Dienstag, 30. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Einzige Chance: Überleben von Ann B. Widow

  



Buchvorstellung einmal anders

Heute ist ein komischer Tag 😊 Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Ann B. Widow, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus, ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Einzige Chance: Überleben“ von Ann B. Widow. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Zeit ist eine komische Angelegenheit. Früher hatte ich einmal ein ganz anderes Zeitempfinden als Heute. Aber ich freue mich auch, dass wir uns hier so in Ruhe treffen können. Es ist doch gerade Sicher, oder?
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Ich bin die Geschichte von Menschen in der Apokalypse, die in den meisten anderen Büchern dieses Genres eher nicht so ausführlich beschrieben werden. Meine Helden sind normale Menschen und sie verfügen nicht über Spezialausbildungen oder geheimen Informationen. Ich bin schonungslos, trostlos und realistisch.
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?

Sie führt sie durch jede Situation. Aber gerade bei mir gibt es kaum schöne Momente, daher muss ich es wohl mit: durch schwierige und düstere Zeiten und Situationen beantworten
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Nein, da alle Stellen aufeinander aufbauen und ich keine bevorzugen möchte ;)
Weißt du wie viel Ann B. tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Sie steckt in allen Charakteren und in keinem. Sie fühlt sie alle und ist daher niemals einer wirklich.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Sie liebt uns. Sie weis aber auch über unsere Schwächen bescheid. Sie versucht uns zu verstehen und uns und unsere Handlungen dem Leser begreiflich zu machen.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Er hat sich verändert, da der ursprüngliche Titel schon genutzt wurde. Ja, ich durfte mitreden und es letztendlich auch entscheiden.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen? 

Ich liebe mein Cover. Ich liebe liebe liebe es. Es ist noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte.
Kannst du uns vielleicht auch schon verraten, ob die Autorin viele echte Plätze eingebaut hat oder ob die Orte im Buch der Fantasie entspringen?

Die meisten Orte könnten existieren und tun es auch, werden aber nicht definiert. Bis auf die Autobahn.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.

Die Jungs hatten es einfach. Sie liefen viel seltener Gefahr mit heruntergelassenen Hosen von etwas mit Klauen erwischt zu werden.
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.

Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.

[Buchvorstellung einmal anders] Mach mir'n Kind von Melanie Amélie Opalka

 



Buchvorstellung einmal anders

Heute ist ein komischer Tag 😊 Nach dem Autoreninterview drückt mir Amélie ihren Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, ahne ich, was da kommen wird.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch der Autorin „Mach mir’n Kind“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist sie weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Kein Problem, ich lieg hier ja eh nur so auf deinem Schoss rum.
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Tja, was soll ich sagen, da ist dieser Typ und dessen Freundin will ein Kind … naja, und er macht irgendwie mit, denn so ist er halt. Und er liebt sie – und zwar so richtig. Und dann klappt es trotzdem nicht. Ab da wird’s ein bisschen turbulent und nix für schwache Nerven, viel mit Heulen und Lachen und so, aber dann holen sie sich Hilfe und dann wird’s … anders ;-)
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Oh, die Autorin hatte da nicht viel zu melden. Die beiden im Buch haben es sich echt nicht leicht gemacht und mehr als einmal hat die Autorin einfach nur mitgeheult. Aber wir haben auch viel gelacht – vor allem weil der Protagonist so knorke ist, der wird dir auch gefallen.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
„Das da“, sie tippt auf ein Icon, das aussieht wie unsere Schwangerschaftstests, „ist der Zeitpunkt für einen möglichen Test.“
Strike, ich bin ein Eisprung-App-Profi! Mein Lächeln erstirbt, als ich ihre hochgezogene Augenbraue bemerke. Okay, Zeit, wieder aufmerksam zu sein.
„Das Tröpfchen steht für den Zeitpunkt, wenn ich meine Tage bekomme, und das Herzchen …“, sie macht eine Kunstpause und wirft mir einen zuckersüßen Augenaufschlag zu, „das markiert, wann wir Sex hatten.“
Jetzt hat sie mein Interesse tatsächlich geweckt! Ich gucke mir gespannt ihren Kalender an und stelle fest, dass diese Woche noch gar kein Herzchen zu sehen ist. Ich schiebe mich etwas dichter an sie heran und küsse sie hinter dem Ohr. „Wir sollten mal an einem weiteren Herzchen arbeiten.“ (Mach mir’n Kind, MAO)
Weißt du wie viel Amélie tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Da steckt eine Menge von ihrer persönlichen Geschichte drin – das ist genau der Grund, weshalb ich von einem Mann erzählt werde. Unter uns: Ansonsten wäre das noch eine viel schlimmere Taschentuch Nummer geworden. So gibt’s wenigstens auch ordentlich was zu lachen.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
„Also ich wünschte, sie würde nicht immer so spät schreiben.“
„Also ganz ehrlich, nur weil du mit deinen ganzen Hormonen dauernd müde bist, darauf konnte sie ja nun keine Rücksicht nehmen, oder?“
„Und ich wünschte, sie hätte dich etwas weniger fettnäpfchenaffin geschrieben … „
„Also Moment mal, erstens ich trete in gar keine Fettnäpfchen und zweitens, hast du dir mich ganz allein ausgesucht.“
„Hab ich?“
„Hast du. – Aber geheiratet hab ich dich."
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Nein, da wurde ich überhaupt nicht gefragt. Mein Arbeitstitel lautete „Vater werden ist nicht schwer – von wegen“ … der war den Lesern zu lang, da hatten weder Amélie noch ich was zu sagen.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Also wenn’s nach mir gegangen wäre, wäre auf dem Cover ein Ferrari. Aber Amélie hat gesagt, das ist ein blödes Klischee und ich krieg keinen Sportwagen …
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Mein Lieblingszitat ist die Stelle, wo sie das Ergebnis des Bluttests zur Schwangersschaftsfestellung erhalten – da verdrücke auch ich immer noch jedes Mal ein Tränchen.
„„Der Professor hat mich gerade angerufen.“
Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, und ich presse das Handy so fest ans Ohr, dass man sich Sorgen machen müsste, ob die beiden je wieder zu trennen sein werden. Auf jeden Fall wird das Display für immer den Abdruck meiner Ohrmuschel tragen. Sie spricht so leise, so … ja, wie denn bloß???
„Hm“, mache ich und hoffe, dass ich nicht so ungeduldig klinge, wie ich bin. Mein gesamter Körper kribbelt, meine Hände sind schweißnass, ich bin aufgesprungen und wippe hinter meinem Schreibtisch von einem Bein aufs andere. „Nun sag schon!“, brüllt es in meinem Kopf. Und sie sagt es.“ (Mach mir’n Kind, MAO)
Nun betritt die Autorin wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch antwortet. Leise flüstere ich dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«

Dann wende ich mich der Autorin zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«

