»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Prinzen
den Backofen schrubben sehe«, witzelte Sasha und verbeugte sich. »Euer
Durchlauchtigkeit.«
Botho hob drohend den Spülschwamm, ein
breites Grinsen entblößte weiße Zähne. »Idiot, und wenn schon, dann bitte
richtig.« Mit einer eleganten Geste schwenkte er zuerst den Arm und vollführte
eine tiefe Verbeugung. »So geht das.«
»Sehr hoheitsvoll, besonders mit dem
dreckigen Teil in der Hand.«
»Du mich auch!«
»Meri, Meri, Meridur, komm her, komm her,
ich brauch noch Schuhe.«
»Wer ist Meridur«, erkundigte sich Sasha.
»Enids neuer imaginärer Freund. Ich mach
mir Sorgen, sie hat keine echten Freunde in ihrem Alter. Kein Wunder, dass sie
jemanden erfindet.«
Ein klappendes Geräusch ertönte.
»Die Haustür«, rief Botho und stürmte los.
Sasha folgte fluchend und erstarrte im
Eingang.
In ihrem pinken Skianzug saß Enid auf der
Treppe und spielte mit einer Lichterkette, nein, eigentlich mit einem großen
Haufen Kabel mit LEDs, der neben ihr lag.
»Enni, was machst du denn hier draußen in
der Kälte?« Botho nahm seine kleine Tochter auf den Arm. Verwundert hob er
ihren Schuh an. »Seit wann kannst du denn eine Schleife binden?«
Mit verkniffenem Gesicht packte Sasha die
Weihnachtsbeleuchtung und ließ sie resigniert wieder sinken. »Ich hab Stunden
damit verbracht, das Zeug über die Tannen da vorn zu hängen. Das krieg ich nie
entwirrt.«
»Ich helfe dir nachher, erst einmal muss
meine Tochter ins Warme.« Fürsorglich trug Botho das Mädchen, das wie eine
Vierjährige aussah, in den Flur und schälte sie aus den Wintersachen.
»Bist du böse, Papa?«
Nach einem tiefen Atemzug antwortete er:
»Nein, Süße. Aber du darfst nicht allein nach draußen, das ist gefährlich. Wie
hast du überhaupt die Tür aufbekommen?«
»Meri war doch da«, sagte sie und
kicherte. »Papa kann dich nicht sehen.«
Sasha streichelte ihr über das Haar und
schlenderte in die Richtung, in die sie schaute. Die Nasenlöcher blähte er
dabei witternd auf. »Ist Meri noch hier?«, fragte er.
Enid lachte. »Onkel Sasha, er steht genau
vor dir.«
Vielen Dank für die tolle Möglichkeit, liebe Claudia.
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