Samstag, 8. November 2025

[Buchvorstellung einmal anders] Thrud - Göttin der Wikinger von Elin P. Mortensen


 

Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Thrud und Freya aus „Thrud – Götter der Wikinger“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
„Gerne doch!“ Freya lächelt gewinnend und setzt sich geschmeidig auf das Schafsfell. Thrud lässt sich neben ihr nieder, vorsichtig wie ein Raubtier, und blickt genauso finster drein. „Ich verstehe nicht, was ich hier soll, Freya! Wir haben bei den Göttern genug zu tun!“
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Freya: „Ich bin Freya, die Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit und des Krieges.“
Thrud: „Thrud.“ Freya stößt ihr den Ellenbogen in die Seite.
„Ja, ja, schon gut. Ich bin auch eine Göttin. Meine Mutter ist Sif, die Schöne, mein Vater ist Thor, der Donnergott.“
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Freya schweigt und sieht Thrud an. Ein Schatten geht über ihr schönes Gesicht.
Thrud räuspert sich. „Es ist meine Geschichte. Ohne Beschönigung, ohne Schnörkel. Und zugleich die Geschichte der neun Welten bis zur Ragnarök.“
Freya seufzt. „Es geht um Thruds schmerzhaften Versuch, sich aus dem langen Schatten ihres mächtigen Vaters zu befreien.“
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Thrud knurrt unwillig: „Da hat Elin keinen Anteil dran. Das habe ich schon immer selbst geschafft.“
Freya legt Thrud sanft ihre Hand auf den Oberschenkel und drück einmal kurz zu. Dann holt sie Luft: „Unsere Geschichte, zumindest das meiste davon, hat sich abgespielt, lange bevor Elin das Licht der Welt erblickte. Sie hat sie nur aufgeschrieben.“
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Freya: „Ich glaube, ich mochte unsere gemeinsame Zeit in Folkwang am liebsten.“ Sie lächelt und wirft Thrud einen zärtlichen Blick zu. Die Göttin der Liebe eben.
Thrud scheint es nicht zu bemerken und legt die Stirn in Falten. „Eigentlich ist die Frage wohl eher: gab es in meinem Leben Zeiten, an die ich mich gerne erinnere. Da fallen mir zumindest ein paar ein, auch wenn sie spärlich gesät sind. Aber ich darf wohl nicht zu viel verraten. Deshalb vielleicht: die erste Zeit nach dem aufgeflogenen Diebstahl.“ Mit einem Seitenblick auf Freya fügt sie rasch hinzu: „Ich meine, als mein Großonkel Loki dafür bezahlen musste, dass er meiner Mutter das Haar abgeschnitten hat. Immerhin ist mein Vater so zu Mjöllnir gekommen, seinem Hammer. Und ich…“ Freya legt den Finger an die Lippen und Thrud verstummt. „Richtig. Das müsst ihr wohl auch selbst nachlesen.“ Sie zuckt die Schultern und rückt ihren Brustpanzer zurecht, dessen Leder mit so vielen, dunklen Flecken bedeckt ist, dass es fast schwarz aussieht. Aber vielleicht ist es auch das flackernde Licht des Feuers, das ihn so erscheinen lässt?
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
„Na, ich hoffe doch, dass sie sich an meinen Bericht gehalten hat“, platzt Thrud entrüstet heraus und reißt die Augen auf.
Freya lacht, und es klingt wie helle Glöckchen. „Du tust immer so gleichgültig, meine Liebe. Aber in Wirklichkeit bist du ja sowas von eitel!“ Thruds Gesicht verschließt sich wieder, aber ihre Mundwinkel zucken. Jetzt legt sie ihre große, kräftige Hand auf Freyas runden Schenkel und wirft ihr einen verstohlenen Blick zu. „Zumindest bringe ich dich noch immer zum Lachen“, brummt sie, aber es klingt zufrieden, nicht beleidigt.
Freya: „Es steckt ungeheuer viel von Thrud in dem Buch, meine Liebe. Schreib das. Die Autorin hat nur wiedergegeben, was Thrud ihr berichtet hat.“
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?
