Freitag, 29. Juli 2022

[Schnipseltime] Dominium Terrae - Der Fluch der Menschheit von Shada Astart

 

Auszug aus „Dominium Terrae“

Im Inneren der Wolke © Shada Astart

Fünfzig Jahre hatte Sie gewartet. Fünfzig Jahre! Nun endlich war es so weit. In wenigen Minuten würde Sie ausbrechen und sich mithilfe des vor fünfzig Jahren verschollenen Piloten Alexander Popow und dessen Warbird über Deutschland ausbreiten. Den perfekten Ort für den Durchbruch hatte Sie vor einigen Tagen gefunden. Die Bauarbeiten am Flughafen Frankfurt hatten mehr angerichtet, als den Menschen dort bewusst war. Der Zwischenfall, wie er genannt wurde, hatte Ihr Tür und Tor geöffnet, Ihr die Möglichkeit einer rasanten Ausbreitung offenbart. Ganz anders als ursprünglich geplant, aber Sie war schließlich nicht irgendetwas. Sie war auch nicht das ›Grüne Grauen‹, obwohl Ihr die Bezeichnung gefiel und Sie es für die Menschen wohl auch sein würde – zumindest für viele. Lange genug hatte Sie zugesehen, viel zu lange, und immer wieder gehofft.
Als die Menschen das sogenannte Fracking entdeckten, ahnte Sie, dass Sie Ihre Hoffnung begraben könnte. So wuchs der Entschluss, dem Treiben der Spezies Mensch ein Ende zu bereiten. Genug!
Da seit vielen Jahren schon immer wieder und über den ganzen Erdball verteilt Fracking betrieben wurde, beschloss Sie diese Verwundungen der Erde zu nutzen und auszubrechen. Erst zu Testzwecken, ohne für die Menschen erkennbaren Schaden anzurichten. Doch kam Sie jedes Mal mit weiteren Erfahrungen zurück, die halfen, Ihren Plan in die Tat umzusetzen. Der große Coup war Ihr im Sommer 1973 gelungen, als Sie sich in der Wüste Karakum den Warbird geschnappt hatte. Dass Sie sich im nahezu selben Moment die getarnte Tu-144 einverleibte, war zwar nicht geplant gewesen, für Sie am Ende jedoch ein wahrer Glücksfall, denn nun wurde nicht nur der Pilot des Warbird zu Ihrem Gehilfen, sondern auch die Crew der Tupolew. Dieser spezielle Flieger würde Sie nicht nur mit Überschallgeschwindigkeit über den Erdball tragen, sondern auch in gewaltiger Höhe, sodass die Crew nicht auf anderen Flugverkehr achten müsste. Und das Beste: Den Flieger würde niemand auf dem Radar haben. Das ›Grüne Grauen‹ würde die Menschen aus dem Nichts kommend überfallen. Die Startbahn für die CCCP-DX hatte Sie gefunden. Der Flughafen in Frankfurt war für Ihr Vorhaben ideal, da die Tu-144 auf nur wenigen Airports landen konnte. Alexander Popow würde die Wolke mit dem Warbird als Erstes verlassen, sofort nach oben abdrehen und eine Schleife fliegen. Die landende Tupolew sollte in diesem Moment ein Ablenkungsmanöver darstellen. Kein Mensch würde auf einen kleinen Warbird achten, wenn sich in seinem Schlepptau aus einer gelbgrünen blitzenden Wolke eine Tu-144 schälte und auf dem Flughafen landete. Sobald der Warbird die Stadt überquert hätte, würde die Tu-144 nach Westen starten und Sie rasend schnell um die Nordhalbkugel tragen. Popow würde in der Zwischenzeit seiner geplanten Route nach Norden folgen und in Spitzbergen wenden, um Sie danach Richtung Süden zu bringen. Da Popows Warbird durch Ihren Einfluss viel schneller als ein baugleiches Modell war und wie die CCCP-DX keinen Sprit benötigte, um zu fliegen, würde das Spiel über Westafrika von Neuem beginnen. Die Tupolew sollte die Erde so umrunden, dass sich ihr Weg im nigerianischen Luftraum kreuzte. Und keine drei Tage später wäre alles vorbei.
»Gib der Menschheit zumindest eine Chance«, hatte Popow Sie angefleht.
Und ja, als Gegenleistung für seine zerstörerische Hilfe hatte Sie ihm diesen Wunsch gewährt. Drei Chancen würde Sie den Menschen geben, es besser zu machen. Wie genau diese aussehen würden, hatte Sie jedoch noch nicht entschieden.

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