[Autoreninterview] Melanie Amélie Opalka

 Autoreninterview

Melanie Amélie Opalka

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Moin, ich bin Amélie – Mama, Autorin und Unternehmerin, mein ganzes Leben dreht sich um Kinder, damit verbunden den unerfüllten Kinderwunsch, und die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich hab schon als 3-jährige auf der Tapete meiner Großmutter geschrieben – und einfach nicht mehr aufgehört.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Das aktuellste ist „Mach mir’n Kind“, die Reise eines jungen Mannes mit der Frage, will ich Vater werden? Und was ist, wenn es eben nicht „einfach“ klappt?
Außerdem gibt es mehrere Anthologien an denen ich mitgewirkt habe, z.B. „Hamburger Tüddelkram und andere Geschichten“, zwei Romane für junge Frauen („Herz in Acryl“ und „10 Tage Trauerfasten“) und zwei Gedichtbände („Fühl mich“ und „Denk mich“).
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Die Fortsetzung von „Mach mir’n Kind“ ist in Arbeit und erscheint am 23. Mai 2021 unter dem Titel „Papa – 1. Lehrjahr“.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich mach gern Sport, z.B. Bodycombat, ich lese jeden Tag ein bisschen und ich reise wirklich gern mit meiner Familie.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich liebe die Figur Jack Reacher von Lee Child und ja, mit dem würde ich gern mal einen Kaffee trinken.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Dank Corona ist mein Arbeitszimmer zu einem Doppel-Homearbeitsplatz für meinen Mann und mich geworden – der ist aber fotoscheu :-)
An sich ist es einfach: Ein Laptop, ein Bildschirm, ein Bürostuhl mit Schaffellüberwurf (weil ich eine Frostbeule bin) und 1 Mio Postkarten mit Sprüchen wie „Ich steh mit beiden Beinen fest im Glitzer“ – die brauch ich für meine mentale Gesundheit ;-)
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Hektisch: Aktuell bereite ich den ersten vereinbarkeitskongress.online vor. Hierfür führe ich Interviews mit diversen Experten und konzipiere mit meinem Team den technischen Background und das Marketing. Zwischendurch verbringe ich ein paar Stunden mit meinen Kids und einmal die Woche bzw. manchmal abends schreibe ich dann.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Lesen tue ich am allerliebsten Krimis. Schreiben hingegen tue ich eher lustige Sachen für Frauen – aktuell halt viel autobiographisch inspiriert, weil unser Kinderwunsch nicht ganz ohne Höhen und Tiefen zu erfüllen war.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Mein Lieblingszitat im Leben und in Bezug auf die Arbeit ist „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ angeblich von Oscar Wild.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich liebe Kanada und Neuseeland. Ich finde, die Menschen dort haben eine bessere Art mit sich, ihren Mitmenschen und der Natur umzugehen. Klar, ist da auch nicht alles Gold, was glänzt, aber im Vergleich zu Deutschland ist es in beiden Ländern irgendwie „entspannt“.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kritik ist was feines, wenn sie ordentlich angebracht wird und vernünftig argumentiert – aber ich nehme mir die Freiheit heraus, damit das zu machen, was mir gefällt. Und wenn sie mir nicht gefällt, mache ich eben nix draus ;-)
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Weil ich weniger Zeit damit vergeuden wollte, darauf zu warten, dass meine Bücher rauskommen, als weiterzumachen. Ich bin jemand, der gern Dinge zum Abschluss bringt und die Tür dann hinter sich schließt. So wie meine ersten beiden Romane, keine hochliterarischen Würfe, aber sie waren dann eben fertig. Punkt. Dinge werden nicht besser, wenn man immer wieder an ihnen rumbastelt. Und das geht im Selfpublishing schneller :-)
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Lest mehr. Lasst euch mehr entführen. Erfahrt mehr über das Leben und dann geht raus und erlebt eure eigenen Geschichten – und schreibt sie auf. Das ist der Kreislauf des Autorenlebens.

Montag, 29. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Nano: Lüneburg von Oliver Borchers



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Steam, Lena und Kern aus „Nano: Lüneburg“, um mit ihnen über das Buch und ihren Autor zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Steam: Als ob ich viel Zeit hätte! Aber gut, schieß los, nur beeil dich, bevor Sie dazwischen quatscht und wieder Lügen verbreitet! (kramt in ihren Taschen nach dem Schmerzmittel AS-X)
Lena: Sie hat einen Namen. Agentin Lena. Und im Gegensatz zu dir, Schrottmädchen, weiß ich, was sich gehört. Sehr gerne nehme ich mir die Zeit für dieses Interview!
Steam: Agentenschlampe!
Lena: Schrottjunkie!
Kern (hält die Hände beschwichtigend hoch): Bitte, ruhig ihr beiden! Tragt euren Konflikt nicht auch noch in dieses Interview. Schlimm genug, dass ihr euch immer zankt, obwohl ich das auch irgendwie sexy finde. (grinst anzüglich, wendet sich dann von den beiden Frauen ab). Sorry, natürlich freue ich mich auch, hier sein zu dürfen.
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Kern: Ich fange mal an. Mein Name ist Kern, vor dem Nano-Schock war ich ausgebildeter Agent der Nord-EU. Jetzt arbeite ich für Insomnias Organisation und bin dafür zuständig, Dinge zu ‚besorgen‘. Steam hilft mir, indem sie Geheimdienstmasken für mich anfertigt.
Steam (lächelt süffisant): Na klar, Kern ist die wichtigste Person. Nur seltsam, dass er im Buch ein Dasein als Nebencharakter fristet. (Ignoriert Kerns Proteste). Aber soviel stimmt, ich bin Maskenbauerin. Ein verdammt anstrengender Job, der mir zu wenig Coins einbringt, die ich eigentlich dringend nötig hätte. Schließlich will ich nicht ewig Schmerzmittel nehmen müssen wegen der alten Implantate in meinem Körper. Die ich übrigens Ihr, der Antagonistin zu verdanken habe …
Lena: Ich soll die Antagonistin sein? Pack dich mal an die eigene Nase, Junkiemädchen. Ich war ebenfalls Agentin, damals, bevor die Nanotechnologie auf einem Schlag versagte. Bis zu diesem furchtbaren Tag kämpfte ich gegen KIs, die uns alle vernichten wollten. Ich finde, das macht mich eher zu einer Heldin als eine kaputte, schmerzmittelabhängige Schrottsammlerin, die auf obskuren Wegen von Berlin nach Lüneburg gelangt, oder?
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Kern: Ich mag das Buch, weil es kein elendig langer Wälzer mit 70 Prozent Landschaftsbeschreibung ist, sondern sich auf die Handlung konzentriert, die durchaus rasant und stark ist.
Lena: Zumal die Landschaft in unserer Welt ja nicht mehr wirklich schön ist, da sie eher den Begriff ‚düstere Dystopie‘ verdient.
Steam: Wobei sich das Düstere durchaus auf die Bereiche Menschlichkeit und künstliche Intelligenz erstreckt, die eine zentrale Rolle spielen. Früher wurde diese Art der Erzählung als ‚Cyberpunk‘ bezeichnet. Eine europäische Variante sozusagen, mit kaputten Menschen, ein wenig Neon und viel Action. Verdammt, das war jetzt der fünfte Satz, dabei hätte ich noch viel mehr erzählen können!
Glaubt ihr, macht es dem Autor Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Steam (schnaubt): Das kann man wohl sagen. Der verdammte Kerl lässt mich jahrelang Schmerz ertragen, und dann führt er mich auch noch in Situationen, die mich an mir selbst zweifeln lassen. Der hat eindeutig eine kranke Auffassung von Spaß!
Kern: Naja, nicht alles ist schlimm, richtig? Und die Flugszenen in dem Buch, die machen mir echt Spaß. Obwohl ich dir in einer Sache Recht gebe – richtig ausruhen kann ich mich nie, was echt anstrengend ist! Also ja, der Kerl hat Spaß dabei, uns zu ärgern.
Lena: Nun – er ist halt ein typischer Mensch. Sitzt da in seiner behaglichen Zeit, in der es keine nennenswerten Radioaktivitätsprobleme gibt und die KI erst am Anfang der Entwicklungsstufe steht, und glaubt, er kenne die Probleme der Zukunft. Beschuldigt künstliche Intelligenz der Unmenschlichkeit und ist dabei mit seinen Katz und Maus Spielchen kein bisschen besser.
(Steam zögert, nickt dann zustimmend. Kern ist abgelenkt und schaut aus dem Fenster.)
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch? 
Lena: Die Stellen, die meine listige Art beschreiben, wie ich die KI überrumpelte, sind famos. Aber auch mein unermüdlicher Kampf gegen die sogenannte Protagonistin. Ich finde, ich habe da richtig viel Energie hineingesteckt. (lacht selbstherrlich)
Kern (kommt einer aufbrausenden Steam zuvor): Also ich finde die Stelle am besten, in der ich mit einer von diesen beiden Damen Zärtlichkeiten austausche. Oder sind es am Ende beide, mit denen ich was habe?
Steam (errötet): Knallkopf! Ja, die Stelle war … schön. (Räuspert sich.) Aber da gibt es natürlich auch andere Szenen, die ich gerne habe. Vor allem die, in denen ich nette Menschen kennenlerne.
Lena (rollt mit den Augen): Nette Menschen? Wie diese Tussi, die dich wie den letzten Abschaum behandelt, die du dann betäubst? Die Szene gefällt mir auch gut. (lacht gehässig)
Steam (atmet tief durch): Ich glaube, ich sage zu dem Thema jetzt besser nichts mehr.
Was glaubt ihr, wie viel von eurem Autor steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Steam (nachdenklich): Ich denke, so eine dystopische Welt hat ja immer etwas mit einer sogenannten ‚Sandbox‘ zu tun. Und dass der Autor sowas mag, habe ich bemerkt. Er schafft eine Welt basierend auf Annahmen und simuliert dann die Effekte. Also: was, wenn der Reaktor von Tihange in die Luft geht, wie sieht dann die Welt aus, was hat das für Konsequenzen?
Lena: Bleib doch beim offensichtlichen: Was, wenn der Meeresspiegel so ansteigt, dass Lüneburg eine Küstenstadt wird? Das durchzuspielen, da hat der Autor viele Simulationen erstellt, und ist dann von einem Worst-Case Szenario ausgegangen …
Kern: Und da hat er dann auch sein Interesse für künstliche Intelligenz und Nano-Technologie mit einfließen lassen.
Steam: Aber die Frage ist gut – wieviel von ihm steckt in den Charakteren, also uns? (Zögert) Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vieles geschieht bewusst, aber manches mag auch unbewusst eingeflossen sein.
(Alle nicken zustimmend)
Wie würdet ihr euren Autor beschreiben?
Kern: Er findet die Fliegerei gut, das mag ich.
Lena: Er kann stur sein, da steht er sich manchmal selbst im Weg. Er sollte ein bisschen listiger sein und nicht gleich allen seine Meinung kundtun. Würde sein Leben leichter machen.
Steam: Er ist im Inneren verspielt und das bringt ihn dazu, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Sozial ist er nicht ganz inkompetent, auch wenn er viel zu viel Zeit vor Computern verbringt.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht?
Steam: Ich habe gehört, der Titel ist im Zuge einer Kurzgeschichte entstanden, die er für einen Kurzgeschichtenwettbewerb erstellt hat. Der Autor war absolut überzeugt von der Geschichte, die Jury allerdings nicht.
Kern: Echt? Das wusste ich noch nicht. Warum hat er dann einen Roman aus dem Material geschrieben?
Lena: Nun, da kommt seine Sturheit zum Tragen. Er fand die Story gut, war überzeugt von den Charakteren und dem Plot und hat dann gedacht „Jetzt erst recht!“. Dann hat er die Story ausgebaut und einen Roman geschrieben. Der Titel ist also sozusagen eines der Fundamente der Geschichte.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättest du/hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Steam (grinst): Das ist absolut genial und passt ganz gut zu den Neonfarben, die ‚Cyberpunk‘ ausmachen. Mit Ausnahme des Bildes der Antagonistin vorne. Da hätte man mich darstellen müssen!
Lena (lacht): Nein, das finde ich nicht. Warum ein tolles Buchcover mit einer Schippe Schrott verunstalten? Die Lena vorne sieht Spitze aus!
Kern: Also ich finde das Cover auch toll. Gut, der Gleiter vorne ist ein alter Militärgleiter, den wir im Buch jetzt nicht fliegen, aber ansonsten ist das Ganze schon ziemlich gelungen!
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Lena: „Ich glaube nicht an Zufälle.“
Steam: „Verstanden. Falten wegmachen geht, Wunden verschließen nur, wenn sie lebensgefährlich sind. Na toll.“
Kern: „… du hast mir diese Transparenz-Scheiße runtergekratzt. Danke, jetzt kann ich beim Pinkeln wieder sehen, wo ich hinziele.“

