Montag, 12. April 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Die Anatomie blauroter Rosen von Carina Obster

 




Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Erin, Wolf, Doro, Sarah und Eleanor aus „Die Anatomie blauroter Rosen“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.


Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Doro: Ahoi! Wow, so in 3D siehst du echt noch schärfer aus, Erin!
Erin (leise): Hallo... (sieht sich verwundert um)
Wolf: ... (grunzt, schaut zu Erin) Wie sind wir denn hierhergekommen? Hast du mir irgendwas in den Tee getan, Erin?
Sarah: Es ist uns immer eine Freude, mit Menschen aus einem anderen Jahrhundert zu kommunizieren.
Eleanor: Ja, wir können uns ja sonst nur noch über unsere Briefe und Tagebucheinträge mitteilen. Wir sind Euch sehr dankbar, dass Ihr diese Methode zur Kommunikation gefunden habt, Miss Claudia!
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Doro: Doro, 25 Jahre, Differenzfeministin, Masterabsolventin der Gender Studies, Thema: Frauenfiguren in den Romanen von Hélène de Cixous.
Erin (zögert und wartet ab, ob von Doro noch was kommt): Also ich heiße Erin und... na ja, ich bin gerade mit meinem Grundstudium fertig und schreibe jetzt. Oder versuche es zumindest... (blickt sinnierend ins Leere)
Wolf: Ich heiße Wolf, hab Kunstgeschichte studiert und liebe klassische Literatur und Kunst. Aber vielleicht sollte man noch erwähnen, dass Erin und ich zusammen sind, hmm, Erin?
Erin: (wird ein wenig rot) Ja...
Doro: Und was ist mit mir?
Erin (schaut zu Doro): Ähm...
[Doro und Wolf beginnen zu streiten, die Interviewerin kann sie jedoch beruhigen.]
Eleanor: Seid gegrüßt, mein Name ist Eleanor Charlotte Butler, Abkömmling der Earls of Ormond in Irland. Sarah und ich sind vor einiger Zeit nach Llangollen in Wales gezogen. Ich denke, man nennt uns jetzt die Ladies of Llangollen...
Sarah: ...das geht sehr leicht von der Zunge, nicht? Gestatten, Sarah Ponsonby, Cousine des Earl of Bessborough.
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Doro: Ein gescheiterter Versuch eines feministischen Manifests.
Erin: Doro! (schüttelt leicht den Kopf) Eine poetische Reise durch äußere und innere Welten...
Wolf: Pah. Eher eine Geschichte über eine untreue Frau.
Sarah: Eine Geschichte über die Unwägbarkeiten von Beziehungen.
Eleanor: ... und nicht zuletzt darüber, wie wir aus unserer Heimat fliehen konnten, um ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen.
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Doro: Oooh ja. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass man manche Figuren am besten quälen kann, indem man ihnen eine Schreibblockade andichtet...
Erin: Stimmt, das war wirklich nicht so nett.
Wolf: Aber sonst würden wir ja wahrscheinlich nichts lernen...
Eleanor: Der blasse junge Herr hat Recht. Der Mensch wächst an seinen Herausforderungen. Wenn wir unseren Herausforderungen nicht begegnet wären, wären wir wahrscheinlich niemals zusammen aus Irland geflohen und du würdest immer noch im Haus deiner Tante gefangen gehalten, Sarah...
Sarah: Ein schauerlicher Gedanke.
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
Erin: Ich mag die Stellen, wo ich mein Jane Eyre-Orakel konsultiere, um herauszufinden, was ich als nächstes tun soll...
Doro (schaut zu Erin): Und ich mag am liebsten die Stellen, wo du bei mir im Bett liegst und ich dich drehe und wende, dir in deine Locken fahre, und wir nur Unsinn reden...
Wolf (wirft Doro einen giftigen Blick zu): Schon klar. Ich finde, dass die historische Zeitlinie mit den Briefen und Tagebucheinträgen das Highlight ist.
Eleanor: Das ehrt uns sehr, junger Mann! Ich ahne, was Sie durchmachen, Sarah geht mir ja auch ein wenig fremd, wenn auch nur auf dem Papier...
Sarah (errötet): Es handelte sich nur um eine freundschaftliche Korrespondenz, darüber haben wir oft genug gesprochen!
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Doro (hebt stolz das Kinn): Ganz einfach: Die Autorin würde gerne mich sein, aber in Wahrheit ist sie viel mehr Erin!
Erin: Hey! Du sagst das, als wäre es was Schlechtes!
Doro: Keine Sorge, war nur ein Scherz...
Wolf: Also ich hatte immer den Eindruck, dass sie jemanden in ihrer Lebenswirklichkeit kennt, der mir sehr ähnlich ist...
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?
