„Bitte sei da.“
Mit geschlossenen Augen erklomm ich Sprosse für Sprosse. Nur nicht nach
unten sehen. Ich konnte das auch ohne ihn schaffen. Anders als die bisherigen
Male, wenn ich diese Leiter hinauf geklettert war, rührte mein Herzrasen jedoch
nicht von meiner Höhenangst her. Heute hatte ich viel größere Angst davor, was
mich im Inneren des Hochsitzes erwartete.
Ich tastete blind nach der Tür über mir und zog sie mit einem Ruck auf.
Nachdem ich mich über die Kante gezogen hatte, wagte ich es, die Augen zu
öffnen. Und erstarrte.
Der kleine Raum lag im Halbdunkeln, doch auch das wenige Dämmerlicht, das
durch die offene Tür hereinfiel, reichte aus, um zu erkennen, dass es nichts zu
sehen gab. Die Hütte war vollkommen leer.
Keine Decke, kein Schlafsack und kein Notizbuch. Nicht einmal die Lampe
hatte er da gelassen.
Ich sackte zur Seite, wo ich mit der Schulter gegen das raue Holz stieß und
schlug mir die Hand vor den Mund, um mein Schluchzen zu unterdrücken. Die
Tränen, die mir seit Stunden in den Augen brannten, ließen sich nicht mehr
aufhalten. Langsam rutschte ich an der Wand hinunter und rollte mich auf dem
Boden zu einer Kugel zusammen.
In der Zeit, die ich in der Ruine
auf ihn gewartet hatte, war das Gefühl, dass etwas nicht stimmte immer stärker
geworden und hatte sich irgendwann nicht mehr ignorieren lassen. Jetzt hatte
ich die Bestätigung, vor der ich mich auf dem Weg hierher so gefürchtet hatte:
Graham war nicht mehr da.
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