Buchvorstellung einmal anders
Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?Ellie: Sehr gerne. Ich rede gerne mit den Menschen, mit meinen Fans. Es ist mir wichtig, dass die Menschen Erinnerungen an mich haben. Das Interview gibt mir nochmal eine Stimme.Juli schaut nur geknickt zur Seite.
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.Ellie: Ich bin Ellie, eigentlich Elena, aber so nennen mich nur meine Eltern und mein Arzt. Ich bin 27 Jahre alt und ich werde sterben.Juli: Weil du dich nicht behandeln lässt. Das kannst du ihnen ruhig sagen. Du verweigerst die Chemo.Ellie: Richtig. Ich habe mich gegen die Chemotherapie entschieden, weil ich schwanger bin. Nachdem ich vor fünf Jahren das erste Mal die Diagnose Hirntumor bekommen habe, hätte ich nie damit gerechnet, dass ich je schwanger werde, aber jetzt bin ich es. Es ist ein Wunder.Juli: Ein Wunder, das dir das Leben kostet.Ellie (seufzt): Meine Schwester Juli und mein Partner Alex verstehen meine Entscheidung nicht. Sie wollen, dass ich dieses Baby abtreibe.Juli: Wir wollen, dass du lebst. Weil wir dich lieben. Und du willst auch leben. Das weiß ich. Du liebst dein Leben. Du liebst es, auf Berge zu klettern. Du liebst Sonnenuntergänge. Du liebst es, auf der Bühne zu stehen und zu singen, genau wie ich.Ellie: Natürlich tue ich das, Juli. (greift nach ihrer Hand). Ich liebe das alles und ich liebe dich und Alex. (richtet sich der Interviewerin zu). Ich weiß, was ich von den Menschen verlange, die mich lieben. Wir haben bereits meine Tante und meine jüngere Schwester an den selben Tumor verloren. Aber ich kann keine andere Entscheidung treffen. (legt die Hände auf ihren Bauch). Dieses Baby ist ein Wunder.
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?Ellie: Das Buch erzählt meine Geschichte. Es beginnt mit meiner Entscheidung mein Leben für das meines Kindes zu geben. Es beschreibt all die Emotionen, die der unausweichliche Tod mit sich bringt: Wut, Verzweiflung, Ohnmacht, Trauer, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Angst… Die Gefühle der Menschen, die ich zurücklassen werde und meine eigenen Gefühle. Es ist traurig, weil es die bittere Realität ist und der Tod in seiner irdischen Endgültigkeit eben unerbittlich ist. Aber das Buch soll nicht nur traurig stimmen, es soll auch Hoffnung geben. (lächelt sanft). Ich weiß, dass ich wie die Sonne am Horizont aus dem Blickfeld derer verschwinde, die mich lieben. Aber ich bin mir genauso sicher, dass die Sonne auf der anderen Seite wieder aufgeht, um in seiner ganzen Kraft zu strahlen. Sie ist nie ganz weg. Und das werde ich auch nicht sein.Trauer ist kein Zustand. Trauer ist ein Prozess, Trauer ist Festhalten und Loslassen, es ist Abschied und Weitermachen, Lebewohl und Auf Wiedersehen… darum geht es in diesem Buch – und um die unendliche Liebe!Juli: Ja. Es geht um Wut und Zorn. Es geht um den Versuch den Tod zu ignorieren und die törichte Hoffnung auf um ein Wunder zu flehen. Es behandelt die Frage, wie man weiterlebt, wenn man weiß, dass der Mensch, den man über alles liebt, stirbt. Es geht um tiefe Verzweiflung. Um wahnsinnige Angst und schlussendlich um Akzeptanz… Wie Ellie sagt. Es ist ein Prozess. Verschiedene Phasen, so viele Emotionen. Dieses Buch beschreibt sie alle… unbeschönigt und unverfälscht ehrlich.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?Juli: Sie nimmt mir meine zweite Schwester weg. Nachdem sie in Teil 1 den Tumor besiegt hat. Es hätte einfach mit dem HappyEnd enden können.Ellie: Nein, das hätte es nicht, Juli. Es war nicht die Entscheidung der Autorin. Es musste so sein. Das ist das Leben. Das ist die Realität. Der Tod gehört dazu. Der Schmerz gehört dazu. Meine Geschichte ist eben das Leben – und das Leben ist nicht immer fair.
