Montag, 29. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Nano: Lüneburg von Oliver Borchers



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Steam, Lena und Kern aus „Nano: Lüneburg“, um mit ihnen über das Buch und ihren Autor zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Steam: Als ob ich viel Zeit hätte! Aber gut, schieß los, nur beeil dich, bevor Sie dazwischen quatscht und wieder Lügen verbreitet! (kramt in ihren Taschen nach dem Schmerzmittel AS-X)
Lena: Sie hat einen Namen. Agentin Lena. Und im Gegensatz zu dir, Schrottmädchen, weiß ich, was sich gehört. Sehr gerne nehme ich mir die Zeit für dieses Interview!
Steam: Agentenschlampe!
Lena: Schrottjunkie!
Kern (hält die Hände beschwichtigend hoch): Bitte, ruhig ihr beiden! Tragt euren Konflikt nicht auch noch in dieses Interview. Schlimm genug, dass ihr euch immer zankt, obwohl ich das auch irgendwie sexy finde. (grinst anzüglich, wendet sich dann von den beiden Frauen ab). Sorry, natürlich freue ich mich auch, hier sein zu dürfen.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Kern: Ich fange mal an. Mein Name ist Kern, vor dem Nano-Schock war ich ausgebildeter Agent der Nord-EU. Jetzt arbeite ich für Insomnias Organisation und bin dafür zuständig, Dinge zu ‚besorgen‘. Steam hilft mir, indem sie Geheimdienstmasken für mich anfertigt.
Steam (lächelt süffisant): Na klar, Kern ist die wichtigste Person. Nur seltsam, dass er im Buch ein Dasein als Nebencharakter fristet. (Ignoriert Kerns Proteste). Aber soviel stimmt, ich bin Maskenbauerin. Ein verdammt anstrengender Job, der mir zu wenig Coins einbringt, die ich eigentlich dringend nötig hätte. Schließlich will ich nicht ewig Schmerzmittel nehmen müssen wegen der alten Implantate in meinem Körper. Die ich übrigens Ihr, der Antagonistin zu verdanken habe …
Lena: Ich soll die Antagonistin sein? Pack dich mal an die eigene Nase, Junkiemädchen. Ich war ebenfalls Agentin, damals, bevor die Nanotechnologie auf einem Schlag versagte. Bis zu diesem furchtbaren Tag kämpfte ich gegen KIs, die uns alle vernichten wollten. Ich finde, das macht mich eher zu einer Heldin als eine kaputte, schmerzmittelabhängige Schrottsammlerin, die auf obskuren Wegen von Berlin nach Lüneburg gelangt, oder?
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Kern: Ich mag das Buch, weil es kein elendig langer Wälzer mit 70 Prozent Landschaftsbeschreibung ist, sondern sich auf die Handlung konzentriert, die durchaus rasant und stark ist.
Lena: Zumal die Landschaft in unserer Welt ja nicht mehr wirklich schön ist, da sie eher den Begriff ‚düstere Dystopie‘ verdient.
Steam: Wobei sich das Düstere durchaus auf die Bereiche Menschlichkeit und künstliche Intelligenz erstreckt, die eine zentrale Rolle spielen. Früher wurde diese Art der Erzählung als ‚Cyberpunk‘ bezeichnet. Eine europäische Variante sozusagen, mit kaputten Menschen, ein wenig Neon und viel Action. Verdammt, das war jetzt der fünfte Satz, dabei hätte ich noch viel mehr erzählen können!
Glaubt ihr, macht es dem Autor Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Steam (schnaubt): Das kann man wohl sagen. Der verdammte Kerl lässt mich jahrelang Schmerz ertragen, und dann führt er mich auch noch in Situationen, die mich an mir selbst zweifeln lassen. Der hat eindeutig eine kranke Auffassung von Spaß!
Kern: Naja, nicht alles ist schlimm, richtig? Und die Flugszenen in dem Buch, die machen mir echt Spaß. Obwohl ich dir in einer Sache Recht gebe – richtig ausruhen kann ich mich nie, was echt anstrengend ist! Also ja, der Kerl hat Spaß dabei, uns zu ärgern.
Lena: Nun – er ist halt ein typischer Mensch. Sitzt da in seiner behaglichen Zeit, in der es keine nennenswerten Radioaktivitätsprobleme gibt und die KI erst am Anfang der Entwicklungsstufe steht, und glaubt, er kenne die Probleme der Zukunft. Beschuldigt künstliche Intelligenz der Unmenschlichkeit und ist dabei mit seinen Katz und Maus Spielchen kein bisschen besser.
(Steam zögert, nickt dann zustimmend. Kern ist abgelenkt und schaut aus dem Fenster.)
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch? 
