Samstag, 19. Oktober 2024

[Buchvorstellung einmal anders] Und täglich grüßt die Erinnerung von Sabine Brandl


 
Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Lisa und Carmen aus „Und täglich grüßt die Erinnerung“ und deren Autorin Sabine Brandl.

Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Carmen: Na klar!
Sabine: Freilich.
Lisa nickt zustimmend.
Es wäre schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Carmen: Ich bin Carmen Delgado und arbeite als bildende Künstlerin, habe aber nebenher schon immer viele verschiedene Jobs gemacht, um über die Runden zu kommen. Ich liebe Rockmusik, boxe in meiner Freizeit und mag gute Partys. Mein Liebesleben war bisher eher chaotisch, ich bin sehr freiheitsliebend, aber während einer Beziehung bin ich fast immer treu und ehrlich.
Lisa: Ich bin Lisa Bauer, Ehefrau, Mutter und arbeite als Lektorin bei einem Verlag. Früher war ich wie Carmen eine Partymaus, heute bestimmen Vernunft und Verantwortung mein Leben. Das ist aber nichts Schlechtes, ich mag mein Leben und liebe meine Familie! Mein Mann Bernd ist ein Schatz und meine beiden Kinder sind ganz wundervoll!
Sabine: Ich bin Sabine Brandl, ich schreibe lesbische Romane und Kurzgeschichten und Gedichte zu ganz verschiedenen Themen. Fünf meiner Romane wurden bisher im Main Verlag veröffentlicht, zuletzt „Und täglich grüßt die Erinnerung“ in einer Neuauflage (das Buch erschien ursprünglich 2010). Ich beschäftige mich literarisch gerne mit Klischees und Vorurteilen, um Schubladen zu öffnen und ein positives Zeichen für die Vielfalt zu setzen.
Beschreibt uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Carmen: Das Buch ist ein lesbisches Liebesdrama mit Tragik, Leidenschaft und Humor.
Lisa: Naja, das kann man schon noch genauer beschreiben – als Lektorin habe ich da so meine Erfahrungen. Also: Es geht um eine ebenso schwierige wie prickelnde Liebe zwischen zwei Frauen um die dreißig, dazu um Ängste, Träume und versagte Wünsche. Lisa (ich), Ehefrau und Mutter, gerät plötzlich aus ihrem geregelten, beschaulichen Leben in einen chaotischen Ausnahmezustand, als sie ihre Schulfreundin Carmen auf einem Klassentreffen wiedersieht. Alte Gefühle holen sie ein, es kommt zu Verwicklungen voller Tragik und Komik, die die Tiefe des Lebens ebenso widerspiegeln wie seine Leichtigkeit und seine Absurdität.
Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Sabine: Natürlich müssen Gefahren und Stolpersteine sein, es wäre sonst langweilig. In diesem Buch gibt es sehr viele davon. Trotzdem habe ich meine Protagonistinnen sehr lieb. 😉
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch, die ihr den Lesern des Blogs gerne vorstellen würdet?
Carmen: »Du kannst aber auch bei mir schlafen, ist kein Problem.« Sie beendete ihre Worte mit einem warmen Lächeln und einen sanften Augenaufschlag.
Lisas Mund sagte: »Alles klar. Ich bin in zwei Minuten draußen.« Ihr Großhirn schwieg. Dafür trommelte ihr Herz umso lauter.
Lisa: »Bitte, hör’ mir jetzt einfach nur zu. Mir fällt das nicht leicht, aber ich platze, wenn ich dir nicht bald sage, was mir schon die ganze Zeit auf den Lippen liegt.«
Carmen atmete tief durch, dann sah sie Lisa in die Augen.
Sabine: Carmen war mutig und autark geblieben. Wenn sie mal auf die Schnauze fiel, stand sie grinsend wieder auf. Lisa wünschte sich, ebenso zu sein. Aber sie war es nicht. Sie führte ein kalorienarmes, rauchfreies Leben mit Sport, Früchtemüsli, Kindern und liebevollem Ehemann.
Wie viel echte Sabine steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Sabine: Wie immer in meinen Romanen nur ein kleiner Teil. In mir steckt ein bisschen Carmen, ein bisschen Lisa, sogar ein bisschen Bernd. Ich kann abenteuerlustig, leichtsinnig und vergnügt sein wie Carmen, nachdenklich und bedacht wie Lisa und sanft und verlässlich wie Bernd.
Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Carmen: Sabine ist sehr verträumt und liebt es, sich Geschichten auszudenken. Ich mag sie, obwohl sie mich im Roman immer wieder sehr quält. Aber wenigstens hat sie mir ein paar tolle und unvergessliche Momente mit Lisa geschenkt.
Lisa: Sabine liebt ihre Freiheit, ist sehr kreativ und denkt sich immer etwas Neues aus. Bei ihr ist manchmal so viel los, dass mir davon schwindlig wird.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?
Sabine: Zunächst hatte das Romanmanuskript den Arbeitstitel „Ein Hauch von Zucker“. Der Verlag (damals 2010: Butze Verlag) wollte einen anderen, gemeinsam kamen wir dann auf „Und täglich grüßt die Erinnerung“ – auch wegen besagtem Murmeltier, um Assoziationen zu wecken.
Lisa: Also ich mag den Titel, habe mich inzwischen wunderbar daran gewöhnt. Seit vierzehn Jahren lebe ich nun in dem Roman mit diesem Titel. Schön, dass der bei der aktuellen Neuauflage im Main Verlag (jetzt im Oktober 2024) beibehalten wurde.
Carmen: „Ein Hauch von Zucker“ wäre mir ohnehin zu kitschig gewesen, da war ich nie dafür. Das passt doch ganz gut so!
Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Sabine: Ich mag das Cover in der Neuauflage beim Main Verlag sogar lieber als das ursprüngliche von 2010.
Lisa: Ich auch. Die Frau auf dem Cover sieht fast genauso aus wie ich!
Carmen: Und sie schaut nach vorne – nicht zurück. Das gefällt mir.
Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Sabine: »Mein Problem?«, wiederholte Lisa. »Meine Probleme fangen alle bei dir an und enden bei dir. Du bist mein allergrößtes Problem.«
Lisa: Die Zeit war eine großartige Macht, sie konnte viele Wunden heilen, ohne dabei die Ursache verändern zu müssen. Lisa würde sich mal wieder in die vertrauenswürdigen Hände von Doktor Zeit begeben.
Carmen: »Glücklich? Heute Abend bin ich glücklich. Das reicht mir erstmal. Schließlich ist jetzt jetzt, und das zählt.«
Vielen Dank für das Gespräch
Alle drei: Sehr gerne!

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