichen
Grinser: „Reden bringt Eisen, schweigen bringt Gold“.
Victoria: „Furcht ist der wahre Feind. Immer.“
Carolon: „Wir besitzen alles, was unter der Sonne existiert. Jeder ist uns zu Treue verpflichtet und schuldet uns Gehorsam!“
Danke für das Gespräch.

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