Lena: Die Stellen, die meine listige Art beschreiben, wie ich die KI überrumpelte, sind famos. Aber auch mein unermüdlicher Kampf gegen die sogenannte Protagonistin. Ich finde, ich habe da richtig viel Energie hineingesteckt. (lacht selbstherrlich)
Kern (kommt einer aufbrausenden Steam zuvor): Also ich finde die Stelle am besten, in der ich mit einer von diesen beiden Damen Zärtlichkeiten austausche. Oder sind es am Ende beide, mit denen ich was habe?
Steam (errötet): Knallkopf! Ja, die Stelle war … schön. (Räuspert sich.) Aber da gibt es natürlich auch andere Szenen, die ich gerne habe. Vor allem die, in denen ich nette Menschen kennenlerne.
Lena (rollt mit den Augen): Nette Menschen? Wie diese Tussi, die dich wie den letzten Abschaum behandelt, die du dann betäubst? Die Szene gefällt mir auch gut. (lacht gehässig)
Steam (atmet tief durch): Ich glaube, ich sage zu dem Thema jetzt besser nichts mehr.
Was glaubt ihr, wie viel von eurem Autor steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Steam (nachdenklich): Ich denke, so eine dystopische Welt hat ja immer etwas mit einer sogenannten ‚Sandbox‘ zu tun. Und dass der Autor sowas mag, habe ich bemerkt. Er schafft eine Welt basierend auf Annahmen und simuliert dann die Effekte. Also: was, wenn der Reaktor von Tihange in die Luft geht, wie sieht dann die Welt aus, was hat das für Konsequenzen?
Lena: Bleib doch beim offensichtlichen: Was, wenn der Meeresspiegel so ansteigt, dass Lüneburg eine Küstenstadt wird? Das durchzuspielen, da hat der Autor viele Simulationen erstellt, und ist dann von einem Worst-Case Szenario ausgegangen …
Kern: Und da hat er dann auch sein Interesse für künstliche Intelligenz und Nano-Technologie mit einfließen lassen.
Steam: Aber die Frage ist gut – wieviel von ihm steckt in den Charakteren, also uns? (Zögert) Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vieles geschieht bewusst, aber manches mag auch unbewusst eingeflossen sein.
(Alle nicken zustimmend)
Wie würdet ihr euren Autor beschreiben?
Kern: Er findet die Fliegerei gut, das mag ich.
Lena: Er kann stur sein, da steht er sich manchmal selbst im Weg. Er sollte ein bisschen listiger sein und nicht gleich allen seine Meinung kundtun. Würde sein Leben leichter machen.
Steam: Er ist im Inneren verspielt und das bringt ihn dazu, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Sozial ist er nicht ganz inkompetent, auch wenn er viel zu viel Zeit vor Computern verbringt.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Steam: Ich habe gehört, der Titel ist im Zuge einer Kurzgeschichte entstanden, die er für einen Kurzgeschichtenwettbewerb erstellt hat. Der Autor war absolut überzeugt von der Geschichte, die Jury allerdings nicht.
Kern: Echt? Das wusste ich noch nicht. Warum hat er dann einen Roman aus dem Material geschrieben?
Lena: Nun, da kommt seine Sturheit zum Tragen. Er fand die Story gut, war überzeugt von den Charakteren und dem Plot und hat dann gedacht „Jetzt erst recht!“. Dann hat er die Story ausgebaut und einen Roman geschrieben. Der Titel ist also sozusagen eines der Fundamente der Geschichte.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättest du/hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Steam (grinst): Das ist absolut genial und passt ganz gut zu den Neonfarben, die ‚Cyberpunk‘ ausmachen. Mit Ausnahme des Bildes der Antagonistin vorne. Da hätte man mich darstellen müssen!
Lena (lacht): Nein, das finde ich nicht. Warum ein tolles Buchcover mit einer Schippe Schrott verunstalten? Die Lena vorne sieht Spitze aus!
Kern: Also ich finde das Cover auch toll. Gut, der Gleiter vorne ist ein alter Militärgleiter, den wir im Buch jetzt nicht fliegen, aber ansonsten ist das Ganze schon ziemlich gelungen!
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Lena: „Ich glaube nicht an Zufälle.“
Steam: „Verstanden. Falten wegmachen geht, Wunden verschließen nur, wenn sie lebensgefährlich sind. Na toll.“
Kern: „… du hast mir diese Transparenz-Scheiße runtergekratzt. Danke, jetzt kann ich beim Pinkeln wieder sehen, wo ich hinziele.“

Danke für das Gespräch 

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