Danke für das Gespräch 

[Autoreninterview] Oliver Borchers

 Autoreninterview

Oliver Borchers


Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mein Name ist Oliver Borchers, ich bin 49 und in Porto / Portugal aufgewachsen. Heute lebe ich mit meiner Familie in der Nähe von Paderborn und arbeite in der IT-Branche. Schon mit 13 Jahren begann mein Faible für phantastische Literatur, aber erst vor ungefähr 7 Jahren habe ich angefangen, Geschichten für die Öffentlichkeit zu schreiben. Mein erster Roman 2015 war ein self-publishing Werk, seitdem sind mehrere Kurzgeschichten bei unterschiedlichen Verlagen veröffentlicht worden. Letztes Jahr ist dann mein zweiter Roman bei Shadodex erschienen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Mit 13 las ich sehr viel, insbesondere Werke von J.R.R. Tolkien, Isaac Asimov, Terry Pratchett, Stephen King und Philip K. Dick. Ich war frustriert, wenn die Bücher zu Ende gingen, und ich noch so tief gedanklich in diesen faszinierenden Welten feststeckte. Ich begann, sie für mich selbst weiter zu spinnen. Damals machte ich meine ersten Gehversuche in der Schreiberei, doch dann bekamen andere Dinge Priorität. Der Drang zu Schreiben blieb, aber erst nach dem Besuch eines Schreibseminars vor einigen Jahren ist mir klar geworden, dass es diese Tätigkeit ist, die mich wirklich erfüllt.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
- „Ein Orbit voller Hacker – Nerdaner 1058“ - ein humorvoller Science-Fiction Roman, der die Nutzung heutiger Mobilgeräte parodiert, und die Kommunikations(un)fähigkeit typischer Nerds aufgreift.
- „Nano: Lüneburg“ – ein actionreicher Cyberpunk Roman, der ein dystopisches Szenario im Mitteleuropa des frühen 22. Jahrhunderts zeichnet, in dem künstliche Intelligenz und Nanotechnologie eine zentrale Rolle spielen.
- Kurzgeschichten „Annas Kreuz und Kalte Vergangenheit“ – spannende Grusel/Mysterygeschichten
- Kurzgeschichte „Ein Herz aus Blech“ – Science-Fiction online Kurzgeschichte in dem künstliche Intelligenz eine zentralle Rolle spielt.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, ich arbeite derzeit an einem weiteren Cyperpunk Roman. Zusätzlich befindet sich meine Kurzgeschichte „Der Flug des Falken“ im Lektorat
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Abgesehen vom Schreiben bin ich auch Gamer (VR-Flugsimulation, RPG, Strategie) und ich besitze einen Flugschein (Motorsegler)
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Der oben genannte Autor J.R.R. Tolkien ist mit „Herr der Ringe“ mein mit Abstand liebster Autor, auch wenn seine Schreibweise nach heutigen Maßstäben eigenwillig ist. Ansonsten habe ich in letzter Zeit „Red Rising“ von Pierce Brown und „Nevernight“ von Jay Kristoff sehr genossen. Da ich Mitglied bei PAN (Phantastik Autoren Netzwerk) bin, habe ich auch Kontakt zu anderen deutschsprachigen Autor/innen und deren Arbeit sehr schätzen gelernt (z.B. Jacqueline Mayerhofer oder Monika Grasl)
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich schreibe am liebsten zuhause an meinem Mac Mini mit dem tollen Schreibprogramm Papyrus Autor. Wenn ich unterwegs bin, nutze ich mein altes Ipad Pro mit Tastatur und nutze Scrivener. Die produktivste Zeit für mich ist früh morgens, gerne auch eine Stunde bevor ich meinem Brötchenjob nachgehe. Die besten Ideen kommen mir, während ich spazieren gehe, bevorzugt in Gegenden, in denen ich wenig Menschen treffe, die mich ablenken könnten.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich stehe um 5 Uhr morgens auf, mache mir einen Espresso mit geschäumter Milch, dann schreibe ich bis ca. 6:30. Danach beginnt meine Home-Office Zeit, die ich versuche mit den Pflichten eines Familienvaters in Einklang zu bringen. Je nach (Büro) Wetterlage mache ich einen Kreativspaziergang und notiere mir dann die Ideen, Plot und sonstiges, das mir eingefallen ist. Der Rest des Tages ist mit Arbeits- und Familienpflichten gefüllt. Normalerweise geht mein Tag mit einem guten Buch in der Hand spätestens um 22 Uhr zu Ende.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich schreibe sehr gerne Science Fiction und Dark Fantasy. Ich lese gerne Science Fiction, Dark Fantasy, Fantasy und manchmal auch historische Romane
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Was das Schreiben angeht ist eines meiner Lieblingssprüche tatsächlich „Wer schreibt, der bleibt!“, weil ich es immer wieder faszinierend finde, Texte und Gedankengänge von Menschen lesen zu dürfen, die weit weg sind oder gar nicht mehr leben. Es wäre toll, wenn einige Werke von mir noch lange gelesen würden, deswegen geistert mir dieser Spruch beim Schreiben immer durch den Hinterkopf.
Ein Zitat aus einem meiner Bücher zu meiner Arbeit: „Ich habe herausgefunden, dass er ein Sonderling war … [Er] hat meistens zu Hause gearbeitet, dem Haus, das ich in meinen Träumen sehe.“ (Nano: Lüneburg)
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich bin in Portugal aufgewachsen, daher verbinde ich viele schöne Dinge mit diesem Land und seinen lieben Menschen. Auch Irland ist ein wunderbares Land, das ich schon oft besuchen durfte.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ehrlich gesagt, das ist bei mir tagesform-abhängig. Ich habe durch Kritik sehr viel gelernt und letztlich hat sie mich ja zu dem gemacht, der ich heute bin. Aber manchmal ist es schon verdammt schwer, zu hören, wie jemand das in einem Moment zerreißt, was mich Stunden oder Tage Arbeit gekostet hat und mir am Herzen liegt. Auf jeden Fall hilft es, wenn die Kritik konstruktiv ist und ehrlich. Dann bringe ich das innere Teufelchen zum Schweigen und versuche aus der Kritik zu lernen.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Nun, ich habe mein erstes Buch ja im self-publishing veröffentlicht und das war eine wichtige Erfahrung. Mein Buch hatte allerdings relativ wenig Reichweite und war nicht in wichtigen Katalogen gelistet. Ich hatte zwar ein Lektorat finanziert, aber wenn ich das vergleiche mit der Verlagsarbeit, so habe ich doch insgesamt bei dem Verlag viel mehr Feedback bekommen, was sehr viel wert war. Der Verlag hat halt unendlich mehr Erfahrung und Kontakte. Und es ist einfach toll, sich nicht ganz alleine mit der Materie zu befassen müssen.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Bitte schreibt Rezensionen und kauft Bücher gerade auch von kleineren Verlagen! Im letzten Jahr haben die kleinen Verlage viel mehr gelitten als die großen Verlagshäuser, die eine ganz andere Reichweite über amazon & co haben. Nischenverlage wie Shadodex benötigen eigentlich Messen und Events, die ihnen die dringend benötigte Reichweite verschaffen. Da ich es unglaublich tragisch finden würde, wenn in Zukunft nur noch die Großen überleben würden, gebt den kleinen Verlagen eine Chance! Die Geschichten sind echt gut und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und wie gesagt – bitte schreibt Rezensionen!

