Montag, 12. November 2018

[Protagonisteninterview Sylvie] Poker mit Hai von B.D. Winter

 



Protagonisteninterview Sylvie

Da ich gerade auf den Termin bei Jan warte, nehme ich die Möglichkeit beim Schopfe und stelle Sylvie ein paar Fragen, die mir schon ewig unter den Fingernägeln brennen.

Sylvie, darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?

Sicher doch! Aber ich weiß gar nicht, ob ich so viel erzählen kann. Ich bin ja nur die Rezeptionistin.

Wie ist das Arbeitsverhältnis hier bei „Merahwi & Martin“?
Super, einfach super. Überhaupt seit Julian hier ist, mit dem habe ich eine Menge Spaß. Wir haben hier ein gutes Betriebsklima, von der Sommer mal abgesehen. Das ist Martins Sekretärin, und sie hält sich für was Besseres.

Wen sehen Sie eher als Ihren Chef? Merahwi oder Martin?
Gute Frage. Offiziell ist es Martin, die Juristen und wir in der Administration sind ihm unterstellt. Aber insgeheim betrachten wir alle Merahwi als unseren Chef. Der ist auch immer höflich und hat für jeden von uns ein freundliches Wort. Und er hat die interessanteren Klienten, nicht immer so fade Knochen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich beneide Julian echt darum, dass er zu Merahwis Leuten gehört. Aber um in sein Team zu kommen, muss man richtig cool und auf Zack sein.

Was ist Ihr genaues Aufgabengebiet in der Firma?
Ich bin an der Rezeption, also der erste Kontakt, den andere haben, wenn sie das Büro betreten. Oder wenn sie anrufen, ich bin nämlich auch für das Telefon und die Post zuständig. Außerdem mache ich noch die Bestellungen. Sie wissen schon, Büromaterial, Teeküche und so. Und leider auch die Ablage, das nervt tierisch. Nur nicht die von Merahwi, um die kümmert sich Dana.

Gibt es Besonderheiten, die Sie gerne mit uns teilen wollen?
Ich darf nicht, wir haben nämlich alle Verschwiegenheitsklauseln in unseren Verträgen. Es ist schon cool, wenn ein Promi vor dir steht, aber das darf ich natürlich nicht zeigen. Julian hat das noch nicht drauf, oh Mann, wie der damals Tolya angesehen hat! Aber das wird er schon noch lernen. Und ich geb's ja zu, meine Kragenweite wäre der auch gewesen. Und wenn sie dann hinten bei Merahwi sind, reden wir natürlich fleißig über sie. Mit Julian kann man super reden, vor allem über Männer und Sex.

Wie gut kennen Sie eigentlich Julian Melnik? Unternehmen Sie auch privat etwas mit ihm?
Er ist ja erst seit einem Monat bei uns, aber mir kommt es schon vor, als ob wir uns ewig kennen. Er hat mich sogar zu seinem Geburtstag eingeladen. Ich würde ja wahnsinnig gerne seinen aktuellen Lover kennenlernen, aber um den macht er ein Riesengeheimnis.

Danke für das Beantworten der Fragen.
Was, schon wieder vorbei? Schade!

Samstag, 10. November 2018

[Protagonisteninterview] Alexander Merahwi aus Poker mit Hai von B.D.Winter

 





Protagonisteninterview Merahwi 


Heute darf ich den Chef der Firma "Merahwi & Martin" mit meinen Fragen löchern. Dana, die Chefsekretärin von Alexander Merahwi holt mich vorne bei der Rezeption ab und bringt mich direkt zu ihm.

Guten Tag, Herr Merahwi. Danke, dass ich Ihnen heute einige Fragen stellen darf.

Herzlich willkommen. (Er weist mit einer einladenden Bewegung auf das schwarze Designersofa in seinem Büro und nimmt schräg von mir in einem Sessel Platz.) Was würden Sie gerne trinken? Kaffee, Tee? (Während seine Sekretärin sich um die Getränke kümmert, sehe ich mich im Büro um. Chrom, schwarzes Glas und an jeder Wand moderne Bilder und Kunstfotografien. Alle sind sie in Schwarz, Weiß und mit roten Akzenten gehalten.)


Was macht den aktuellen Fall, den Sie gerade bearbeiten, zu etwas Besonderem?

