Buchvorstellung einmal anders
Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Maxi Magga, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus, ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Moro – Das Vermächtnis“ von Maxi Magga. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Ich warte hier nun mal nicht auf den Bus. Wenn meine Autorin schon so pflichtvergessen ist und diesen Termin einfach vergeigt, muss ich wohl oder übel einspringen.Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?Ich heiße MORO – Das Vermächtnis und bin der jüngere Buchbruder von MORO – Flucht im 24. Jahrhundert von 2021 und Der Abgerichtete von 2020. Wir drei hängen gerne zusammen ab, vor allem die beiden MORO-Bände, wir reißen die Leser aber auch einzeln vom Hocker.Zwischen meinen Buchdeckeln schnuppert der misshandelte und ausgebeutete Sklave Moro am Geruch der Freiheit. Es wird sich entscheiden, ob der unaufhörliche Kampf David gegen Goliath um sein Lebensrecht und um Menschenwürde erfolgreich kann. Er wird sich fragen müssen, was er der Grausamkeit seiner Besitzer entgegenzusetzen hat, wem er vertrauen kann und wie weit seine Opferbereitschaft noch geht, wenn er andere in Gefahr weiß.
Mit einfachen oder schönen Zeiten hat sie es wirklich nicht so. Sie beklagt sich immer, dass die Charaktere dann zu leise mit ihr reden. Ich kriege selbst manchmal Schluckauf, wenn ich spüre, wie vor allem Moro in meinem Inneren durch tiefschwarze Situationen gejagt wird. Wie ein moderner Hiob, dessen Menschlichkeit ein ums andere Mal einer harten Prüfung unterzogen wird.Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Weißt du wie viel Maxi tatsächlich in dir oder auch in dem einen oder anderen Charakter steckt?Eine? Machst du Witze? Nun gut, wenn ich alle Stellen beschreiben würde, brauchte ja niemand das Buch zu kaufen und dann bekäme ich sicherlich mächtigen Ärger mit meiner Autorin. Es gibt aber tatsächlich eine Szene, die mich noch eine Spur emotionaler werden lässt als die anderen. Wer keine Spoiler will, sollte zu nächsten Frage weitergehen. (Das wollte ich nur mal so gesagt haben.)Moros Frau und sein Sohn sind nach jahrelanger Suche ausfindig gemacht worden. Er sucht sie in ihrem Versteck auf. Jedes Mal, wenn sich diese Stelle in mir rührt, fahnde ich auf dem Arbeitsplatz meiner Autorin nach Papiertaschentüchern, denn wie diese beiden mit wenigen Worten Moros Freude in Verzweiflung verwandeln, bricht mir das Herz.Zitat: „Was willst du hier? Deinen Sohn überreden, die Tradition weiterzuführen? Sich auch zu verkaufen?“Klasse finde ich auch die Stelle, in der die alte Anna sich mit Moros Wunden unterhält, um sie zum Verheilen zu motivieren. Ich meine, dass manche Menschen sogar mit ihren Autos reden, hab ich ja schon gehört, aber dass …?
Das ist schon das große Rätsel seit Der Abgerichtete. Du weißt ja, wie es in ihrer Wohnung aussieht, Katzennippes, wohin das Auge reicht, Ohrensessel mit Blümchenmuster. Und in mir und meinen Brüder? Blut und Schmerz und Kampf ums Überleben. Das ist doch ein bisschen wie in Dr.Jekyll und Mr.Hyde, oder?Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?Buch: Wenn ich so darüber nachdenke, würde ich fast sagen, sie ist ein herzloses …Moro: Ist sie nicht. War sie nicht oft genug die einzige, die nachts wach im Bett lag, weil sie um mich geweint hat?Offizier der Guardians: Du bist vielleicht naiv. Diese Heulerei war doch völlig überflüssig. Sie hätte nur etwas anderes schreiben müssen.Buch: Halt! Stopp mal bitte. Dann wäre ich so nicht auf der Welt. Unvorstellbar.Hausmädchen (seufzt): Ach ja, die schönsten Stellen sind doch immer noch die traurigen. Die hat unsere Autorin in einem Rutsch runtergeschrieben.Moro: Mit Tränen in den Augen, sag ich.Buch: Ist gut jetzt, oder? Ok, sie ist also empathisch. Einverstanden. Mit einer Vorliebe für grausame Szenen.B.Sarr: Und sie hat auf uns gehört. Vergesst das nicht. Man, was konnte ich da aus meiner Lebensweise heraus alles einbringen! Sie hat uns machen lassen und quasi nur mitgeschrieben.Vanisa: Machen lassen? Mich ja wohl nicht. Sonst wäre ich heute noch mit Moro verheira…Alle: Halt die Klappe!
Das war so mittendrin. Fest stand zunächst nur, dass er sich dem Titel des zweiten Bandes anpassen sollte. Dann hat die Maxi ein bisschen herumexperimentiert. Wir, also die Charaktere und ich, hatten einige Mühe ihr klarzumachen, zu welchem Ziel die Geschichte uns trieb. Letztendlich hat sie es ja verstanden.Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich liebe es und würde nie etwas anderes tragen wollen.Kannst du uns vielleicht auch schon verraten, ob die Autorin viele echte Plätze eingebaut hat oder ob die Orte im Buch der Fantasie entspringen?
Klar kann ich das. Diese Orte existieren alle nur in ihrer Fantasie. Ich für meinen Teil hätte es ja lieber gesehen, wenn sie mehr Orte benannt hätte, aber sie hat mich mit dem Argument abgeschmettert, dass es eigentlich um das geht, was sich im Inneren der Menschen abspielt. Da kann ich natürlich nicht mitreden.Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Da gibt es für mich nur einen Favoriten, die Stelle, die ich aus gutem Grund auch auf meinem Buchrücken ausgedruckt trage: Was, um alles in der Welt, habe ich getan - haben ich und meinesgleichen getan -, dass wir so abgrundtief verachtet, ja gehasst werden; dass jeder Kellerassel mehr Recht auf Leben und Würde zugebilligt wird als uns?Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.
Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.
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