„Eine Nervensäge“, brummt Thrud, bevor Freya erklärt: „Thrud ist nicht gerade ein Ausbund an Geduld. Hel weiß, wie sie die lange Zeit im Exil ausgehalten hat. Jedenfalls hat es ihre Ungeduld nicht gezügelt, eher im Gegenteil. Die Autorin ist aufmerksam, rücksichtsvoll und gewissenhaft. Nicht wahr, Thrud?“ Sie legt den Kopf schief und schenkt ihrer Begleitung ein so hinreißendes Lächeln, dass selbst ein Steinriese dahinschmelzen würde. Thrud ist offensichtlich chancenlos gegen den Charme der Liebesgöttin. Sie seufzt und nickt. „Ja, ja, schon richtig. Sie hat sich große Mühe damit gemacht, die alten Geschichten zu recherchieren und mit meinem Bericht abzugleichen. Und sie hat mir viel Verständnis entgegengebracht. Bloß, wenn sie mitleidig wurde, hätte ich sie gerne gegen die Wand geworfen. Nicht, dass ich es wirklich getan hätte“, setzt sie schnell hinzu, als sie die Wolke bemerkt, die über Freyas Stirn zieht.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
„Na klar stand der fest!“ Thrud schüttelt den Kopf. „Was für eine Frage! Es geht um mich und meine Geschichte. Wie hätte das Buch sonst heißen sollen?“
Freya räuspert sich. „Natürlich, du hast recht, Thrud. Du solltest endlich deine eigene Geschichte erzählen dürfen.“ Sie zögert, dann setzt sie sehr leise hinzu: „Wenn wir das doch alle eines Tages tun könnten.“ Thrud reagiert nicht. Vielleicht hat sie es nicht gehört.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
„Ich finde es wunderbar!“, ergreift diesmal Freya zuerst das Wort. „Der Hammer, der deine Kraft symbolisiert, aber auch deinen Kampf, und deinen übermächtigen Vater, meine liebe Thrud. Und das Rad, für das weibliche, das wiederkehrende Muster, Seithr und die Liebe, das Wiederaufstehen, trotz allem.“
Thrud nickt nachdenklich. „Ja, ich mag es auch sehr. Besonders die Farben. Orange für all den Krieg und das Feuer. Schwarz für all das Leid und den Tod. Und die Funken: immer wieder Hoffnungsschimmer, auch wenn sie gleich wieder verlöschen.“ Sie verstummt und schaut zu Boden. Freya hebt die Hand und streicht zärtlich das struppige, rotblonde Haar zur Seite, das Thrud ins Gesicht gefallen ist.
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
„Oh, das ist leicht“, sprudelt Freya hervor und zeigt ihre makellosen Zähne. „Es stammt von dir, Thrud.“ Ihr Blick geht rasch zu der Kriegerin, die interessiert den Blick hebt. Glucksend bringt sie hervor: „Soll ich Türen öffnen?“ Kurz stutzt Thrud, dann lacht sie schallend los. Sie lachen beide, bis ihnen die Tränen über die Wangen kullern. Endlich beruhigen sie sich, und Freya hebt die Hände. „Entschuldigung, aber das ist schon so lange her, und ich glaube, wir hatten es beide vergessen. Es war an einem von Thruds ersten Tagen in Folkwang. Das ist mein Hof in Asgard. Thrud glaubte damals, weibliche Magie – das Seithr – würde sich nur dazu eignen, Türen zu öffnen und zu schließen.“ Sie wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Thrud, willst du auch noch eins loswerden?“
Thrud wird ernst und wiegt nachdenklich den Kopf. Dann sagt sie leise: „Vielleicht dieses: ‚Wenn wir ein geliebtes Wesen verlieren, spielt die Zeit leider kaum eine Rolle. Auch wenn der Schmerz stumpfer wird, bleibt die Lücke. Womöglich wird sie mit den Jahren sogar größer. Unsere Aufgabe ist es zu lernen, mit ihr zu leben.‘“ Ihre Augen füllen sich mit Tränen, und diesmal bleibt das Lachen aus.
Danke für das Gespräch
„Wir haben zu danken“, sagt Freya freundlich, als die beiden Hand in Hand dastehen. Thruds Gesicht ist wieder genauso verschlossen wie bei ihrer Ankunft. Sie nickt, brummt etwas Unverständliches und zieht Freya mit sich. Offensichtlich kann sie es nicht erwarten, zurück an die Arbeit zu gehen.

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