Sonntag, 28. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Bote des Lichts - Glaubst du an Schicksal? von Sara C. Schaumburg

 


Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Autorin Sara C. Schaumburg, um mit ihr über ihr Buch „Bote des Lichts – Glaubst du an Schicksal?“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Hallo, ich freue mich heute wieder hier sein zu dürfen. :)
Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
Es ist eine Young Adult Story mit kleinen Fantasy-Elementen, die ansonsten aber in der realen Welt spielt. Es geht um die 16-jährige Anna, die sich ihr bisheriges Leben vollkommen durch ihre einflussreichen Eltern hat diktieren lassen. So ist geplant, dass sie eines Tages die Firma ihres Vaters übernehmen soll. Ihre eigenen Wünsche spielen dabei scheinbar keine Rolle. Im Urlaub an der Nordseeküste begegnet ihr Kim, ein frecher junger Mann, der mit seiner Art nicht nur ihr gesamtes Weltbild ins Wanken bringt, sondern auch Annas Herz im Sturm erobert. Kim jedoch hütet ein dunkles Geheimnis, das letztendlich das Leben des Mädchens wohl für immer verändern wird.
Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Oh, das ist total unterschiedlich. Jede Szene besitzt ihren ganz eigenen Reiz. ;)
Ich liebe die lustigen Stellen in diesem Roman, die mir schon beim Schreiben das eine oder andere Grinsen entlockt haben und dies bei meinen Lesern hoffentlich auch tun.
Die romantischen Szenen sind auch toll, aber am meisten gefällt mir das letzte Drittel meines Buches. Es nimmt dort noch einmal richtig Fahrt auf und ich bin beim Schreiben gefühlt eins mit meiner Protagonistin geworden. Damals war ich so sehr drin in meiner eigenen Geschichte, dass ich nicht mehr viel um mich herum mitbekommen habe. Die erste Version dieses letzten Drittels ist in einer einzigen Nacht entstanden, in der ich ungelogen von abends gegen 21 Uhr bis morgens um 5 Uhr fast durchgängig am PC saß. Ich kann mich nicht erinnern, in dieser damaligen Nacht überhaupt noch geschlafen zu haben! Die Glücksgefühle haben mich durch den folgenden Tag getragen, konnte ich doch in der Nacht noch das Wort ENDE unter mein Manuskript setzen. Ja, ich glaube, die dramatischen und traurigen Szenen liegen mir am meisten. ;)
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Da gibt es viele, die ich allerdings nicht ohne zu spoilern vorstellen kann. Zumal ich es immer schwierig finde, Textstellen aus dem Zusammenhang zu reißen.
Ich versuche es mal mit einem Ausschnitt aus dieser Szene hier (Meine Protagonistin liegt vermeintlich allein am Pool und ist in Gedanken versunken):
Ich hatte meine Augen fest geschlossen und dachte nach. So viele Puzzle-Teile lagen vor mir, doch ich war nicht in der Lage, sie zusammenzusetzen. (…) Ich seufzte frustriert. Warum bloß musste alles derart kompliziert sein …?
„Hübscher Bikini!“ Diese freche Stimme kannte ich doch! Erschrocken schaute ich auf und starrte direkt in Kims grinsendes Gesicht. Seine azurblauen Augen blitzten.
„Hi“, stammelte ich überrascht und spürte, wie ich unter seinen Blicken sogleich rot wurde. Sein Grinsen wurde daraufhin noch eine Spur breiter und er setzte sich betont langsam ans untere Ende meiner Liege.
„Woher weißt du, dass ich hier bin?“, fragte ich und schaffte es zu meinem Ärger nicht, den nervösen Unterton aus meiner Stimme zu verbannen. Wieso bloß brachte mich seine Gegenwart schon wieder derart durcheinander?!
Vielleicht, weil ich hier gerade halbnackt vor ihm liege?! - verhöhnte ich mich in Gedanken selbst und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
„Ich wollte dich besuchen und Gerke war so nett, mir zu verraten, wo ich dich finden kann“, schmunzelte Kim sichtlich amüsiert.
„Oh, ach so.“ Eine geistreichere Antwort wollte mir im Augenblick nicht einfallen. Ich räusperte mich verlegen.
„Mache ich dich etwa nervös?“ Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen und jagte mir damit einen Schauer über den Rücken. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, strich Kim behutsam eine feuchte Haarsträhne hinter mein Ohr. Eine kleine Berührung, die mir beinahe die Luft zum Atmen raubte.
„Lass uns schwimmen gehen“, flüsterte er sanft.
Ich nickte benommen. Unfähig, irgendetwas anderes zu tun. Jetzt erst fiel mir die Badehose auf, die er trug. Er streifte das graue T-Shirt ab und warf es achtlos auf meine Liege. Seine blauen Augen leuchteten derart intensiv, dass ich schlucken musste.
Wie viel echte Sara steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
Das ist eine gute Frage … hmm … Das Setting spielt an der Nordsee in Friesland, genauer gesagt. Ich liebe diese Gegend dort und fühle mich ihr tief verbunden. Sie in meinen Geschichten einzubauen ist für mich ein bisschen wie nach Hause kommen.
In „Bote des Lichts“ geht es auch ein Stück weit um Schicksalsschläge und wie man im Umgang mit ihnen wachsen kann. Die Ur-Version meines Manuskriptes entstand, als ich ungefähr 23 Jahre alt war. Ich habe mit diesem Werk ein Stück weit meine Gefühle im Umgang mit zwei eigenen, nah auf einander folgenden Schicksalsschlägen verarbeitet. Von daher lässt sich wohl sagen, dass in diesem Roman so viel von mir steckt wie in keinem anderen meiner Werke bisher.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Mein Protagonist Kim würde mich vermutlich als kaltherzig und abgebrüht bezeichnen und sicherlich würde er mich für so manches zur Rechenschaft ziehen wollen. Immerhin muss er dank mir einiges ertragen und kommt an manchen Stellen nicht wirklich gut weg. ;)
Wie mich Anna beschreiben würde, weiß ich gar nicht so genau. Ihr könnt sie ja mal fragen… ;) Auch sie muss manches aushalten, aber am Ende helfe ich ihr, die richtigen Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen. Da darf sie sich eigentlich nicht mehr beschweren, meint ihr nicht auch?! ;D
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?
Der Titel hat sich in der Tat sehr oft verändert, bis es zum Schluss dieser hier wurde. Mein Arbeitstitel war viele Jahre lang schlicht und einfach „Der Weg“. Inhaltlich passend, aber nicht besonders ansprechend, oder?! ;) Von „Wege des Schicksals“ über „Der Bote“ war vieles dabei und jedes Mal wusste ich: Das ist es einfach noch nicht. Ich glaube, ich stand in der Küche und kochte gerade, als der Gedankenblitz mich überfiel.
Plötzlich war er da - der Titel - einfach so. :D
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich bin sehr zufrieden mit diesem Cover!! Allerdings ist es in der Print-Version ein wenig zu dunkel geraten für meinen Geschmack. Außerdem würde ich mir wünschen, dass man die Schrift nebst Wolf und Nebel im Dunkeln leuchten lassen könnte. Das wäre mega!! ;D
Ich weiß natürlich, dass das nicht mal eben so möglich ist. Aber seid mal ehrlich, – das hätte schon was, oder?! ;)
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Aus einer positiven Szene: „Lass mich raten, dein Frühstück bestand heute aus Traubenzucker und Energydrinks?!“
Aus einer schwermütigen Szene: „Es ist nicht zu früh. (…) Es ist nur für euch Menschen zu früh. (…) Für euch Menschen ist es immer zu früh ...“
Danke für das Gespräch.
Vielen Dank, dass ich kommen durfte!
Ich hoffe, es ist mir gelungen, euch ein wenig neugierig auf meinen Roman zu machen?! Dieses Buch bedeutet mir unwahrscheinlich viel und ich würde mich sehr freuen, wenn es irgendwann seinen Weg aus dem Schattendasein hinausfinden würde. ;)

