Buchvorstellung einmal anders
Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Jennifer Hauff, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus, ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Instabil – Zwischen Angst und Wahn“ von Jennifer Hauff. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Als ich gerade beginnen will, läuft Jennifer auf mich zu und setzt sich zu mir auf die Bank. Nach einer Begrüßung lege ich mal los. 😊
Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
Jennifer: Klar, gerne. Warum eigentlich nicht?Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden.
Jennifer: Wir freuen uns. 😉Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Siehst du es als Autorin genau so?Buch: Meine Geschichte handelt von Ängsten. Es geht um die Frage, wo die Grenze verläuft zwischen „normaler“, also vielleicht gerechtfertigter Angst und einem im medizinischen Sinne „krankhaften“ Zustand.Und das schönste an mir ist, dass ich zeige, dass ganz normale Menschen zu Helden werden können. Dafür braucht es nicht unbedingt Polizisten, Staatsanwälte oder Detektive.
Habt ihr Lieblingsstellen, die ihr uns gerne vorstellen würdet?Buch: Jennifer macht es meinen Figuren nicht leicht. Aber ob sie das gern macht?Jennifer: Ich liebe spannende Geschichten. Um meine eigenen möglichst spannend zu machen, schreibe ich oft das, was ich selbst am furchtbarsten finde. Gerade in diesem Buch ist mir das manchmal sehr schwergefallen.
Die Auflösung! Die Stelle, an der man langsam durchblickt, was eigentlich hinter allem steckt. Aber das werden wir hier lieber nicht verraten.Weißt du wie viel Jennifer tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Hast du dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmst du deinem Buch zu?
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?Buch: Meine Autorin musste sich selbst mit der Problematik der Angst auseinandersetzen, daher steckt in der grundlegenden Idee viel Jennifer.Jennifer: Das stimmt so. Aber die Figuren und Hintergründe sind schon fiktiv.
Buch: Philipp und Sophia finden Jennifer einfach nur gemein. Einige Dinge, die sie wegen der Autorin durchmachen mussten, tragen sie ihr immer noch nach. Allerdings sind sie auch irgendwie dankbar, einander kennengelernt zu haben.Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Wie sich herausstellte, hat der ursprüngliche Arbeitstitel überhaupt nicht gepasst. „(IN)STABIL“ ist in enger Zusammenarbeit mit dem Verleger entstanden. Bei Mainbook haben die Autoren sehr viel Mitspracherecht.Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Zu 100% zufrieden! Ich seh doch super aus!Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Das ist schwer. Vielleicht sind es Stellen im Buch, die Sophias Zustand am besten beschreiben:Ihre Einsicht:„Ich brauche wirklich eine Therapie! So kann es nicht weitergehen.“Oder ihr schlimmer Zustand in der Klinik:„Die Fragen und Gedanken an ihr altes Leben hatten sich minimiert. Zusammen mit der Fähigkeit geradlinigen Schreibens und der Abneigung gegen Schlafmittel, waren sie zu Staub zerfallen.“„Mit aller Kraft versuchte sie die Gedanken, die wie spielende Kleinkinder durch ihren Kopf purzelten, einzufangen.“Das wichtigste Zitat des Buches ist aber sicherlich dieses:„Und dann kommt sie immer wieder mit diesen Regenbogenfamilienzentren. Ich finde es ja auch gut, dass es die gibt, aber ich kann einfach nicht akzeptieren, dass man uns bei den anderen Kinderwunschzentren ablehnt. Ich meine, es istdoch schlimm genug, dass immer noch ausschließlich Mutter und Vater als Eltern vorgesehen sind. Ganz ehrlich, wo sind wir denn? Wenn ich jetzt schwanger werde, muss meine Ehefrau unser Kind adoptieren. Nur, weil sie kein Mann ist. Ich will einfach durchsetzen, dass wir dort geholfen bekommen, wo auch Hetero-Paare geholfen bekommen. Ich will nicht mehr diskriminiert werden.“„Die nächste Träne landete auf Sophias Handrücken, doch sie wurde sofort von Joeys Daumen weggewischt, wie ein Regentropfen auf der Windschutzscheibe vom Scheibenwischer weggewischt wird. Das Bild der beiden Hände verschwamm vor Sophias Augen, wie die Gedanken in ihrem Kopf.“„Ihr Blick ruhte auf der spiegelglatten, scheinbar unzerstörbaren Oberfläche des Sees, bis diese von einer flatternden Ente zerbrochen wurde. Das Wasser spritzte wild umher. Die Flügel der Ente stachen, schlugen, schnitten und rissen in den See, wie Messer in eine große Schale Wackelpudding. Es sah aus, als wäre die Oberfläche für immer zerstört. Doch die Ente drehte nur noch eine Runde um die eigene Achse. Schließlich schwamm sie davon, zog bloß eine einzelne, dünne Narbe des harten Angriffs hinter sich her. Auch diese war einen Wimpernschlag später verheilt und die Wasseroberfläche wieder ruhig, intakt und schön.“
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.
Buch: Jederzeit. Ich bin ja froh, wenn auch mal jemand mit mir redet. Jetzt musst du mich aber auch lesen!Dann wende ich mich der Autorin zu. »Danke dir für das sehr interessante Interview.«
Sehr gerne, hat mich gefreut.Als Jennifer weggeht, vertiefe ich mich wieder in das Buch.
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