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?Ellie: ich mag viele Zeilen in diesem Buch. Es sind viele tiefgründige Gespräche darin. Worte, die Mut machen und Hoffnung geben können. Aber ich mag auch die Stellen, in denen deutlich wird, wie schmerzhaft es ist, jemanden zu verlieren, den man liebt. Oder die Stellen in denen ich selbst mit meinem Schicksal hadere. Tränen und Lachen schließen sich nicht gegenseitig aus. Genau wie Festhalten und Loslassen. Wenn ich mich entscheiden muss, welche Stelle am Schönsten ist, dann ist der Tag an dem meine Tochter Stella geboren wird. Sie in den Armen zu halten ist das Magischste und Wundervollste, was ich je tue. In diesem Moment ist es egal, dass der Tod unermüdlich in mir wächst… in diesem Augenblick zählt nur meine kleine Familie.Juli: Tatsächlich kann auch ich keine schönere Szene in diesem Buch finden, als den Tag von Stellas Geburt. Auch wenn es da noch diesen Schreckmoment gibt (schaut kurz rüber zu ihrer Schwester). Meine Nichte hat mich vom ersten Moment an verzaubert. Meine Schwester hat es immer gewusst. Von dem Moment an, in dem klar war, dass sie stirbt, damit ihre Tochter leben kann, wusste sie, dass Stella der Mittelpunkt unserer Welt sein wird und unser Grund weiterzumachen. Ihre Geburt ist wie die Ankunft einer neuer Hoffnung… sie bringt Licht, wo wir es so dringend brauchen.
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?Juli: Ich glaube Johanna ist wie ich. Wenn es jemanden in dem Buch gibt, mit dem sie sich am meisten selbst charakterisiert hat, dann bin das ich. Sie hat noch keinen Frieden mit dem Tod geschlossen. Sie will es. Sie will ganz fest daran glauben, dass wir uns alle wiedersehen. Dass Ellie recht hat, mit dem was sie sagt. Aber sie hat Angst… genau wie ich.Ellie: Meine Schwester könnte recht haben. Johanna hat viele ihrer eigenen Gefühle in meine Geschichte einfließen lassen. Das macht die Geschichte so emotional und authentisch. Aber es machte das Schreiben für sie auch unglaublich schwer.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?Ellie: Unsere Autorin weiß ganz genau wie schmerzhaft es ist, Menschen zu verlieren, die man liebt. Sie hat wie wir schon als Kind gelernt, was Trauer heißt. Sie hat über die Jahre ihres Lebens nicht nur einen Menschen beerdigt. Sie kennt die Ohnmacht, die Unfähigkeit zu atmen, weil die Last zu schwer scheint. Sie weiß aber auch, dass es weitergeht.. dass die Zeiger der Uhr weiter ihre Runden ziehen und das das Leben auch ohne den geliebten Menschen wunderschöne Dinge für einen bereit hält.Juli: Es ist, wie ich in der Frage vorher schon gesagt habe. Vielleichte formte sie mich in Anlehnung an sich selbst. Sie ist ein nachdenklicher Mensch. Sie beschäftigt sich mit diesen schweren und traurigen Themen, weil sie solche Verluste bereits erlebt hat und weiß wie unerbittlich der Tod ist. Sie will daran glauben, dass das Leben einen Sinn hat und das alles nach dem Tod wieder zueinander findet. Und ehrlich gesagt wünsche ich mir nichts mehr, als das sie und ich beide am Ende unseres Lebens im Glauben daran so gefestigt sind wie meine Schwester und es nach dem Tod noch schöner ist, als wir es uns überhaupt vorstellen können.Ellie: Ist es. Versprochen. (lächelt wissend)