Jeder Fall ist auf seine Weise besonders, weil sich keine zwei Verhandlungen gleichen. Im Rosenkrieg, von dem Sie gerade sprechen, liegen die Besonderheiten in einem Knebelungsvertrag, der uns wenig Spielraum lässt, und in den beteiligten Personen. Ein Mann, der seine Frau zu dermaßen widerlichen Klauseln im Ehevertrag nötigt, kennt auch sonst keine Skrupel. Den vorigen Anwalt meiner Klientin hat er auf sehr brutale Weise ausschalten lassen, und meiner Klientin das Sorgerecht für die Kinder zu verschaffen, ist ein Tanz auf dem Drahtseil.


Wie stehen Sie zu dem Fakt, dass ihre Klientin Julian auf Grund seiner Sexualität gerne wegschicken möchte?
Das ist genau der Grund, warum ich nichts in den Sozialen Medien oder sonst wo haben will, das Rückschlüsse auf die Sexualität meiner Mitarbeiter zulässt. Es mag sich in den letzten Jahrzehnten einiges bewegt haben, doch es gibt immer noch genügend Leute, die mit Homosexualität ein Problem haben. Ich halte diese Homophobie nicht für richtig, muss sie aber zur Kenntnis nehmen und mit ihr gelassen umgehen, wenn ich in meinem Geschäft bleiben will. Anders war es mit dem, was sie Julian charakterlich unterstellt hat. Im ersten Moment war ich fassungslos, doch hätte sie auf dieser Position beharrt, hätte ich den Vertrag noch am selben Tag beendet.


Haben Sie private Schwierigkeiten bzw. wie reagieren Sie auf Homophobie und Ausländerfeindlichkeit?
Ich halte meine persönlichen Gefühle unter Verschluss und lasse mir nichts anmerken. Natürlich tut es mir weh, doch sagen diese Leute mehr über sich selbst aus als über mich. Die wirksamste Methode, ihnen zu begegnen, ist, ihnen keine Angriffsfläche zu bieten und sie ins Leere laufen zu lassen. Meine sexuelle Orientierung gebe ich nicht zu erkennen, und vor offener Ausländerfeindlichkeit schützen mich in der Regel mein Auftreten und mein gesellschaftlicher Status. Im Anzug ordnet man mich außerdem als Geschäftsmann oder als Diplomat ein und empfindet natürlichen Respekt, auch meine Sprache weist mich als Wiener und als Mitglied der gehobenen Gesellschaft aus. Einfache Migranten haben es in dieser Beziehung noch um ein Vielfaches schwerer.



Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie gerne umkehren würden?

Umkehren ist nicht der richtige Ausdruck, ungeschehen machen trifft es eher. Wenn wir nach dem Abend im Club in ein Taxi gestiegen wären, statt zu Fuß nach Hause zu gehen, wäre mein Leben komplett anders verlaufen. Ich wünschte, ich hätte Tom retten können, andererseits hätte ich Julian dann niemals kennengelernt. Letztendlich sind die Dinge, wie sie sind, und man muss lernen, damit zu leben und sein Leben auf den Trümmern neu aufzubauen.


Welche Ziele und Wünsche haben Sie für Ihr weiteres Leben?

Geschäftlich gilt es zunächst, mein Unternehmen zu sanieren und die Ursache für die Schieflage herauszufinden und in den Griff zu bekommen. Meine Expansionspläne nach New York muss ich bis dahin aufschieben, doch die Absicht bleibt bestehen. Privat hoffe ich auf eine gemeinsame Zukunft mit Julian. Wir stehen am Anfang unserer Beziehung, und es warten noch genügend Hürden auf uns. Ich werde jedoch alles unternehmen, um sie zu meistern und ihm ein glückliches Leben zu bieten.


Danke für das Interview

Sehr gerne.

Freitag, 9. November 2018

[Coverinterview] Poker mit Hai von B.D. Winter

 



Coverinterview
Wann kam die Idee zum Titel? Ist es der Arbeitstitel oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert?
Der Arbeitstitel war "Shark 2". Ich wollte ursprünglich einen Titel mit Familie, aber finde mal in diesem Bereich eine griffige Formulierung, die noch frei ist. Bei einem Brainstorming kam ich auf 84 Titel. "Poker mit Hai" war die Nummer 83 und als ich mich für ihn entschied, beschloss ich gleichzeitig, noch stärker auf den Bluff zu setzen.

