Buchvorstellung einmal anders
Nach dem Autoreninterview drückt mir Armin seinen Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch des Autors „Shakespear’s Eleven“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist er weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da kommt der Autor wieder in den Raum und setzt sich zu uns.
Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
A: Ich kann aber für nichts garantieren, die ganze Geschichte hat sowieso schon ein Eigenleben entwickelt. Außerdem gibt es noch ein Buch im Buch, ich hoffe das wird nicht zu kompliziert.Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Armin schaut das Buch an, das Buch schweigt, keiner weiß wer zuerst reden soll. Also wende ich mich erst mal an das Buch.Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit dem Autor zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autor genau so?B: Der Klappentext ist sowieso viel zu kurz, dort steht ja nicht mal, dass ich in zweierlei Zeitebenen geschrieben bin, der Großteil spielt in der Gegenwart aber man liest auch wie Julia, die Hauptfigur, während eines Interviews in der Zukunft auf in die Gegenwart zurückblickt…A: Das kann man nicht im Klappentext…B: Das ist aber wichtig, genauso wie die Philosophie…A: Ich sag, ja, die Geschichte hat ein Eigenleben…
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?B: Also der Herr Autor hält sich für lustig. Gut, es sind ein paar ordentliche Lacher dabei, die Cameo Auftritte, das mit dem weißen Hirsch und dem unfreiwilligen Beichtgespräch, aber dann killt er doch…A: Nicht Spoilern! Also ich finde ich hab die Balance zwischen unterhaltsam-lustig und nachdenklich-tiefgründig gut getroffen.B: Mörder!A: Ruhe!
Weißt du wie viel Armin tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?A: Ich denke an… du auch?B: Ja, da sind wir uns ausnahmsweise einig. Natürlich der Skandal…A: Siehst du wenigstens da sind wir uns einig.Es sind Fotos aufgetaucht, die Seamus bei einem keltischen – manche Leute sagen auch, bei einem heidnischen – Ritual zeigen. Da ist bisher noch nichts Verbotenes dran, alte Männer in Kutten, die sich bei Vollmond in einer Ruine treffen, keltische Symbole, Fackeln … Dumm ist nur, dass Seamus sich immer als bekennenden Katholiken, ja, ich möchte sogar sagen, als christlichen Hardliner gegeben hat und so natürlich einen Großteil seiner Wählerschaft und die katholische Kirche gegen sich aufbringt. Vor allem weil es sich bei dieser Gruppe wohl um einen Druidenzirkel …“Alle sahen Julia an. Sie hatte sich das Lachen nicht ganz verkneifen können und einen gedämpften Grunzlaut von sich gegeben. Alte Männer, die sich bei Vollmond mit weißen Kutten bekleidet in einer zerfallenen Kirche trafen; es fehlten nur noch ein Kupferkessel und eine goldene Sichel. Sie entschuldigte sich, sichtlich bemüht, nicht gleich wieder loszuprusten.„Also ein keltischer Zirkel“, fuhr John fort, der nun ebenfalls das geistige Bild vor Augen haben musste und sich selbst das Grinsen nicht ganz verkneifen konnte. „Und diese Vereinigungen lassen sich eher schwer mit den Grundsätzen der katholischen Kirche unter einen Hut bringen. Vor allem wenn sie ihre Rituale in der Ruine eines Klosters, also quasi auf geweihtem Boden ausführen. Doch der eigentliche Knackpunkt ist, dass auf einigen Bildern eine recht junge und recht spärlich bekleidete Frau zu sehen ist. Mit, wie soll ich sagen …?“„Mit Brüsten“, fiel George helfend ein. „Mit knackigen Brüsten, bemalt mit keltischen Symbolen in blutroter Farbe. Und etwas, das ein Pentagramm sein könnte und das …“ Nun gingen auch George die Worte aus.„Ein Pentagramm, das, wenn man von den bemalten Brüsten ausgeht, noch deutlich weiter südlich platziert war.“ John hatte den Faden wieder aufgenommen. „Danke, Angus.“ George nickte John zu.
Wie würdest du oder seine Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller den Autor beschreiben?B: Keine Ahnung, ich kenn den Typen kaum.A: Stimmt, wir sind uns eher zufällig begegnet. Trotzdem steckt natürlich auch etwas persönliches in der Geschichte, aber es sind meist Nebensächlichkeiten, die Figuren so wie der Schauplatz sind fiktional.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?B: Die Hauptfigur, Julia, hat er ja gut hinbekommen, aber dann tauchen da noch John, Paul, George und Rengo auf, die sind so chaotisch…A: Was für die Story wichtig istB: Dann der Antagonist. Tony. Und sein Gefolge. Total unsympatischA: AN-TA-GO-NIST!B: Und ständig Pink Floyd hier, Queen da…A: Hey!B: OK, Pink Floyd Rulz!
Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?A: Der Titel kam doch von dir?B: Ich dachte der kam von dir?A: Anscheinend hat auch der Titel ein Eigenleben.
Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.A: Auf dem Cover ist ein Glas mit Whiskey.B: Und ein Flachmann mit Whiskey. Also gibt es…A: … nichts hinzuzufügen.
Obwohl es selbst in Autorenkreisen nicht üblich ist, dass das Buch antwortet, bedanke ich mich bei dem Buch: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«A: Nicht das mit dem Erhobenen Mittelfinger!B: Nein, nicht das mit dem erhobenen MittelfingerBuch im Buch: natürlich das, welches den sonst?A&B: OK„Ein kleines Gedankenspiel: Stellen Sie sich vor, es gebe auf einem Wahlschein neben den ganzen Parteien zusätzlich ein Feld mit einem erhobenen Mittelfinger, das Sie ankreuzen können, um Ihren Unmut auszudrücken. Wie würde dies das Wahlergebnis verändern? Wie die Wahlbeteiligung?“Wieder einmal herrschte peinlich berührtes Schweigen in der Kapelle. Nur John versuchte mehr oder minder erfolglos, das Lächeln auf seinem Gesicht zu überspielen.John über Das Buch, Shakespeare´s Eleven
B: Danke, Claudia, dass ich endlich mal zu Wort kommen durfte.Dann wende ich mich dem Autor zu. »Danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir und das tolle Interview.«
A: Vielen Dank dass ich hier sein durfte
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