Buchvorstellung einmal anders
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Am Hof des purpurnen Königs“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist sie weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. Doch da klettert jemand aus dem Buch und setzt sich zu uns.
Wer sind Sie denn? Wollen Sie sich den Besuchern des Blogs vorstellen?
Wie sprecht Ihr mich denn an, das ist ja unerhört! Einem König so wenig Respekt zu erweisen, ich muss schon bitten!Herzlich Willkommen, Eure Majestät. Wollen wir das Interview nun zu dritt machen?
Eigentlich gebe ich mich nicht mit niederem Fußvolk ab, aber ich will ja nicht so sein.Hallo, danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um mit mir zu reden. Eure Majestät Richard II. haben wir schon kennengelernt. Kannst du dich als Buch meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Endlich komme ich einmal zu Wort! Lange Zeit musste ich ja im Keller auf Silvias altem Laptop hausen! Vierzehn Jahre war ich eingesperrt, kannst du dir das vorstellen? Dabei war ich doch so ein gutes Buch. Und erst jetzt schätzt man meinen Wert. Nun ja, besser spät als nie!In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da ihr ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten müsst, könnt ihr uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? Sehen Sie es als Protagonist genau so?
Habt ihr eine Lieblingsstelle, die ihr uns gerne vorstellen würdet?Buch: Ich würde sagen, düstere Szenen schreiben sich schneller und mit weniger Aufwand. Da scheint die Autorin wohl eine sadistische Ader zu haben. Wie gesagt, sie hatte mich ja auch vierzehn Jahre lang im Keller darben lassen.Richard II: Eindeutig gefallen ihr die düsteren Szenen besser, da muss ich dem Buch recht geben. Aber die Autorin hat auch gnädigerweise sehr schöne Liebesszenen eingebaut. Ich bin ja dankbar, dass sie eigentlich als Historikerin so genau recherchiert hat und solch ein differenziertes Bild von mir gezeichnet hat. Das machen nicht viele. Denn einige Historiker sehen mich ja als tyrannisches Monster. Aber Silvia hat sich schon sehr in mein Leben hineingesteigert und in die richtigen Lücken, die sich aus den Quellen ergaben, schöne Szenen eingebaut.
Wisst ihr wie viel Silvia tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt? Haben Sie dazu noch etwas hinzuzufügen oder stimmen Sie dem Buch zu?Richard II: Die Stelle, in der ich zum ersten Mal intim werde mit meinem Liebhaber.Buch: Ja, die ist eindeutig wunderschön. Aber davor gibt es so viele gute und vor allem vielschichtige Szenen. Wir begleiten Richard ja von dem Zeitpunkt an, als er neun Jahre alt ist, langsam älter und erwachsen wird, bis zu seinem 33. Geburtstag. Ich finde besonders die vielen Szenen toll, in denen er vierzehn ist. Nicht mehr der kleine Junge, der mit zehn zum König gekrönt wird, aber auch noch kein erwachsener Mann. In diesen Szenen entwickelt sich sehr viel.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?Buch: Wie immer steckt so einiges von ihr in dem Buch. Nur, das merkt sie gar nicht.Richard II: Ich denke, Silvia hat sich so tief und intensiv in die Quellen eingelesen und wusste zeitweise über jeden Schritt Bescheid, den ich in meinem Leben getan habe, dass wir sehr vertraut miteinander sind.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du als Buch oder Sie als Protagonist viel Mitspracherecht?Buch: Ein schadenfrohes Biest, das andere gerne leiden sieht.Richard: Sie ist gar nicht so schlimm. Immerhin hat sie ein großes Herz für mich und das haben nur wenige.
Buch: Wieder so eine Sache. Silvia hatte für jedes ihrer Bücher einen Titel, nur bei diesem hier hat sie ewig herumgemacht, bis sie sich wirklich entschieden hatte. Zum Schluss musste ihr Verleger ihr noch sagen, dass der jetzige Titel „Am Hof des purpurnen Königs“ toll ist.Seid ihr zu 100% zufrieden mit dem Cover / Outfit oder würdet ihr nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Beide: Ja, es ist wirklich wunderschön geworden, wie alle Cover von Renee Rott.Zum Abschluss würde mich noch euer Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
„Glaubst du, dass ich das jemals ertragen werde können? Dass du nie mir allein gehören wirst? Weißt du denn nicht, dass ich das kaum ertragen kann? Was denkst du, wie es sich anfühlt, einen Mann wie dich zu lieben, Richard? Einen König?"Nun betritt die Autorin wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch und sein Hauptcharakter antworten. Leise flüstere ich den beiden noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«
Dann wende ich mich der Autorin zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«
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