Hattest du genaue Vorstellungen, was sich darauf befinden soll?

Ich wollte Fotos mit Sonnenbrillen. Einerseits, weil das Buch im Hochsommer spielt, andererseits, weil sie für die Coolness beim Pokern stehen. Bei Merahwi schlug ich zuerst ein anderes Bild vor, aber Marko, mein Coverdesigner, meinte, auf dem wäre er zu arrogant ;-) Ich liebe aber auch dieses.

Dieses Mal „dominieren“ die Gesichter das Cover, waren die Sonnenbrillen eine spontane Idee oder ein versteckter Hinweis auf die Geschichte?

Die Sonnenbrillen waren meine Prämisse, eben weil sie den Hinweis auf die Geschichte liefern. Ich finde auch die nonverbalen Botschaften und den Subtext bei diesen Bildern gut. Der ausgebuffte Merahwi kann es sich leisten, die Brille abzunehmen und sieht dem Betrachter direkt und so schön doppeldeutig in die Augen. Sein Blick ist einfühlsam und geheimnisvoll, aber auch herausfordernd und gefährlich. Julian hingegen braucht die Brille als Schutz. Sie ist ihm eine Spur zu groß, seine Coolness ist gespielt.


Hat der Titel eine besondere Bedeutung für dich oder die Geschichte?

Er steht für den Bluff, aber auch für Merahwis Stärke und die Gefahr, sich mit ihm anzulegen. Er ist kein Leichtgewicht. Eine frühere Variante war "Haie pokern nicht", aber im Grunde genommen tut er genau das. Ich mag den Titel, weil er eine starke Ansage ist, und baute dann in den Roman nicht nur den Titel selbst als wörtliches Zitat ein, sondern strich auch noch öfter Analogien zum Poker heraus und entnahm die Hauptbildsprache auch dem Poker bzw. dem Kartenspiel.



Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich noch etwas ändern wollen?

Marko und ich sind beide Perfektionisten. Wenn wir nicht zu 100 % zufrieden wären, hätten wir es längst überarbeitet :-)

[Buchvorstellung einmal anders] Poker mit Hai von B.D. Winter

 



Buchvorstellung einmal anders

Ich treffe mich heute mit der Autorin B.D. Winter in Wien um mit ihr über ihr neues Buch „Poker mit Hai“ zu sprechen.

Danke, dass du heute Zeit hast, um mit mir über dein neues Werk „Poker mit Hai“ zu sprechen.

Ich danke dir! Ein neues Buch ist jedes Mal etwas ganz Aufregendes für mich, und ich liebe es, darüber zu reden. :-)


Beschreibe dein Buch in max. 5 Sätzen.

"Poker mit Hai" ist ein romantischer Thriller um den Unterhändler Alexander Merahwi und seinen jungen Geliebten Julian. Merahwi soll im Rosenkrieg eines russischen Mafioso der Frau das Sorgerecht für die Kinder verschaffen. Doch sie hat nicht nur einen ungeheuerlichen Ehevertrag unterschrieben, sondern ihr Mann macht Merahwi auch noch ein äußerst verlockendes Angebot, wenn er verliert. Zudem ließ er den früheren Anwalt krankenhausreif prügeln und triggert damit eine schreckliche Erinnerung aus Merahwis Vergangenheit. Als er dann auch noch Julian bedroht, verlässt Merahwi den Verhandlungsweg und versucht mit Hilfe seines geheimdienstähnlichen Teams, ihm die Kinder zu entreißen.


Magst du es, deine Protagonisten auch ein wenig zu quälen? Ihnen Aufgaben aufzutragen oder an den Leib zu schreiben, die sie sprichwörtlich über Höhen und Tiefen jagt?
Du hast mich durchschaut! Ja, ich quäle meine Protagonisten gerne, weil sie in Extremsituationen ihren Charakter zeigen und ein Buch umso spannender wird, je mehr für sie auf dem Spiel steht. Gerade die Höhen und Tiefen halten meine Leser außer Atem und garantieren aufregende Lesestunden. Außerdem mag ich das Konzept des Wounded Heroe, also des starken, aber verletzten und verletzlichen Helden. Es macht ihn menschlich.



Hast du eine Lieblingsstelle im Buch, die du uns unbedingt vorstellen möchtest?

