Ich knipse das Licht an und sehe das
blutverschmierte Laken. Hektisch wandern meine Blicke über die schmalen,
schlangenförmigen Linien. Das Blut blendet mich. Es schimmert in grellem
Hellrot auf weißem Untergrund. Ein metallisch-süßlicher Geruch und eine
beunruhigende Stille liegen beklemmend im Raum. Mein Herz gerät aus dem Takt.
Der Puls rast und hämmert schmerzhaft gegen meine Schläfen. Kalter Schweiß
rinnt über meine überhitzte Stirn, während die Luft um mich herum immer
frostiger wird. Ich friere. Wie gelähmt liege ich mittendrin und kann mich
keinen Zentimeter bewegen. Mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Mittlerweile ist
es im Zimmer so eisig, dass ich meinen Atem sehe. Die Uhr zeigt zwei Uhr in der
Früh. Ich habe gerade mal anderthalb Stunden geschlafen.
Es ist Mittwoch, der 16. Juni.
Mittlerweile müsste es die zweite oder dritte
Nacht sein, in der ich so unvermittelt aufwache. Oder waren es doch mehr oder
weniger? Die Zeit rinnt mir neuerdings durch die Finger. Somit habe ich
keinerlei Gefühl mehr für Wochen, Tage, Stunden oder Minuten. Der Schweiß
fließt tröpfchenweise in meine Augen. Sie brennen. Mir ist nach Weinen zumute.
Ich kann es aber nicht, noch nicht einmal das. Mein Herz überschlägt sich. Ich
atme laut, wobei es mehr wie ein ersticktes Keuchen klingt. Die Angst schnürt
mir die Kehle zu. Das Schlucken schmerzt. Meine Haut ist eiskalt.
Wo kommt dieses verdammte Blut
her?, frage ich mich wie so oft in den vergangenen Nächten. In meinem Seelenleben
tobt gerade ein Tornado. Alles entgleist und ich kann keinen klaren Gedanken
fassen, geschweige denn eine Antwort auf meine Frage finden. So langsam beginne
ich sogar, an meinem Verstand zu zweifeln.
Das Karussell in meinem Schädel beschleunigt.
Die Kälte hält mich fest im Griff. Ich sehe, wie die blutroten Schlangen
anfangen, sich zu regen, erst langsam, dann immer intensiver. Sie pulsieren wie
aufgequollene Venen. Meine Gefühle wechseln von Ekel zu Angst, wandern zwischen
Panik und Verzweiflung hin und her. Ich ertrage dieses Schauspiel nicht länger,
wende den Blick ab, schaue an die Decke über mir und sehe, wie sie sich auf
mich zubewegt. Auch die Wände drumherum scheinen über mir einstürzen zu wollen.
Sie schwingen und drehen sich wild wie die Wellen eines wütenden Ozeans. Meine
Schläfen pochen unerträglich laut. Trotzdem höre ich mein leises, angestrengtes
Röcheln.
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