Mittwoch, 2. Februar 2022

[Autoreninterview] Sabine Schildgen

Autoreninterview
Sabine Schildgen

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich bin 54 Jahre jung und lebe mit Mann, zwei Nicht-Mehr-Pubertären, einem Hund, zwei Katzen, dreizehn Schafen, 15 Hühnern, und Tausenden von Bienen seit über 25 Jahren in Bonn. Ich habe in meinem bisherigen Leben nicht nur zwei Semester angewandte Religionswissenschaften studiert, sondern auch bei einem Anwalt, in einer Buchhandlung, einem Verlag, Arztpraxen, Altenheimen und Kneipen gearbeitet. Inzwischen bin ich Büromanagerin im heimischen Betrieb, mache zusätzlich eine Ausbildung zur Schreibpädagogin und plane meine Selbstständigkeit.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Meine Schreiblaufbahn begann in der siebten Klasse, als wir für den Deutschunterricht ein Gedicht über den Herbst schreiben sollten. Ich war so begeistert über diese Möglichkeit, Worte in eine „Form“ zu bringen, dass ich seitenweise (schlechte) Gedichte schrieb. Diese landeten größtenteils, ebenso wie die zig von mir begonnenen Jugendromane im Müll. Allerdings hatte ich Blut geleckt und neben meinen Tagebucheinträgen waren Gedichte bald die für mich sinnvollste (und auch schönste) Art und Weise meine Gefühle auszudrücken. Dies ist bis heute so – oft wird einiges für mich erst begreifbar, wenn ich darüber schreibe.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Letztes Jahr habe ich meinen Gedichtband „Jenseits von Worten“ veröffentlicht. Dort finden Leser:Innen Wortschöpfungen, Wörterflüsse und Wörterschlangen, die sie auf eine Reise quer durch Gefühle und Extreme mitnehmen. Dabei sprudeln Feuerwerke und Freudenstreusel oder tropfen schwarze Löcher und verletzte Tränen. Meine Gedichte sind nachempfindbar und berühren.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Zurzeit arbeite ich an einem Buch mit kürzesten Kurztexten, die teilweise nicht länger als zehn Sätze lang (oder kurz) sind. Außerdem habe ich einen Entwurf für ein Kinderbuch in meiner Schublade liegen, das ich gerne überarbeiten möchte. Und ich habe auch schon wieder so viele Gedichte geschrieben, dass ich eigentlich auch einen weiteren Lyrikband veröffentlichen könnte.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Natürlich schreiben oder lesenlesenlesen (mich gibt es nicht ohne Buch). Ansonsten verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie, liebe Spaziergänge mit unserer Hündin Maggie (außer, wenn es in Strömen regnet) und ich reise gerne (was zurzeit aufgrund der Situation etwas zu kurz kommt).
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich habe nicht die oder den Lieblingsautor:In, dafür lese ich zu viel quer durch alle Sparten und Genre. Hervorheben möchte ich allerdings die Lyrikerin Rose Ausländer, deren Gedichte ich sehr liebe. Ebenso ist es mit Lieblingsbüchern – es gibt so unendlich viele gute Bücher.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich schreibe überall, weil mich einfach alles inspirieren kann. Das kann eine Liedzeile sein, ein Buchabschnitt, der Blick aus dem Fenster, die Frau an der Kasse vor mir, der Klang der Regentropfen … Wenn es schnell gehen muss, schreibe oder diktiere ich ins Handy oder mache mir ein paar Notizen auf einem Zettel. Später setze ich mich dann an meinen alten Schreibtisch, schaue auf die wunderbaren Bilder, die ich bei Künstlern im Blog gekauft habe und schreibe in meine Notizbücher (per Hand), bevor ich es dann in meinen Laptop übertrage.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Aufstehen, frühstücken, bissel Haushalt, im Büro arbeiten. Wenn Zeit ist, zwischendurch ein wenig schreiben. Zeit mit Kids verbringen. Hundespaziergang. Lesen, essen, schreiben, schlafen. Relativ normal und unspektakulär. Langweilig ist es trotzdem nie.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Beim Lesen bevorzuge ich Fantasy, Coming-of-age-Romane, Jugendliteratur, auch gerne zwischendurch Liebesschmöker und Gedichte. Beim Schreiben ist es eindeutig die Lyrik, die ich bevorzuge. Und kürzeste Kurztexte. Mich reizt es, mit wenigen Worten oder Sätzen viel auszudrücken.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Es gibt etwas, das mein verstorbener Stiefvater einmal gesagt hat und ich versuche, dies in meinem Leben zu beherzigen (was aber, wie bei vielen Dingen, nicht so einfach ist):
„"Wer eine sinnvolle Tätigkeit in seinem Leben gefunden hat, die ihn ausfüllt, braucht keine Zeit zu vergeuden, um an den Tod zu denken, sondern lebt sein Leben bis zum letzten Atemzug mit voller Kraft."
Es gibt einen Teil aus einem Gedicht in meinem Buch, das ansatzweise beschreibt, wie es mir beim Schreiben geht:
„… worte finden mich
schreiben mich
meine worte
werden zu flügeln
wortknospen
auf leuchtendem papier“
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Eindeutig Dänemark – ich liebe die Weite der Strände, das Rauschen des Meeres, das Licht, das sich auf dem Wasser bricht, die Luft, das platte Land, die Freundlichkeit der Menschen, das dänische Du…
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kritik vertrage ich eher als Lob 😉 Bei Lob frage ich mich leider immer noch, ob ich das auch wirklich verdient habe.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Das liegt ganz einfach an dem Genre, in dem ich schreibe. Lyrik wird eigentlich kaum von Verlagen veröffentlicht – leider, kann ich nur sagen. Dazu kommt, dass ich so ganz einfach sehr viel bzw. alles selbst entscheiden kann, wie mein Buch aussehen soll. Aber ganz ehrlich: Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn ein Verlag meine Gedichte veröffentlichen möchte und ich dafür ein wenig Mitspracherecht aufgeben müsste (also liebe Verlage: Schreibt mich gerne an 😊 )
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Glaubt an Euch und Eure Träume. Ich wollte immer ein Buch veröffentlichen und habe dies mit 53 Jahren getan. Nun mache ich mich mit 54 Jahren wahrscheinlich selbstständig. Es ist nie zu spät!

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