Ich habe mehrere Lieblingsstellen. Eine davon ist sicher der Showdown, weil ich dabei selbst stets mitfiebere und gar nicht aufhören kann zu lesen. Die große Liebesszene mag ich, vor allem gegen Ende, wenn man den sexuellen Rausch selbst erlebt. Und die Szenen, in denen Merahwi Niederlagen einstecken muss. Wounded Heroe eben :-)


Wie viel echte B.D. Winter steckt in dem Buch oder in dem einen oder anderen Charakter?
Ich teile meine Persönlichkeit immer auf mehrere Figuren auf. Julian hat meinen Idealismus, meinen Humor, meine Freundlichkeit und meine Ausbildung, aber auch meinen Männergeschmack und meine Angst vor körperlicher Bedrohung. Merahwi hat mein Taktgefühl, meine Höflichkeit und meine Zurückhaltung, meine Liebe zur Kunst, zu Geschichte und schönen Dingen. Die beschriebenen Milieus kenne ich ebenfalls aus eigener Anschauung.


Leser sind ja auch immer etwas neugierig und wollen auch etwas über die Autorin erfahren. Würdest du dich ganz kurz vorstellen?

In bin waschechte Wienerin, das bedeutet, dass ich in Wien geboren und aufgewachsen bin und auch das Blut etlicher Nationalitäten in meinen Adern vereine. Ein Erbe der Habsburger Monarchie ;-) Für mich ist Wien eine der schönsten Städte der Welt, mit sehr viel Kultur, Geschichte und einem ganz speziellen Lifestyle, und ich bin sehr froh, hier zu leben.

Obwohl sich mein Schreibtalent schon sehr früh gezeigt hat, fasste ich erst sehr spät den Entschluss, Schreiben zum Beruf zu machen. Ich hielt mich schlicht und einfach nicht für kreativ genug. Also schlug ich zunächst eine ganz normale bürgerliche Karriere ein, leitete mehr als ein Jahrzehnt das Rechnungswesen in einem großen Wiener Museum, studierte aber parallel zu meinem Vollzeitberuf Literaturwissenschaft. Ich promovierte über Schiller, lehrte an der Universität und war Vortragende auf hochkarätig besetzten internationalen Kongressen. Als ausgebildete Schreibpädagogin coache ich andere Autoren beim Schreiben ihrer Herzensprojekte und zeige ihnen, wie sie sich vom Mainstream absetzen und ihre Geschichten zu außergewöhnlichen Romanen machen.

So dramatisch es in meinen Büchern zugeht, so unspektakulär ist mein eigenes Leben. Ich bin ein Stubenhocker, umgebe mich gerne mit schönen Dingen, liebe Eleganz und Purismus, was sich ja auch immer wieder in meinen Büchern zeigt. Außerhalb meiner Wohnung trifft man mich in schicken Lokalen, Museen und auf Konzerten an. Und auf Seminaren, ich bin ein echter Seminarjunkie :-)



Was ist dein Lieblingszitat aus „Poker mit Hai“?

"Beim Pokern gewinnt nicht der mit dem besseren Blatt, sondern der mit den besseren Nerven." Merahwis Aussage gefiel mir so gut, dass ich es sogar herausgegriffen und das erste Mal meinem Buch ein Motto vorangestellt habe.

Herzlichen Dank für das Interview.

Samstag, 30. September 2017

[Protagonisteninterview - Marconi] Der Schur der Schlange von Barbara Drucker

 



Protagonisteninterview mit Giovanni Marconi


Ich treffe mich heute mit Giovanni Marconi in einem unauffälligen Garten.


Grüß Gott, Herr Marconi, es freut mich, dass sie heute Zeit haben sich mit mir ein wenig zu unterhalten.
Wenn ich alles so viel hätte wie Zeit! Seit mich della Motta hier versteckt, bin ich von der Außenwelt so gut wie abgeschnitten. Wie haben Sie mich überhaupt gefunden? Ein Wunder, dass er Sie in meine Nähe lässt.

Würden Sie sich vielleicht ganz kurz vorstellen, damit meine Leser auch wissen, mit wem sie es zu tun haben?
Ich bin Giovanni Marconi, oberster Schlangenpriester und einer der drei Weisen im Schlangenorden. Über mir steht nur der Großmeister.