Samstag, 27. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Die Zähmung eines widerspenstigen Herzens von Mo Kast

 


Buchvorstellung einmal anders



Heute ist ein komischer Tag. Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Mo Kast, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus, ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Die Zähmung eines widerspenstigen Herzens“ von Mo Kast. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Gerne doch. Für nette Gesellschaft sollte man sich immer Zeit nehmen!
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Im Klappentext und mit dem Titel klinge ich wie eine übelst schnulzige Liebesstory. Keine Ahnung, warum man mich so vermarktet. Eigentlich geht es nämlich nicht darum, ein Herz zu zähmen, sondern sich von manchen Vorstellungen zu trennen, in denen man sich verrannt hat. Sind meine Prioritäten wirklich diejenigen, die mich glücklich machen? Muss Liebe immer mit Drama verbunden sein? Und mag ich überhaupt Katzen?
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne, lustige oder schwierige, düstere, traurige Zeiten und Situationen zu führen?
Mo lebt für das Drama! Wenn sie etwas anderes behauptet, lügt sie. Sie liebt es, bestimmte Gefühle bis zum Maximum auszureizen. Deshalb bekommt man sich spielend einfach durch Geschichten, bei denen es sich ewig hinzieht, bis die Protagonisten zueinander finden. Und das hat sie in mir voll ausgekostet.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Oh, die hier mochte ich sehr. Wegen den Schafen!
Es war, als könnte Isaac endlich wieder atmen. Selbst der Druck auf seiner Brust, wenn er an Thomas dachte, hatte sich gelockert. Wahrscheinlich auch, weil er zu einer wichtigen Erkenntnis gekommen war: Er brauchte keine Beziehung mehr. Nicht mit Thomas und mit niemandem sonst. Sein Glück fand man in sich selbst, nicht in der Liebe.
Der Gedanke kam ihm, als er am Rande einer Klippe stand. Vor ihm breitete sich das wilde Meer aus. Der Wind trug den Geruch nach Salz und Freiheit mit sich. Hinter ihm mähte ein Schaf. In solchen Momenten wurden die großen Gedanken geboren, oder? Wenn sich die Welt so riesig anfühlte, dass für jede Möglichkeit und Entscheidung genügend Platz war.
Julius stand neben ihm und schwieg ebenso wie er.
Sie waren nur zu zweit, weil Walter das Stück die Klippen hoch nicht mehr laufen wollte, der alte Mann.
Ihre Blicke trafen sich. Julius’ Mähne wurde durch den Wind noch mehr zerzaust. Kein Lächeln auf den Lippen wirkte er in dem Moment trotzdem unheimlich schön.
Weißt du wie viel Mo tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Manche der Charaktere spiegeln Menschen aus ihrem Umfeld wieder. Besonders wichtig war es ihr, einen Protagonisten zu schreiben, der nicht schüchtern und super introvertiert ist, der aber trotzdem nicht immer die engste Verbindung zu seinen Gefühlen hat und sich auch nicht ganz sicher ist, was er will, obwohl er strukturiert und gefestigt wird.
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Isaac: Ich empfand die Autorin als moderat und war sehr zufrieden damit, dass sie mir meine Eigenwilligkeiten gelassen hat. Warum ich der Hauptcharakter bin, verstehe ich allerdings nicht und war mir zuweilen etwas unangenehm, weil ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe und sie doch einige sehr intime Dinge über mein Leben preisgegeben hat.
Julius: Na ja, wäre ich der Hauptcharakter geworden, hätte jeder mitbekommen, was für ein emotionales Wrack ich die ganze Geschichte über gewesen bin. So kam ich wenigstens cool und witzig weg.
Buch: Apropos cool und witzig ... Wisst ihr ja, was ich faszinierend finde? Wie eine Autorin mit dem Humor einer Auster und der Coolness einer Wüste überhaupt jemand cool und witzig wirken lassen kann.
Julius: Vielleicht hat sie eine gute Beobachtungsgabe?
Buch und Isaac schauen skeptisch.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Oh, der Titel. Ich hieß früher "17:59, it's Guinness Time", aber das ist markenrechtlich natürlich nicht erlaubt. Als Arbeitstitel hatte ich "Zeit für ein Bier". Und dann sollte ich eine Zeit lang "Okay, cool" heißen. Schlussendlich wurde es aber "Die Zähmung eines widerspenstigen Herzens" als eine Referenz auf Shakespear, weil Isaac Brite ist und seine Katze nach einem Charakter aus Shakespear benannt hat. Nicht, dass es jemals erklärt werden würde ... ts.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich sehe fantastisch aus! Also, wow. Ich bin so hübsch! Alles an mir! Nicht nur von außen, sondern auch von innen. Mein Cover ist ja schon sehr nice, aber ich habe in mir neben dem Inhalt auch über dreißig Farbillustrationen! Also na ja, zumindest meine Printausgabe. Also ja, ich bin äußerlicher wie innerlich wundervoll!
Kannst du uns vielleicht auch schon verraten, ob die Autorin viele echte Plätze eingebaut hat oder ob die Orte im Buch der Fantasie entspringen?
Oh, so einige! Die Fischweiher sind die Fischweiher ihrer Kindheit, an denen sie jeden Tag verbracht hatte. Die Location der Hochzeit ist direkt im Nachbarort und so unheimlich wunderschön, dass sie selbst überlegt hatte, dort zu heiraten. Das Hostel in Leeds ... gibt es wirklich! Und sie war dort gewesen! Zum Glück kam sie mit allen Organen wieder zurück. In East Finchley lebt ihr Onkel und sie war selbst einmal für einen Monat in London und hat die Tour von Julius und Isaac gemacht. Auch in Brighton war sie mit Pisswetter.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Liebte man den richtigen Menschen, so wuchs die Liebe. Sie war nicht starr wie ein Fels in der Brandung, aber auch nicht zart wie eine Blume, sondern wie kräftige Ranken, die sich an Felsen krallten, darüber hinauswuchsen und sich von heftigen Stürmen nicht entwurzeln ließen, sondern mit ihnen bewegten. Mit jedem gemeinsamen Moment wurde die Liebe etwas größer und jede Erschütterung sorgte nur dafür, dass die Wurzeln tiefer gingen, um für das nächste Mal gewappnet zu sein.
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.

Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.

