„Schleichen
Sie durch die Gänge?“
Ich
zuckte zusammen und drehte mich ganz langsam auf meinen Absätzen um. „Tut mir
leid, ich suche nur die Küche. Ich wollte mir einen Kaffee holen, doch Jules
hat die Führung auf morgen verlegt.“ Nachdem ich die
Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hatte.
Der
Prinz nickte und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass sein
Lächeln tatsächlich aufrichtig war anstatt aufgesetzt. Seine
dunkelblauen Augen musterten mich, doch sein Gesicht verriet nicht, was er
dachte. Ich konnte den Gedanken nicht verhindern, dass ich in diesen Augen
versinken könnte. Meine eigenen grauen Augen waren so langweilig im
Gegensatz zu seinen.
„Dann
sollte ich Ihnen wohl den Weg zeigen. Nicht, dass Sie sich noch verlaufen.“
Seine Stimme klang weniger dunkel, viel netter. Wenn auch nur für einen kurzen
Moment.
„Danke.“
Langsam
kam er auf mich zu. Er streckte den Arm aus und deutete die Treppe hinunter.
Wir
folgten dem Flur und als Bellamy eine Tür zu unserer Linken öffnete, standen
wir tatsächlich in der Küche. Sie sah aus, wie man sich eine Großküche
vorstellte: Arbeitsplatten in der Mitte und an den Wänden reihten sich Herde,
Öfen, Geschirrspülmaschinen und Kühlschränke. Am anderen Ende des Raumes stand
tatsächlich ein Kaffeevollautomat. Zu dieser Uhrzeit befand sich niemand mehr
in der Küche.
„Brauchen
Sie Hilfe?“, fragte er und trat nach mir ein. Scheinbar hatte er mein Zögern
gespürt.
„Ich
habe noch nie einen Kaffee mit einem Kaffeevollautomaten gekocht“, gab ich zu
und doch lief ich langsam auf das riesige Ding zu. Immerhin hatte ich bereits
hunderte Male dabei zugesehen, wie jemand anderes damit arbeitete.
Der
Prinz folgte mir. Mit schnellen und geschickten Handgriffen brachte er nicht
nur die Maschine zum Rattern, sondern hielt mir eine halbe Minute später einen
dampfenden Kaffee entgegen.
„Danke
sehr“, sagte ich und roch an der heißen Tasse. Zuhause gab es viele Cafés, die
von sich behaupteten, dass sie den besten Kaffee verkauften – viele hatte ich
sogar bereits ausprobiert -, doch keiner roch so gut wie dieser hier. Nach
einem Nippen konnte ich es bestätigen: „Der Kaffee ist fantastisch!“
Ich wusste nicht warum, doch es hatte mich ein wenig aus der
Bahn geworfen, dass er tatsächlich wusste, wie man Kaffee kochte. In
den wenigen Artikeln, an die ich mich noch erinnern konnte, stand unter
anderem, dass er mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war und sich
um nichts selbst kümmerte. Dumm von mir, das zu glauben.
Vorsichtig
lehnte ich mich an den Tresen und sah den Prinzen an. Er hatte die Ärmel seines
Anzughemdes hochgekrempelt und seine Augen glitten verspielt durch den Raum.
„Wie kommt es, dass Sie Kaffee kochen können?“, fragte ich und hoffe, dass die
Frage nicht unangebracht war.
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