Was treibt sie in dieses abgelegene Stückchen Land? Normalerweise trifft man Sie doch nicht in einer solchen Einöde an, oder irre ich mich da?
Leute aus dem Orden trachten mir nach dem Leben und ich stehe unter dem Schutz eines Schlangenkriegers. Ausgerechnet! Diese ehrgeizige Brut ist es doch, die mich aus dem Weg räumen will, mich würde es nicht einmal wundern, wenn della Motta selbst die Fäden zieht. Andererseits gibt es keine bessere Gelegenheit, um ihn zu beobachten und mehr über seine Absichten herauszufinden.

Dann gehe ich davon aus, dass sie den Marchese und Giacomo kennen?
Einer ist unerträglicher als der andere! Della Motta ist mir seit langem bekannt, ich muss ihn bei jeder Ratssitzung ertragen. Warum konnten sie nicht Chrétien zu meinem Schutz schicken? Die Selbstherrlichkeit dieses eingebildeten Aristokraten ist kaum auszuhalten.

Warum hassen Sie ihn so?
Weil ihm alles in die Wiege gelegt wurde, wofür ich kämpfen musste: Ehrerbietung, Würde, Respekt. Er hat keine Achtung vor dem Kult, er ist Schlangenkrieger durch und durch. Ich stehe in der Hierarchie über ihm, doch meinen Sie, dass ihn das kümmert? Tag für Tag fordere ich seinen Gehorsam ein, und Tag für Tag begegnet er mir nur mit Verachtung.

Marconi schnippt den Vögeln ein paar Körner zu, und ich versuche, seinen unverhohlenen Hass zu ignorieren.

Und Giacomo? Der ist doch ganz umgänglich?
Der Diener ist noch impertinenter als sein Herr. Er widersetzt sich meinen Befehlen und behauptet, dass er nur della Motta Rechenschaft schuldet. Er gehört nicht zum Orden, nur das Wort des Marchese ist für ihn Gesetz. Und ständig ist er hinter den Mägden her. Nicht genug, dass er mit der einen ein unkeusches Verhältnis hat, stachelt er sie auch noch auf und untergräbt meine Autorität.

Ihre Amtsgeschäfte und die Intrigen im Orden erfordern von Ihnen sicher viel Kraft. Wie entspannen Sie sich?
Wie jeder Schlangenpriester meditiere ich und kann aus meiner Mitte Ruhe und neue Kraft schöpfen. Und ich liebe Vögel, ich kann sie stundenlang beobachten.
Er schnippt das nächste Korn.

Was sind ihre nächsten Ziele und Pläne, welche Sie in der Zukunft umsetzen wollen?
Ich will die Stellung der Priester stärken und dem Kult wieder seinen ursprünglichen Platz einräumen. Die Schlangenkrieger müssen in ihre Schranken gewiesen werden, und wir müssen sie daran erinnern, was sie wirklich sind: Soldaten zu unserem Schutz. Daher muss das nächste Ziel sein, die Verschwörung der Schlangenkrieger aufzudecken und dieses Vipernnest auszuräuchern. Della Mottas Aufstieg muss unbedingt aufgehalten werden, er ist der Gefährlichste von allen.

Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und das Interview.

Mittwoch, 27. September 2017

[Protagonisteninterview mit Oberst Murnau] Der Schwur der Schlange von Barbara Drucker

 Protagonisteninterview mit Oberst Murnau


Ich treffe mich heute mit Oberst Murnau in seinem Amtszimmer. Das Zimmer ist sehr groß und ich erblicke sofort ein großes Bild einer Schlacht und eine Karte, wo anscheinend die Stellungen des Militärs mit Zinnsoldaten markiert sind. Auch eine Waffe liegt hier bereit, auch um sie zu verwenden?

Grüß Gott, Oberst Murnau, es ist mir eine Ehre Sie persönlich kennen zu lernen.
Der Oberst knallt die Hacken zusammen und steht sehr aufrecht. Auf dem Exerzierplatz ist er bestimmt in seinem Element, aber wie er mit Damenbesuch umgehen soll, weiß er nicht so recht. Er öffnet und schließt die Faust ständig, als ob er die Luft neben seinem Bein kneten wolle.
Ja, also Grüß Gott. Wollen Sie sich vielleicht setzen?
Er deutet auf einen Stuhl, bleibt einen Augenblick stehen und setzt sich dann auch.

Sind Sie auch aus Bayern? Ich habe diesen Gruß schon lange nicht gehört.