Freitag, 26. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Der Schlagmann (AlltagsPausen 1) von Yvonne Beetz



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Autorin Yvonne Beetz, um mit ihr über ihr Buch „Der Schlagmann (AlltagsPausen 1)“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Hej.
Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
Ein junger Mann zweifelt an sich und seinen Fähigkeiten. Vor lauter Ängsten will er aufgeben, sich seinen Traum zu erfüllen. Er entstammt einer indischen Familie und glaubt also an das Spirituelle. Ihm wird ein Geist als Mentor zur Seite gestellt. Da dieser allerdings eine andere Lebensauffassung hat, ist das schwieriger als gedacht.
Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Erst einmal ist ein einfacher Weg „leichter“ zu schreiben. Und das ist bei mir meistens der erste Schritt. Aber das will niemand lesen, weil es schlichtweg langweilig ist. Es muss also etwas passieren. Und das ist mein zweiter Schritt. Entweder bereits im Schreibprozess oder dann in der Überarbeitung. Deswegen habe ich Testleser. Sie sagen mir knallhart „Das ist langweilig. Diese Stelle habe ich überflogen.“
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Die gesamte Story – grins.
Wie viel echte Yvonne steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
Wenig bis gar nichts.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Kreativ. Konzentriert beim Schreiben. Strukturiert bei der Überarbeitung. Chaotisch, wenn zu viele Gedanken und Ideen auf einmal auf mich einstürzen.
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?
Während des Schreibens ändert sich der (Arbeits-) Titel nicht. Die originale Geschichte ist als Drehbuch für einen englischsprachigen Wettbewerb entstanden und heißt übersetzt „Schlagabtausch“. Dieser Titel und auch andere Ideen die ich hatte, waren bereits vergeben.
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ja, ich bin zufrieden damit.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
„Er hatte ein Ziel vor Augen und das erreichte er nicht, wenn er an die Vergangenheit dachte.“

Danke für das Gespräch. 

[Autoreninterview] Yvonne Beetz

 Autoreninterview

Yvonne Beetz

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mein Name ist Yvonne Beetz und ich bin Autorin für Jugendliche und Erwachsene im Bereich Fantasy, aber auch Mystery.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Durch einen Deutschlehrer, der selbst Schriftsteller ist.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Mehrere ShortStories in Anthologien.
„The Last Inning“, eine Geistergeschichte für Kinder ab 10 Jahre, eine Kurzgeschichte
Mein Debütroman „Die Wolkenfabrik“ erscheint über den WreadersVerlag im September 2021
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Mein 2. Romanprojekt ist „A Magical Light“, eine Urban-Fantasy
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Cricket spielen
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Da habe ich ziemlich viele und die meisten sind bereits verstorben. Ich würde nicht mit ihnen lesen wollen, sondern mich eher fachlich austauschen und quatschen.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Am liebsten in Cafés, mit einer Tasse Cappuccino. Da das zurzeit nicht geht, beim Spazierengehen. Allerdings diktiere ich hier viel in mein Handy. Ich muss nur auf die Leute aufpassen, die schauen sonst komisch :D
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Das meiste ist leider die Beschäftigung mit marketingtechnischen und organisatorischen Sachen. 2-3 Stunden Social media zum Beispiel. Wenn alles zur Ruhe gekommen ist, befasse ich mich näher mit meinen Geschichten. Ich bin ein Nachtschreiber.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Belletristik & Lyrik beim Lesen, Fantasy beim Schreiben
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Lieblingszitat: Keine Straße ist lang mit einem Freund an der Seite. (Steht auf meinem Schreibtisch)
Zitat über meine Arbeit aus einem meiner Bücher: Was wäre, wenn es nur ein Teil der Wahrheit ist? (aus: Der Bernsteinleuchtturm, erscheint am 18.04.2021)
Diese Frage stelle ich mir tatsächlich sehr oft beim Schreiben, also nach dem Motto „Was wäre wenn?
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Nein. Da mache ich kein Unterschied.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ja. Ich ziehe mir das aus der Kritik heraus, was ich umsetzen kann und versuche es dann dementsprechend zu verbessern. Was mir nicht möglich ist, vergesse ich schnelle wieder und es spielt keine Rolle für mich.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen? Oder Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Haha! Ich bin beides :) Ein sogenannter Hybrid-Autor.
Für die großes Romane habe ich mich für Verlage entschieden. Einfach weil mir dabei ziemlich viel abgenommen wird. Nicht was das Marketing betrifft, sondern viel an Korrespondenz mit Lektoren, Korrektoren und Coverdesignern.
Für die Kurzgeschichten habe ich mich für das SP entschieden, weil es für die Verlage finanziell nicht rentabel genug ist, diese zu veröffentlichen.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ich freue mich immer über Feedback. Wenn du wissen willst, wie eine meiner Romane entsteht, bist du auf der Leseplattform @wattpad genau richtig. Hier kannst du zu jedem Absatz den ich vorab veröffentliche deine Meinung zum Text sagen. Manchmal bin ich nämlich betriebsblind und übersehe etwas. Da bin ich für jede Hilfe dankbar. Nur so kann ich als Autorin besser werden und dir spannende Erlebnisse schenken.

Donnerstag, 25. März 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Im Bann der Finsternis: Venus - Die Liebende des Lichts von Marc Short

  


Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Protagonistin Venus, um mit ihr über das Buch „Im Bann der Finsternis: Venus – Die Liebende des Lichts“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für das Buch zu antworten.
Wer wie Du, mich mit Freude und reinem Herzen und aus Liebe ruft, dem antworte ich und zu dem komme ich gerne. Und unter uns Frauen: So war mir auch erlaubt, den Quelldrachen Drashé zu rufen, um mit ihm zu Dir zu fliegen. Er wurde extra für Dich von seiner Aufgabe entbunden … aus der Unterrichtung mit Mars aus dem zweiten Buche wirst Du wissen, dass er dem Amazonental untersteht und sein Wirken dessen Schutz unterstellt ist.
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Sieh doch einmal in den Himmel, Du siehst mich dort morgens und abends – der Venusstern ist immerdar, ich bin immerdar. Auch, wenn du mich zur Mitternachtsstunde vermisst.
Wie Mercure und Mars möchte ich aus dem dritten Buch zitieren, dass mir gewidmet ist: „Die Venus, ein Planet ähnlich groß wie die Erde. Nur mit deutlich mehr Kohlenstoffdioxid. Das hellste Gestirn nach dem Mond in der Abenddämmerung. Niemals zu sehen jedoch um Mitternacht, dafür am Morgen wie am Abend. Immerzu geschlossene Wolkendecken sorgen dafür, dass die Atmosphäre stets undurchsichtig ist. Das ist mein Planet, aus ihm ziehe ich meine Kraft. Und so wie der Boden meines Planeten ständig glüht, so versprühe auch ich immerzu Energie, welche sich in Hoffnung bündelt, in Strahlen der Liebe, die ich über die Erde fächere.“
Nun weißt Du, dass wir uns kennen, dass wir uns schon oft gesehen haben. Doch diese meiner Geschichte, sie kennst du noch nicht.
Was macht diesen 3. Teil so besonders, dass ihn jeder lesen sollte?
Er ist Anfang und Ende, das große Ganze. Wie Yin und Yang, wen man sie symbolisch gemeinsam sieht verständlich werden, so werden durch den dritten Teil der erste und der zweite noch klarer. Was vorher kam, wird nun erklärbar und sichtbar. Es geht um Deine Welt, was auf ihr und mit ihr geschieht, möchtest Du das nicht wissen? Zudem brauche ich die Kraft deines Herzens, deine Liebe, um zu bestehen. Du wirst das verstehen, wenn Du zu lesen beginnst. Bitte, habe vertrauen in mich, so wie in Dich. Die Kraft der Liebe ist stark in Dir.
Beschreibe uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen.
Warum begibt sich eine Planetengöttin freiwillig in die Hände des Feindes? Weil sie Hoffnung hat, an die Liebe glaubt und ihre Brüder und Schwestern so wie die Erde selbst retten möchte. Ich werfe alles in die Waagschale – meine Seele, meine Planetenkräfte, ja mein kostbarstes Gut – meine Venuswimper. Wenn sie fällt, ermächtig sie dem, der sie fängt, freiwillig gegeben, einen Wunsch. Ganz gleich welchen. Und ich bin Bindeglied der Goldenen Dreiheit, die hier und jetzt und heute, in diesem dritten Teil als letzte Bastion gegen die Dunkle Dreiheit steht …
Glaubst du, macht es dem Autor mehr Spaß dich durch leichte, einfache oder schwierige, düstere Situationen zu führen?
Meine Situation ist weder schwer noch leicht und ich habe mich ja selbst in diese Lage gebracht. Um den Weg der Liebe zu zeigen, habe ich diese Situation geschaffen. Ich bewundere, wie der Autor mich durch diese Lage manövriert hat und wie er sich in mich hineingefühlt hat. Meine Stärken und meine Schwächen werden sichtbar, ja meine Vergangenheit; und Marc hat mit meiner Unterstützung Drashé, den Quelldrachen aus dem Amazonental, zu dem gemacht, der er ist – und das will ich hier verraten (Achtung Spoiler): ein Schützer meiner Seele und meines Planeten.
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch?
Da gibt es in der Tat eine Szene, die mich besonders froh stimmt und mir Hoffnung für die Zukunft machte – eine Szene, in der zwei Krieger, trotzdem dass sie auf verschiedenen Seiten stehen, sich mit Achtung begegnen: „Heute gehen wir in Frieden“, bestätigte Mandale. „Doch ein Kampf zwischen uns steht noch aus. Ob auf Leben und Tod oder zur Prüfung allein, das ist die Frage, die offenbleibt. Ich kann dich ausstehen, junger Krieger. Allerdings kann ich es nicht ausstehen, wenn man mich belehren will oder mir gar einen Weg aufzwingen möchten.“ (Der Vampyr Mandale zu Argon, dem göttlichen Vasallen)
Was glaubst du, wie viel Marc steckt in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter?
Liebe und Hingabe für unser blaues Juwel mit Sicherheit. Nun, dem Leser wie dem Schreiber wird vielleicht offenbar, welche Kraft die Liebe hat und was sie bewirken kann, wenn man ihr vertraut – und sich selbst. Wenn die Planetenkraft und meine Liebe die Herzen von Dir und anderen Lesern erreicht hat, so ist vieles gelungen.
Wie würdest du deinen Autor beschreiben?
Ich blicke durch die Augen der Liebe, durch die er auch mich sehen lässt. Er hat ein Herz für Bücher, für seine Protagonisten und für gute Geschichten. Dieser Satz sollte reichen.
Weißt du, wie es zu dem Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert? Hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht?
Hierzu wurde von Mercure berichtet, von Mars ergänzt. Mir bleibt nur hinzuzufügen, dass ich zum großen Ganzen mehr beitragen konnte, als vielleicht anfangs ersichtlich war. Wir sehen nun, wie nahe sich Licht und Dunkel sind. Ohne die Nacht gäbe es keinen Tag, ohne die Dunkelheit keine leuchtenden Sterne. So ist es nur richtig, dass wir lernen, der Dunkelheit zu vertrauen und in ihr ein Licht zu entzünden. Dass dieses auch zu einer mehr als innigen Verbindung führen kann und fähig ist … das muss manch ein Planetengott erst verdauen. Aber sagt nicht auch ihr Menschen: Man lernt niemals aus. Was für euch gilt, gilt ebenso für uns und alles Leben.
Gefällt dir das Cover zu 100% oder hättest du einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Ich liebe dieses Cover von ganzem Herzen. Es enthält den Glanz meines Planeten, die Kraft der Liebe und ich liebe die Symbolsprache. Ein Drache namens Drashé würde vielleicht noch hinzupassen, aber wenn Du ihn in Deiner Vorstellung ergänzt und mit Deiner Phantasie um alle drei Bänder kreisen lässt, als Verbindung zwischen Anfang und Ende, zwischen Licht und Dunkel, so ist das noch weit mehr, als das Abbild auf dem Cover geben könnte.
Was ist dein Lieblingszitat aus dem Buch?
Allerdings ja, da gibt es eine Stelle … es sind Gedanken und Worte, die mir in dunkelster Stunde meiner Gefangenschaft geholfen haben, Vertrauen geschenkt haben und durch die meine Planetenkraft unumwunden zu mir kam: Venus, dachte sie, du bist das hellste Gestirn am Firmament! Gib mir in dieser Zeit von deinem Glanz, möge dieser ein Schild schmieden, undurchdringbar und unbeherrschbar, denn der Abendstern ist der Morgenstern und dies ist der Venusstern.
Danke für das Gespräch.
Danke für Deine Aufmerksamkeit. So wie ich Dein Herz berühren und Deine Seele mit Liebe füllen durfte, war es mir eine Ehre, hier zu sein. (Sprachs und verschwand mit dem Quelldrachen Drashé, eine golden glänzende Venusmuscheln zurücklassend …)

Mittwoch, 24. März 2021

[Schnipseltime] Mein unfassbarer Sommer in Sitebüttel von Andreas Tietjen

  


Immer wenn ich nichts zu tun hatte, oder, wie in diesem Fall, einfach nur meine Ruhe haben wollte, verzog ich mich in meinen Aussichtsturm auf dem Scheunendach. Der Rundblick von dort war jeden Tag anders, und es war spannend, die Menschen und Tiere um mich herum zu beobachten, ohne selbst entdeckt zu werden. Briefträger Mielmann reagierte auf meine Scherze nicht mehr und Hofhund Bilbo wusste inzwischen, wie der Hase lief. Gab ich jedoch hoch oben in meinem Versteck irgendwelche Geräusche von mir, so konnte ich sicher sein, dass wenige Minuten später Peggy auftauchen würde. Um wirklich in Frieden gelassen zu werden, musste ich mich deshalb mucksmäuschenstill verhalten. Manchmal legte ich mich in meiner luftigen Bude einfach auf eine der kurzen Bänke und hörte uralte Musik von Ritas Walkman. »In-a-Gadda-Da-Vida« oder »wohle Lotta Love« hießen die Titel zum Beispiel. Bandnamen, wie King Krimson, Iron Butterfly, Greatful Death und Van der Graaf Generator klangen für mich wie Begriffe aus einem Grusel- Fantasyfilm. Peggy war ein Fan von Gartelmans House, Frumpy und Tomorrows Gift – nie gehört!

Dann kam einmal Peter zu mir nach oben, unterm Arm einen Karton mit Elektrogedöns. Er wollte eine Funkantenne auf dem Dach unseres Türmchens installieren und bei der Gelegenheit gleich Licht und eine Steckdose einrichten. Ich fand die Idee toll und half ihm spontan dabei, die Strippen zu verlegen. Nun könnte ich dort oben auch im Dunkeln sein – nur wurde es zu dieser Jahreszeit kaum dunkel. Peter nagelte die Kabel mit Schellen an die Holzbalken und ich durfte wieder einmal Handlanger spielen. Mein Ehrgeiz ließ mich jedoch nach Möglichkeit immer den nächsten von Peters Arbeitsschritten voraussehen, um dann mit dem richtigen Werkzeug oder Montageteil bereitzustehen. Das machte offensichtlich Eindruck auf ihn. Nach einer Weile begann er in einem anderen Tonfall mit mir zu sprechen, so, als wären wir echte Kumpel. Peter schaltete die Sicherung wieder ein und ich rief von weit oben zu ihm herunter: »Alles Okay, das Licht brennt!«

Als er wieder bei mir im Türmchen angekommen war, prüfte er noch einmal alle Leitungen durch, dann entnahm er seinem Karton einen olivgrünen, abgeschrammten Blechkasten mit allerlei Knöpfchen und altmodischen Anzeigeinstrumenten und stellte ihn auf eine der Bänke.

»Was ist denn das für eine Kiste?«, fragte ich und er antwortete voller Stolz, dass es ein Armeefunkgerät sei, welches er, während seiner Bundeswehrzeit, abgestaubt hatte.

»Das Teil dürfte ich natürlich überhaupt nicht haben!«, erklärte er. »Und wenn mich die Post damit erwischt, dann bekomme ich eine saftige Anzeige!«

»Die Post? was hat denn die Post damit zu tun?«

Peter sah mich verächtlich an.
»Na ich benutze deren Funkfrequenzen! Das ist natürlich streng verboten.«

»A ha!«

Ich verstand nichts, aber wenn man Peter etwas fragte, wurde man gleich für blöd erklärt. Das hatte ich schon vorher bemerkt.

Peter schaltete den Kasten versuchsweise an und drehte an den Knöpfen. Die Nadeln der Anzeigeinstrumente schlugen wild aus und aus dem winzigen Lautsprecher kamen alle möglichen Geräusche. Dann plötzlich eine piepsige Melodie und die klare Stimme eines Mannes.

