„Kannst du schon etwas zum
Todeszeitpunkt sagen?“
„Aufgrund
des Zustands der Leiche würde ich sagen, er ist heute Nacht gestorben. Ich
tippe auf einen Todeszeitpunkt zwischen Mitternacht und drei Uhr früh.“ Lee
ging um die Leiche herum, deren Hemd aufgeknöpft war. „Dem Opfer wurde mit
einem spitzen Gegenstand direkt ins Herz gestochen. Er war sofort tot.“
„Mit
einem spitzen Gegenstand?“ Fragend blickte Hunter zu Lee, der die Brust
freilegte. Auf Höhe des Herzens entdeckte Hunter die Einstichstelle. Zu klein
für ein Messer oder etwas Ähnliches – es musste etwas Filigraneres gewesen
sein.
„Wenn
der Täter die Waffe nicht wieder mitgenommen hat, würde ich auf das da tippen.“
Lee deutete auf die drei Degen, die glänzend in ihrer Halterung an der Wand
steckten.
Erst
jetzt bemerkte Hunter den zarten Veilchenduft. Er schnüffelte in die Luft.
„Was
tust du?“, fragte Lee, der noch immer neben Forster kniete.
„Riechst
du das?“
Auch
Lee hob seine Nase. „Veilchen. Derselbe Duft wie bei dem im sechsten Stock.
Vielleicht haben Sie eine Sammelbestellung für Raumdüfte aufgegeben. Spart
Porto.“
„Witzig.
Als ich vor ein paar Tagen hier war, hat es nicht so gerochen. Was sagst du
jetzt?“
„Konfuzius
sagt, der Edle verlangt alles von sich selbst, der Primitive verlangt alles von
anderen.“
„Das
war vielleicht im sechsten Jahrhundert unter chinesischen Philosophen üblich.“
Lee
stand auf. „Ich bin beeindruckt. Dein Vater hat dir eine gute Bildung
angedeihen lassen.“
„Das
war nicht mein Vater. Ich war schon immer sehr wissbegierig“, antwortete
Hunter.
„Du
bist der Schnüffler, Sherlock, und ich der, der die Toten untersucht. Mit
Veilchen kenne ich mich nicht aus, außer sie stecken in einer Leiche. Finde du
es heraus. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich würde ihn hier jetzt
abtransportieren lassen.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.