Ich weiß es zu schätzen, dass sie mir ihre kostbare Zeit zur Verfügung stellen.
Ja, ja. Bitte keine unnötigen Floskeln, ich muss heute noch eine Festung inspizieren und mit wichtigen Lieferanten reden.

Mir fällt sofort dieses Gemälde auf, was sieht man denn darauf bzw. warum hängt bei Ihnen ein Bild einer Schlacht?
Das? Das ist die Schlacht von Kunersdorf, aus dem Siebenjährigen Krieg. Mein Bruder kämpfte dort, ich war leider noch zu jung. Er ist ein Kriegsheld und seinetwegen schlug ich die militärische Laufbahn ein.

Vor kurzem lernte ich Riccardo Visconti Marchese della Motta kennen, der wäre vermutlich begeistert von dieser Karte und würde die Hände nicht von dieser Waffe lassen können. Haben Sie ihn schon kennengelernt?
Sagen Sie nicht, dass auch Sie auf ihn hereinfallen. Was haben die Frauen immer mit diesem Kerl? Er schläft sich durch alle Betten und lässt die Damen dann sitzen. Nehmen Sie sich in Acht vor ihm! Auf ihn ist sogar die Gräfin hereingefallen, trotz ihrer Klugheit.

Das klingt ziemlich verbittert.
Da haben Sie vollkommen recht. Fast zwei Jahre machte ich der Gräfin den Hof, dann taucht er auf und erobert sie im Sturm. Obwohl er sich zwei Jahre nicht blicken hat lassen, nicht einmal eine Zeile hatte er ihr geschrieben! Was ist das für ein Halunke?

Sie hatten also Absichten bei der Gräfin?
Ich bin nicht sehr geschickt mit Frauen, ich kann nicht über Putz und Albernheiten reden. Aber ich bin ein ehrbarer, redlicher Mann, und die Gräfin ist eine kluge, besonnene Frau. Wir würden gut zusammenpassen.

Sie ist die Vertraute der Fürstin, Sie der des Fürstgemahls. Wie stehen Sie dazu, dass die Gräfin sich in die Tagespolitik mischt?
Für eine Frau ist das sehr ungewöhnlich, doch ich dulde es, weil sie vernünftige Ansichten hat. Nur die Notwendigkeit, das Heer aufzurüsten, will ihr leider nicht einleuchten.

Woher kommt Ihr Vertrauensverhältnis mit dem Fürsten?
Wir besuchten dieselbe Militärakademie und waren Waffengefährten. Das schmiedet zusammen. Er übertrug mir die Oberbefehlsgewalt für das Heer in seinem Fürstentum, weil er wusste, dass er mir vertrauen kann.

Können Sie sich den Marchese beim Militär vorstellen?
Nicht einmal im gegnerischen Heer. Er versteht etwas von Strategie, aber in die Hierarchien und Strukturen eines Heers würde er sich nie einordnen.       

Sie haben meine Frage nach der Karte und dem Säbel noch nicht beantwortet. Würden sie ihm gefallen?
Für die Karte zeigte er beiläufiges Interesse, ebenso für das Bild. Er ist sehr schwer zu durchschauen. Den Säbel nahm er tatsächlich in die Hand. Er erkennt eine gute Waffe, das muss man ihm lassen.

Würden Sie sich mit ihm duellieren?
Warum nicht? Ich bin Soldat, ich kann mit der Waffe umgehen. Nur ein Feigling drückt sich vor einem Duell.

Dann wollen wir hoffen, dass es nie zu einem Ehrenhandel zwischen Ihnen beiden kommt. Wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus, Oberst Murnau? Haben sie Ziele oder Wünsche, welche Sie unbedingt erreichen wollen?
Ich gebe die Hoffnung um die Hand der Gräfin nicht auf, irgendwann wird della Motta sie wieder verlassen, und dann bin ich da. Beruflich will ich das Heer auf einen modernen, schlagkräftigen Stand bringen, und der Schutz der Fürstenfamilie ist mein oberstes Anliegen. Dem muss ich mich jetzt übrigens widmen. Wenn Sie also keine weiteren Fragen haben, der Büchsenmacher wartet bereits.

Herzlichen Dank für das Interview.

Sonntag, 24. September 2017

[Buchvorstellung einmal anders] Der Schwur der Schlange von Barbara Drucker

 



Buchvorstellung einmal anders


Ich treffe mich heute mit Barbara Drucker im Garten der Residenz von Fürstin Sophie um mit ihr über ihr Buch „Der Schwur der Schlange“ zu sprechen.