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?Ellie: eigentlich war der Titel ein ganz anderer. Nämlich angelehnt an Band 1 (Und da oben sind wir glücklich) sollte der Titel von Teil 2 „Und da oben ist der Himmel so nah“ heißen. Im Laufe des Schreibprozesses kam es immer wieder zu Gesprächen mit der Lektorin, die schlussendlich diesen Titel „Wo die Sonne untergeht“ vorschlug.Juli: Der Titel passt perfekt zu Ellies Geschichte. Ellie hat eine Leidenschaft für Sonnenuntergänge. Das hatte sie schon immer. Sie erzählt mir immer, dass der Tod wie die untergehende Sonne ist, und das wir nie ganz verschwinden, auch nicht, wenn wir sterben. Wo die Sonne untergeht – da trauern wir. Wo die Sonne untergeht – da wird es irgendwie dunkel. Wo die Sonne untergeht – verschwindet sie aus unserem Blickfeld. Wo die Sonne untergeht – geht sie aber auch woanders wieder auf. Das ist es, woran meine Schwester glaubt. Dieses Buch ist ihre Geschichte und daher hätte es keinen passenderen Titel geben können.
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?Juli: Das Cover zeigt Ellie genau so wie sie ist: Sie liebt das Leben, den Sonnenuntergang. Sie hat ihr Lachen nie verloren. Ich weiß nicht, wie sie das schafft, aber sie nimmt an, was kommt… das zeigt das Cover eindrucksstark und wundervoll.Ellie: Es gibt für mich nichts passenderes als den Sonnenuntergang, um das zu beschreiben, was das Sterben für mich bedeutet. Ich werde wie die Sonne verschwinden. Aber auf einer anderen Seite werde ich wieder aufgehen. Ein Cover ohne Sonnenuntergang hätte ich mir nie vorstellen können.
Danke für das GesprächJuli: An einer Stelle im Buch, es ist Weihnachten, unterhalte ich mich mit Alex darüber, dass es das letzte Weihnachten mit Ellie ist. In dieser Szene sage ich etwas, das in meinen Augen das Gefühl des Verlusts gut beschreibt. Es ist wie der einzige Trost in der bitteren Untröstlichkeit:„Es gibt keine Worte oder Versprechungen, die es besser machen, ohne dass ich mich selbst belüge. Ellie zu verlieren, wird alles ändern. Es wird nie wieder so sein wie es war. Es wird uns die Luft zum Atmen nehmen und uns in die Knie zwingen. Es wird unbeschreiblich schmerzhaft sein und es wird uns unmöglich erscheinen: jeder Tag, jedes Aufstehen, jeder Schritt, jede Aktivität – sei sie noch so alltäglich. Aber wir werden es tun: aufstehen, gehen, essen, einkaufen – ja, sogar lachen. Und mit der Zeit lernen wir mit der Leere, die sie hinterlassen wird, umzugehen.“Ellie: Es gibt so viele Zitate und Worte, die mich tief berühren. Im Angesicht des Todes sagen sich die Menschen viele wichtige Dinge. Denken über den Sinn nach. Da gibt es Gespräche aus denen man die ein oder andere Lebensweisheit ziehen könnte. Ich kann mich kaum für eine Stelle entscheiden, daher nehme ich eine Szene, die ich mir genauso gewünscht habe. Es ist bereits einige Jahre nach meinem Tod. Alex hat endlich eine neue Frau kennengelernt.„`Ich liebe dich´, flüsterte er so leise, dass keiner ihn hören konnte… keiner außer Ellie. Er würde sie immer lieben. Sie war die Liebe seines Lebens. Aber es war möglich. Ellie hatte recht gehabt: Er konnte sein Versprechen ihr gegenüber halten, er konnte eine andere Frau in sein Leben lassen, er konnte einer anderen Frau so nah sein. Es fühlte sich sogar gut an.“
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