Doro: Hat wahrscheinlich zu viel Zeit. Und manche Figuren lässt sie schon ganz schön fallen wie eine heiße Kartoffel. Wahrscheinlich ist sie sexuell frustriert.
Erin (schaut zu Doro und hebt eine Augenbraue): Sie ist auf jeden Fall literaturbegeistert.
Wolf: Ein wenig hinterhältig, da muss ich Doro doch mal zustimmen.
Sarah: Einen guten Blick fürs Detail.
Eleanor: Warmherzig.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Wolf: Titel... was sind schon Titel? Braucht man heutzutage für alles ein Label?
Sarah: In unserem Garten in Llangollen wachsen diese seltenen blauroten Rosen... ich glaube, daher kam der Name.
Erin: Ja, die Autorin wollte die Rosen eigentlich durch etwas anderes ersetzen, hatte Angst, dass es zu klischeehaft wirkt. Aber zum Glück ist ja die „Anatomie“ noch dabei...
Doro: Ja, es hat auch etwas Sezierendes. Definitiv werden im Buch Gefühle seziert.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Doro: Ich wollte eigentlich Vaginas auf dem Cover haben, oder so eine Rose in Vagina-Form... aber das würde das Tech-Patriarchat auf Amazon natürlich sofort zensieren.
Erin: Ich finde die Idee schön, dass Blüte und Gesicht so miteinander verbunden sind... man weiß quasi nicht, wo die Natur aufhört und die Frau anfängt...
Doro: Das hast du schön gesagt, Erin!
Sarah: Und die blaue Rose steht auch für Auflehnung, für das Überschreiten von Grenzen.
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Erin: „Je mehr Erin schrieb, desto weniger Außenwelt konnte sie zulassen. (...) Seit einiger Zeit hatte sie sich außerdem angewöhnt, beim Schreiben Ohrenstöpsel zu tragen, damit auch alle ihr so verhassten Außengeräusche draußen blieben; es fühlte sich dann so an, als sei sie in einem isolierten Taucheranzug unter Wasser – sie hörte dumpf ihren eigenen Herzschlag, ihre Atmung, sogar ein leises Hintergrundrauschen, aus dem sich langsam immer deutlicher Worte formten; so als sei sie von der Wirklichkeit isoliert und tauche nun in der zähflüssigen Gallertmasse der Weltliteratur.“
Doro (blickt zu Erin): Ja, das ist wirklich schön. Eins meiner Favoriten ist das hier: „Vor ihr stand Doro, eine Hand an der Stirn, wie ein Kapitän, der salutierte. (...)
„Wunder dich nicht, hab so 'n bisschen 'ne Lichtunverträglichkeit, deshalb…“ Sie deutete mit der linken Hand nach oben zu den Scheinwerfern, ohne die andere aus ihrem Gesicht zu nehmen. „Gottes Geschenk, damit ich immer schön im Schatten bleibe.“ Sie grinste schief.
„Oh, ach so, also wir können gern auch rausgehen.“
„Nee, ich will mal sehen, wie lang ich‘s aushalte. So einfach lass ich Gott doch nicht gewinnen.“
Wolf: „Er ist wie die Figur eines guten Romans: nicht zu greifen und doch beständig die Phantasie seiner Leser umspielend.“ – Das hat Erin über mich in ihr Tagebuch geschrieben.
Sarah: „Unser Cottage sieht aus wie ein Eisenbahnabteil mit mehreren Schiebetüren und ich habe den Eindruck, als könnte man hineinsteigen und in der Laterna Magica im Kreis fahren, immer rundherum, bis die Berge und Hügel ringsum miteinander verschmölzen. Ich empfand diese Vorstellung so lebhaft, dass ich mich sofort selbst im Kreis drehte und mit den Augen den Umrissen der Berge folgte, bis es nur noch ein einziges Auf und Ab war.“
Eleanor: „Wenn Sarah an meiner Seite sitzt, gehen mir die Schreibarbeiten leichter von der Hand. Sie gibt mir mit ihrem Füller den Rhythmus vor; während sie die Schleifen und Schlingen der Flüsse auf ihren Karten malt, forme ich mit geschwungenen Linien die Buchstaben auf meinem Papier; während sie mit farbiger Tinte die Umrisse der Städte und Wälder füllt, wische ich den Schreibsand von meinem Bogen.“
Danke für das Gespräch
Doro: Oh, es ist schon vorbei? Ich hätte noch mehr zu erzählen, zum Beispiel über meine Masterarbeit-
Erin (fällt ihr ins Wort): Wir sollten mal langsam wieder in unsere Welt zurück, sonst sind in dem Buch nur lauter weiße Seiten oder so...
Wolf: Ja, genau. Ich muss heute noch eine ganze Menge Notizen abtippen...
Sarah: Vielen Dank für Euer Interesse an uns, Miss Claudia!
Eleanor: Ja, gehabt Euch wohl! Nur noch eine Sache: Ein Vöglein hat uns gezwitschert, dass die Autorin bereits wieder ein neues Manuskript verfasst hat. Es geht wohl um ein Mädchen, das seinen Vater sucht, Städte in den Wolken und eine Geheimgesellschaft. Dass sie das Genre wechseln würde, hätten wir auch nicht gedacht. Aber mehr hat sie uns noch nicht verraten.

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