Samstag, 1. Juni 2024

[Autoreninterview] Silke K. Weiler


Autoreninterview
Silke K. Weiler

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Na klar. Mein Name lautet auch im wirklichen Leben Silke, ich bin Jahrgang 75, gebürtige Saarländerin und lebe mit meiner Familie und zwei Katzen auf dem Land. Seit 2018 veröffentliche ich als Selfpublisherin Fantasy-Abenteuer-Romane und habe auch die ein oder andere Kurzgeschichte in Anthologien untergebracht. Ursprünglich habe ich Kunst mit Schwerpunkt „Neue Medien“ studiert. Trotz erfolgreichem Abschluss hat es mich, wie das Leben so spielt, in eine Branche und ein Angestellten-Verhältnis verschlagen, das mit meinen ursprünglichen Plänen wenig gemein hat. Mein Doppelleben als Autorin ist hier der ideale Ausgleich. Wenn es sich bei mir nicht um Bücher dreht, höre ich gerne Death Metal, verliere im Garten den Kampf um meine Setzlinge gegen die Schnecken oder bin in der Natur unterwegs.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Bücher haben mich von klein auf fasziniert, das Zusammenspiel zwischen Papier, Druckerschwärze, Worten und der Fantasie des Lesers/der Leserin, das Welten lebendig werden lässt. So mit etwa 14/15 Jahren hat mir meine Oma einige Bücher aus dem Nachlass meines Opas gezeigt und vorgeschlagen, ich könnte mir ein paar davon aussuchen. Ich war noch sehr klein gewesen, als mein Opa gestorben war, hatte ihn somit nie wirklich kennengelernt, aber seinen Genregeschmack teilte mein Teenager-Ich: Horror und Gruselgeschichten. ;o) In den Kisten befanden sich auch handgeschriebene Manuskripte, deren verblasste Tinte nicht mehr zu entziffern war. Mein Opa hatte in seiner Freizeit selbst geschrieben und das war so ein „Hallo!“-Moment, in dem ich mir dachte: „Das will ich auch!“. Es hat ein paar Jährchen gedauert, bis es an die Umsetzung ging, losgelassen hat mich dieser Entschluss von diesem Tag an allerdings nicht mehr. Deswegen habe ich meinen ersten Roman auch Opa gewidmet.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
„Das Erbe Bereliens 1 – Die Legende vom steinernen Buch“ und „Das Erbe Bereliens 2 – Die Pforte“ sind die ersten beiden Bände einer Low Fantasy-Trilogie mit Dark Fantasy Anteilen, wobei die Handlung der genannten Romane in sich abgeschlossen ist und Band 3 das weitere Schicksal zweier Figuren aufgreifen wird. In einem mittelalterlichen Setting stellt sich eine Gruppe aus Protagonisten und Nebenfiguren gegen eine Tyrannin, die ihre eigenen Traumata zu tragen hat und sich mit einer unirdischen Kreatur einlässt. Diese gewinnt immer mehr Einfluss über sie und verfolgt ihre ganz eigenen Ziele, in denen das steinerne Buch mit seinen drei Fragmenten eine entscheidende Rolle spielen. Zentrale Themen sind Schuld, Loyalität, Freundschaft, Liebe, Mut, Handeln im Angesicht des Unausweichlichen und meine Figuren müssen sich hart zusammenraufen.
Zentrale Themen von „Stadt ohne Nacht“ sind u.a. Toleranz und Akzeptanz. Dieser Einzelband spielt in der fiktiven Stadt „Realtaris“, wo Menschen mit besonderem Äußeren oder besonderen Fähigkeiten, sogenannte „Missbegabte“, durch den regierenden Orden verfolgt und vernichtet werden. Die junge Ala, selbst eine Missbegabte, wird von Dexter in diese Stadt verschleppt, weil er hofft, mit ihrer Hilfe das Leben seiner großen Liebe zu retten. Dabei geht alles schief und schnell befindet sich Ala zusammen mit einem bunten Grüppchen weiterer Schicksalsgefährten auf der Flucht. Freundschaft, Versöhnung und Kooperation sind wichtige Motive, weiterhin entwickelt sich im Laufe der Handlung eine zarte queere Liebesgeschichte.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Der grobe Plot von Åsa Stryg 2 nimmt langsam Gestalt an und bald setze ich mich an die Rohfassung. Außerdem wartet der dritte Band von „Das Erbe Bereliens“ darauf, weitergeschrieben zu werden.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Tatsächlich widme ich meine Freizeit primär dem Schreiben, allerdings braucht mein Gehirn auch mal eine Auszeit. Dann geht es entweder gemütlich mit einem Buch aufs Sofa oder raus in die Natur. Oder das Hirn bekommt eine Metal-Fönung. :o)
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
In „Niemalsland“ meines Lieblingsautoren Neil Gaiman haben die Figuren ihre Magie auch nach dem x-ten Lesen nicht verloren und der subtile und lakonische Humor sowieso nicht. Und ich bin Fan der „Unendlichen Geschichte“. Ansonsten liegen auf meinem SUB inzwischen primär Selfpublisher*innen oder Autor*innen, die bei Kleinverlagen publizieren.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich habe mir eine Schreibecke mit Schreibtisch und Laptop eingerichtet. Meist liegt eine Katze in der Nähe und verbreitet eine gemütliche Atmosphäre, die im Gegensatz zu der Zettelwirtschaft an meinem Arbeitsplatz steht. Am schlimmsten ist mein Browser, die zu Recherchezwecken oder als Erinnerungsstütze geöffneten Tabs ziehen in einer endlosen Karawane an mir vorbei.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Wichtig ist, dass er mit einer Tasse Kaffee beginnt und mir am Abend wenigstens ein/zwei Stündchen zum Schreiben oder Überarbeiten bleiben. Das gelingt nicht immer. Die Zeit dazwischen nehmen mein Vollzeit-Brotjob und meine Familie in Beschlag. Bei Routineaufgaben funktioniere ich auch mal im Autopilot und treibe mich innerlich in meinen Buchwelten rum, schwinge ein Schwert, decke eine Verschwörung auf … ;o)