Hallo, es freut mich, dass du heute Zeit hast mit mir über dein Buch zu sprechen.
Mich freut es sehr, dass du mich eingeladen hast. Ich spreche wahnsinnig gerne über meine Bücher :-)


Würdest du ganz kurz dein Buch in max. 5 Sätzen beschreiben?
Im zweiten Band der Marchese-Reihe liegt der Schwerpunkt auf dem Dilemma zwischen Pflicht, Ehre und Liebe. In diesem Band steckt der adlige Spion in etlichen Dreiecksverhältnissen fest: Er muss jemanden beschützen, der seine Karriere behindert, während ein hochrangiges Ordensmitglied fest intrigiert, um diese Person auszuschalten. Privat sieht er sich mit einem Rivalen um die Gunst seiner großen Liebe konfrontiert und verspürt das erste Mal in seinem Leben rasende Eifersucht. Und es erwartet ihn eine Überraschung, die seine bisherigen Überzeugungen ins Wanken bringt und ihn vor eine fürchterliche Entscheidung stellt.

Manche kennen vielleicht den ersten Band „Das Gift der Schlange“ noch nicht, deswegen braucht der eine oder andere Leser noch ein kurzes Briefing, was es mit den Schlangen auf sich hat.
Die Schlangen sind ein fiktiver Geheimbund, der einerseits einen uralten Kult pflegt, andererseits aber beinharte politische Interessen vertritt. Ich habe mich an den damals sehr aktiven Geheimbünden der Freimaurer und Illuminaten orientiert, aber auch an der römischen Kurie und an normalen Fürstenhöfen. In den oberen Rängen, zu denen auch der Marchese gehört, geht es primär um Macht.

Da es sich um den 2. eigenständigen Teil handelt, hoffe ich sehr wieder auf ein paar bekannte Gesichter zu treffen, die ja oft auch auf verschiedenen Seiten stehen und sich entweder lieben, akzeptieren oder bis auf den Tod nicht ausstehen können. Möchtest du uns auch dazu etwas sagen?
Dann wirst du ganz sicher auf deine Kosten kommen :-) Die Hauptfigur ist wiederum Riccardo Visconti Marchese della Motta, der charismatische Spion, dessen Degen genauso spitz und gefährlich ist wie seine Zunge. Ihm steht wiederum sein Diener und Freund Giacomo zur Seite, und sein Erzfeind Leone macht ihm das Leben nach wie vor schwer. Aus dem ersten Band kennst du auch die Gräfin von Rostow und Sophie, die mittlerweile Fürstin ist.

Gibt es eine Szene, die dein Buch am allerbesten beschreibt?
Am besten beschreibt es sicher der Showdown, denn in ihm kommen alle Elemente zusammen, aber den kann ich dir jetzt schwerlich verraten ;-) Die Flucht aus Straßburg kombiniert Actionszenen mit der Raffinesse des Marchese und Giacomos Witz. Persönlich liebe ich die Wortgefechte zwischen dem Marchese und seinem Rivalen Oberst von Murnau, in denen die beiden Gockel ihre Kämme anschwellen lassen. Meine Lieblingsszene ist die am Fluss, die den Marchese von einer sehr gefühlvollen, privaten Seite zeigt.

Wenn es jemals Zeitreisen geben wird, würdest du deine Protagonisten gerne besuchen und auf welcher Seite würdest du stehen? Eher Adel oder eher Spion?
Oh ja, ich würde sie wahnsinnig gerne besuchen und ich stehe definitiv auf der Seite des Marchese, obwohl mir das Herz dabei in die Hose rutscht. Eigentlich ist er ja das Bindeglied zwischen beiden Welten. Der Hof ist luxuriöser, aber spannender ist der Geheimbund. Ich entscheide mich für die Schlangen :-)

Nennst du uns noch dein Lieblingszitat?
"Sitzen wir nicht alle in einem Käfig?" – Es stammt aus dem Mund des Marchese, der in seiner Pflicht und den Erwartungen, die er selbst, aber auch der Orden an ihn stellt, gefangen ist.

Wie würdest du dich in drei Wörtern beschreiben?
Leidenschaftlich. Perfektionistisch. Stark.


Herzlichen Dank für das Interview.