
„Darf ich?“ Der blonde Typ mit Zopf und Bart von vorhin
stand vor ihr. Sie nickte ihm zu und betrachtete ihn interessiert. „Hey!“,
grüßte sie ihn. „Hast du mich nicht vorhin vor dem Wetter gewarnt?“ Er stellte
seine Getränke an den Tisch und setzte sich. „Ja, genau.“ Seine sonore Stimme
klang tief und weich zugleich. Er erkannte sie ebenfalls. Genau in diesem
Moment donnerte es laut und kräftig. Harald zählte laut. Ein ehrfürchtiges
Raunen ging durch den Raum. Das Pärchen am Tisch krallte sich aneinander und
Julia blickte völlig baff in zwei strahlend blaue Augen. Andächtig hielt er
ihrem Blick stand. Bei sechs folgte ein Blitz. Es erhellte für den Hauch einer
Sekunde das gesamte Umfeld. „Wow!“, entfuhr es Julia, ohne ihn aus den Augen zu
lassen. „Einfach der Wahnsinn!“ Er neigte leicht den Kopf zur Seite und diesmal
war er es, der gelassen mit den Schultern zuckte. Erneut knallte es gewaltig.
Entsetzt rutschte Julia auf ihn zu. „Oh entschuldige“, entwich es ihr sofort,
doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Voller Faszination haftete ihr Blick
tief in seinen Augen. Sie konnte sich nicht entsinnen, so ein intensives Blau
jemals zuvor gesehen zu haben. Vermutlich wusste er nur zu genau, welche
Wirkung er mit diesen Augen auf andere machte, zugleich stellte sie fest, wie
aufmerksam er sie betrachtete ohne aufdringlich zu wirken. Wieder donnerte es.
Gemeinsam warteten sie einander zugewandt auf den Blitz, der nicht lange auf
sich warten ließ. Das Licht ging aus, es war, als ob ein jeder die Luft
anzuhalten schien. Nur das Prasseln des Regens war zu hören. Dann fluchte einer
der Servicekräfte hinter der Theke. „Strom ist weg!“ Bewegung kam ins Spiel,
ein wildes Gewimmel und Gemurmel, nur die beiden waren immer noch beschäftigt
sich gegenseitig in die Augen zu sehen. Spürte sie tatsächlich sein Herz
schlagen oder war es ihr eigenes Herz, das mit einem Mal loshämmerte?
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