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Sowohl als Leserin als auch als Autorin bin ich im weiten Feld der Phantastik unterwegs. Beim Lesen durchstöbere ich querbeet High/Low Fantasy, Horror und Science Fiction, beim Schreiben geht meine Tendenz zur Low Fantasy mit einer Messerspitze Dark Fantasy oder zu phantastischen Abenteuerromanen.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Ich handele oft nach dem Motto: „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Erst mal durchatmen, Überblick verschaffen, Situation bewerten, dann habe ich immer noch genug Zeit, in Panik auszubrechen.
Ein Zitat von Åsas verstorbenem Mentor Ruben beschreibt gut, wie ich meine Figuren anzulegen versuche: »Jedes Gefühl, zu dem ein Mensch fähig ist, hat seine Berechtigung, die schlechten wie die guten ‒ auch deine Wut. Aber du musst ihr etwas entgegensetzen. Stell dir vor, du hast einen Teller, auf dem du deine Gefühle anrichtest. Dann setzt du diesen Teller auf die Spitze eines Stocks und balancierst ihn. Wenn das, womit der Teller beladen ist, sich nicht im Gleichgewicht befindet, kippt er und zerschellt am Boden.«
Mir ist es wichtig, dass die Figuren in meinen Romanen Ecken und Kanten haben, ich mag die Palette der Grautöne zwischen schwarz und weiß. Manch eine Figur hat die Gefühle auf ihrem Teller gut austariert, andere drohen zu zerschellen oder sind es bereits.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Frankreich. Warum? Weil Frankreich. :o)) Besonders die Atlantik-Küste und wenn ich noch präziser werden müsste, dann die Bretagne. Die Landschaft, die schroffen Küstenabschnitte mit ihren Klippen und dem unbezähmbaren Meer haben es mir angetan. Und ich habe dort große Gastfreundschaft erfahren. Das gefiel mir so gut, dass ich mich mit den „Salzlanden“ aus „Das Erbe Bereliens“ ein wenig vor dieser Region verneige. Die Bewohner dieses fiktiven Landes sind ähnlich gastfreundlich und freiheitsliebend, dazu leidenschaftlich und impulsiv, zugleich treu und absolut loyal.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Konstruktive und begründete Kritik empfinde ich als wertvoll, da sie mir hilft, mich weiterzuentwickeln, auch wenn sie im ersten Moment sicher keine innere Konfettikanone auslöst, und ich nehme sie offen an. Nicht nur, aber im Besonderen natürlich von meinen Testleser*innen, sonst bräuchte ich sie nicht mit ins Boot zu nehmen. Je nach Umfang oder Intensität muss ich sie manchmal sacken lassen, wenn sie z.B. meine „Plot-Darlings“ zum Gegenstand hat. Interessanterweise reagiere ich im Berufsleben auf Kritik an meiner Person völlig entspannt. Als wäre mein erster Impuls als Autorin, mich schützend über das Werk zu werfen :o))
Kritik von Leser*innen nach der Veröffentlichung wird dahingehend überprüft, inwieweit ich sie bei kommenden Projekten berücksichtigen kann.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Das Manuskript zu „Das Erbe Bereliens – Die Legende vom steinernen Buch“ hatte ich bei einer Handvoll Verlagen eingereicht, gleichzeitig aber schon sehr stark mit dem Weg als Selfpublisherin geliebäugelt. Insofern haben mich die Absagen nicht hart getroffen, weil die Entscheidung für mich schon gefallen war. Natürlich würde es mich freuen, würde ein Verlag Zeit und Geld in meine Projekte investieren. Das ist nochmal eine ganz andere Art der Bestätigung und Wertschätzung. Gleichzeitig gefällt mir, dass ich als Selfpublisherin nur mir selbst verantwortlich bin. Ich schätze die Unabhängigkeit. Fristen setze ich mir selbst und sollte ich sie nicht einhalten können, weil das Leben dazwischengrätscht, ist niemand sonst davon betroffen. Ich habe alle Freiheiten bei der Gestaltung des Buches und ich merke, wie ich mit den Herausforderungen wachse, ganz in meinem Tempo. Klar, zu dem Herzblut stecke ich auch eine Menge Geld in meine Projekte, aber ich fühle mich insgesamt verdammt wohl auf dieser Route, die ich gewählt habe. Mit Verlagen habe ich im Rahmen von Anthologieausschreibungen zusammengearbeitet und die Erfahrungen waren hier durchweg positiv.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Lest, als gäbe es kein Morgen! Und wenn euch ein Buch gefällt, redet gern darüber, schreibt ein paar Worte dazu oder empfehlt es weiter. Gerade für unabhängige Autor*innen wie mich oder die kleineren Verlage ist das Gold wert. :o)

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