Dienstag, 2. Dezember 2025

[Schnipseltime] Winterwaldrefugium von Sabine Reifenstahl


 

In Wolfsgestalt rannten wir durch unseren Park und jagten einander, während uns Alessio von einer Bank aus beobachtete.
Das hier gehörte uns, pure Freiheit, der Geschmack des Herbstes, reif und sonnendurchdrungen, die Vorahnung von Regen und das wilde Hämmern unseres Pulses.
Neckend schnappte ich in Robins Nacken.

Er zog die Lefzen hoch und entblößte scharfe Reißzähne, lang und magisch. Mit ihnen hatte er mir die Möglichkeit geschenkt, mit ihm als Wolf zu laufen. Mehr noch: Sein Biss befreite mich von den Verbrennungen, die mich als in die Nacht verbannten Sidhe fast getötet hätten. Während ich um den Tod flehte, bekam ich ein Leben, das ungestüm und strahlend durch meine Adern schoss. Die Finsternis, die mich wie ein Grabtuch umhüllt hatte, fiel ab.

Mit Robin erlebte ich eine andere Art von Liebe, eine, die mich auffing, hielt und mir Grenzen zeigte. Er war genauso dominant wie ich. Nie hätte ich geahnt, wie gut es tun konnte, in seine Arme zu fallen und Fürsorge zuzulassen. Im Gegensatz zu Alessio, mit dem ich seit Ewigkeiten verbunden war, forderte Robin mich heraus – und ergänzte mich.

Gemächlich trabten wir weiter. Ein freudiges Jauchzen erklang, als Alessio in unser Blickfeld kam, und ich antwortete mit einem ebenso verspielten Laut.

Aus seinen Locken tropfte Wasser. Er hatte im Pool geplanscht, obwohl sich morgens eine dünne Eisschicht darauf bildete. Natürlich konnte so ein kleines Bassin die Freiheit eines echten Gewässers nicht ersetzen. Doch er verbarg vor uns, wie sehr er das Schwimmen und Tauchen vermisste. Mit ausgebreiteten Armen fing er uns auf, als wir gegen ihn stießen. Hingebungsvoll kraulte er uns und vergrub das Gesicht in unserem Fell.

Ein warmes Prickeln antwortete auf seine Zuneigung und breitete sich in mir aus.
Wohlig seufzte ich. Mit meinen Männern fühlte ich mich vollständig. Wir drei waren eins.

Als wir uns verwandelten, legte Alessio Decken um unsere nackten Schultern.
»Es ist verdammt kalt heute Morgen. Erinnert mich ein bisschen an die Tiefen des Ozeans.« Das leichte Beben in seiner Stimme entging mir nicht.

Wir setzten uns auf die Bank und zogen ihn zwischen uns, um ihn mit Wärme und Liebe zu beruhigen.

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