»Du bist unglaublich!« Die
Anspannung in der Haltung ließ nach. Samaro seufzte und platzierte den halb
geschmolzenen Eisbeutel erneut behutsam auf meinem Fuß. Seine Finger verweilten
daneben, dabei blickte er mich an.
Mein Herz tuckerte
unregelmäßig. Von ihm ging eine Anziehungskraft aus, die mich beunruhigte. Ob
er wusste, was seine Nähe auslöste? Auf die Gefahr hin, ihn zu verschrecken,
legte ich meine Rechte zögernd über seine und lächelte. »Das Kompliment gebe
ich gern zurück.« Beinahe hätte ich gestanden, dass ich ihn faszinierend fand.
»Wer sagt, dass das als
Kompliment gemeint war?« Abrupt entzog er mir die Hand und setzte sich wieder
in den Sessel. »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du den Aufenthaltsort des
Monsters nicht verrätst!«
Die unreflektierte Art, mit
der er sich selbst beurteilte, und die melancholische Stimme berührten mich,
sie zupften eine heimliche Saite in meinem Innern, die mit lieblichen Klängen
tragische Geschicke untermalte. Das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen,
übermannte mich. Er war genau wie die gebrochenen Charaktere in den Büchern,
die ich so gern las. Nur saß er leibhaftig vor mir, keine Fantasiegestalt,
sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut.
»Niemand wird etwas von mir
erfahren«, versprach ich. »Und nochmals: Du – bist - kein – Monster!« Dabei
betonte ich jedes Wort und sah ihm fest ins Gesicht. »Ich werde dir keinen Mob
mit Fackeln und Mistgabeln auf den Hals hetzen, genauso wenig wie irgendwelche
verrückten Wissenschaftler. Davon hab ich genügend Geschichten gelesen. Ich war
immer im Team Mon…« Erschrocken biss ich mir auf die Unterlippe.
»Team Monster!«, vollendete er und schüttelte den Kopf.
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