»Peter Acht an Zentrale. Kommen!«

Rauschen. Piepsen und: »Zentrale an Peter Acht, ich höre.«

»Hör mal Heinz-Hermann, in Ostehude liegt ein Wagen auf dem Dach im Graben. Ist aber keiner mehr drin. Schick mir doch mal Günner mit ‘m Abschleppwagen. Den können wir hier nicht so liegen lassen. Und dann schickt mal eine Fahndung raus nach den Halter, ich geb mal das Kennzeichen. Berta, Richard, Viktor ...«

»Das ist Polizeifunk!«, stellte ich überrascht fest.

»Und ›nach den Halter‹ hat er gesagt ... die können hier nicht einmal richtiges Deutsch!«

»Das sind unsere Provinzbullen. Den Peter Acht kenne ich. Der heißt Kulle und kommt aus einem Nachbardorf. Wachtmeister Kulle – so doof wie Stulle!«

Wir fingen an zu lachen. Peggy betrat unseren Turm und fragte neugierig: »Was macht ihr da? Was ‘n das für ‘n Kasten?«

»Du lässt gefälligst deine Finger davon, du Monster! Verdufte!«

Peter und Peggy – das Traumpaar schlechthin!

Später versammelte sich die gesamte WG in einer Art Wohnzimmer, welches Clubzimmer genannt wurde, vor dem einzigen vorhandenen Fernsehempfänger, um eine Sendung über den Vietnamkrieg zu sehen.
»Oh, ein Monochrom-Monitor!«, kommentierte ich überrascht den bläulich schimmernden Bildschirm.
Ein paar Bewohner sahen mich fragend an.
»Na ja, schwarz-weiß ... und Röhre!«, versuchte ich zu erklären.
»Ach, und der feine Herr hat zu Hause einen Farbfernseher, ja?!«, stänkerte Peter.
»Ja natürlich. Sogar einen 4K-Flatscreen!«
Micha mischte sich ein: »Weißt du, wir legen hier nicht so einen Wert auf Fernsehen und solche Dinge. Wir haben alle absichtlich ein Leben auf dem Lande inmitten von Natur und alternativen Lebenswerten gewählt.«

»Ich würde niemals tausend Mark für einen dämlichen Fernseher ausgeben!«, bestätigte Anne.

»Mark? Was für Mark?«

»Oh, habt ihr das gesehen?! Die schmeißen die ganzen Hubschrauber einfach ins Meer! Ist ja irre!«

Die Leute starrten wie gebannt auf die Mattscheibe – es war wirklich eine Mattscheibe! Amerikanische Soldaten stießen völlig intakte Helikopter von einem Flugzeugträger aus direkt ins Wasser. Einen nach dem anderen. Die Leute fingen an zu jubeln, sie schnatterten alle durcheinander und waren ganz aus dem Häuschen.

»Das gibts doch gar nicht! Hab ichs euch nicht gesagt? Die Amis sind fertig!«, frohlockte Jürgen.

Ich hatte von diesem Krieg gar nichts mitbekommen! War Papa nicht vor ein paar Monaten in Vietnam auf Konzertreise gewesen? Von Unruhen hatte er überhaupt nichts berichtet. Micha hatte sich neben mich gesetzt und ich sah aus den Augenwinkeln, dass er mich streng beobachtete. Er hatte wieder diesen Blick, den er immer hatte, wenn ich Dinge anzweifelte. Zum Beispiel als ich es Peggy gegenüber für absurd erklärt hatte, dass ihre zwanzigjährige Schwester angeblich vor vierzig Jahren bei einem Konzert gewesen war. Das war nun mal schwachsinnig, aber Micha hatte mich angesehen, als wäre ich im Begriff, ein Geheimnis zu verraten.

Nachdem die Sendung vorbei war, machten sich die Erwachsenen auf, um zu einer Kneipe in eines der Nachbardörfer zu fahren. Sie wollten sich mit anderen Freunden treffen, über das bevorstehende Festival sprechen und bei dieser Gelegenheit einmal den Bandbus ausprobieren. Ich glaubte einfach, dass sie sich von ihrem Lampenfieber ablenken mussten, denn es war nur noch zwei Tage hin bis zur Abreise.

»Gucken wir Disco?!«, bettelte Peggy, mit der ich mich plötzlich allein im Klubzimmer wiederfand.

»Mach, was du willst. Ist ja sowieso alles schwarz-weiß!«, resignierte ich.

Draußen goss es wie aus Kübeln. Das konnte ja ein tolles Open-Air-Festival werden! Wir hatten als Übernachtungsmöglichkeiten nur einfache Zelte. Altmodische Stoffzelte, die nicht so aussahen, als ob sie einen Regenschauer aushalten würden. Peggy hatte nun zu dieser Oldie-Musiksendung umgeschaltet. Disco. Die Sendung sah aus, wie eine Karnevalsfeier Außerirdischer! Ein Typ, der aussah, wie ein Versicherungsvertreter aus Rio de Janeiro trat platt vor die Kamera.

»Einen wunderschönen guten Abend, meine Damen und Herren, hallo Freunde!«, rief er einer Gruppe von Jugendlichen zu, die ihrer Kleidung nach gerade vom Kirchentag einer katholischen Untergrundbewegung zu kommen schienen.

»Hallo Ilja!«, antworteten sie im Sprechchor. Kotz!
»Oh, der ist sooo süß!«, schmachtete Peggy.

»Wer ist süß? Dieser Spacko?!«

»Der Ilja! Ich finde, der lächelt so süß. Und der sieht schon so männlich aus!«

Dazu fiel mir nicht einmal eine bissige Bemerkung ein! Puzi, dachte ich: Pubertierende Zicke!

Die Musik war unerträglich, Peggys angebeteter Schwarm Ilja zum würgen albern, und die ganze Veranstaltung wirkte wie ein Kindergeburtstag zu Hause beim Chef des amerikanischen Geheimdienstes. Bevor ich meine gute Laune verlor, erbarmte sich Peggy und schaltete weiter zu einem alten amerikanischen Gangsterschinken. Das war wenigstens lustig, besonders die Ausdrucksweise!
»Papalapap!«, sagte einer der Akteure, ein anderer:

»Los, her mit den Piepen!«, und: »Die haben sich einen hinter die Binde gekippt!« Der Sheriff nannte die Gangster »Gauner«, »Schurken« und »Ganoven«, die Bullen wurden »Polypen« und »Polente« genannt. Ich kriegte mich kaum noch ein. Zwischendurch wurde es immer wieder mal fett sentimental, dann, wie gehabt, hart und brutal. Auf jeden Fall schrien die Schauspieler die ganze Zeit über so laut, als müssten sie die ganze Strecke von Hollywood bis nach Deutschland gehört werden. Lustig war auch, wie die Leute mit Pistolen und Revolvern umgingen. Sie hielten diese Dinger komisch angewinkelt in Hüfthöhe und machten beim Schießen Bewegungen in Schussrichtung. Das sah so aus, als ob sie den Patronenkugeln einen Schubs geben wollten. Die Schauspieler hatten scheinbar noch nie etwas von Rückstoß gehört. Albern einfach!

Wir beide saßen da auf dem Sofa wie ein altes Ehepaar. Peggy hatte ihre Beine auf meine Knie gelegt und futterte Kartoffelchips aus einer riesigen Tüte.

»Uäähhh!«, machte sie. »Das ist ja widerlich!«

»Ist doch nur Filmblut. Das machen die aus Ketchup und nach dem Dreh stippen die ihre Bratwürste da rein«, erklärte ich.

Peggy sah mich entgeistert an.
»Und woraus machen die Filmkotze?«
»Keine Ahnung. Schmeckt aber süß. Nach Marzipan irgendwie.«
Jetzt veränderte sich ihr Blick wieder und sie schmachtete mich an, so wie sie es manchmal tat. Und das war mir ganz und gar nicht geheuer!

»Was du immer alles weißt!«

Sie bot mir von ihren Chips an, die sie zuvor genüsslich allein geknuspert hatte.

»Hast du echt einen Farbfernseher?«

Was sollte ich jetzt sagen? Wir hatten drei Stück davon zu Hause. Einen im Wohnzimmer, einen in Leas und einen in meinem Zimmer.

»Mein Vater ist Promi«, sagte ich entschuldigend. »Der hat genug Kohle.«

Peggy grübelte. Ich glaubte, dass sie nicht wusste, was ein Promi war. Sie blies sich ihren zu langen Pony aus den Augen.

»Willst du später auch mal Promi werden?«
»Nein, ich werde Medienwissenschaften studieren.«

Jetzt triefte ihr Blick geradezu. »Mädchenwissenschaften. Ja, ich glaube, das liegt dir!«