Buchvorstellung einmal anders
Nach dem Autoreninterview drückt mir Marius seinen Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch des Autors „Diorama der dunklen Fantasien“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist er weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da kommt der Autor wieder in den Raum und setzt sich zu uns.
Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
Wir können das Interview gerne auch zu zweit machen. Meine Geheimnisse liegen so tief in mir verborgen, die kennt noch nicht einmal sein Autor und die sollte er ja eigentlich wissen.Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Gerne. Ich öffne immer gerne meinen Buchdeckel um neugierige, unbedarfte Leser*innen in die dunklen Fantasien eintauchen zu lassen.Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Meine Geburt liegt schon als Idee ein Jahrzehnt zurück. Zuerst war ich nur flüchtig, stichpunktartig niedergeschrieben worden und von den fleckigen, vergilbten Schmierzetteln ist bis auf die Grundidee, Frau ohne Erinnerung sucht sich selbst, nicht viel übrig geblieben. Kannst du dir vorstellen, dass mein Inneres zuerst ein abgerissenes Krankenhaus und nicht das großartige Hotel mit einem Labyrinth aus Korridoren war? So richtig in wahrer Größe und vollständiger Form bin ich dann gewachsen, als der Verleger von Redrum Michael Merhi mich in seiner Sammlung grausamer Geschichten haben wollte.In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit dem Autor zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autor genau so?
Das Schreiben ist generell immer schwer, auch wenn es manchmal leicht vorrangeht. Die Recherche war ja schnell erledigt, nur die sprichwörtlichen dunklen Fantasien in dem Buch war keine leichte Kost. Marius ist es ja gewohnt, am Rand der Schatten seine Horrorgeschichten anzusiedeln, doch meine verlangte es, tief in das Herz der Finsternis zu tauchen. Es war definitiv nicht angenehm für ihn, aber er hatte es sich ja so ausgesucht. Was er nur nicht ahnen konnte war, dass sich die dunklen Fantasien von selbst nähren und füttern würden und somit an Dunkelheit und Schwärze zunehmen würden. Marius war jedenfalls froh, dass er sich mit dem nächsten Roman für Redrum „leichtere“ Kost widmen kann.Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?
Jede Szene, in der die Figuren mit dem Leser ein neues Gemälde entdecken, gehört zu unseren Lieblingsstellen und um nicht zu viel zu verraten, die Szene mit der Tür. Der Leser wird schon wissen welche ich meine.Weißt du wie viel Marius tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?
Vermutlich zu viel in den meisten Charakter, was Marius wohl nicht gerne zugibt. Ich sehe das so, der Autor ist eine Glasskulptur, die auf den Boden zerschmettert wurde und die einzelnen Splitter sind jeweils eine gebrochene, beschädigte Figur im Roman, aber zusammengefügt ergeben sie natürlich nicht den realen Marius Kuhle.Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller den Autor beschreiben?
Im Gegensatz zu den ganzen unfreiwilligen Gästen im Hotel, ist Marius Kuhle ein ziemliches, unbeschriebenes Blatt. Vielleicht linst er mal kurz durch das Schlüsselloch in das Hotel, trägt sich aber definitiv nicht in das Gästebuch ein.Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Zuerst war ein anderer Titel geplant, GEBIETER ÜBER SCHMERZ UND LEID, da aber Herr Merhi schon so ein Buch mit ähnlichem Titel im Programm hat, musste der Autor sich einen anderen Titel einfallen lassen.Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Das Cover gefällt mir sehr gut, wobei das grelle weiß und das rot der Frau sich gut zusammenfügen. Am Inhalt würde ich tatsächlich das Innere des Hotels ein bisschen ändern. Nichts gravierendes, nur ein wenig die Optik. Noch düsterer und deprimierender, aber der Autor hört ja nicht auf mich und erst als das Buch fertig war, war es zu spät für eine Renovierung.Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Obwohl es selbst in Autorenkreisen nicht üblich ist, dass das Buch antwortet, bedanke ich mich bei dem Buch: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«Tatsächlich hat die Lektorin ein, zwei meiner Lieblingsstellen aus der ersten Fassung aus der Existenz des Romans wie der Gebieter über Schmerz und Leid ausgelöscht, aber es sind ein, zwei schöne Abschnitte im Schatten verborgen geblieben, die sie nicht gefunden hat.»Er ist wahnsinnig gewesen. Frag nicht nach dem Warum oder such nach einer nachvollziehbaren Logik Gloria. Wir wandeln einfach als Gäste durch seinen kranken Geist.«Er schmunzelte und warf den ausprobierten Schlüssel auf den Boden.»Hast du dir das schon mal vorgestellt?«»Was?«»Verrückt zu sein?«
Wir, also ich und alle eingeschlossenen Gäste, auch wenn ich sie nicht zu Wort haben kommen lassen, haben für das angenehme Interview zu danken. Interesse eine Nacht zu bleiben? Eine sehr lange Nacht? Nur zu, es sind genügend Zimmer frei und wenn nicht, eines wird sicher bald frei werden. Trag einfach deinen Namen in das Gästebuch ein, es kostet auch nichts. Nur den Verstand.Dann wende ich mich dem Autor zu. »Danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir und das tolle Interview.«
Ich habe zu danken. Ich hoffe, das Buch und das Interview haben dir auch wie mir so viel Spaß gemacht und wenn du wie ein Vampir Blut geleckt hast, die nächsten Projekte sind schon in Arbeit. Ich möchte mich auch noch bei Monika für ihre Hilfe bedanken, und bei Michael und Stefanie, ohne die es die DIORAMA DER DUNKLEN FANTASIEN nicht gegeben hätte.
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